John Burnside - Wie alle anderen (Start: 07.11. 2016)

  • Am Wochenende hatte ich dann den totalen Leserausch, bin mit How to fly fertig geworden, meine Augen sind etwas feucht. Ich werde nie müde, mich im Stillen zu bedanken, dass dieser Mann zur Feder greift und ich ihn entdecken darf

    Ich habe auch schon weitergelesen und hatte ein ähnliches Gefühl. Es gibt hier Kapitel die mich wegziehen wie ein Sog und dann muss ich einfach weiterlesen.
    Da hat er mich, und so wie du, bin ich einfach froh, dass der Mann zu schreiben begonnen hat. Wir hätten soviel verpasst wenn nicht...............

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • So wie Burnside es beschreibt, wird es vielleicht klarer als mein holpriger Erklärungsversuch

    Ganz im Gegenteil, du hast es einfach wunderbar beschrieben!!!

    Es ist zuerst einmal sehr schön und befreiend zu lesen, wie Burnside nun auflebt, als er seine erste Begegnung mit Adele beschreibt. Da ist sie tatsächlich, die roman-
    tische Liebe, die, wenn man Scott Fitzgerald glaubt, nicht von langer Dauer sein darf. `Conor` hat dieses Zitat schon in einem anderen Thread erwähnt, aber weil es so
    wunderbar passend ist, hier noch einmal.

    Ja, da spürte man wie es wieder aufwärts ging. Aber bevor man wieder zu hoffnungsfroh werden würde, holt einen Burnside direkt zurück. Du beschreibst es sehr treffend:

    Dann im nächsten Abschnitt wechselt Burnside wieder so unvermittelt auf die dunklere Seite, dass ich diesen Teil dann später kommentiere. Die Geschichte eines
    Triumphes, der Zuschauer hat, aber leider sind die wirklich wichtigen, einmal wieder nicht da.

    Ach Mensch, das macht mich jedesmal tieftraurig zu lesen. Es muss ihn so unglaublich geschmerzt haben. Aber was er aus diesem Schmerz wieder neues geschafft hat, lässt mich als Leser sprachlos zurück.


    Für Adele und Burnside gibt es dann doch noch einmal ein Treffen und dieses Treffen löst eine erneuerte Beziehung aus. Diesmal hilft dabei der Zufall, oder vielleicht auch
    die Bestimmung. Endlich mal ein kleiner Hoffnungsschimmer in einer Zeit die auch bei Burnside ohne Ausflüge in die Apophanie geschieht.

    Ich bin gespannt wie es weitergehen wird.



    Mir hat dieses Kapitel auch deshalb sehr gut gefallen, weil er etwas sehr reales und im Grunde auch angenehm normales erlebt. Der letzte Abschnitt hat mich deshalb sehr
    beeindruckt, weil man spürt, dass es auch für Burnside wie eine Erlösung, wie ein tiefes Durchatmen war.

    Auch hier wieder kann ich mich nur noch wiederholen. Ich würde es ihm so gönnen, aber ich befürchte das dieser Lichtschimmer auch nicht lange anhalten wird.


    Ich werde nie müde, mich im Stillen zu bedanken, dass dieser Mann zur Feder greift und ich ihn entdecken darf

    Wem sagst du das :drunken:


    Es gibt hier Kapitel die mich wegziehen wie ein Sog und dann muss ich einfach weiterlesen.
    Da hat er mich, und so wie du, bin ich einfach froh, dass der Mann zu schreiben begonnen hat. Wir hätten soviel verpasst wenn nicht...............

    Weiter gelesen habe ich noch nicht, aber diesen Sog kenne ich sowas von gut!

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Guten Abend zusammen,


    dann mache ich mal mit dem nächsten Kapitel weiter.


    Burnside erwähnt ein Bild von Hopper, für ihn hat die Leere des Sonntagmorgen etwas tröstliches, es entbehrt weder Licht noch Raum


    Zitat von John Burnside

    I suppose that's what art is for, in every sense of the word: We make paintings and songs and stories to work these small miracles in the mind's eye, to remind us that everything can be transformed.

    Das hat er sehr schön beschrieben. Kunst verbindet. Kunst ermöglicht eine Form der Selbstreflexion, die uns erlaubt alle Varianten und Wege durchzuspielen. Deshalb erscheint ein Wandel nicht nur denkbar, sondern direkt in die Tat umsetzbar.


    Bevor Adele ein 2. Mal seinen Weg kreuzt, gesteht sich Burnside ein, am Abgrund zu stehen. Soweit weg von Surbiton, seinem Fixpunkt. Er hat immer noch keinen blassen Schimmer vom normalen Leben. Drei Ziele, die sein Vater nie erreichte, sollen den Weg dahin ebnen. Mit dem Trinken aufhören, Autofahren lernen, ein besser bezahlter Job für ein Eigenheim.


