Angelika Felenda - Wintergewitter

  • Inhalt (Quelle : Amazon)


    München 1920. Kommissär Reitmeyer ist aus dem Krieg zurückgekehrt, versucht die dort erlittenen Traumata vor seiner Umgebung zu verbergen und dämpft aufkommende Panikattacken mit Geigenspiel. Dabei hat die Polizei alle Hände voll zu tun: Nahrungsmangel und Geldentwertung haben dazu geführt, dass die Stadt von einer regelrechten »Diebstahlseuche« heimgesucht wird und Schieber und Schleichhändler dicke Geschäfte machen. Da wird die junge Cilly Ortlieb, Kleindarstellerin in schlüpfrigen Produktionen des Münchner Filmkonzerns Emelka, tot im Keller einer Gastwirtschaft gefunden. Was zunächst wie ein Unfall aussieht, entpuppt sich als Mord mit einer großen Menge Morphium.
    Während die rechte Einwohnerwehr durch die Straßen Münchens marschiert, sucht Kommissär Reitmeyer – von seinen Vorgesetzten argwöhnisch beäugt – in illegalen Spielclubs, Bars und Geheimbordellen nach einem zweifachen Frauenmörder. Dabei begegnet er Gerti Blumfeld, die auf der Suche nach ihrer abgetauchten Schwester eines der Mordopfer kennengelernt hat und bald selbst auf die Todesliste des Täters gerät …


    Über den Autor (Quelle : Amazon)


    Angelika Felenda hat Geschichte und Germanistik studiert und arbeitet als literarische Übersetzerin in München.


    Allgemeines


    Erscheinungstermin : 29. Oktober 2016, Verlag Suhrkamp, Broschierte Ausgabe, 439 Seiten.
    Gliederung : Prolog – 41 Kapitel – Epilog - Anmerkung


    Meine Meinung


    Nachdem ich gerade den ersten Band mit Begeisterung gelesen hatte, habe ich mir gleich im Anschluss Band 2 vorgenommen.


    Wir befinden uns hier im Jahre 1920. Der erste Weltkrieg hat seine Spuren hinterlassen, es herrscht Nahrungs- und Wohnungsmangel und es kommt natürlich auch immer wieder zu militärischen und politischen Machenschaften. Der Hass gegen Menschen jüdischer Abstammung nimmt zu. Hitler wird immer öfter erwähnt. Die Autorin bringt das Geschichtliche sehr gut rüber, wobei die Ermittlung in den beiden Todesfällen nicht zu kurz kommt. Wurden die Frauen ermordet ?


    Ich habe mich gefreut, das Team um Kommissär Sebastian Reitmeyer wiederzutreffen. Allerdings haben er und alle Mitarbeiter sowohl physische als auch psychische Schäden aufgrund des Krieges davongetragen. Der Protagonist ist mir weiterhin sehr sympathisch, obwohl er seine Gefühle nicht auf die Reihe kriegt. Ich muss immer schmunzeln, wenn er da ermittlungstechnisch durch die Gegend radelt. Auch der Polizeischüler Rattler ist eine lustige Nummer, der immer wieder neue Ermittlungsmethoden vorschlägt.


    Es ist erschreckend, was sich viele « bessere » Herren erlauben dürfen, obwohl sie in der Öffentlichkeit an die Sittlichkeit appellieren. Und es darf natürlich nichts an die Öffentlichkeit dringen. Reitmeyer versucht so gut wie möglich « verdeckt » zu ermitteln und fragt sich schlussendlich, wem auf dem Revier er überhaupt noch vertrauen kann. Der Kommissär tut sein Bestes, um zu verhindern, dass Unschuldige wegen der noblen Herren und zwecks Verschleierung gewisser Vorkommnisse angeklagt werden.


    Überhaupt ist es erstaunlich, was sich da um 1920 so alles zuträgt. Sogar Rauschgift war schon ein Thema, von den « Schnallen » und Flittchen gar nicht zu reden. Mir scheint, dass man gleich in solchen einen Ruf kam, wenn man etwas cooler und nicht so geziemt war. Allerdings haben sich natürlich viele Frauen aus Geldsorgen prostituiert bzw. sie dachten, dass sie u.a. dadurch Filmstars werden könnten.


    Die Ermittlungen von Reitmeyer laufen parallel zu den Recherchen von Gerti nach ihrer Schwester. Diese beiden Stränge fliessen dann nach und nach ineinander, was das Ganze recht spannend macht.


    In der Anmerkung am Ende des Buches klärt uns die Autorin noch über einige geschichtliche Begebenheiten auf.


