John Burnside - Wie alle anderen (Start: 07.11. 2016)

  • Ich muss mich erst mal bei euch entschuldigen. Ich war gestern auf einer Beerdigung gewesen und die hat mich dann doch ein wenig mehr mitgenommen, wie ich gedacht hatte. Ich war völlig konfus gestern und total konzentrationslos. Schlechte Voraussetzungen um einen halbwegs nachvollziehbaren und sinnvollen Beitrag zu schreiben. :uups: Heute geht es besser und ich versuche meine Eindrücke wiederzugeben.


    Kapitel 2 - Surbiton
    Mir geht es wie @taliesin, es ist wirklich ein schwieriges Kapitel. Ich fand es recht schmerzvoll zu lesen, wie schwer sich Burnside damit tat den für ihn passenderen Eingangssatz zu finden. Am liebsten hätte ich ihm zugerufen, dass er doch nicht so streng zu sich sein sollte. Das es den perfekten Satz niemals geben kann. Ich mag mal so schreiben, es ist irgendwie typisch für Burnside, dass er komplett hinter dem stehen möchte was er sagt. Nur jemand wie er spürt die Fallstricke (wie es schon @taliesin schrieb), die hinter den Aussagen stehen.


    Schon der sattsam bekannte Satz:
    "Hi, my name is John and I am an alcoholic" beinhaltet für ihn die ersten Fallstricke. Wie er diesen ersten Satz dann verändert, ausbaut und letztlich zu diesem
    Ergebnis kommt, ist schonn beinahe humorvoll geschrieben und hat auch wieder diese scheinbare, leicht ironische Distanz die @bittersweetlight schon erwähnt hat.

    Da bin ich auch wieder bei dir, es ist "beinahe" humorvoll. Wenn man sich klar macht woher diese leicht ironische Distanz eigentlich kommt, ist das sehr traurig. Also mich macht es traurig zu sehen, wie schwierig es für Burnside ist.



    Die Szene, in der ein Teilnehmer ihn anspricht und die in ihm eine Erinnerung an seine Zeit als fünfzehnjähriger Junge weckt, ist auch noch auf diese leicht flapsige Art beschrieben, birgt aber schon Hinweise auf seinen Gefühlszustand zu dieser Zeit.

    Dieser flapsige Tonfall lullt einem beim lesen erst ganz schön ein und dann kommt es wie ein Hammerschlag von oben, wo man merkt, dass da aber so gar nichts gut ist. Das es ihm gar nicht gut geht. (Ich könnte da übrigens endlos zitieren, lasse es aber mal lieber :uups: .)


    Und dann dieser großartige Teil mit der Ärztin.



    Aber dann ändert sich die Stimmung sehr deutlich. Burnside zerstört mit ein paar Sätzen die ganze vorher leichte Stimmung. Jetzt kommt die andere, die dunkle Seite zum Vorschein.

    Das war ja eine Beschreibung gewesen. War es vorher -wie du sagst- noch eine leichte Stimmung, ist das aber sowas von umgekippt. Immerhin schenkt ihm diese Erinnerung seinen "perfekten" Eingangssatz. Er geht weiterhin zu seinen Treffen und wünscht sich nichts sehnlicheres als Normal zu sein.


    Und jetzt führt es zu Sorbiton.

    Zitat von Seite 28

    Ich zog in die Vorstadt, weil ich bewusst leben, mich nur mit den wesentlichen Dingen des Lebens auseinandersetzen und zusehen wollte, ob ich das nicht zu lernen vermochte, was es mich lehren konnte, um nicht auf dem Sterbebett einsehen zu müssen, dass ich nicht gelebt hatte.

    Ich musste das jetzt einfach zitieren.




    So, ich versuche dann den Rest des Kapitels zu kommentieren ohne allzuviel Zitate einzuflechten, obwohl mir das schwerfällt. So wie der Mann schreibt, lockt mich das immer diese teils wunderbaren, teils erschreckenden Passagen zu zitieren.

    Wem sagst du das. Es ist wirkich sehr schwer, nicht ständig zu zitieren.



    Dann kommt die Passage, die ich gestern schon erwähnt habe. So wie Burnside diesen psychotischen Schub und seine Auswirkungen beschreibt lief mir eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken. Der Trick diesen Zustand dem Leser so zu vermitteln, dass er zumindest in etwa nachvollziehen kann liegt für Burnside wohl auch darin, diese Person die er einmal war, einfach in der dritten Person zu beschreiben. Aus dem alten `Ich` wird ein `Er` und somit schafft er eine gewisse Distanz aus der er schreiben kann ohne sich selbst wieder zu verlieren.

    Dem lässt sich nichts mehr hinzufügen. Das hast du einfach wunderbar formuliert!



    Was für ein Albtraum! Als ich über den Schutzzauber las (die Methode mit den Flaschen und Federn) konnte ich mir sofort vorstellen in welcher Not er war, welche Angstzustände er aushalten musste.