    Zitat von John Burnside

    For the first time in my life, as sad and non-wabi-sabi as it sounds, I wanted to have something, to be something other than an interant phantom hiding in the suburbs because he couldn't find anywhere else to hide. I wanted to have money. I wanted to have things.

    Bisher hat er sein Eigentum auf ein Minimum beschränkt, nicht aus Genügsamkeit, sondern weil er in solchen Dingen keinen Halt zu finden vermochte.


    Zum 1. Mal habe ich das Gefühl, dass er etwas aus eigenem Antrieb tut. Weder Jäger noch Gejagter. Normale Tätigkeiten erfüllen ihn, die Affäre mit Adele lässt ihn befreiter erscheinen. Der Fahrlehrer erkennt schnell Burnsides Hang zum Haltlosen.


    Der Moment mit Adele im Schnee war sehr, sehr intim und wieder so wundervoll beschrieben :love: Und es kommt wie es kommen muss: Mit Adeles Schwangerschaft geht der gemeinsame Weg dem Ende entgegen :(


  • Hallo zusammen, entschuldigt bitte, aber bei mir ist im Moment etwas Land unter. Ich habe das letzte (größere) Kapitel noch nicht einmal komplett lesen können. Ich hoffe aber sehr, dass ich morgen auch wieder etwas zu unserer MLR beitragen kann.

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  • Hallo zusammen, entschuldigt bitte, aber bei mir ist im Moment etwas Land unter. Ich habe das letzte (größere) Kapitel noch nicht einmal komplett lesen können. Ich hoffe aber sehr, dass ich morgen auch wieder etwas zu unserer MLR beitragen kann.

    Nur keinen Stress :friends: Die anderen scheinen auch noch nicht so weit zu sein. Bei mir siehts am Donnerstag auch eher stressig aus :uups: Aber wir sind ja eine gemütliche Lesetruppe :wink:

  • The Handyman and Homemechanic, or a surburbanite`s guide to self-medication

    Mit dem Trinken aufhören, Autofahren lernen, ein besser bezahlter Job für ein Eigenheim.

    Das funktioniert ja erst einmal sehr gut und vor allen Dingen die Szene bei der Fahrschulfahrt fand ich herrlich. Der Fahrlehrer versucht ja sehr intensiv Burnside darauf
    hinzuweisen, dass es für die Verkehrssicherheit besser wäre, er würde weiterhin beim Gedichte schreiben bleiben. Unter 40 mph wird Herr Burnside geistig abwesend.


    Ich fand auch, dass Burnside hier aufzeigt, dass er den absoluten Willen hat aus dem Teufelskreis auszubrechen und das seine Entscheidung unbeeinflusst und klar
    entstand. Es hat richtig Spass gemacht zu lesen, wie er in den verschiedenen Beschäftigungen aufging.



    Der Moment mit Adele im Schnee war sehr, sehr intim und wieder so wundervoll beschrieben

    Was für eine schöne und zugleich traurige Szene. Wie er diesen endgültigen Abschied, diesen letzten Spaziergang und die Autofahrt im Schnee beschreibt, ist einfach
    pure Magie. Seine Erinnerung an diesen Moment erscheint so frisch und klar, als wäre es gestern gewesen.


    Zitat

    This is the moment I remember, the moment that contains all the others. There is no afterwards to this moment. It has nothing to do with time or circumstance,
    and there are nights when I am capable of imagining that it continues somewhere, this one moment that contains all the others, travelling on and on forever, like
    the light from our headlamps that is still travelling through the universe, on and on and on, into infinity.

    Farst hatte ja auch schon erwähnt, dass Burnside sie zuweilen dazu bringt, auch in die eigenen Erinnerungen einzutauchen und ein paar ganz persönliche Erfahrungen
    wieder aufleben zu lassen. Mir ging das bei einigen Passagen in diesem Memoir genauso. Vor allem aber bei der Episode im Schnee, die mich tief berührt hat.


    Was für ein Abschied............


    Zitat

    This time, we were marking the end, instead of just walking away from one another. It was the supreme romantic gesture, the one from the songs, the moment
    in but not of time, the moment that nothing could take away, no matter what.


    Und bezüglich "the one from the songs" hat es mich sehr gefreut, dass Burnside im nächsten Kapitel ein Album und einen Song zum Auslöser einer Idee macht.
    Joni Mitchells Album Hejira und den Song Amelia.......

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  • Der Heimwerker und Handwerker oder: Handbuch eines Vorstädters zur Selbstmedikation


    Was für ein wunderschönes und doch so gegen Schluss trauriges Kapitel. Ehrlicherweise habe ich mich regelrecht drin verloren. Es ist pur unmöglich alles zu erzählen was mir da durch den Kopf ging. (Wie immer wäre es da hilfreicher für mich und mein Gedächtnis, würde ich mir denn Notizen machen. Aber nein, Madame meint ja sie könne sich das alles merken....)


