Anne Tyler - Die störrische Braut / Vinegar Girl

  • Kurzmeinung

    Lavendel
    Schrullige ProtagonistInnen, aber ein bisschen lieblos erzählt, hätte ruhig etwas ausführlicher sein können.
  • Kurzmeinung

    Rincewind66
    Herrlich, schrullige Charaktere.
  • Klappentext:
    Kate Battista ist frustriert. Wie kommt es eigentlich, dass sie ihrem exzentrischen Vater brav den Haushalt führt und sich um ihre jüngere Schwester Bunny kümmert, die nur Flausen im Kopf hat? Auch in ihrem Kindergartenjob gibt es immer nur Ärger. Professor Battista hat andere Sorgen. Seit Jahrzehnten widmet er sich beharrlich seiner Forschungsarbeit, nun steht er kurz vor dem Durchbruch. Wenn, ja wenn sein brillanter Assistent Pjotr nicht des Landes verwiesen wird. Die Aufenthaltsgenehmigung des Weißrussen läuft bald ab. Als Professor Battista einen Plan ausheckt, um Pjotr in Amerika zu halten, verlässt er sich wie immer auf seine ältere Tochter. Doch Kate sieht rot – und Pjotrs tollpatschiges Werben um ihre Gunst macht die Sache erst einmal auch nicht besser. (von der Knaus-Verlagsseite kopiert)


    Zur Autorin:
    Anne Tyler, Jahrgang 1941, hat zahlreiche Bestseller geschrieben, von denen mehrere verfilmt wurden. Ihr zuletzt erschienener Roman "Der leuchtend blaue Faden" war für den Baileys Women’s Prize for Fiction sowie den Man Booker Prize 2015 nominiert. (von der Knaus-Verlagsseite kopiert)


    Allgemeine Informationen:
    Originaltitel: Vinegar Girl
    Erstmals erschienen 2016 bei Penguin Random House Group, London
    Aus dem Englischen übersetzt von Sabine Schwenk
    Dieser Roman ist Teil der Reihe „Hogarth. Shakespeare bei Knaus“
    Bis auf den Epilog aus der personalen Perspektive von Kate Battista erzählt
    12 Kapitel + Epilog
    219 Seiten


    Voraussetzungen:
    Zum 400. Todestag William Shakespeares startet ein Zyklus von acht Romanen von acht Autoren, die ihre persönlichen Lieblingsdramen des Dichters als Vorlage für eigene Romane adaptiert haben.
    Der Knaus Verlag ist damit der deutsche Partner eines Projektes, das initiiert wurde von der Hogarth Press − gegründet vor fast hundert Jahren von Virginia Woolf und ihrem Mann Leonard − an dem sich über zwanzig Länder beteiligen. (Hier kopiert)
    Die Frage, warum das wegen seiner Frauenverachtung bereits zu Shakespeares Zeit umstrittene Stück "Der Widerspenstigen Zähmung" immer noch so beliebt ist ("Kiss me Kate"; "10 Dinge, die ich an Dir hasse"), beschäftigt Anne Tyler schon lange: „Katharinas Verwandlung von einer selbstbewussten jungen Frau in eine lammfromme Ehegattin muss doch einen tieferen Grund haben. Den wollte ich herausfinden und die Geschichte neu erzählen.“ (Knaus Verlagsseite)


    Persönliche Meinung:
    Anne Tyler balanciert mit ihrem neuen Roman auf einem äußerst schmalen Grat zwischen Chic-Lit, Slap Stick und Shakespeare. Doch sie stürzt nicht ab, und hat wieder einen für sie typischen Familienroman aus Baltimore geschrieben mit überbordenden und noch mehr komödiantischen Szenen als in ihren anderen Büchern: Shakespeares Original grüßt.