    Das war mit einer der eindringlichsten Szenen die ich gelesen habe. Burnside muss unglaubliches an Ängsten ausgehalten haben. Was mich auch sehr beeindruckt hatte, dass es noch gute Freunde gab die ihm geholfen haben. Nicht auszudenken wohin er abgerutscht wäre, wenn es da nicht helfende Hände gegeben hätte, die sich ihm immer wieder entgegenstreckten. Und die für ihn wirklich nur Gutes wollten und ihm Gutes gewünscht haben.

    Die letzte Passage muss ich dann zitieren, weil da endlich wieder ein kleines Licht der Hoffnung aufflackert.

    Diese Passage hätte ich auch zitiert. :)


    Ich werde das nächste Kapitel "Eine Bar auf der Merrow Down" heute lesen und morgen meine Eindrücke dazu schreiben. Es scheint lt. Inhaltsangabe ein kürzeres Kapitel zu sein, aber das will ja nicht viel bei Burnside heißen.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Erwähnenswert ist dann vielleicht noch, dass Burnside in dem Kapitel "Söhne und Liebhaber" von D.H. Lawrence erwähnt.
    Mittelpunkt des Romanes von Lawrence ist die Mutter, die sich ihren Kindern zuwendet, ihre Hoffnungen ganz auf ihre Söhne setzt, nachdem es zwischen ihr und ihrem Ehemann zu heftigen Streitereien kam.
    Lt. diesem Porträt über John Burnside hat auch seine Mutter sich ganz auf ihn konzentriert:

    Vorher war der Vater das Zentrum seiner Frau gewesen. Sie gab ihm Halt, aber nachdem die Erstgeborene kurz nach der Geburt gestorben und der kleine John im Sauerstoffzelt gelegen war, übertrug die Mutter all ihr Hoffen und ihre Liebe auf ihren Sohn." (Zitat)

  • Lt. diesem Porträt über John Burnside hat auch seine Mutter sich ganz auf ihn konzentriert:

    Das wird auch in seinem dritten Memoir >I put a spell on you< noch einmal sehr deutlich. Da zeichnet Burnside ein sehr liebevolles Bild seiner Mutter.


    Da seh ich mal wieder, dass man bei Burnside halt immer sehr aufpassen muss, weil bestimmte Dinge, die man vielleicht manchmal einfach überliest,
    (hier der Roman von D.H. Lawrence) eine wichtige Bedeutung haben können. Da scheint kaum ein Abschnitt zu sein, der nicht Hinweise auf bestimmte
    Dinge enthält. Das ist ist wie ein Muster zwischen den Zeilen.


    Danke für den Link zu diesem sehr interessanten Artikel.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

  • So once more. Mein Computer ist gestern ständig hängen geblieben.


    Danke Dir für Deine Ausführungen zum AA-Treffen @taliesin. Das kann ich alles 1:1 unterschreiben, Kapitel 2 hat es echt in sich, puh. Burnside lässt uns diesmal am eigenem Leib einen psychotischen Zustand erleben. Ich fand es irre, wie gut er beschreiben konnte, dass er die frühere Person - die er selbst gewesen ist - als Teil von sich akzeptiert. Und doch kommt diese Person ihm nur flüchtig bekannt vor. Wie eine Filmrolle, eine einstudierte Szene - aber diese "Figur" hat so wenig mit dem Bild gemein, dass Burnside sich heute von seinem damaligen Selbst macht.


    Zitat von taliesin

    Der Trick diesen Zustand dem Leser so zu vermitteln, dass er zumindest in etwa nachvollziehen kann, liegt für Burnside wohl auch darin, diese Person die er einmal war, einfach in der dritten Person zu beschreiben. Aus dem alten `Ich` wird ein `Er` und somit schafft er eine gewisse Distanz aus der er schreiben kann ohne sich selbst wieder zu verlieren.

    Stimmt :idea: Da fällt mir gleich die Eingangsszene von Living Nowhere ein, ich hoffe sehr, dass dieses Werk es mal in die Übersetzung schafft. Es ist das Buch, mit dem ich Burnside kennengelernt habe und - das muss ich zugeben - mir spuken noch heute viele Passagen im Kopf herum, als hätte ich sie gerade erst gelesen. Schonmal auf einem Drogentrip gewesen ? Dann wisst ihr nach der Eingangsszene wie sich das anfühlt, was man sieht und sonst noch alles anders wahrnimmt. Er braucht dafür sehr wenige (!) Seiten.


    Ich möchte eine Passage aus Kapitel 2 zitieren. Diese Stelle ist wie ein stummer, langgezogener Schrei der Verzweiflung:


    Zitat von John Burnside

    This is the way the world ends, not with a bang but with a series of almost imperceptible whimpers - and this is what appals him: not the fact that everything is about he end, but that the collapse will happen piecemeal, first here, then somewhere else, one ting disintegrating, then another, while the rest of the machinery continues to function. This is the worst, this vision of slow, but total decay.

    Wie gut, dass ihn jemand daraus geholt hat. Ist es nicht traurig stimmend , dass Menschen am Abgrund oder allgemein nicht aus ihrer Haut können und in nicht wenigen Fällen erst einmal jemand anderer sein müssen, um wieder sie selbst zu werden. Für viele ein sehr langer Weg mit ungewissem Ausgang :(


    Zitat von Farast

    Ich beschreibe das für mich immer so: Es ist als wenn man mit den Augen blinzelt und plötzlich ist alles verändert, surrealer. Als wenn man einen Blick hinter einem Nebelschleier wirft, alles bekommt eine tiefe und mystische Bedeutung, Zusammenhänge tun sich auf, die man vorher gar nicht gesehen hätte. Und beim nächsten Augenblinzeln ist alles wieder völlig normal.

