Kein Mensch guckt sich einen Film über sagen wir mal Frauenhandel an oder liest darüber ein Buch
Doch, ich. ;)
Die Literatru einer Zeit ist doch auch ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Strömungen.
Mmh, zum Teil. Es ist immer ein wenig eine Glücksfrage, welchen Teil der Literaturprodukte die Nachwelt für typisch oder relevant erklärt. Das ist aber eben immer rückwirkend. Und dann stellt sich immer auch die Frage, in welchem Geiste diese Literatur hinterher rezipiert wird. Gewaltexzesse finden sich durchaus in der Bibel, den antiken Dramen, dem Gilgamesch-Epos, Beowulf, "De Bello Gallico", den mittelalterlichen Bänkelgesängen und Moritaten, dem mittelalterlichen Roman, Grimms Märchen, 1000 und eine Nacht etc. pp.. Und im Life-Sektor haben eben Casting- und Big-Brother-Formate als psychologische Massaker die gut besuchten öffentlichen Hinrichtungen der Vergangenheit ersetzt.
Wie gesagt, die Zahlen an Toten und Verletzten durch Gewalteinwirkung zweiter oder dritter Parteien ist seit einiger Zeit global gesehen rückläufig und das ist auch gut so. Aber das ist einmal eine Nachricht - und die immer noch multipel vorhandenen gelegentlichen Straftaten sind nun mal mehrere. Immer wieder überrascht es mich, wie tätliche Auseinandersetzungen, die in meiner Jugend es kommentartechnisch kaum über den Häuserblock hinaus geschafft haben - zum Teil auch heftigste Massenschlägereien mit Polizeieinsatz. Heute wird vier Tage darüber berichtet, wenn jemand einem anderen in der Fußgängerszene eine geknallt hat und ein Veterinärmediziner gibt einen Kommentar dazu ab, wie sehr das den daneben gesessen habenden Rottweiler traumatisiert haben muss, was dann zu einer Ice-Bucket-Challenge für durch den Anblick von Gewalt traumatisierte Gefahrenhunde nach sich zieht. (Muss ich hier erwähnen, dass gerade Satire geschehen ist?)
Eine Gesellschaft hat viele Strömungen mit ihren jeweils eigenen Literaturen und oft setzen sich einige nach einiger Zeit mehr durch als andere. Aber Gewaltgeschichten werden immer gerne gelesen. (Nach einer Untersuchung von Zeitungsverkaufszahlen mehr als Sexgeschichten)