Publius Cornelius Tacitus - Annalen / Annales

  • Eine gut lesbare narrative Geschichte Roms im frühen Prinzipat (vom Tod des vergöttlichten Augustus an).



    Mal abgesehen davon, dass in der Antike quasi alles in jeder erdenklicher Form irgendwie umstritten ist, kann man wohl dennoch sagen, dass Tacitus' Werk und Person zu den am heftigsten umstrittenen Forschungsgegenständen dazuzählt. Manche Forscher folgen Tacitus' Selbsteinschätzung als objektiver Berichterstatter ("sine ira et odio"), während andere ihn wohl als subtilsten Manipulator ever ansehen.
    Das macht ihn wohl nur interessanter. Sein Schreibstil ist recht gut lesbar (mit einer brauchbaren Übersetzung versteht sich), während er zum Großteil wohl ein Grund zur Furcht sein mag für diejenigen, die sich an seinem Latein versuchen wollen. Unter vielen anderen haben sich bereits namhafte Forscher wie Syme, Fuhrmann und Büchner ausführlich mit ihm beschäftigt.



    Dieses Buch hier ist eine einsprachige wenig kommentierte Ausgabe (dt.) der "Annales" (= "Jahresbücher") von Tacitus, die evtl. etwa um 100 n. Chr. geschrieben wurden. Zeitlich knüpfen sie an den Tod des Kaisers Augustus an (Originalname "ab excessu divi Augusti"; Jahr 14). Lesbar ist Tacitus ziemlich gut, was wohl daran liegt, dass die antike Geschichtsschreibung nicht unser modernes/westliches (?) Selbstverständnis hat, möglichst sachlich und objektiv zu sein. Tacitus versucht (ganz zeitgemäß) zu unterhalten und zu belehren und von Vergangenem zu berichten.
    Sein Fokus liegt dabei vorzüglich auf militärischer Außenpolitik, personengebundener Erzählung, Ereignissen am römischen Hof und Stadtrom. Dabei moralisiert er stark und scheint auch mal Taten und Vorgänge mehr oder weniger offen zu kritisieren und nach seiner Meinung zu bewerten.


    Trotzdem (oder deswegen ?) ist Tacitus immer noch einer der wichtigsten Quellen für diese Zeit, auch wenn von den Büchern nicht wenige im Laufe der beiden Jahrtausende verloren gegangen sind.




    Meine Ausgabe/Übersetzung ist die Reclamausgabe von Sontheimer "Tacitus. Annalen I-VI", Reclam 1964 (Nachdr. 1970 ?). Die Übersetzung geht flüssig und gut lesbar runter. Und dem Prinzip des Reclam-Verlages entsprechend halten sich Kommentare und sonstiges in Grenzen, sind hier aber echt hilfreich und gut pointiert (auch wenn es durchaus die ein oder andere Stelle gibt, an der ich gerne eine Anm. zusätzlich gehabt hätte). Hilfreich ist auch der angefügte Stammbaum in bildlicher darstellung. Leider jedoch ohne Literaturliste.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Das hört sich recht interessant an und da ich vor nicht allzu langer Zeit John Williams Briefroman Augustus gelesen habe, passt es auch recht
    gut in diese Zeit. Rutscht auf jeden Fall auf die WuLi. (Allerdings die Übersetzung, denn mein Latein ist völlig eingerostet)

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • @taliesin
    Ja, das passt gut, weil Tacitus auch so ein Meister des Dramatischen ist. Beispielsweise ist die Szene, in der Tiberius zu seinem Adoptivvater Augustus ans Sterbebett tritt, sehr ergreifend. OKAY, dass das eigentlich so nicht passiert ist, ist nicht weiterschlimm. Das quittiert Tacitus wohl mit einem Augenzwinkern. :D