    Frauen wie Kate kennt man von Tyler: Selbstständig und dennoch abhängig; intelligent und trotzdem im Studium gescheitert; eine, die weiß, was sie nicht will, und gleichzeitig nicht weiß, was sie will.
    Sie ist vor allem mit ihrem Vater geplagt, einem Mann der medizinischen Forschung, einer so übertriebenen Karikatur eines Wissenschaftlers, dass man zu der Vermutung kommt: Der muss echt sein. Mit dem Kopf in seinem Labor oder in Fachzeitschriften, während er glaubt, durch ein privates Regelsystem familiäre Katastrophen abwenden zu können.
    Kates zweites Problem heißt Bunny, die 15-jährige Schwester, die Vaters Regeln ebenso erfolgreich durchbricht wie Kates Grenzen.
    Auch mit ihrer Arbeit in einer Kita hadert Kate: Sie geht mit den Kindern und erst recht mit den Eltern nicht nach den Richtlinien der Leitung um, sondern nach ihrem gesunden Menschenverstand und redet frei heraus. Pädagogische Grundsätze sind für Kate zweitrangig.
    Der Vater sucht eine Frau für seinen russischen Forschungspartner Pjotr, damit er nach der Heirat mit einer Amerikanerin im Land bleiben kann, wenn sein Visum abläuft. Er rechnet fest damit, hierfür seine Tochter zu gewinnen.


    Kates Entwicklung von der Verweigerung zum Einverständnis schildert Tyler so verhalten, dass man als Leser am Ende nicht weiß: Wo genau wendet sich das Blatt? - keine lauten Töne, keine emotional heftigen Beschreibungen und kein Sezieren.


    Der Schluss ist Shakespeare geschuldet. Tylers Bücher enden meist anders. Trotzdem: Ein wunderbarer herzerwärmender Schluss, eher einem Märchen als einer realen Geschichte würdig.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Das Original.


    Das Cover gefällt mir nicht so. Das pastellige Türkis und die rosa Blumen erinnern zu sehr an Chic-Lit. Das könnte auf der einen Seite diejenigen enttäuschen, die sich einen Roman aus diesem Genre davon versprechen, und andererseits diejenigen abhalten, die das Genre nicht mögen. Auch passen die Farben nicht zu Kate.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Eigenzitat aus amazon.de:


    Dies ist ein weiterer Beitrag zum Hogarth-Shakespeare-Projekt, in dem bekannte etablierte Autorinnen und Autoren ein Shakespeare-Stück in eine moderne Prosa-Adaption umwandeln. Anne Tyler hat sich dabei der Komödie „The Taming of the Shrew“ angenommen, die ja bereits mit „Kiss Me, Kate“ und „10 Dinge, die ich an Dir hasse“ und in einer Art Geschlechterumkehrung in Andriano Celentanos „Der gezähmte Widerspenstige“ etc. verschiedene andere Adaptionen erfahren hat.


    „The Taming of the Shrew“ ist eine sehr komplexe und wendungsreiche Erzählung um die junge Katherina Baptista aus Padua, die durch ihr Auftreten sicherstellt, dass sie auf keinen Fall einen Freier hat, was ihre Schwester Bianca überaus verärgert – und mehr noch ihre verschiedenen Verehrer -, weil ihr Vater ihr erst erlaubt zu heiraten, wenn die Ältere unter der Haube ist.


    Verschiedene ältere und neuere Verehrer Biancas sinnen nun über Wege nach um ihr in der Gestalt verschiedener Tutoren näher zu kommen und gleichzeitig irgendwie die widerspenstige Kate „an den Mann“ zu bringen, bis diese – mehr oder weniger um ihre Ruhe zu haben – einwilligt, den frisch verwaisten Petruchio zu heiraten, der sie gegen ihren Willen und gegen alle Absprachen dazu bringt in ihr Haus einzuziehen, wo er die Widerspenstige dann zähmt. Und es wird noch alles viel komplizierter, bevor es wieder einfacher wird.


    „Vinegar Girl“ hingegen ist Shrew-light. Kate Battista arbeitet in der Vorschule als Asssistenzlehrerin und ist bei den Kinder trotz ihres sozialen Analphabetentums rätselhafterweise sehr beliebt, wohingegen sie immer wieder mit den Eltern und ihrer Chefin aneinander gerät. Dafür führt sie für den ganz in seine Arbeit vergrabenen Immunologen, der ihr Vater ist, und ihre jüngere Schwester den Haushalt und werkelt in ihrer Freizeit gerne im Garten. Bis ihr Vater versucht, sie mit seinem Laborassistenten Piotr zu verkuppeln, damit dieser nach Ablauf seines Arbeitsvisums mit einer Green-Card durch Heirat im Lande bleiben kann – eine Idee, die Kate mit Recht ziemlich absurd und anmaßend findet.


