Margaret Atwood - Hexensaat / Hag-Seed

  • Meine nächste Frage an die geneigten Mitleser :) .
    Auch hier würde mich die Meinung von Dir, @K.-G. Beck-Ewe interessieren, weil Du das Buch in der Originalsprache gelesen hast.


    In einigen Kapiteln befinden sich Songtexte, die die Insassen selbst für den "Sturm" geschrieben haben.
    Beispiele: S. 187 Calibans Lied oder S. 242 Der Rachegesang.
    Die Texte reimen sich teilweise innerhalb der Strophen, teilweise nicht. Die Zeilen sind unterschiedlich lang.
    Ist das im englischem Original ebenso? Oder ist diese Art der Versform auch der Vorlage Shakespeares geschuldet?
    Bei dem Lied Calibans z.B. könnte ich mir vorstellen, dass es auf englisch, mit Musik hinterlegt, einen coolen Rap abgibt.
    So stolperte ich aber eher durch diese Songs und habe dieses holprige Gefühl, das einem begleitet, wenn man englische Liedtexte in deutscher Übersetzung liest.


    Wie erging es Euch an diesen Stellen?

  • So stolperte ich aber eher durch diese Songs und habe dieses holprige Gefühl, das einem begleitet, wenn man englische Liedtexte in deutscher Übersetzung liest.

    Lies sie Dir doch einfach laut vor in einem freien Rap-Rhythmus, wie Du schon vorgeschlagen hast. Ich habe es versucht, es funktioniert.
    Anfangs war ich auch irritiert, weil es einfach eine alte Lesegewohnheit ist: Verse in einem Buch müssen einem gleichförmigen, klassischen Rhythmus entsprechen. Tun sie hier nicht.
    Zum Teil werden Wörter auf der falschen Silbe betont oder halbe Sätze aus unbetonten Silben aneinandergereiht. Die Sätze am Ende der Strophen, die mit dem Wort Hexensaat enden, haben je einen anderen Rhythmus, so dass dieses Wort ' ' -- oder - ' - oder - - - gesprochen / gesungen wird. ( ' = unbetonte Silbe, - = betonte Silbe).


    Über das Original kann ich natürlich nichts sagen.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Lies sie Dir doch einfach laut vor in einem freien Rap-Rhythmus, wie Du schon vorgeschlagen hast. Ich habe es versucht, es funktioniert.Anfangs war ich auch irritiert, weil es einfach eine alte Lesegewohnheit ist: Verse in einem Buch müssen einem gleichförmigen, klassischen Rhythmus entsprechen. Tun sie hier nicht.
    Zum Teil werden Wörter auf der falschen Silbe betont oder halbe Sätze aus unbetonten Silben aneinandergereiht. Die Sätze am Ende der Strophen, die mit dem Wort Hexensaat enden, haben je einen anderen Rhythmus, so dass dieses Wort ' ' -- oder - ' - oder - - - gesprochen / gesungen wird. ( ' = unbetonte Silbe, - = betonte Silbe).


    Über das Original kann ich natürlich nichts sagen.

    Danke für den Tipp. In Gedanken lese ich auch Prosa manchmal gerne rhythmisch, neulich bei Genazino zum Beispiel. Jetzt werde ich die Songtexte mal laut aufsagen.
    Anschließend lege ich Musik drunter und gründe den ersten YouTube - BT - Kanal :wink: .


    Betont/unbetont hat mich übrigens gerade in den Lateinunterricht zurück katapultiert. Aeneis glaube ich.

    Mmh, ich kann mich nicht erinnern, dass ich beim Lesen da irgendwo hängen geblieben bin. Genauer könne ich das ohne Nachzuschauen aber im Moment auch nicht sagen.


    Womöglich fällt es im Englischen nicht so auf. Vielleicht kann ich mal irgendwann einen Blick in die Originalausgabe werfen.