    Diese Beschreibung trifft es exakt auf den Punkt :thumleft:

  • Stimmt Da fällt mir gleich die Eingangsszene von Living Nowhere ein, ich hoffe sehr, dass dieses Werk es mal in die Übersetzung schafft. Es ist das Buch, mit dem ich Burnside kennengelernt habe und - das muss ich zugeben - mir spuken noch heute viele Passagen im Kopf herum, als hätte ich sie gerade erst gelesen. Schonmal auf einem Drogentrip gewesen ? Dann wisst ihr nach der Eingangsszene wie sich das anfühlt, was man sieht und sonst noch alles anders wahrnimmt. Er braucht dafür sehr wenige (!) Seiten.

    Stimmt, diese ersten Passagen des Romans sind einfach umwerfend geschrieben. Nicht einmal Aldous Huxley kommt in seinem Buch >Die Pforten der Wahrnehmung<
    an die Intensität dieser Beschreibung heran. Ich frage mich immer noch, warum man anstatt >Living Nowhere>, seinen Roman >The Dumb House< übersetzt hat, der deutlich
    schwächer ist und weder sprachlich noch inhaltlich so gut ist wie andere noch nicht übersetzte Werke von Burnside. Da gehören auch die fantastischen Kurzgeschichten in
    >Burning Elvis< und >Something like happy< dazu.


    Ja, dieses Zitat über den Untergang der Welt, die nicht mit einem Knall, sondern mit einem kaum wahrnehmbaren Wimmern zu Ende geht, ist in seiner Eindringlichkeit
    einfach brillant.

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  • Das wird auch in seinem dritten Memoir >I put a spell on you< noch einmal sehr deutlich.

    Von dem ich unter anderem auch sehr hoffe, das er auch noch übersetzt wird. Für mich ist es auch unverständlich wie man ausgerechnet "Dumb house" übersetzen musste #-o Also falls jemand von Knaus Verlag mitliest, es gäbe viele Leser die sich über eine Übersetzung mehr als freuen würden.

    Da seh ich mal wieder, dass man bei Burnside halt immer sehr aufpassen muss, weil bestimmte Dinge, die man vielleicht manchmal einfach überliest,
    (hier der Roman von D.H. Lawrence) eine wichtige Bedeutung haben können. Da scheint kaum ein Abschnitt zu sein, der nicht Hinweise auf bestimmte
    Dinge enthält. Das ist ist wie ein Muster zwischen den Zeilen.

    Auf alles kann man gar nicht schauen. Deshalb mag ich die Bücher von Burnside unter andem auch so sehr, es gibt immer wieder neues zu entdecken, Zusämmenhänge zu sehen und es wird nicht langweilig dabei. Es gibt wenig Bücher die eine solche Qualität haben. Und ich freue mich um so mehr durch diese unsere MLR auf weitere Dinge aufmerksam gemacht zu werden.
    Nochmal ein Dankeschön für die Links @Conor :winken:

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  • Und hier meine Eindrücke zu Eine Bar auf der Merrow Down


    Der Anfang klang wie ein einziger großer Neubeginn.


    Zitat von Seite 40

    Als ich in Surrey eintraf, war es Sommer. Die ideale Jahreszeit um die normale Welt zu suchen - dachte ich zumindest.

    Tja, was ist normal. Das auch das normale nicht normal sein kann, werden wir im Laufe des Kapitel noch lesen.


    Burnside findet eine Unterkunft, dank Freunde die er hat (Übrigens, langsam beneide ich den Mann um seinen Freundeskreis. Für meinen eigenen genügen ein paar Finger, noch nicht mal eine Hand, um sie aufzuzählen.) Ihm ist klar, dass das eine Chance für ihm ist und er das Beste draus machen müsste. Dank Medikamente sind ihm auch seine Halluzinationen erspart. Dazu geht er noch zusätzlich zu einem Drogenberater. Alles klingt recht zuversichtlich, man wäre als Leser fast eingelullt ob so vieler schöner Möglichkeiten auf Heilung und dann kommt ein


    Zitat von Seite 41

    Und doch.
    Und doch - tief in mir drinnen war ich trotz meiner Faszination für Surbiton nicht gänzlich davon überzeugt, fürs Normale bereit zu sein. Theoretisch wollte ich ein normales Leben, theoretisch wollte ich in meine private Wellt abtauchen und in der Vorstadt Briefmarken sammeln, schließlich wusste ich, dass ich Heilung brauchte.

    Burnside beschreibt ab diesen Punkt, dass es dann doch nicht so einfach ist, wie man glauben mag. Und ich finde er beschreibt es nicht so, dass man da sitzt und für sich denkt "Was für ein Jammerer, komm in die Pötte, Kerl!", sondern man versteht warum es eben nicht einfach ist. Er macht einem klar, dass sein momentaner Zustand eine Existenz ist, nicht mehr und nicht weniger. Er zeigt wievielen Versuchungen er ausgesetzt ist. Überall lockt das Partyleben, nur er muss sich zurückziehen.