    Fazit : Flüssig und interessant geschriebenes Buch. Wie schon erwähnt, wird in diesem Buch das Geschichtliche und Ermittlungstechnische sehr gut miteinander verflechtet, steigert die Spannung, woraus ein guter historischer Krimi resultiert, der von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: erhält.

    ☆¸.•*¨*•☆ ☆¸.•*¨*•☆ La vie est belle ☆¸.•*¨*•☆☆¸.•*¨*•☆

  • Wem kann man vertrauen?


    Endlich mal ein Cover, das wirklich zur Handlung des Buches passt und sowohl den Inhalt als auch die Atmosphäre abbildet.


    Der Kriminalroman spielt in München im Jahre 1920. Kommissär Reitmeyer, traumatisiert aus dem ersten Weltkrieg heimgekehrt, muss den Tod einer jungen Frau untersuchen, die im Keller einer Gastwirtschaft gefunden wurde.Die Tote, Cilly Ortlieb, war offenbar ,,Schauspielerin“ in dubiosen Produktionen des Münchner Filmkonzerns Emelka. Bald stellt sich heraus, dass ihr Tod kein Unfall war, sondern Mord mit einer größeren Menge Morphium – und kurz darauf wird eine zweite junge Frau tot aufgefunden. Kommissär Reitmeyer ermittelt in zwielichtigen Bars, Spielclubs und privaten Bordellen. Dabei wird er von seinen Vorgesetzten wenig bis gar nicht unterstützt. Es zeichnet sich allmählich ab, dass ihm von ganz oben eher noch Steine in den Weg gelegt werden. Wen wollen seine Vorgesetzten schützen? Bei seinen Ermittlungen lernt er die Studentin Gerti Blumfeld kennen, die sich auf der Suche nach ihrer verschwundenen Schwester in das halbseidene Milieu begibt und sich damit selbst in tödliche Gefahr bringt.


    Die Atmosphäre der 20er Jahre mit dem Elend und der Not auf der einen Seite, aber auch der Genusssucht und dem Luxus auf der anderen Seite, wird in dem Kriminalroman auf jeder Seite spürbar. Schieber, Schleichhändler, Geschäfte unter der Hand sind ebenso allgegenwärtig wie der teils offen ausgelebte Antisemitismus, die politisch aufgeheizte Stimmung zwischen Rechten und Linken und die zunehmende Gewaltbereitschaft rechter Gruppierungen wie z. B. der Einwohnerwehr.


    Anschaulich wird das umfassende Misstrauen vermittelt. Wem kann man in diesen Zeiten vertrauen? Wer denunziert, wer deckt wen, wer nutzt die Situation, um sich selbst zu bereichern? Selbst im privaten Bereich bleibt niemand davon verschont.


    Die Figuren des Romans sind glaubwürdig gezeichnet, der historische Hintergrund wird sehr authentisch und bis ins letzte Detail stimmig dargestellt.


    Für Freunde des historische Kriminalromans eine unbedingte Leseempfehlung!
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Inhalt:


    Die Münchener Bevölkerung erlebt im Jahre 1920 einen harten Nachkriegswinter. Die Menschen frieren, hungern und leben in ärmlichen Verhältnissen, Gaunereien und Betrügereien sind an der Tagesordnung. Kommissär Reithmeyer und sein Team haben reichlich Beschäftigung, außerdem hat der Kommissär selbst mit den Nachwirkungen des Krieges zu kämpfen. Immer wieder bringen ihn Panikattacken um seinen Schlaf. Da wird eine junge Frau tot aufgefunden, was zuerst wie ein Unfall wirkte, entpuppt sich dann als Mord. Als eine zweite Frau auf die gleiche Art zu Tode kommt, geht die Angst vor einem Serienmörder um. Bei ihren Ermittlungen stoßen die Polizeibeamten auf immer neue Verwicklungen, die sich bis in die höchsten Kreise erstrecken.


    Meine Meinung:


    Der Autorin ist es, wie auch in dem vorhergehenden Roman, wieder hervorragend gelungen, die einzelnen Personen detailgenau darzustellen. Außerdem wurde das Gesellschaftsbild der damaligen Zeit sehr gut eingefangen. Die politische Entwicklung, mit der Tendenz zu dem, was Deutschland später ins Verderben stürzte , wurde sehr gut beschrieben.
    Wer einen Krimi mit atemloser Spannung sucht, liegt bei diesem Buch nicht richtig. Der Leser jedoch, der Kriminalromane mit viel geschichtlichem Hintergrund und präzisen Ermittlungen liebt, ist hiermit bestens bedient.