  • Ich weiss vielleicht ist es noch etwas früh, denn ich bin erst bei Kapitel 4. "Mantel" aber da es mich beschäftigt, muss ich fragen.
    Felix, (dem natürlich viel Leid zugestossen war) , ist doch eine unglaublich überhebliche Person - ich weiss gar nicht wie ich mit ihm umgehen kann, denn sein Ego sagt doch nur "Ich, Ich und nochmal Ich" - habt ihr das nicht so empfunden. :?: Ich mag ihn gar nicht, spüre eine echt starke Abneigung nach diesen wenigen Seiten, und dieses Gefühl einem Protagonisten gegenüber verstört mich gerade im Moment, muss versuchen dieses wieder los zu werden.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Nein.

    Danke, also noch mal zurück auf Anfang - Felix zwar exzentrisch, jedoch nicht überheblich.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Zitat von serjena

    also noch mal zurück auf Anfang - Felix zwar exzentrisch, jedoch nicht überheblich

    Ein wenig seltsam fand ich ihn zu Beginn auch. Der Begriff "seltsam" ist ja sehr dehnbar. Ich versuche es näher zu umschreiben. Bis zu Kapitel 5, in dem sich die großen Änderungen in seinem Leben spürbar manifestieren, konnte ich seine Trauer um Frau und Tochter nicht greifen.
    Ich habe jetzt noch einmal zurück geblättert und glaube, es lag auch daran,

    . Ich dachte quasi gerade noch "Huch, mein Gott!", da befand ich schon wieder mitten in seiner Inszenierung.

  • Ich weiss vielleicht ist es noch etwas früh, denn ich bin erst bei Kapitel 4. "Mantel" aber da es mich beschäftigt, muss ich fragen.
    Felix, (dem natürlich viel Leid zugestossen war) , ist doch eine unglaublich überhebliche Person - ich weiss gar nicht wie ich mit ihm umgehen kann, denn sein Ego sagt doch nur "Ich, Ich und nochmal Ich" - habt ihr das nicht so empfunden.

    Jein. Der Erfolg gab ihm ja recht und erfolgreiche Menschen dürfen (bei miir) auch mal etwas überheblich sein. Ich fand ihn allerdings oft eher sehr kauzig, so ein typischer Künstlertyp.
    Ich hatte zwischendurch mal so ein paar Stelllen wo er sich so komisch mal geäussert hatte den Gefangenen gegenüber und eigentlich etwas ganz Anderes gedacht hatte (ich kann die Stelle jetzt nicht mehr explizit benennen, hab das Buch auch wieder abgegeben in der Bib so dass ich nicht nachsehen kann ) da dachte ich, hey, Du arroganter A..., machst hier einen auf Gutmensch und benutzt das ganze Projekt samt aller Mitwirkenden doch eigentlich nur für Deine persönliche, ureigene Rache. Aber dieses Gefühl war nicht durchgängig. ich mochte ihn im Grossen und Ganzen eigentlich sehr gern.

  • Ich bin nun mitten in den Vorbereitungen für das neue Theaterstück "Der Sturm" und bin fasziniert, begeistert von der Geschichte. Möchte gerne wissen hat jemand vor oder nachher oder sogar parallel - William Shakespeare: Der Sturm gelesen?

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • hat jemand vor oder nachher oder sogar parallel "Shakespere" gelesen.

    Nur die Zusammenfassung auf Wikipedia. Das hätte ich mir sparen können, wenn ich gewusst hätte, dass hinten im Buch die Inhaltsangabe steht.

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  • Nur die Zusammenfassung auf Wikipedia. Das hätte ich mir sparen können, wenn ich gewusst hätte, dass hinten im Buch die Inhaltsangabe steht.

    Das ist der Vorteil wenn man das Printwerk in der Hand hält, da guckt man vielleicht mal auf die letzen Seiten oder Anmerkungen beim E-Book blättere ich normalerweise nicht - habe das jedoch nun nachgeholt, Danke und kann somit dies lesen wenn ich dazu Lust habe.
    Übrigens du bist manchmal unglaublich schnell mit der Antwort - Grammatik Fehler sehe ich manchmal erst beim zweitenmal und schon hast du diese übernommen :uups:

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Nur die Zusammenfassung auf Wikipedia. Das hätte ich mir sparen können, wenn ich gewusst hätte, dass hinten im Buch die Inhaltsangabe steht.