    Nebenbei wird mir auch immer klarer, warum es auch so schwierig ist einer Sucht zu entsagen und sich stattdessen einem anderen Ersatz/Halt/Interesse/Ziel/Lebensmittelpunkt geben zu können. Ich bewundere ihn gerade, dass er es aushält sich mit Leuten treffen muss, die vermutlich völlig langweilig und unverständlich für ihn sind. Was soll für ihn an einer solchen Existenz attraktiv sein? Überall lockt so viel spannenderes, wie Partys, das Leben.


    Abgesehen von seinem persönlichen Hab und Gut, das eher minimalistisch ist, fand ich diesen Satz noch unbedingt erwähnenswert:


    Zitat von Seite 43

    Da war er also: der vertraute Kampf. Vergnügter roter Teufen auf der einen, anämischer weißer Engel auf der anderen Schulter.

    Da käme sogar ich in die Versuchung eher den vergnügten roten Kerl zu wählen :pale:


    Aber Burnside beißt sich weiter durch. Er suchte sich Arbeit in einem Rentnerdorf, bei der es leider Schwierigkeiten mit seinem Vorgesetzten gab und er entlassen wurde. Er gibt nicht auf und findet Arbeit in einem Gartencenter.


    Und dann gibt es erst Mal einen Schnitt. In dem nächsten Abschnitt erfährt man viel über die Sucht des Trinkens selbst. Es ist meine persönliche Meinung, dass es ohnehin schon in unserer Gesellschaft schwer genug ist, "trocken" zu leben. Alkohol spielt in allen Schichten der Gesellschaft eine Rolle. Egal jetzt ob das Bierchen beim Nachbarn oder die Flasche Wein beim Essen, letztendlich bleibt Alkohol nun mal Alkohol. Wie selbstverständlich scheint es zum Leben dazu zu gehören. Damit man mich nicht falsch versteht, ich trinke gerne mal ein Glas Wein oder Sekt. Aber wenn ich keinen Alkohol trinken möchte, dann mag ich mich nicht dafür rechtfertigen müssen, weil ich mal kein Lust auf einen Crémant habe. Ich stelle mir das als trockener Alkoholiker superschwer vor, alldem zu widerstehen. Alkohol als Verbindungsmittel der Gesellschaft?


    Zitat von Seite 45

    Burnside schreibt Und was das Trinken betraf, durfte ich nur nicht vergessen, niemals allein zu trinken.

    Spätestens dann ist dem Leser klar, dass kann nicht gut gehen, wenn das deine Einstellung ist. Burnside stellt seinen Freund Paul vor. Ich fand das so genial wie er das geschrieben hatte. Während man gleichzeitig Pauls Lebenseinstellung "TRINK NIEMALS ALLEIN." (Seite 45) liest, erfährt man dass er an einer Bauchspeicheldrüsenentzündung starb. Eine Erkrankung eben durch seinen hohen Alkoholmißbrauchs, den er auch nicht mehr in Griff bekam und letztendlich daran starb. Man erfährt kurz über seine Sucht und Tod. Interessant wieder, was Burnside in seinem Fall zeigt. Paul hatte zwar eine Frau, die ihn sehr bewusst nicht mehr half, damit er sich wieder selbst -durch den Schock allein sein zu müssen- in den Griff bekommen würde, aber in diesem Fall versagte es völlig. Es wird einem als Leser klar, wie dünn das Eis für einen Süchtigen ist. Und wie schwer es für einen Angehörigen ist, das Richtige zu tun.


    Dann wieder einen Erzählschnitt und es geht mit Burnside weiter. Unbedingt muss ich noch das hier zitieren

    Zitat von Seite 48

    Ich gab mir allerdings Mühe, große Mühe was meist der falsche Weg ist, etwas anzugehen.Ein Jahr oder länger ging ich zu den Treffen und blieb während jener Zeit mehr oder minder nüchtern. Ich war dabei, mich grundlegend zu ändern, zu tun, was getan werden musste und zu vermeiden, was ich zu vermeiden versprochen hatte.

    Burnside verliert das Interesse an seinem Job im Gartencenter und sucht sich neue Arbeit. Und absolut überraschend für Burnside und mich als Leser findet er eine Stelle als "EO" in einem Ministerium. Ein zum Teil recht amüsant geschriebener Abschnitt. Man sieht den Büro-Alltags-Wahnsinn regelrecht vor sich.


    Den Satz muss ich auch noch unbedingt zitieren:

    Zitat von Seite 51

    Auf diese Weise unbedeutend zu sein, fand ich sogar recht befriedigend, beinahe wie unsichtbar zu sein oder auf ehrenwerte Weise von der Oberfläche der Erde zu verschwinden, ohne jede Spur, wie die Grinsekatze, nur der Hauch eines Lächelns blieb zurück und verriet, dass man schon immer gewusst hat, wie lächerlich das Leben war.

