Stefanie Lasthaus - Das Frostmädchen

  • Inhalt:


    Als ihr Freund Gideon bei einem Streit handgreiflich wird, flieht die zwanzigjährige Neve hinaus in die klirrend kalte Nacht des kanadischen Winters und verirrt sich. Glücklicherweise wird sie rechtzeitig von dem jungen Künstler Lauri gefunden, der sie in seiner abgelegenen Blockhütte gesund pflegt. Bei Lauri fühlt sich Neve vom ersten Augenblick an geborgen, und zwischen den beiden entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte. Doch in der Nacht im Wald ist etwas mit Neve geschehen – etwas, das die uralte Wintermagie in ihr entfesselt hat …


    Rezension:


    Das Cover hat meine Aufmerksamkeit sofort erregt und nach dem Lesen des Klappentextes musste ich dieses Buch einfach lesen. Es passt einfach perfekt in die kalte Jahreszeit und zu einer warmen Tasse Kaffee. Der Schreibstil ist wirklich leicht verständlich und die Autorin hat die Fähigkeit die Winterlandschaft bildgewaltig und eindrucksvoll zu schildern. Die Landschaft und das Schneegestöber hat man direkt vor Augen und ich fand es einfach wie schwer und bedrückend die Atmosphäre durch die Worte vermittelt wurde.
    Unsere Hauptprotagonistin ist Neve und sie ist wirklich eine kleine Eisprinzessin. Blond, schlank und blass passt sie perfekt in diese Landschaft. Charakterlich ist sie zu Beginn schwer einzuschätzen und fast schüchtern. Sie wirkt oft verloren und sie tat mir in vielerlei Hinsicht leid. Lauri ist eher der Mann, der für sich bleibt, mit Einsamkeit kein Problem hat und seinen Freundeskreis eher klein hält. Seine Vergangenheit hat ihre Tücken und seine Person war mir sofort sympathisch. Die Handlung wird im Wechsel der beiden Charakter erzählt, dadurch kann man der Handlung sehr gut folgen und fühlt sich Neve, sowie Lauri sehr verbunden.
    Bis zur Hälfte fand ich das Buch spannend und war interessiert, wie es mit den beiden weiter geht. Allerdings stellte sich dann bei mir Frustration ein und ich hatte trotz der schönen Winterlandschaft wenig Lust das Buch weiter zu lesen. Es kam mir vor als würde ich in einer Dauerschleife stecken oder das Murmeltier würde täglich grüßen. Es wiederholt sich mehrfach das gleiche und irgendwann wurde es extrem nervig und langweilig. Warum sich die Autorin für diesen Weg entschieden hat kann ich nicht ganz nachvollziehen. Lieber wären es 100 Seiten weniger geworden, aber dafür spannend und knackig. Man hätte sicher aus der ein oder anderen Szene noch mehr rausholen können. Ich habe das Buch letztlich zwar beendet, aber so wirklich neugierig war ich irgendwann nicht mehr. Für mich war das Ende dann doch ziemlich vorhersehbar und unspektakulär. Und ganz ehrlich es ist doch etwas unrealistisch.
    Es ist auf jeden Fall ein Buch für dunkle Wintertage und heißen Tee, wenn draußen der Schnee fällt und der Wind an den Fensterläden klappert. Aber es ist definitiv nichts für Leser, die spannungsgeladene Fantasyromane bevorzugen.


    Bewertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Wunderschöne Liebesgeschichte in den einsamen Wäldern Kanadas, bedroht von einer uralten, gnadenlosen Magie


    Zum Inhalt


    Lauri sucht die Einsamkeit inmitten der unberührten Natur der Wälder Kanadas. In der Hütte von den Eltern seines Freundes. Die Abgeschiedenheit soll ihn inspirieren - er ist Maler, illustriert Kinderbücher und ein sehr zurückgezogener Mensch.
    Zur gleichen Zeit hat die 21jährige Neve Streit mit ihrem Freund Gideon. Der Kurzurlaub in Longtree sollte die Beziehung wieder kitten, doch die Situation eskaliert. Mich nichts als dem, was sie an sich trägt läuft sie in den verschneiten Wald und wird dort von Lauri gefunden. Fast erfroren glaubt er schon, sie zu verlieren, aber sie scheint sich zu erholen.
    Neve genießt die Fürsorge in der heimeligen Hütte, doch es ist die Zeit der Raunächte und nicht nur die Kälte droht das Schicksal der beiden zu


    Meine Meinung


    Ich kam recht schnell in den ruhigen und sehr angenehmen Schreibstil rein und war fasziniert von der kühlen Schönheit der Kulisse und den beiden Protagonisten, die eine ganz besondere Faszination auf mich ausgeübt haben.