    Ich musste mir das von Burnside beschriebene Bild näher anschauen. Hier habe ich auch noch einen schönen Link gefunden: Klick (und habe eben auch noch das wunderschöne Avatar von Conor in größer bewundern dürfen :drunken: ). Eine interessante Stimmung die Hopper in seinen Bildern heraufbeschwört.




    Das hat er sehr schön beschrieben. Kunst verbindet. Kunst ermöglicht eine Form der Selbstreflexion, die uns erlaubt alle Varianten und Wege durchzuspielen. Deshalb erscheint ein Wandel nicht nur denkbar, sondern direkt in die Tat umsetzbar.

    Oh ja! Was Burnside über Kunst schreibt, ist einfach wunderschön beschrieben! Es wäre schön, wenn es denn so einfach wäre. Wir bräuchten nur noch unseren inneren Bildern und Geschichten folgen und alles wäre möglich. Dummerweise kreuzt sich Vorstellung mit unvorhergesehener Wirklichkeit. Ein "leider" muss ich da hinzufügen. :(



    Er hat immer noch keinen blassen Schimmer vom normalen Leben. Drei Ziele, die sein Vater nie erreichte, sollen den Weg dahin ebnen. Mit dem Trinken aufhören, Autofahren lernen, ein besser bezahlter Job für ein Eigenheim.

    Das sind so einfache schlichte Ziele und Burnside geht sie wirklich sehr gut an. Er entdeckt auch neue Talente an sich, was das renovieren des Hauses betrifft. Ganz abgesehen von seinen Qualitäten als Gärtner. Ein wenig botanische Kenntnisse verhelfen auch zu einer gewissen Grundmedikation (nennen wir es mal so). Sein Job klingt auch interessant. Er versucht alles um "normal" zu leben, was immer man unter normal leben verstehen mag.
    Die Geschichte (die wir ja schon bei "Lügen über meinen Vater" kennengelernt haben) über die einzige Autofahrt die sein Vater mit Burnsides Onkel, Big John, machte; haben mich zum schmunzeln gebracht. Wie auch die Beschreibung über seine Fahrstunden (wo Burnside seine Gedankengänge als Apophäniker fließen lässt) und die entsprechende Reaktion des Fahrlehres.


    Es hat richtig Spass gemacht zu lesen, wie er in den verschiedenen Beschäftigungen aufging.

    Genau das! :)


    Wie ich sehe, hat euch die gleiche Szene (den Spaziergang mit Adele im Schnee) auch sehr berührt! Das ist einfach so wundervoll beschrieben! Und auch der Abschied....


    Fällt mir gerade wieder beim durchblättern des Kapitels die Szene auf, wo Burnside und Adele nach diesem angefahrenen Tier suchen. Es hatte fast schon was unheimliches an sich. Und auch die Beschreibung eines apophänischen Anfalls. Bei dieser Szene ist mir so richtig bewusst geworden, was Burnside da alles an schrecklichen durchleiden muss. Jetzt sind mir im Rückblick einige Szenen von "Lügen über meinen Vater" noch klarer geworden. Das kann ein Mensch doch fast nicht aushalten :cry:

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  • Bei dieser Szene ist mir so richtig bewusst geworden, was Burnside da alles an schrecklichen durchleiden muss. Jetzt sind mir im Rückblick einige Szenen von "Lügen über meinen Vater" noch klarer geworden. Das kann ein Mensch doch fast nicht aushalten

    Man kann durchaus verstehen, dass er, um nicht in diesen dunklen Korridor geführt zu werden, alles ausprobiert und da auch an die Grenzen geht. Natürlich sind auch
    diese Exzesse gefährlich, aber sie sind (bisher noch) sein einziger Ausweg aus einer Situation, die wir wohl nie ganz nachfühlen können.

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  • California Dreaming I


    Schon alleine die ersten beiden Sätze gehen zu Herzen:


    Zitat von Seite 212

    Danach hörte alles auf. Die Welt geriet ins Stocken.

    Wer sich im Leben von einem Partner getrennt hat oder getrennt wurde, kann es halbwegs nachempfinden, wie es da in Burnside ausgesehen haben mag. Er selbst wendet sich intensiver der Lyrik zu. Und es kommt ein wundervoller Abschnitt, wie er versucht seine eigene Stimme zu finden. Etwas aus ihm selbst heraus geschaffenes.


    Zitat von Seite 212

    Ich hatte nichts gegen diese letztere Stimme, bloß gehörte sie zu jemand anderem, nicht zu mir, und ich wollte etwas, das aus meinem Moment erwuchs, aus meiner Erfahrung, meinen alltäglichen Ryhthmen.

    Und tatsächlich findet er eine Methode, die zu ihm passt. Und mit der er jetzt arbeiten kann.


    Was dann kommt ist einfach großartig beschrieben.