    Der neue Vorgesetzte, Tim, entpuppt sich als eine Art Witzfigur, der es am meisten darauf ankam, unnützes Wissen aufzuhäufen, für eine Sendung namens Mastermind und ein Meister im delegieren von Arbeit ist.
    Und so hoffnungsvoll dieses Kapitel in seiner Aufbruchstimmung begonnen hatte, so wenig verheißungsvoll endet es. Ich könnte da jetzt wirklich den ganzen letzten Abschnitt zitieren, weil es Burnside so wunderbar beschreibt. Wie um Himmels Willen kommt eigentlich ein Ministerium drauf, eine Bar mitten im Zentrum des Gebäudes einzurichten, dazu noch staatlich subventioniert ](*,)

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  • zu Kapitel 3 - A bar on Merrow Down

    Burnside stellt seinen Freund Paul vor. Ich fand das so genial wie er das geschrieben hatte. Während man gleichzeitig Pauls Lebenseinstellung "TRINK NIEMALS ALLEIN." (Seite 45) liest, erfährt man dass er an einer Bauchspeicheldrüsenentzündung starb.

    Interessant und auch auf gewisse Weise schockierend fand ich, wie Burnside dieser Art der Selbstzerstörung und der Todessehnsucht etwas ehrenvolles bzw.
    konsequentes zugesteht. Das liegt wohl auch daran, dass er selbst diese Sensucht nach Selbstauflösung schon seit seinen Jugendjahren kennt und immer wieder
    Episoden hat, in denen er genau danach strebt. Aber ist das Freiheit? Die Freiheit sich zu Tode zu saufen, egal wer darunter leidet? Nicht nur Paul, sondern auch
    seine Frau hat unter diesem geraden Weg zur Hölle gelitten. Hier ein paar der Sätze die Burnside dazu findet. Es ist wirklich schwer dem zu folgen, obwohl ich es
    teilweise akzeptieren, aber niemals verstehen kann. Dafür hänge ich einfach zu sehr an diesem einzigen Leben das wir haben.


    Zitat

    It was a spiritual exercise, a ritual observation of the self in its purest form and, more than anything else, it was a variety of prayer.
    und....
    He wasn`t choosing to die, it wasn`t like that at all - he just couldn`t chose to live, if it meant not drinking.


    I found nothing perverse in the desire to which I sometimes succumbed, a pathetic, yet oddly logical impulse to follow in his footsteps and devote
    myself, once and for all, to the long and solitary ceremony of self-erasure.


    Ok, den zweiten Satz kann ich dann doch nachvollziehen, weil ich annehme, dass er in seiner Alkoholsucht einfach schon zu weit fort ist. Es gibt da wohl kein
    zurück mehr. Über den dritten Satz denke ich nochmal nach...........


    Und so hoffnungsvoll dieses Kapitel in seiner Aufbruchstimmung begonnen hatte, so wenig verheißungsvoll endet es

    Ein Jahr hat Burnside dieses zurückgezogene und streng strukturierte Leben als ganz normaler Kerl durchgehalten, aber nun bilden sich feine Risse in der Struktur.
    Normal ist letztendlich für ihn auch langweilig und bei Burnside stellt sich ein dumpfes Gefühl ein. Im letzten Kapitel schrieb er: "I wanted to be comfortably numb"
    und das ist wohl das Problem, weil er eben das nicht aushalten kann. Übrigens ist dies auch eine Anspielung auf den gleichnamigen Song von Pink Floyd. Da geht
    es genau um dieses Gefühl der Sehnsucht nach einem komfortablen und ruhigen Leben, aber auch um das schleichende Gefühl der Taubheit des Geistes, der mit
    diesem Weg für manche Menschen verbunden ist. (Übrigens ein ganz wunderbarer Song)
    Burnsides fein ausgearbeitete Lebensstruktur bekommt feine Risse. Um es mit den Worten des leider gerade verstorbenen Leonard Cohen zu sagen:
    There is a crack in everything. That is where the light comes in.
    Ob dieses Licht für Burnside auch hilfreich auf seinem Weg sein wird, ist schwierig zu beantworten. It`s better to burn out, than it is to rust - so sieht das eher aus.


    Ehe ich jetzt weiter Sätze aus bekannten Songs poste, höre ich lieber auf und warte auf eure Kommentare. :uups:

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  • Hallo zusammen,

    >Something like happy<

    Liegt auch noch auf meinem SUB, ich freue mich jetzt schon drauf :)

    sondern man versteht warum es eben nicht einfach ist. Er macht einem klar, dass sein momentaner Zustand eine Existenz ist, nicht mehr und nicht weniger. Er zeigt wievielen Versuchungen er ausgesetzt ist. Überall lockt das Partyleben, nur er muss sich zurückziehen.


    Nebenbei wird mir auch immer klarer, warum es auch so schwierig ist einer Sucht zu entsagen und sich stattdessen einem anderen Ersatz/Halt/Interesse/Ziel/Lebensmittelpunkt geben zu können. Ich bewundere ihn gerade, dass er es aushält sich mit Leuten treffen muss, die vermutlich völlig langweilig und unverständlich für ihn sind. Was soll für ihn an einer solchen Existenz attraktiv sein? Überall lockt so viel spannenderes, wie Partys, das Leben.