    Ich spreche eine Leseempfehlung aus und freue mich auf den nächsten Band mit dem sympathischen Kommissär Reithmeyer. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Es sind keine guten Zeiten, die in München (und auch dem Rest Deutschlands) im Jahre 1920 herrschen. Zwar ist der Krieg vorüber, doch Vielen fehlt das Notwendigste zum Leben: Essen, Kleidung, Heizmaterial, ein Dach über dem Kopf. Und während die Einen versuchen, mit den Folgen des Krieges klarzukommen, sind Andere schon wieder dabei, Waffen zu horden und zu Mord und Totschlag aufzurufen. Inmitten dieser verworrenen Zustände muss Kommissär Reitmeyer den Mörder zweier Frauen finden, die beide kurz nacheinander ermordet aufgefunden wurden. Nicht ganz einfach für den angeschlagenen Polizeibeamten, dem Panikattacken immer wieder zu schaffen machen und der von seinen Vorgesetzten keine Hilfe erwarten kann - im Gegenteil.
    Die Geschichte selbst teilt sich im Gegensatz zum ersten Band in zwei Erzählstränge: Während Kommissär Reitmeyer versucht den Mörder zu finden, ist die junge Doktorandin Gerti aus Berlin auf der Suche nach ihrer jüngeren Schwester. Dabei freundet sie sich mit einem der Mordopfer an und gerät offenbar ins Visier des Täters. Leider finde ich diese Entscheidung eines zweiten Erzählstranges nicht so gelungen, denn für meinen Geschmack beginnt das Ganze damit ziemlich auseinanderzudriften. Da gibt es Missbrauch von Minderjährigen in einem Bordell, Waffenschmuggel, Produktion von Pornos (oder auch nicht ;-)), Überfälle mit schwerer Körperverletzung - doch aufgeklärt wird am Ende nur ein kleiner Teil. Wobei diese Lösung so knapp und nebenbei vermittelt wird, dass ich mir noch immer nicht ganz sicher bin, ob ich sie richtig verstanden habe. Trotzdem, es ist ein gut erzählter historischer Krimi, mit dessen Hilfe ich einiges Neues über Münchens Vergangenheit erfahren habe.
    Denn wie bereits im ersten Teil 'Der eiserne Sommer: Reitmeyers erster Fall' ist der historische Hintergrund nicht nur schmückendes Beiwerk eines Kriminalfalles, sondern spielt eine wesentliche Rolle bei der Aufklärung der Morde. Die Autorin, die unter anderem auch Geschichte studiert hat, vermittelt sehr anschaulich und überzeugend die Stimmung, die in der bayrischen Landeshauptstadt damals vermutlich herrschte. Die bittere Armut in weiten Teilen der Bevölkerung ist ebenso erschreckend wie die Darstellung der erstarkenden Einwohnerwehren, die zunehmend ein Sammelbecken von völkischen und rechtsnationalen Extremisten wurden und ihnen missliebige Personen brutal zusammenschlugen, wenn nicht gar umbrachten.

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • Zeitreise ins München der 20er Jahre


    Angelika Felenda studierte Geschichte und Germanistik. Das merkt man ihrem Roman durchaus an. Ich empfand den zweiten Kriminalfall für Kommissär Reitmeyer als hervorragend beschriebene und recherchierte Zeitreise in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts. Den ersten Teil habe ich noch nicht gelesen.
    Die Autorin läßt uns teilhaben an den Zuständen, wie sie nach dem ersten Weltkrieg in München waren. Sie beschreibt sie beeindruckend in klaren, gut gewählten Worten.
    Die Zeiten sind nicht leicht. Es herrschen chaotische, anarchistische Zustände. Der Mangel ist überall. Es fehlt an allem: Lebensmittel, Bekleidung, Heizmaterial,menschenwürdige Wohnungen, Geld. Die Eigentumsdelikte nehmen zu. Die Menschen hungern und frieren, aber es gibt auch andere Orte, an denen davon nichts zu spüren ist.
    Die junge Gerti Blumenfeld befindet sich in einem zwielichtigen Lokal und wartet auf ihre Freundin Cilly. Sie benötigt dringend ihre Hilfe, da sie auf der bisher ergebnislosen Suche nach ihrer verschwundenen Schwester, ihre Unterkunft nicht mehr bezahlen kann. Aber Cilly kommt nicht. Stattdessen wird sie von einer Unbekannten angesprochen, die der jungen Frau eine Mappe mit Unterlagen wiedergeben möchte. Plötzlich ist die fremde junge Frau verschwunden. Was sind das für Papiere, die nun Gerti in den Händen hält? Bergen sie brisantes Material? Und wo bleibt Cilly?...
    Kommissar Reitmeyer mit seinen kriegsversehrten Mitarbeitern wird unterdessen an einen Tatort gerufen. Eine junge Frau stürzte im Gasthof zum Roten Adler eine steile Kellertreppe hinunter. Was hatte sie dort zu suchen? War es ein tragischer Unfall? Oder war es sogar Mord?...
    Konzentriert blieb ich dran, wie der sympathische Kommissär Sebastian Reitmeyer gemeinsam mit seinem ebenfalls angenehmen Kollegen Steiger und dem übereifrigen, ungestümen Polizeischüler Rattler die Spuren des mittlerweile zweifachen Frauenmörders verfolgte. Ich habe Seite um Seite verschlungen. Es kamen im Verlauf immer mehr zweifelhafte, kriminelle, undurchsichtige Personen und Fakten dazu.
    Berührend war für mich zu lesen, wie der Kommissär versucht mit seinem erlittenen Kriegstrauma fertig zu werden. Die Panikattacken erfassen ihn immer wieder in unpassenden Momenten. Schön das Ende des Buches, wo er sich gegenüber der von ihm sehr verehrten Caroline von Dohmberg offenbart: „Ich bin ein Kriegszitterer.“ Vielleicht werden sie in einer Fortsetzung endlich ein Liebespaar?