    Zitat von Seite 213

    Im Hinterkopf trug ich unterdessen wie ein stilles, kaltes Objekt das perfekte Weiß mit mir herum. Nicht das Weiß eines Winters im Norden oder das Weiß von Apfelblüten, nicht einmal das Weiß frischer Laken auf einem Krankenhausbett - auch wenn es dem nahekam. Kein Deckweiß, kein Schnee oder Eis, keine Wolke und kein Nebel. Nein: Dies war das Weiß eines Neuanfangs, der noch nicht stattgefunden hatte, eine saubere Tafel, die unberührt geblieben war, das Weiß des Hiatus, das Weiß der Entropie.

    Er beschreibt das Weiß eines Neuanfangs so treffend! Dann kommt ein Punkt, den ich nicht ganz verstehe. Was hat dieser weiße Raum mit "die unmögliche Stasis der Trauer" zu tun? Warum will Burnside so gerne dort verweilen? Will er auf Irgendeine Art noch bei seiner Trauer verweilen? Hat er etwa Angst vor einem Neubeginn?


    Nun, das Leben geht weiter und er wechselt den Job. Und weil ihm im Grunde alles egal war, hatte er diesen sogar bekommen. Der letzte Anstoss war allerdings der Song von Joni Mitchell. Da muss ich mir den Text in Ruhe durchlesen, um zu verstehen was ihm da bewogen hatte sein "ist mir doch egal ob ich den Job bekomme" in ein "ja ich will ihn" abzuändern. Er wollte etwas Unvernünftiges tun. Hat da der Song einen Zusammenhang dazu?


    Erst habe ich ja nicht verstanden was Amelia Earhart mit seiner Entscheidung zu tun hatte. Die Erkenntnis kam ein Kapitel später. (Ich habe schon etwas weitergelesen :uups: ). Auch Burnsides innerer Zustand klingt nicht sehr vielversprechend. Jederzeit kann seine Stimmung ins absolute Gegenteil umschlagen. Noch ist er weit entfernt von "normal". Er schreibt, dass er weiterhin verrückt war. Da könnte ich auch einen größeren Abschnitt (am liebsten die ganze letzte Seite) zitieren, weil er es so unglaublich gut beschreibt. Ich zitiere einen ganz kleinen Teil davon


    Zitat von Seite 217

    (...) eine stete Erinnerung daran, dass ich eine Lüge war, das das, was ich tat, eine Lüge war, andererseits waren Lügen auch das einzig Spannende in meinem Leben (...).

    Ich krieg jetzt meine Gedanken nicht so ganz zusammengefasst, was mir beim lesen durch den Kopf ging, aber auf Seite 180 beschrieb er ja was Kunst vollbringt. Wenn er sich selbst als Lüge bezeichnet, kommt mir das Gedankenspiel in den Sinn: Lüge = Erfindung = eine Art von Kunst (?). Versucht er weiter sein Leben quasi zu erfinden? Dann muss es ja scheitern.

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  • Er beschreibt das Weiß eines Neuanfangs so treffend! Dann kommt ein Punkt, den ich nicht ganz verstehe. Was hat dieser weiße Raum mit "die unmögliche Stasis der Trauer" zu tun? Warum will Burnside so gerne dort verweilen? Will er auf Irgendeine Art noch bei seiner Trauer verweilen? Hat er etwa Angst vor einem Neubeginn?

    Vielleicht "Stasis der Trauer", weil der Neuanfang in seinem Leben vielleicht unerreichbar, fast unmöglich ist - dass dieses Traumweiß für ihn nur im Traum möglich ist? :-k

  • Vielleicht "Stasis der Trauer", weil der Neuanfang in seinem Leben vielleicht unerreichbar, fast unmöglich ist - dass dieses Traumweiß für ihn nur im Traum möglich ist?

    Burnside schreibt, dass er in seinen Träumen dieses Weiß gefüllt sieht mit dieser Trauer. Es wird ihm bewusst, dass er dieser Trauer nur entfliehen kann, wenn er
    etwas völlig Irrationales tut, etwas, das nicht von der Vernunft geleitet wird. Da hilft ihm dieser Song in dem Joni Mitchell die Zeile "till you get there yourself you never

    really know" singt. Also entscheidet er sich für Kalifornien, vielleicht weil er denkt, dass er dort die Trauer überwinden kann. Hier versucht er das zu erklären:


    Zitat

    I didn`t want to do the rational thing, I wanted to do something totally irrational, something wilful - because, when it`s grief that you are carrying, the only
    way out might be to do something that makes no sense at all.