    Das hast Du schön beschrieben. Die Normalität, in die er sich einfindet, kann für ihn nichts verlockendes bereithalten und hat wenig mit seinem Wunschbild von Surbiton zu tun. Denn Normälität bedeutet für ihn zu allererst einmal dies: Verzicht.

    Alkohol als Verbindungsmittel der Gesellschaft?

    Den Eindruck habe ich auch. Auch ich trinke gerne mal Wein und Sekt, aber es ist keine Grundvoraussetzung für eine vergnüglichen Abend in der Runde. Im Freundeskreis habe ich auch einige, die keinen Alkohol trinken, neckische Witze über alkoholfreie Getränke von anderen bleiben nicht aus. Solange derjenige der dem Alkoholgenuss frönt, sich nicht volllaufen lässt, bleibt ihm sowas erspart.

    Interessant und auch auf gewisse Weise schockierend fand ich, wie Burnside dieser Art der Selbstzerstörung und der Todessehnsucht etwas ehrenvolles bzw.
    konsequentes zugesteht. Das liegt wohl auch daran, dass er selbst diese Sensucht nach Selbstauflösung schon seit seinen Jugendjahren kennt

    Ob es dabei um Freiheit im Allgemeinen geht, weiß ich nicht. Ich denke, Burnside bewundert die (vermeintliche) konsequente Selbstbestimmung seines Freundes. Im Sinne von: Es ist mein Körper, mein Leben und ich entscheide, was damit passiert, nur ich habe die Kontrolle. Wenn ich trinke, betrifft das mich allein und wenn mir eine Krankheit dazwischen kommen will, schlage ich ihr ein Schnippchen, in dem ich Einfluss auf den Krankheitsverlauf nehme. Dass die Sucht schon längst die Kontrolle übernommen hat, steht für Außenstehende natürlich außer Frage.


    Ist euch schon aufgefallen, dass die Kapitelüberschriften meist nur in den letzten Zeilen thematisiert werden und auf das nächste, noch zu lesende Kapitel hindeuten? Wie Wegweiser. The Epilogue würde ich jetzt seperat sehen, in meiner Hoffnung, Burnside hat zumindest den richtigen Weg eingeschlagen. Und das ist dann der Schluss :uups:


    :winken:

  • Es ist wirklich schwer dem zu folgen, obwohl ich es
    teilweise akzeptieren, aber niemals verstehen kann. Dafür hänge ich einfach zu sehr an diesem einzigen Leben das wir haben.

    Absolute Übereinstimmung meinerseits. Dafür ist mir mein eigenes einziges Leben auch zu schade.

    Normal ist letztendlich für ihn auch langweilig (...)

    Wobei man da fast schon ins grübeln kommen könnte. Denn wie ich schon schrieb, was ist schon normal? Da kann ich Burnside (im nächsten Kapitel hatte er auch was darüber geschrieben) ziemlich nachvollziehen, wenn er sich da eher langweilt. Trotzdem natürlich kein Grund sich wiederum so kaputt zu machen.

    Übrigens ist dies auch eine Anspielung auf den gleichnamigen Song von Pink Floyd. Da geht
    es genau um dieses Gefühl der Sehnsucht nach einem komfortablen und ruhigen Leben, aber auch um das schleichende Gefühl der Taubheit des Geistes, der mit diesem Weg für manche Menschen verbunden ist. (Übrigens ein ganz wunderbarer Song)

    Oh, das wusste ich nicht! Der Song läuft gerade im Hintergrund. Danke für den Hinweis!
    Ich habe hier auch noch den Text gefunden, wer da noch Interesse hat (inkl. deutscher Übersetzung): Klick


    Ehe ich jetzt weiter Sätze aus bekannten Songs poste, höre ich lieber auf und warte auf eure Kommentare.

    Halt dich da nur nicht zurück! :winken:


    Das nächste Kapitel ist ein längeres und ich habe bisher nur die Hälfte "geschafft", Falls ich es noch gelesen bekomme, würde ich heute noch ein paar erste Eindrücke dazu schreiben. Morgen bin ich wieder unterwegs.


    Wie weit seid ihr zZt? Ich wünsche euch ein schönes und entspanntes Wochenende :)

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  • Ob es dabei um Freiheit im Allgemeinen geht, weiß ich nicht. Ich denke, Burnside bewundert die (vermeintliche) konsequente Selbstbestimmung seines Freundes. Im Sinne von: Es ist mein Körper, mein Leben und ich entscheide, was damit passiert, nur ich habe die Kontrolle. Wenn ich trinke, betrifft das mich allein und wenn mir eine Krankheit dazwischen kommen will, schlage ich ihr ein Schnippchen, in dem ich Einfluss auf den Krankheitsverlauf nehme. Dass die Sucht schon längst die Kontrolle übernommen hat, steht für Außenstehende natürlich außer Frage.

    Wow, darüber muss ich erst mal nachdenken! Das ergibt ja noch mal einen ganz neuen Blickwinkel.