    Fazit:
    Angelika Felenda versteht es in atmosphärischer Dichte die Kriminalgeschichte mit dem tatsächlichen Verlauf der historischen Ereignisse zu verflechten. Sie beschreibt eindrucksvoll die politische Stimmung im München der Anfang 20er Jahre. Wie ein gewisser Adolf Hitler als Redner mit Angriffen gegen die Juden, gegen die feige korrupte Regierung, gegen die Presse, die nichts als Lügen verbreitet, starke Emotionen bei seinen Zuhörern wecken konnte.
    Da drängen sich zur gegenwärtigen Lage Parallelen auf. Wehret den Anfängen!
    Das Cover vermittelt die allgemeine Stimmung sehr gut und unterstützt den Titel des Buches.


    Von mir fünf Sterne, da Zeitgeschichte interessant verpackt beschrieben wird! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Dieses Buch ist der 2. Band einer historischen Krimireihe. Ich habe es gleich im Anschluss an den 1. Band gelesen.
    Es spielt 1920 in München. Kommissar Reitmeyer soll den Mord an einen "leichten" Mädchen aufklären. Dadurch gerät er in politische Verstrickungen, da er sich nicht von seinen Chef die Ermittlungen vorschreiben lässt.
    In dem Buch wird gut die Stimmung in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg dargestellt. Auf der einen Seite die Armen, die sich irgendwie durchschlagen, auf der anderen Seite die Kriegsgewinnler, die es sich gut gehen lassen. Außerdem gibt es schon die völkischen Strömungen, die gegen Juden hetzen und einen Herrn Hitler zujubeln.
    Das Privatleben von Reitmeyer und seinen Freunden wird gut in der Handlung verwebt. Es wird nicht langweilig und kitschig. Die Lösung des Kriminalfalls war plausibel.
    Wer ruhige historische Krimis mag, ist mit dieser Buchreihe gut bedient. Eine Leseempfehlung von mir. Hoffentlich erscheinen noch mehrere Bände.

    Sub: 5537:twisted: (Start 2024: 5533)

    Gelesen 2024: 14 / 1 abgebrochen

    gelesen 2023: 55/ 2 abgebrochen / 26075 Seiten

    gelesen 2022: 65 / 26292 Seiten

    gelesen 2021: 94 / 1 abgebrochen / 35469 Seiten


    :montag: Anders Roslund - Engelsgabe

    :study: John Katzenbach - Der Wolf


    Lesen... das geht 1 bis 2 Jahre gut, aber dann ist man süchtig danach.