    The same here.
    Ich kannte den Inhalt des Stückes bisher nur in groben Zügen bzw. und einige Zitate und Illustrationen aus meinem Shakespeare-Malbuch :) Da hatte ich zum Sturm auch schon mal etwas gemalt. Wenn man das Bild anklickt kann man auch das Zitat lesen.

  • Nur die Zusammenfassung auf Wikipedia. Das hätte ich mir sparen können, wenn ich gewusst hätte, dass hinten im Buch die Inhaltsangabe steht.

    Gut zu wissen! Danke für deine Info, denn ich hatte schon überlegt vorher "Der Sturm" von Shakespeare zu lesen.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Ich bin nun mitten in den Vorbereitungen für das neue Theaterstück "Der Sturm" und bin fasziniert, begeistert von der Geschichte. Möchte gerne wissen hat jemand vor oder nachher oder sogar parallel - William Shakespeare: Der Sturm gelesen?

    Ich habe auch nur die Zusammenfassung im Roman gelesen.


    Apropos Vorbereitungen für das Theaterstück. Ich habe einer Freundin, die am Theater arbeitet und gerade mitten in den Vorbereitungen zu "The tempest" steckt, das Buch gestern ausgeliehen. Sie wusste gar nichts darüber und ist begeistert von der Idee.
    Eine schöne Vorstellung, dass zu den realen Vorbereitungen im Theater jetzt die fiktiven begleitend hinzukommen :D .

  • Nun war ich endlich in der Theateraufführung von "The tempest" und muss sagen, dass ich etwas enttäuscht war. "Hexensaat" gefiel mir besser :wink: .
    Die Inszenierung war sehr gefällig. Man wollte eindeutig ein breites Publikum ansprechen, was auch durchaus legitim ist. Mein Fall war es dennoch nicht. Ich habe danach nochmal die Zusammenfassung des "Sturms" gelesen und denke, es liegt schon am Original: Ich bin nicht der Typ für Romanzen. Atwood hat ja eher die tragische Komponente herausgearbeitet.
    Es gibt allerdings auch Stücke aus dieser Kategorie von Shakespeare, die ich mochte. "Viel Lärm um nichts" war auch als Film in englischer Originalfassung einfach toll.

  • Kurzbeschreibung:
    Alles ist Illusion – Margaret Atwoods Verneigung vor dem großen Bühnenmagier William Shakespeare
    Felix ist ein begnadeter Theatermacher und in der Szene ein Star. Seine Inszenierungen sind herausfordernd, aufregend, legendär. Nun will er Shakespeares „Der Sturm“ auf die Bühne bringen. Das soll ihn noch berühmter machen – und ihm helfen, eine private Tragödie zu vergessen. Doch nach einer eiskalten Intrige seiner engsten Mitarbeiter zieht sich Felix zurück, verliert sich in Erinnerungen und sinnt auf Rache. Die Gelegenheit kommt zwölf Jahre später, als ein Zufall die Verräter in seine Nähe bringt.
    In ihrem brillanten Roman schafft die große kanadische Autorin Margaret Atwood mit der Figur des Theaterdirektors Felix ein würdiges Pendant zu Shakespeares Prospero aus „Der Sturm“, jenes Zauberers, der als ein Selbstporträt des alternden Barden aus Stratford-on-Avon gilt.


    Autor:
    Margaret Atwood, geboren 1939, ist unbestritten eine der wichtigsten Autorinnen Nordamerikas. Ihre Werke liegen in über 20 Sprachen übersetzt vor und wurden national wie international vielfach ausgezeichnet. Neben Romanen verfasst sie auch Essays, Kurzgeschichten und Lyrik. Margaret Atwood lebt in Toronto.