    Zuerst schien es mir ja, als ob Burnside diesen bittersüßen Abschied von Adele auch wirklich als Abschluss betrachtet hat, der ihm zwar in seiner Erinnerung immer
    erhalten bleibt, aber weiter keine direkten Auswirkungen hat. Mittlerweile glaube ich, dass ihm dieser Abschied den Boden unter den Füßen genommen hat und er
    nun verzweifelt versucht diesen Kummer zu überwinden. Er wählt das ver-rückte, das Irrationale, weil er glaubt, dass es sein einziger Ausweg ist.
    Ob das funktioniert, werden wir ja im weiteren noch erfahren. Für Burnside sind ja das Verschwinden und das Alleinsein immer wieder ein Teil seiner "Wanderlust".


    And I slept on the strange pillows of my wanderlust - Joni Mitchell in Amelia

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  • How to fly 1


    ich weiß nicht, ob es euch genauso geht: Das Kapitel habe ich bestimmt 10mal gelesen und werde dies bestimmt noch öfter machen. Den Wunsch vom Fliegen ohne Maschinen hat bestimmt jeder mal gehegt, ich jedenfalls bilde keine Ausnahme.


    Burnside berichtet von seinem allerersten Flugversuch im Alter von 9 Jahren. Obwohl er z. B. die Gebrüder Wright schätzt und bewundert, haben sie für ihn nichts mit dem eigentlichen Fliegen zu tun.


    Zitat von John Burnside

    ...they were changing the known world, but they weren't commited to flying in its purest sense. They were mechanics, not angels.

    Zitat von John Burnside

    I didn't want to soar with the aid of an engine; I wanted a miracle, a triumph of the will. I wanted to fly unassisted, like a bird, or a medieval monk.

    :love:
    Ein mittelalterlicher Mönch? Die Fragezeichen lichten sich sich auf der nächsten Seite. Elmer of Malmesury machte sich eines Morgens im Jahre 1010 mit selbstgefertigten Flügeln auf zur Spitze des Abteiturmes und brach sich beide Beine. Der Legende nach ging es schief, weil der gute während des Fluges den Glauben an seine Fähigkeiten verlor :loool: Und Guiseppe da Copertoni konnte von selbst in der Luft schweben, weil es Gottes Wille war :loool:


    Burnsides Flug ist natürlich kein Erfolg (er kommt aber ohne gebrochene Beine davon), er ist trotzdem wie berauscht von dem Sekundenflug, dass er es immer wieder versucht.


    Zitat von John Burnside

    It never happened. The sheer number of my eventual failures should have been more than sufficiently convionderfulwncing but, no matter what I did and no matter how graceless and painfuls my falls were, I continued to believe that willed flight was possible.

    Der kleine John mit seinen missglückten Versuchen, ein knuddeliges Bild.


    Dann fällt ihm Richard Ferris' How to Fly in die Hände.


    Diese Passage hat mir eine Gänsehaut beschert.


    Ich könnte fast das ganze Kapitel zitieren, es fällt mir schwer, etwas auszulassen :uups:


    Morgen schreib ich mehr zum Rest :winken:

  • ich weiß nicht, ob es euch genauso geht: Das Kapitel habe ich bestimmt 10mal gelesen und werde dies bestimmt noch öfter machen.

    Da bin ich ganz bei dir. Ich lese es gerade zum dritten Mal, einfach weil es eines der befreiendsten und losgelöstesten Kapitel ist. Einfach wunderbar, wie Burnside
    verschiedenste Blickwinkel auf das Fliegen beschreibt und es gleichzeitig mit seinem Bedürfnis nach dem Alleinsein, dem Drang nach Auflösung und dem Verschwinden
    aus dieser Welt verbindet. Frei fliegend zwischen dem Auf und Ab dieser Welt und der immer verlockenden Anderswelt. Dieses Bild ist so eindringlich und ohne jedes
    Dunkel beschrieben, dass man tatsächlich Gänsehaut bekommt. Mehr dazu dann morgen. In dieses Kapitel möchte ich mich noch einmal fallen lassen.......

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  • How to fly

    Ich hatte ja schon kurz berichtet wie fasziniert ich von diesem wundervollen Kapitel war. So viele kleine Geschichten um die verschiedenen Aspekte des Fliegens,
    so viele wunderbare Erkenntnisse und gute Gefühle, ohne das immer im Hintergrund lauernde Dunkel, war eine befreiende Leseerfahrung.
    So ganz für mich selbst, habe ich eine Passage ausgewählt, die ich als Schlüsselpassage empfunden habe, nicht nur weil sie von Erfahrungen erzählt, sondern
    auch von einer wichtigen Erkenntnis.


    Zitat

    Every day, in every way, I am disappearing, just a little - and it feels like flying, it feels like the kind of flight I was trying for, that first time, when I was nine years old -
    but it has nothing to do with trying. If it happens at all, it happens as a gift: and this is the one definition of grace that I can trust.