    Ist euch schon aufgefallen, dass die Kapitelüberschriften meist nur in den letzten Zeilen thematisiert werden und auf das nächste, noch zu lesende Kapitel hindeuten? Wie Wegweiser. The Epilogue würde ich jetzt seperat sehen, in meiner Hoffnung, Burnside hat zumindest den richtigen Weg eingeschlagen. Und das ist dann der Schluss

    :pale: Das war mir ehrlicherweise nicht aufgefallen.

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  • Ob es dabei um Freiheit im Allgemeinen geht, weiß ich nicht. Ich denke, Burnside bewundert die (vermeintliche) konsequente Selbstbestimmung seines Freundes. Im Sinne von: Es ist mein Körper, mein Leben und ich entscheide, was damit passiert, nur ich habe die Kontrolle. Wenn ich trinke, betrifft das mich allein und wenn mir eine Krankheit dazwischen kommen will, schlage ich ihr ein Schnippchen, in dem ich Einfluss auf den Krankheitsverlauf nehme. Dass die Sucht schon längst die Kontrolle übernommen hat, steht für Außenstehende natürlich außer Frage.

    Ich habe da so das Gefühl das Paul sehr wohl weiß, dass seine Freiheit, seine Selbstbestimmung geradewegs in den Abgrund führt. Ich sehe diese Freiheit auch als
    ganz individuelle Sicht auf die Dinge, aber da kämen wir ja direkt auch auf die Frage, warum die Herren sich auf diesen radikalen und selbstzerstörenden Weg begeben.
    Das hat er ja schon vor seiner Krankheit angefangen. Pankreatitis ist meist ein Todesurteil und das er dann weitertrinkt weil eh nichts mehr zu retten ist, ist auch für mich
    nachvollziehbar. Da kann ich auch Burnsids Reaktion verstehen. Meintest du das mit persönlicher Freiheit und Konsequenz? Dann wäre ich ganz bei dir.


    @Farast Ich bin jetzt halbwegs durch das Kapitel >Kafkaland< und das hat bei mir 42 Seiten. Ich würde dieses Kapitel halbieren, lese es aber zuerst noch bis zum Ende.

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    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

  • Das war mir ehrlicherweise nicht aufgefallen.

    Ich bin durch mit Kafkaland und bin mir nach dem Kapitel nicht mehr sicher, ob Burnside die Linie weiterverfolgt oder ob überhaupt diese bestimmte Absicht darin bestand :uups: Das Kapitel muss ich erstmal sacken lassen, eine unruhige Nacht wirds bestimmt

    Meintest du das mit persönlicher Freiheit und Konsequenz? Dann wäre ich ganz bei dir.

    Meine Gedanken sind zunächst losgelöst von Pauls Erkrankung. Wie und warum der Weg immer radikaler wird, darüber kann ich nur mutmaßen. Die Sucht führt dazu, dass Paul sich isoliert und nur noch egozentrische Gedanken hegt. Der Rausch verschafft ihm eine eigene Welt. Er wird blind für die Empfindungen seines Umfeldes. Das Verständnis dafür, dass andere darunter leiden, ist abhanden gekommen und er widmet sein ganzes Leben dieser Isolation.

  • Hallo allerseits,


    schlafen konnte ich diese Nacht nicht wirklich. Das Kapitel habe ich dann nochmal gelesen, in der Hoffnung irgendwas überlesen zu haben. Einen Hinweis, dass die Ereignisse Fiktion sind. Leider bin ich nicht fündig geworden :(


    Am Anfang schlägt sich Burnside seiner Meinung nicht schlecht, er trinkt nur ein paar Bier und das niemals allein. Nach einiger Zeit sieht das wieder anders aus. Es bleibt nur die Hoffnung, dass es dieses Mal/diesen Abend anders ausgehen möge. Dann trifft er auf Greg, dessen insektenhaftes Aussehen ihn an Gregor Samsa erinnert. Für Burnside muss es wahrlich eine Erleichterung gewesen sein, jemanden zu haben, der alles andere als das verhasste Normale repräsentiert. Der sich über triviale Dinge, Nonsense ereifern kann. Filme und Musik sind seine Themen.


    Never drink alone. Durch Greg geht erst recht das Maß verloren. Burnside fühlt in seiner Wohnung ein Dasein, dass Dinge verschiebt. Dann soll er auch noch Gregs Ehefrau töten, weil dieser es nicht schafft, sich auf legalem Wege von ihr zu lösen 8-[ Wirklich wie im Film, der Verlust des Materiellen wiegt zu schwer. Da geht Burnside zum ersten Mal auf, dass Greg wirklich in den Filmen und der Musik lebt. Erschreckend 8-[ Von nüchterner Seite betrachtet, hätten mich keine 10 Pferde ein zweites Mal in die Wohnung ziehen können. Bin ich froh, dass Burnside noch rechtzeitig weggekommen ist.

  • zu Kafkaland

    Das Kapitel habe ich dann nochmal gelesen, in der Hoffnung irgendwas überlesen zu haben. Einen Hinweis, dass die Ereignisse Fiktion sind. Leider bin ich nicht fündig geworden

    Genau das Problem hatte ich auch. Kann das wirklich wahr sein, sind Burnsides Erinnerungen getrübt durch seine `Episoden`, oder ist Greg tatsächlich so krankhaft
    verbunden mit alten Filmen, dass er sie in die Realität umsetzen will und Burnside als willigen Partner ausgesucht hat? Aber genau wie du habe ich keinerlei Hinweis
    darauf gefunden.