    Allgemeines:
    „Hexensaat“ erschien im April 2017 im Rahmen des Teil des Hogarth Shakespeare Projekts bei Knaus.
    Das Original „Hag-Seed“ erschien bei Hogarth. Die Übersetzung aus dem Englischen stammt von Brigitte Heinrich.
    Die eBook-Version hat 484 Seiten, 47 Kapitel in 5 Teilen eingerahmt von Prolog und Epilog sowie eine Zusammenfassung des Originals „Der Sturm“ von Shakespeare. Umfangreiche Danksagung mit Literaturhinweisen.


    Meine Meinung:
    Kennt ihr diese Bücher, die man nicht mehr aus der Hand legen kann, aber dennoch mit Erschrecken das Abnehmen der verbleibenden Seiten beobachtet? „Hexensaat“ ist definitiv einer davon. Ich wusste überhaupt nicht, was mich erwartet – kannte ich doch auch das Shakespeare-Original nicht. Klar hatte ich von Prospero schon mal etwas gehört, aber das war es dann auch. So bin ichvöllig unvoreingenommen an das Buch herangegangen. Bekommen habe ich dann ein echtes Highlight. Was für ein genialer Plan des abservierten Regisseurs Felix Philipps! Was für eine unglaubliche Umsetzung des Stücks mit Laiendarstellern! Ich war total fasziniert davon, wie er seine Darsteller sich das Stück und die Rollen erschließen ließ. Absolut genial: die Reflexion der einzelnen Teams am Ende und vor allem die Überlegungen, wie es mit den Figuren weitergehen könnte. Realistischer und moderner kann man Shakespeare nicht erleben. Und zum guten Schluss hat diese Story auch noch ein wunderbar rundes Ende. Ich bin noch immer total im Bann dieser Geschichte und kann Knaur nur für dieses Projekt danken, das uns Shakespeares große Werke in neuem Gewand präsentiert und mit Sicherheit den ein oder anderen Leser an die Klassiker heranführen wird.
    Von mir gibt es uneingeschränkte :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: , eine Leseempfehlung an… einfach alle, die gut erzählte Geschichten lieben.


    Fazit:
    Großartige Neuerzählung von Shakespeares „Sturm“, der einen sofort das Original lesen und den nächsten Theaterbesuch planen lassen will.



    . Ob sich Gefängnisinsassen die laut Beschreibung das Lese- und Schreibniveau eines Drittklässlers besitzen sich mit solcher Begeisterung an Shakespeares Theaterstücken versuchen würden ? Gerade Shakespeare ist ja nun nicht gerade leichte Kost. Ich kann mir das irgendwie nicht vorstellen.

    Wie einige hier ja schon angemerkt haben, ist das Bildungsniveau der Insassen sehr unterschiedlich und so kann ich mir durchaus vorstellen, dass das mit der gegenseitigen Hilfe sehr gut funktioniert. Das ist ja ein Kernpunkt des Projekts, dass sich die Darsteller die Rollen in diesem Fall wirklich erarbeiten und das Stück verstehen müssen und es dann auch für sich anpassen können. Das war der Punkt, der mich ganz besonders beeindruckt hat.

    Möchte gerne wissen hat jemand vor oder nachher oder sogar parallel - William Shakespeare: Der Sturm gelesen?

    Ich hab es mir gerade auf meinen tolino gezogen und werde es in den nächsten Tagen lesen.

    Gelesen in 2024: 7 - Gehört in 2024: 5 - SUB: 598


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Wenn Felix' Methoden auch nur ein wenig im Deutschunterricht Einzug erhalten würden, gäbe es mit Sicherheit mehr Leser auf der Welt. Es macht Spaß, den Kurs der Gefängnisinsassen zu begleiten. Wie sie Ihre eigenen Ideen einbringen, den Klassiker Der Sturm entstauben und modernisieren. Das Hauptmotiv Rache trübt das Lesevergnügen keineswegs. Die Handlung des Stücks spiegelt Felix' Leben wider. Geniale Idee, man kann es nicht anders sagen. Die Abschlussbesprechung, in der die Kursteilnehmer die Handlung ihrer Figur weiterspinnen, setzt dem ganzen die Krone auf :pray:


    Fazit
    Ein Buch, das voll und ganz aufgeht. Die erste Höchstbewertung in diesem Jahr ist fällig :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Der Theaterregisseur Felix Phillips, bekannt für kontroverse Inszenierungen klassischer Stücke, hat nach dem Tod seiner Frau wenige Jahre später auch noch seine kleine Tochter verloren. Das einzige, was ihm noch bleibt, ist die Leidenschaft für seine Arbeit, doch dann endet auch noch sein berufliches Glück durch eine gemeine Intrige. Damit platzt nicht nur sein Plan für eine besonders ungewöhnliche Aufführung von Shakespeares "Sturm", sondern seine gesamte Karriere.


    Enttäuscht und verbittert zieht er sich für lange Zeit aus der Öffentlichkeit zurück und führt ein frugales Leben auf dem Land, bis sich ihm eine neue Möglichkeit bietet: eine Gefängnispsychologin engagiert ihn für ein Theaterprojekt mit Strafgefangenen, und Felix entscheidet, keine leichten Komödien oder sentimentale Favoriten aufzuführen, sondern Shakespeare. Die Arbeit mit den Insassen ist etwas völlig anderes als das, was Felix gewohnt war, doch seine Workshops schlagen ein wie eine Bombe und werden regelmäßig mit immer neuen Stücken des Meisters wiederholt.


    Als sich Felix schließlich vornimmt, den "Sturm" auf die Gefängnisbühne zu bringen, wird das sein bis dahin persönlichstes Projekt, denn es bietet sich eine Chance, Genugtuung für erlittenes Unrecht zu erhalten, die zu gut ist, um sie ungenutzt verstreichen zu lassen.


    Bei der Lektüre dieses Buches habe ich nur eines bereut: den "Sturm" so wenig zu kennen, dass ich mit Sicherheit viele Anspielungen überlesen habe. Zwar wird genug angedeutet, um die Handlung und den einen oder anderen Zusammenhang mit dem "Hexensaat"-Plot zu verstehen, aber es ist mir bestimmt noch genug durch die Lappen gegangen, dass mir die eine oder andere Entwicklung etwas überzeichnet oder übertrieben erschien. Ich vermute allerdings, dass es innerhalb des Stückes entsprechende Parallelen gibt.


    Auf jeden Fall zeichnet Margaret Atwood ein unsentimentales, aber einfühlsames Bild eines Mannes, der alles verloren hat, was ihm jemals etwas bedeutete, der aber auch nicht immer ganz einfach zu nehmen ist und deutliche Ecken und Kanten hat. In vielem, was er tut, wirkt Felix Phillips extrem oder schwer zu begreifen.


    Dennoch vermag zu berühren, wie er versucht, mit dem Tod seiner Tochter umzugehen und fasziniert auch sein Herangehen an das Theaterprojekt im Gefängnis. Wie er es ohne erhobenen Zeigefinger und übersozialpädagogische Tricks schafft, eine bunt gemischte Truppe von Straftätern für Shakespeare und das Theater zu begeistern, wirkt authentisch und reißt mit. Man fiebert richtiggehend mit bei den Proben und den Vorbereitungen.


    Was Felix' persönliche Geschichte angeht, empfand ich die Entwicklung im letzten Drittel als etwas überzogen. Allerdings vermute ich, dass des Parallelen zum "Sturm" gibt, den ich leider zu wenig kenne, um alle Anspielungen zu erkennen. Zwar wird genug angedeutet, um die Handlung und den einen oder anderen Zusammenhang mit dem "Hexensaat"-Plot zu verstehen, aber es ist mir bestimmt noch genug durch die Lappen gegangen. Am Ende gibt es immerhin noch mal eine Zusammenfassung des Stücks.


    Ein interessanter Plot und eine gut erzählte und auch sprachlich sehr ansprechende Geschichte, die mich nach einem Fehlversuch mit "Der blinde Mörder" vor sehr langer Zeit ermutigt hat, mehr von Margaret Atwood zu lesen.