    Es ist wahrlich ein Geschenk, ein Zustand der Gnade, der nicht erzwungen werden kann, der mit dem persönlichen Bemühen nichts zu tun hat. Es geschieht einfach,
    und man könnte es als Wunder bezeichnen, weil es keine logische, keine rationale Erklärung geben kann. So auch die Szene in der Burnside bei der Beobachtung
    einiger auffliegender Schneehühner in der Einsamkeit der Finnmark, für einen kurzen Moment mit ihnen fliegt. Und da zeigen sich eben die Grenzen der Rationalität,
    denn es gibt Momente, die losgelöst von unserer gewohnten Realität liegen, irgendwo an den Grenzen der Anderswelt.


    Zitat

    I do want to give that moment its due, because I did take to the air, I did fly, and for a few moments, I was one of those birds, attuned to the flock, familiar
    with the sky. Some miracles are purely personal and may be entirely imaginary, but they are miracles, nonetheless.


    Dann, kurz vorher ist ja auch noch die Szene an dem abgelegenen Flughafen, in der Burnside das Gefühl genießt nach und nach aus dieser Welt zu verschwinden und
    schreibt, dass ein Teil von ihm immer noch dort verweilt. So wie `bittersweetlight` schon geschrieben hat, ist es furchtbar schwierig alles zu erwähnen, ohne den
    Rahmen zu sprengen, aber einen Gedanke muss ich doch noch erwähnen.
    All die auf ihren letzten Flügen verschwundenen Piloten/innen, die nach logischen Gesichtspunkten natürlich irgendwo abgestürzt sein müssen, finden bei Burnside eine
    ganz andere Betrachtung. Es wird seinem Wesen gerecht, dass er einfach glauben muss, dass diese Menschen einfach nur aus dieser Realität verschwunden sind, das
    sie irgendwo in der Unendlichkeit dort oben eine Grenze durchbrochen haben und endlich frei waren von all den Mühen unserer Welt.
    Was für eine wunderbare Vorstellung.


    lg taliesin

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Hallo zusammen,


    ich war ab gestern Nachmittag dank einer Störung der Telekom internetlos, deswegen konnte ich nicht posten.


    All die auf ihren letzten Flügen verschwundenen Piloten/innen, die nach logischen Gesichtspunkten natürlich irgendwo abgestürzt sein müssen, finden bei Burnside eine ganz andere Betrachtung. Es wird seinem Wesen gerecht, dass er einfach glauben muss, dass diese Menschen einfach nur aus dieser Realität verschwunden sind, das sie irgendwo in der Unendlichkeit dort oben eine Grenze durchbrochen haben und endlich frei waren von all den Mühen unserer Welt. Was für eine wunderbare Vorstellung.

    Du sagst es. Ich komme sogar mit ihm etwas überein. Wenn der Absturzort, das Wrack oder die sterblichen Überreste nirgendswo aufgetaucht sind, ist es viel leichter, sich eine glückliche Alternative auszumalen.


    Wie aus dem Wunsch des Fliegens die Faszination für die Möglichkeit des Verschwindens erwächst, hat Burnside in wunderbare Worte gepackt. Was ist schon fliegen, wenn Du entschwinden und dich verlieren kannst? Hier kommt wieder sein Wunsch nach Selbstauflösung zur Sprache. Er findet, dass man nur entschwunden ist oder sich verlieren kann, wenn man ganz allein auf sich gestellt ist. Wenn ich es aus seinem Blickwinkel betrachte, kann ich ihn sehr gut verstehen. Solange jemand nicht allein ist, hat er noch eine Verbindung zum Leben, zur Realität.


    Ach, ich vergöttere dieses Kapitel :love: Ich hatte schon von Anfang an das Gefühl, dass Waking Up in Toytown zu meinem Lieblingswerk von Burnside werden könnte, wenn der letzte Teil ebenso stark ist, gibt es daran nichts zu rütteln. Wie wir alle einstimmig zu Anfang von der mesmerisierenden Erzählweise geschwärmt haben, die sich durch seine ganzen Werke zieht, ist es diesmal nicht weniger anziehend und verstörend zugleich. Ich habe das Gefühl, dass dieses Mal etwas weniger Distanz zwischen Burnside und dem Leser besteht. Lacht ruhig über mich, wenn ich sage, dass er diesmal nicht nur den Spiegel vorhält. Mir kommt es vor, als sehe er mir direkt ins Gesicht.


    So, genug geschwärmt...Ich wünsche Euch noch einen schönen Abend :wink:

  • Schöner Avatar, übrigens.

    Ohne den Schneemann von Raymond Briggs entfacht bei mir das Weihnachtsfeuer nicht :rendeer: Eine wunderschöne wie traurige Geschichte.

    Schwärm ruhig weiter. Ich mach mit

    Ich habe gerade den Wunsch verlauten lassen, meine englische Burnsidesammlung komplettieren zu wollen O:-) Ich hoffe ganz besonders, dass I put a spell on you unterm Baum liegt.