    Never drink alone. Durch Greg geht erst recht das Maß verloren. Burnside fühlt in seiner Wohnung ein Dasein, dass Dinge verschiebt.

    Burnsides Beschreibung seines Zustandes, die wieder aufkommenden Visionen und Träume und das Gefühl einer Präsenz die praktisch in jedem Gegenstand in der
    Wohnung zu spüren ist, hat etwas sehr beklemmendes. Auf der anderen Seite ist es so, als würde er seine aufkommende Apophanie wie einen alten Freund begrüßen,
    der wieder so etwas wie Schönheit in sein normales Leben bringt.
    Die Begegnung mit Greg spiegelt das ja auch wider. Einerseits findet er endlich jemandem der ihm vertraut erscheint, jemanden mit dem er die Vorliebe für alte Filme und
    für Musik teilt. Sozusagen ein Seelenverwandter, einer, der die einfachen Dinge schätzt. Hier sehr schön beschrieben. (S.54)


    Zitat

    (...) all we really wanted from life was to go out on a warm summer evening and stand in a corner of a field, drinking beer out of a can and smoking dope,
    the Allmann Brothers on a tape deck somewhere and a vast gloaming just beyond the hedge, where the night begins.


    Andererseits ist Greg eigentlich ein Nagel zu seinem Sarg, denn er trinkt völlig unmäßig und seine Verrücktheit ist gefährlich.
    Sehr schön fand ich. dass Burnside nicht einfach Gregs Haus verlässt, sondern sich Sorgen macht, dass Greg die Tat, wenn er wegläuft, selbst ausführt. Das muss ein
    furchtbarer Zwiespalt gewesen sein. So sitzt er da in Gregs Haus und liest die Titel des Albums >Tapestry< weil Gregs Frau diese Songs liebt. Er liest es und es ist
    als würde er so etwas wie einen Schutzzauber erwirken wollen. Mehr kann er nicht tun. Eine tolle Szene am Ende dieses Kapitels.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

  • Sehr schön fand ich. dass Burnside nicht einfach Gregs Haus verlässt, sondern sich Sorgen macht, dass Greg die Tat, wenn er wegläuft, selbst ausführt. Das muss ein
    furchtbarer Zwiespalt gewesen sein. So sitzt er da in Gregs Haus und liest die Titel des Albums >Tapestry< weil Gregs Frau diese Songs liebt. Er liest es und es ist
    als würde er so etwas wie einen Schutzzauber erwirken wollen. Mehr kann er nicht tun. Eine tolle Szene am Ende dieses Kapitels.

    Zum Ende des Kapitel war ich froh, wenigstens einmal erleichtert aufatmen zu können. Das hast treffend geschrieben: Mehr kann er nicht tun.

  • Kafkaland

    Ich wollte heute das Kapitel noch einmal querlesen, aber ich sehe bzw. lese gerade nach euren Beiträgen, dass ich mir das sparen kann. @taliesin und @bittersweetlight euch ging es ja ähnlich und da war wohl doch nichts zu überlesen. Das war wie ein schlechter Film, ein wahr gewordener Albtraum. Nur das sich dieser Greg (Gregor) nicht in ein Insekt verwandelt, das einem von Herzen leid tun kann, sondern in ein abstoßendes Etwas, dem ein Kühlschrank wichtiger als ein Leben ist. Der seine Frau als Mühlstein bezeichnet.

    Für Burnside muss es wahrlich eine Erleichterung gewesen sein, jemanden zu haben, der alles andere als das verhasste Normale repräsentiert. Der sich über triviale Dinge, Nonsense ereifern kann. Filme und Musik sind seine Themen.

    Da habe ich mich für Burnside noch gefreut. Das ist doch für jeden eine Erleichterung, wenn man jemanden hat, der die eigenen Interessen teilt.



    Burnsides Beschreibung seines Zustandes, die wieder aufkommenden Visionen und Träume und das Gefühl einer Präsenz die praktisch in jedem Gegenstand in der
    Wohnung zu spüren ist, hat etwas sehr beklemmendes.

    Und ich hatte noch gehofft, dass er seine Erkrankung mit Hilfe von Medikamenten in Griff hätte. Schrecklich zu lesen, dass dem doch nicht so ist.


    Ansonsten nicke ich vollkommen übereinstimmend mit euren Beiträgen. Dem lässt sich einfach nichts mehr hinzufügen.






    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Das nächste Kapitel Valium und Schlaflieder hat mich deutlich fertiger gemacht :cry: Ich muss das Ganze wohl erst mal sacken lassen bzw. Abschnitte davon noch einmal lesen und werde morgen was dazu schreiben können.

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  • Entschuldigt, aber es kam überraschender Besuch, daher konnte ich nicht posten. Hinzufügen kann ich auch nichts mehr - ich bin eins mit eurer Meinung.
    Auf der Buchmesse hat er genau diese Passage mit Greg und dessen unmöglichen Vorschlag kurz erwähnt.