  • Buchinfo
    Wintergewitter - Angelika Felenda
    Taschenbuch - 439 Seiten - ISBN-13: 978-3518467190
    Verlag: Suhrkamp Verlag - Veröffentlichung: 29. Oktober 2016
    EUR 14,95
    Kurzbeschreibung
    München 1920. Kommissär Reitmeyer ist aus dem Krieg zurückgekehrt, versucht die dort erlittenen Traumata vor seiner Umgebung zu verbergen und dämpft aufkommende Panikattacken mit Geigenspiel. Dabei hat die Polizei alle Hände voll zu tun: Nahrungsmangel und Geldentwertung haben dazu geführt, dass die Stadt von einer regelrechten »Diebstahlseuche« heimgesucht wird und Schieber und Schleichhändler dicke Geschäfte machen. Da wird die junge Cilly Ortlieb, Kleindarstellerin in schlüpfrigen Produktionen des Münchner Filmkonzerns Emelka, tot im Keller einer Gastwirtschaft gefunden. Was zunächst wie ein Unfall aussieht, entpuppt sich als Mord mit einer großen Menge Morphium.
    Während die rechte Einwohnerwehr durch die Straßen Münchens marschiert, sucht Kommissär Reitmeyer – von seinen Vorgesetzten argwöhnisch beäugt – in illegalen Spielclubs, Bars und Geheimbordellen nach einem zweifachen Frauenmörder. Dabei begegnet er Gerti Blumfeld, die auf der Suche nach ihrer abgetauchten Schwester eines der Mordopfer kennengelernt hat und bald selbst auf die Todesliste des Täters gerät …
    Bewertung
    „Wintergewitter“ ist der zweite Teil aus der Kommissär-Reitmeyer-Serie von Angelika Felenda.
    Leider haben ich den ersten Teil der Reihe noch nicht gelesen, was ich aber sicher nachholen werde. Aber auch ohne den ersten Band zu kennen, habe ich mich schnell in die Geschichte eingelesen. Man kann „Wintergewitter“, wie ich finde, ganz unabhängig lesen.
    Angelika Felenda nimmt die Leser mit auf eine Reise in die 20er Jahre. Ein Nachkriegsroman, der durch die gute Recherchearbeit der Autorin einzigartig wird. Man merkt das Angelika Felenda Geschichte studiert hat.
    Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Man erfährt viel aus der Nachkriegszeit und doch bleibt die Spannung, die man von einem Krimi erwartet, zu keiner Zeit auf der Strecke. Ich finde es toll, wie die Autorin mit der Sprache spielt.
    Auch ihre Charaktere passen hervorragend in die Geschichte. An erster Stelle natürlich Reitmeyer, der durch den Krieg traumatisiert ist und trotzdem schon wieder mit jeder Menge Arbeit zu tun hat.
    Ich hoffe das es noch weitere Fälle mit dem sympathischen Kommissär Reitmeyer geben wird.
    Fazit: Spannung gemischt mit deutscher Geschichte. Eine spannende und abwechslungsreiche Story. Volle Punktzahl!

  • 1920. Der Krieg ist seit fast zwei Jahren vorbei, doch in den Köpfen der Menschen hört er nicht auf. Kommissär Reitmeyer hat die Schrecken des Weltkrieges selbst miterlebt und er kämpft jeden Tag darum, dass niemand merkt, dass er Flashbacks hat, er ist ein sogenannter "Kriegszitterer" und "Krüppel". Paramilitärische Organisationen schießen wie Pilze aus dem Boden, heimlich unterstützt von der bayerischen Obrigkeit. Reitmeyer hat gleich mehrere Fälle auf dem Tisch, in denen er nicht vorankommt, weil er nicht gegen Männer der paramilitärischen Organisationen ermitteln darf. Dann gibt es zwei tote Frauen, auch diese oft in Begleitung von Offizieren gesehen, eine weitere Frau treibt einen Keil zwischen Reitmeyer und seinem besten Freund Sepp und dann gibt es noch einen Typen namens Hitler, der mit antisemitischen Sprüchen die Bevölkerung noch weiter aufhetzt: es ist eine dunkle, sehr dunkle Zeit, in der man kaum noch jemandem trauen darf.


    Eigentlich fand ich den Kriminalfall selbst nicht so gelungen. Wenn man es genau nimmt, liegt alles nur an Gerti, die Informationen zurückhält, bewusst Sepp gegen Reitmeyer ausspielt und trotz Lebensgefahr für sich und andere niemandem was erzählt. Auch der Schluss war eher eine Notlösung, fand ich. Bei jedem anderen Krimi hätte ich dafür drei Punkte gegeben, aber dieses Buch bekommt glatt einen Bonuspunkt für die extreme Recherche und das Wissen, das hier über ein Kapitel deutscher Geschichte vermittelt wird, von dem ich überhaupt keinen Plan hatte. Eigentlich dachte ich ja, so von 1918 bis 1933 war mit der Weimarer Republik so ziemlich was Geiles am Laufen, aber hier erfährt man ganz andere Sachen, zumindest was München und Bayern allgemein angeht. Das ist eine ganz bittere Sache, was da gelaufen ist und die Art des Erzählens hat mich wirklich mitgenommen und Kopfkino entstehen lassen. Teilweise echt gruselig und schon daher für alle zu empfehlen, die etwas darüber erfahren möchten, wie es vor 100 Jahren abgelaufen ist.