  • Wie man Fliegen lernt


    Mein erklärtes Lieblingskapitel :love:


    Mittlerweile habe ich jedwede Hemmung abgelegt und streiche mir Zitate und Lieblingsstellen an. Und glaubt es mir oder nicht, diesmal kam an der einen oder anderen Stelle auch ein Herzchen. Einfach weil sie so wunder wunder schön ist. :uups:

    Den Wunsch vom Fliegen ohne Maschinen hat bestimmt jeder mal gehegt, ich jedenfalls bilde keine Ausnahme.

    Oh ja! Ich auch.

    Da bin ich ganz bei dir. Ich lese es gerade zum dritten Mal, einfach weil es eines der befreiendsten und losgelöstesten Kapitel ist. Einfach wunderbar, wie Burnside erschiedenste Blickwinkel auf das Fliegen beschreibt und es gleichzeitig mit seinem Bedürfnis nach dem Alleinsein, dem Drang nach Auflösung und dem Verschwinden aus dieser Welt verbindet. Frei fliegend zwischen dem Auf und Ab dieser Welt und der immer verlockenden Anderswelt. Dieses Bild ist so eindringlich und ohne jedes Dunkel beschrieben, dass man tatsächlich Gänsehaut bekommt. Mehr dazu dann morgen. In dieses Kapitel möchte ich mich noch einmal fallen lassen.......

    Wie ich sehe, haben wir alle ein erklärtes Lieblingskapitel. Noch nie war Burnside so positiv. Ich bin regelrecht mit ihm vom Boden abgehoben. Und irgendwie fliege ich immer noch :uups:


    All die auf ihren letzten Flügen verschwundenen Piloten/innen, die nach logischen Gesichtspunkten natürlich irgendwo abgestürzt sein müssen, finden bei Burnside eine
    ganz andere Betrachtung. Es wird seinem Wesen gerecht, dass er einfach glauben muss, dass diese Menschen einfach nur aus dieser Realität verschwunden sind, das
    sie irgendwo in der Unendlichkeit dort oben eine Grenze durchbrochen haben und endlich frei waren von all den Mühen unserer Welt.
    Was für eine wunderbare Vorstellung.

    Ich wünschte, ich könnte so wie Burnside denken. Das ist wirklich eine ganz wunderbare und (ja auch) eine sehr tröstliche Vorstellung.

    So, genug geschwärmt...

    Ich könnte dir und @taliesin noch stundenlang weiter zuhören! Von dem Kapitel kann man nicht genug schwärmen. Und eigentlich könnte ich seitenweise daraus zitieren.



    Zu "California Dreaming (II) würde ich gerne morgen was schreiben. Im Moment bin ich gesundheitlich nicht so ganz auf der Höhe, nichts schlimmes, es sind nur Kopfschmerzen, aber das Denken fällt dann bekanntlicherweise etwas schwerer.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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    Klassiker-Challenge 2024


  • Im Moment bin ich gesundheitlich nicht so ganz auf der Höhe

    Gute Besserung! :friends:

    Zu "California Dreaming (II) würde ich gerne morgen was schreiben.

    Ich will mich irgendwie gar nicht von How to fly trennen :uups: Aber morgen geht es auch bei mir weiter. Ich weiß nur nicht, ob ich morgen dazu posten kann, bis 19 Uhr ist arbeiten angesagt :roll:

  • Gute Besserung!

    Dankeschön :D

    Ich will mich irgendwie gar nicht von How to fly trennen

    Ich auch nicht :uups:

    Ich weiß nur nicht, ob ich morgen dazu posten kann, bis 19 Uhr ist arbeiten angesagt

    Autsch, das klingt nach einem sehr langen und mehr als anstrengenden Tag :friends:


    California Dreaming (II)
    Wie ich ja schon oben schrieb, eigentlich mag ich mich gar nicht von "How to fly" (in Englisch klingt es so viel schöner wie im Deutschen) trennen. Was mir der "Abschied" ein wenig erleichtert ist, dass mir "California Draming II" auch gefällt. Nicht so gut wie das andere, aber irgendwann endet auch der schönste Flug.


    Über das Reisepaket, das Burnside von der Hauptzentrale mitbekommt, musste ich doch recht herzhaft lachen. Das kann doch nur ein Burnsidcher Scherz sein. Das gibt doch eine Gesellschaft nicht ernsthaft ihren Mitarbeitern mit :lol: (Hoffe ich jedenfalls 8) )
    Es beginnt seine Hejira, seine Pilgerfahrt. Ich musste erst mal nachschauen gehen was eine dissoziative Fugue ist.Also auch hier begleiten uns die Themen des Verschwindens und Unsichtbarwerdens.
    Burnside genießt diesen Flug. Das ist so schön zu lesen. Er fühlt sich zum ersten Mal real.


