Peter Pitsch - Ehe ich's vergesse

  • Ehe ich's vergesse
    Brighton Verlag
    80 Seiten


    Rückentext:
    Ehe der Wirt des Theatercafés naht
    mit einem Espresso Macchiato und
    lächelnd meine Gedankenfolge bricht
    erreicht mich die Erinnerung an dich
    nicht weil der Schmerz des Verlustes
    noch einmal das Gemüt durchmisst
    die eigene Verletzbarkeit freilegt
    auch nicht, weil nach deinem Fortgang
    Jahre absurderweise vergangen sind
    die Erlebnisse sich aneinanderreihten
    ähnlich den Kleiderfetzen im
    Wunderbaumduft eines Secondhandshops.
    Vielmehr ist es die nüchterne
    Vergegenwärtigung
    die mich jählings bei den Haarwurzeln packt
    und ein Anflug von Erschrockenheit
    in Anbetracht meines maßlosen Vergessens.


    Leseprobe:
    Beim Hinausgehen
    (ich hätt' es lieber lassen sollen!)
    wagte ich noch einen Blick zurück:
    du, unter all den Omas und Opas
    zusammengesunken auf deinem Stuhl
    knochenbleich und dement
    ohne zu wissen wieso
    ohne zu wissen weshalb.
    Am jenseitigen Ende des Saals
    zwei Schaufensterpuppen
    ausgestanzte Plastikfratzen
    das sinnlose Lächeln zielend
    über die ergrauten Köpfe hinweg
    und ich, jäh getroffen, dachte an
    zahllose Tage und Nächte
    dem Verständnis entzogen
    unbegreifliche Mimikry
    Randzone des Bewusstseins
    Schemen unter lauter Schemen.