Femipopulistische Frauen- und Geschichtsdarstellungen.
18 Frauen. Und sie alle haben es in die Politik geschafft. Das Buch "Damenwahl. Vom Kampf um das Frauenwahlrecht bis zur ersten Kanzlerin" (2009) von der bekannten Feministin Alice Schwarzer (als Herausgeber) stellt uns 18 Frauen in Kurzkapiteln vor, die es in die hohe Politik geschafft haben. In 2 längeren Abschlusskapitel präsentieren uns die Autorinnen dann die Geschichte des Frauenwahlrechts und den Gender Gap.
Viel zu oberflächlich. Das Buch ist definitiv viel zu oberflächlich. Die Vorstellungen der Frauen sind biographische Präsentationen in knapper Form und lösen sich leider nie von einer zielführenden Einseitigkeit. Ein kritisches Wort wird man nicht finden, wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass Politiker wie Ursula von der Leyen, Hannelore Kraft, Andrea Nahles und Angela Merkel völlig unumstritten sind. Besonders zur letzteren Person könnte bestimmt viel kritisches Gesagt werden (auch schon im Jahr 2009). Nur ist das wohl schwer, wenn Angela Merkel selbst ein Geleitwort für das Buch aufsetzt (Fragen nach dem Muster "Sind sie in ihrer Position richtig ?" "Sorgen sie wirklich für das Bürgerwohl ?" bzgl. der betreffenden Frauen werden erst gar nicht gestellt).
Die tendenziöse Ausrichtung wird darüber hinaus jedoch auch in den letzten beiden Kapitel überdeutlich. zB wird an einer Stelle der Ausspruch erwähnt, "Die Frauen haben Hitler an die Macht gewählt." doch stimme dieser Satz natürlich nicht (S.214). Woher der Satz stamme und mit welcher Begründung er aufgekommen sei, bleibt ebenso im Dunkeln wie die Gegenargumentation schwammig ist. Es wird auch viel mit Konjunktiven gearbeitet, wofür dieses eine Beispiel reichen soll: "Dürften nur Frauen an die Urnen, würden alle rechtsradikalen Parteien in Deutschland an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern." (S. 218) Ich weiß ja echt nicht, was ich von diesem Satz halten soll.
Männer sind somit eher schlechte Menschen (?) und folgerichtig sei auch der Gender Gap (unterschiedliches Wahlverhalten bei Männern und Frauen) 1972 auf einem "Tiefstand" gewesen (S. 216 f.). Klingt ein wenig so, als wäre das schlecht, wenn Frauen und Männer gleich wählen, denn 1972 haben Frauen und Männer gleich gewählt. Dabei bin ich von der Existenz des Gender Gaps noch gar nicht so überzeugt, auch wenn er laut der Autorin definitiv "schon lange Realität" (S. 221) sei. Vergleicht dazu doch mal die Rezension von "Lulu" zu dem Buch auf Amazon.
Naja, das Buch ist schon etwas ein Reinfall. Zu undifferenziert und einseitig. Ich will jetzt nicht soweit gehen und es als feministisches Manifest einer machtpolitischen Geschlechtsideologie aufzufassen (auch wenn hier der "Mann" definitiv schlechter dargestellt wird) oder es als Propaganda mit scheinwissenschaftlichen Zahlspielereien abzutun, das ginge echt zu weit.
Doch zum Vorbild sollen sich andere Autoren von Büchern dieses Themas dieses Buch bitte nicht nehmen. Nicht mal eine Literaturliste oder etwas Ähnliches gibt es. Das wirkt alles ein wenig femipopulistisch. Falls es dieses Wort "femipopulistisch" überhaupt gibt. Das kam mir eben in den Sinn. Hoffe, ihr, werte Leser, wisst, was ich damit meine.
Als ich begonnen hatte, diesen Kommentar zu dem Buch zu schreiben, wollte ich als Überschrift echt noch "Sind Frauen die besseren Menschen ?" nehmen. Aber das wäre echt etwas zu polemisch gewesen, oder was meint ihr ?
Übrigens durfte das Binnen-I natürlich nicht fehlen. ;D