    Stefanie Lasthaus erzählt abwechselnd aus beiden Perspektiven und so taucht man nach und nach immer mehr in die verstrickte Gefühlswelt ein. Sie haben beide eine prägende Vergangenheit und fühlen sich vielleicht deshalb recht schnell zueinander hingezogen. Manchen mag das zu flott gehen, aber wenn man den richtigen trifft, denkt man nicht wirklich darüber nach. Gerade diese Situation allein im Wald, Neve verzweifelt und ängstlich durch den Vorfall mit ihrem Freund Gideon und Lauri, der sich so plötzlich diesem verletzlich wirkenden Geschöpf gegenübersieht, hat schon eine ganz besondere Atmosphäre.


    Das zarte Herantasten der beiden, das Beobachten, Einschätzen und die Gefühle, die sich langsam ausgebreitet haben - das war so wunderschön sanft und intensiv beschrieben, dass ich mit jedem von ihnen mitgelitten und mitgefiebert habe und jeden Moment zwischen den beiden wie eine intime Nahaufnahme ihrer Seele erlebt hab. Zaghaft, vielleicht auch romantisch, aber keineswegs kitschig und in so einer behutsamen Art und Weise, die mich total berührt hat!


    - Neve, sie ist für mich die Sehnsucht, die jeder von uns in sich trägt: nach einem Heim, einem Ort, wo man scih geborgen und beschützt, ja sicher, fühlt.
    - Und Lauri ist für sie dieser Ort, diese Stille, die einen ausfüllt; wo man man selbst sein kann; ein verlässlicher Fels, der genau weiß, was man braucht


    Und beide sind logisch denkende Menschen! Also kein Teeniegehabe oder überspannten, in die Länge gezogenen Verwicklungen, sondern echt wirkende Gefühle und Gedanken von zwei empathischen Charakteren, die genau hinschauen und sich sehr gut ihrer Gefühle bewusst sind. Ebenso ihrer Schwächen wie Berechnung, Egoismus und die tiefe Sehnsucht, jemand gleichgesinnten zu finden.


    Gideon muss ich auch noch kurz erwähnen, denn obwohl er den Eindruck als machohafter, brutaler Rüpel macht, konnte ich seinen Standpunkt zu einem gewissen Grad verstehen. Neve muss noch viel lernen und sich aus ihrer Vergangenheit befreien - dafür war er einfach nicht der richtige.


    Obwohl hier viel auf die einzelnen Situationen eingegangen wurde, war es bis auf den Schluss nie langatmig oder gar langweilig - nur gegen Ende zieht es sich mal ein bisschen, was ich aber nicht so schlimm fand. Die Autorin hat hier sehr gut eingeschätzt, wann sie eine neue Facette mit ins Spiel bringen sollte, die wieder Abwechslung und auch Spannung mit reingebracht hat. Denn zwischen knisterndem Kaminfeuer und erwachender Liebe wartet die strahlende, eisige Kälte, die schon die Hand nach den beiden ausstreckt.
    Der magische Anteil wurde hier an die Sagen der Frau Holle angelehnt - die ja einige Hintergründe mehr aufzubieten hat als in Grimms Märchen und die perfekt zur Szenerie gepasst hat.


    Während ich ein typisches Jugendbuch erwartet hatte, hat sich die Geschichte zu einem erwachsenen, teilweise ernsten und anspruchsvollen Charakterspiel entwickelt, das tief in die Gefühlsebenen der Menschen eintaucht. Der Liebe und Suche nach innerem Frieden steht in starkem Kontrast die bittere Kälte und die gnadenlose Macht und Verführung der Magie entgegen, die Neve unerbittlich herausfordert.
    Es gab zwar einige Zufälle, die sich aber gut in das Gesamtbild eingeflochten und mich deshalb nicht gestört haben. Ein großes Plus war auf jeden Fall das man nie wusste, wie es tatsächlich für die beiden enden würde.


    Die vielen negativen Rezensionen kann ich wirklich nicht nachvollziehen - vielleicht waren die Erwartungen eine andere. Diese Geschichte muss man einfach auf sich wirken lassen, genauso, wie sie daherkommt. Ruhig, aber eindringlich, gefühlvoll, aber nicht kitschig und mit viel einer so außergewöhnlichen Atmosphäre, die einen bis ins Herz trifft!


    Fazit


    Eine wunderschöne, berührende Geschichte, die mich sehr beeindruckt hat, da die Charaktere so intensiv und außergewöhnlich dargestellt waren. Magisch, düster und mit dem Zauber des Winters hat es mich total gefangen genommen; eine Liebesgeschichte, die mich total berührt hat!


    © Aleshanee
    Weltenwanderer