    Der intelligente, arbeitsame, aber sozial absolut inkompetente Einzelgänger ist gelegentlich ein Thema in Anne Tylers Werk, wie etwa in „The Accidental Tourist“ und das Herauslösen aus dieser Isolation ist dann das jeweilige „Projekt“ eines Romans. So auch hier und das ist wirklich ein wenig flach in der Präsentation. Die Herausnahme der Kupplung von Biancas – hier Bunnys – Eheglück und der Verheiratung der unwilligen Kate ist bereits ein großer Verlust an Komplexität und gerade aus dieser Ecke geschieht ziemlich wenig, da die gute Bunny nur einen Verehrer hat, dessen Anwesenheit aus ganz anderen Gründen nicht gerne gesehen wird. Und auch sonst fallen viele integrale Handlungsmomente der Vorlage weg und so hat man einen ziemlichen 08/15-Soziales-Erwachen-Roman, wie man ihn schon etliche Male an den Taschenbuchständern am Flughafen oder am Bahnhof gesehen hat. Shakespeare Extra Light. Nicht zu empfehlen. :thumbdown:[-(

  • Kate Battista ist Ende 20 und führt nicht gerade das, was man ein erfolgreiches Leben nennen würde. Sie arbeitet im Kindergarten, eher aus pragmatischen Gründen als aus reiner Kinderliebe, und wohnt immer noch zu Hause, um ihrem weltfremden Vater den Haushalt zu führen und ein Auge auf ihre sechzehnjährige Schwester Bunny zu haben. Die ist, wenn man Kate fragt, ein reichlich verzogenes Gör, und es knallt öfter mal kräftig zwischen den beiden.


    Einen Partner hat sie auch nicht, was den Vater eines Tages auf eine irrwitzige Idee bringt. Der glaubt nach vielen Fehlversuchen endlich vor dem großen Durchbruch seiner mikrobiologischen Forschungen zu stehen. Dafür braucht er unbedingt die Unterstützung seines bewährten Laborassistenten Pjotr - doch dessen Arbeitsvisum läuft in Kürze aus, und es steht in den Sternen, ob er eine Verlängerung erhält. Da denkt sich Papa Battista, Pjotr und Kate könnten doch heiraten, um das Problem zu lösen!


    Kate ist davon verständlicherweise alles andere als begeistert, aber der Vater lässt nicht locker, und Pjotr selbst beginnt ihr eifrig den Hof zu machen.


    Der Plot wirkt mehr als konstruiert, doch mit dem Wissen, dass es sich um eine moderne Neuinterpretation von Shakespeares "Der Widerspenstigen Zähmung" handelt, konnte ich das ganz gut hinnehmen und fand diese "Neuauflage" überraschend gelungen.


    Das Original ist aus heutiger Sicht nicht nur hoffnunglos altmodisch, sondern richtiggehend frauenfeindlich, daher war ich sehr gespannt, wie Anne Tyler den Stoff in die Gegenwart transportieren würde. Der Ansatz mit der Ehe, die das Visum absichern soll, erscheint plausibel, und die Umsetzung ist zwar vielleicht nicht immer sehr realitätsnah und in manchen Szenen ein bisschen klamaukig, aber dafür auch ziemlich amüsant.


    Dass hinter Kates zynischer Fassade viel Unsicherheit steckt, ist schön herausgearbeitet, und ich mochte auch Pjotrs unbeholfenen Charme. Die Schlagabtausch-Dialoge zwischen ihm und Kate habe ich gerne gelesen, vor allem, wenn er sich über die Eigenheiten der englischen Sprache wundert.


    Eine recht freie, aber gut gemachte Übertragung in die Moderne. (Alles andere als frei wäre aber auch nicht mit der Gegenwart in Einklang zu bringen gewesen.)

  • Das Original.


    Das Cover gefällt mir nicht so. Das pastellige Türkis und die rosa Blumen erinnern zu sehr an Chic-Lit. Das könnte auf der einen Seite diejenigen enttäuschen, die sich einen Roman aus diesem Genre davon versprechen, und andererseits diejenigen abhalten, die das Genre nicht mögen. Auch passen die Farben nicht zu Kate.

    Das stimmt, das Cover ist wirklich unpassend.


    Ich hatte eine andere Ausgabe - das Cover ist zwar nicht wirklich schön, passt aber zumindest besser zum Buch.