    Zitat von Seite 237

    Ich wollte auf immer in der Luft bleiben; solo durchs Jenseits fliegen, denn so fühlte es sich für mich an, als das Flugzeug den Zenit der Welt querte - ein paar Stunden später, in einer neuen Welt, die mir vorkam wie das Jenseits.

    Aber es kommt noch viel besser:


    Zitat von Seite 237

    Ich wusste nicht, dass ich endlich fliegen sollte.

    Das übliche Prozedere beim Abflug. Alles zieht sich gefühlt endlos hin, als Burnside eine Frau auffällt, die mitten in diesem Trubel völlig gelassen steht. Interessiert an dem was um ihr abläuft, aber trotzdem in sich ruhend. Beneidenswert für Burnside. Und nicht nur für ihn. So eine Fähigkeit bewundere ich auch.
    Im Flugzeug verliert er sie aus den Augen. Die Beschreibung der Amerikanerin mit den Socken fand ich sehr amüsant. Da schlägt Burnside so einen wunderbaren lockeren Ton an. Als hätte ihn die grauhaarige Frau mit ihrer Ruhe angesteckt. Die er kurz danach wie eine Erleuchtung wiederentdeckt. Keine drei Meter von ihm entfernt. Ich mag die Beschreibung wie es Burnside darstellt. Es passiert viel im Kopf, eine Sympathie, aber ohne große Worte und Handlungen.


    Die Arbeit entpuppt sich als eher langweilig. Die Kollegen verglich er kurz und knackig Phantomen ähnelnd. Schöner dagegen das touristische Programm und vor allem die Aufenthalte in diversen Buchhandlungen. Die amerikanische Gegenwartsliteratur hat es ihm mehr als angetan, sie entspricht fast schon einer Offenbarung oder sowas ähnliches.

    Zitat von Seite 241

    Beim Lesen dieser Dichter war mir, als käme ich an einem Ort, den ich nie zuvor gesehen hatte und der mir dennoch zutiefst vertraut, aber auch fremd schien, der ähnlich wie ein Zuhause - ein richtiges Zuhause, meine ich - beides ist, vertraut und fremd. Es begann als etwas, das ich wiedererkannte, etwas, das ich schon fast zu kennen meinte, dann aber wandelte es sich zu etwas anderem, so wie sich ein Zimmer, das man schon sein Leben lang kennt, bei einem gewissen Lichteinfall mit einem Schlag verwandelt, sodass alles etwas größer und breiter und die Welt weniger vollendet wirkt als noch einen Moment zuvor.

    Ist das nicht wunderschön beschrieben :drunken:


    Es kommt zu einer kurzen Wiederbegegnung mit der grauhaarigen Frau in einer Buchhandlung. Die treffend feststellt, dass Burnside etwas loslassen muss, was er aber vermutlich schon weiß. Sie kommt mir so ziemlich weise vor. So jemand möchte ich auch mal treffen. Einen kurzen Blick in mein Gesicht und schon würde sie ins eigentliche Schwarze meiner Gedanken und Probleme treffen. Die ganze Szene ist sehr ruhig und fast schon meditativ (?) beschrieben. Alle Bewegungen, alle Handlungen sind wie bewusst ausgeführt.. So in sich Ruhend, wie die Frau auch selbst wirkt. Burnside bekommt ein Abschiedsgeschenk von ihr. Wobei ich da ziemlich erstaunt bin. Dantes La Vita Nuova auf Italienisch? Was will sie ihm damit sagen? Darüberhinaus musste ich mich erst Mal über das Buch informieren. Und es passt absolut; ein ganz tolles und wie ich finde sehr bewusst ausgesuchtes Geschenk! Ein Buch über die Liebe, Todessehnsucht, Verachtung des Lebens. Vielleicht sollte ich das auch Mal lesen. Habt ihr es gekannt?


    Zurück zu Burnside. Auch hier habe ich wieder das große Problem, ich könnte den gesamten letzten Abschnitt zitieren. Herausgepickt habe ich mir diesen einen Satz, den ich typisch für Burnside und seine Träume finde:


    Zitat von Seite 246

    Das war der Ort, von dem ich mein Leben lang geträumt hatte, ein Ort, um sich darin zu verlieren, ein Ort, an dem ich verschwinden könnte, ein für alle Mal.

    Und während ich als Leser noch ein wenig in und mit diesen Worten schwebe, werde ich unsanft mit einem Ruck auf den Boden der Realität zurückgebracht.
    Die Reise nach Kalifornien war für Burnside sehr wichtig. Er fühlt sich so gut wie lange nicht mehr. Zwar war er noch nicht geheilt, aber hatte das Gefühl neu anfangen zu können. Doch leider hält es nicht vor. Der letzte Satz verkündet so gar nichts Gutes mehr

    Zitat von Seite 247

    Doch um für Sünden zu büßen, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie begangen hatte, wurde ich von jenen da oben dann in den ungeheuren Raum geschickt.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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