Johann Wolfgang von Goethe - Faust II: Der Tragödie zweiter Teil

  • Inhalt (laut amazon.de):
    "Goethes "Faust" ist das Menschheitsdrama par excellence: Die ungeheuerliche Suche nach dem, was die Welt im Innersten zusammenhält, führt auch den Gelehrtesten an die Grenzen des Verstandes. In "Der Tragödie zweitem Teil" (1832), den Goethe kurz vor seinem Tod fertigstellte, verdichtet sich diese Suche zum Streben nach dem universellen, unverbrüchlichen Bündnis von Leben und Kunst. Besonders die Sprachgewalt und grandiose Motivfülle des zweiten Teils machen den "Faust" zum Paradestück aller großen Literatur, indem er, wie Goethe selbst es sich wünschte, "ein offenbares Rätsel bleibt, die Menschen fort und fort ergötzt und ihnen zu schaffen macht"."


    Über den Autor (laut amazon.de):
    "Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) ist ein deutsches Dichtergenie, das ein Werk von unvergleichlicher Fülle und Vielfalt schuf. Goethe zeichnete sich sowohl als Lyriker, als auch als Dramatiker, Erzähler, Kritiker, Staatsmann und Naturforscher aus. Sein dichterisches Schaffen umspannt literarische Epochen vom »Sturm und Drang« bis zur »Romantik«. Gemeinsam mit Friedrich Schiller bildet er den Mittelpunkt der »Weimarer Klassik«."


    Meine Meinung:
    Dass das Stück einem ein "offenbares Rätsel bleibt", wie Goethe gesagt hat, hat er zum Teil geschafft. Im Vergleich zum ersten Teil erschien mir dieser um einiges dichter und undurchdringlicher.


    Das Gröbste zuerst: In diesem Teil geht es darum, dass Mephisto Faust den schönsten Augenblick erleben lassen möchte, damit der Pakt erfüllt wird. Ein wichtiger Ankerpunkt dafür ist das Treffen mit der schönen Helena, aber es geht auch um Vergnügungen am Hof des Kaisers, um eine Schlacht, um umfangreichen Grundbesitz... Und das alles in gewohnter Manier: Goethe wechselt geschickt zwischen Versformen und Stilmitteln hin und her und wartet mit einer erschlagenden Menge an Querverweisen und Gestalten griechischer Mythologie auf.


    Dass Goethe hier die Griechen mit ins Boot geholt hat, hat mir als Grundidee sehr gut gefallen, denn ich bin an ihrer Mythologie sehr interessiert. Und das entspricht auch dem, was zu Goethes Lebzeiten u.a. üblich war: die Antike wiederzuentdecken und nach dem Schönen und Guten zu streben. Selbst formal hat er das Stück daran angepasst, indem er die klassischen 5 Akte eingeführt hat; an die aristotelischen Einheiten von Zeit und Ort hat er sich aber dennoch nicht gehalten. Diese Mischung ist quasi eine Parallele zur Verbindung von Faust und Helena. Allerdings deutet Goethe mit dem Schicksal Euphorions schon an, dass das Resultat einer solchen Verbindung nicht unbedingt ein gutes Schicksal ereilen wird. Es kommt eben auf den Menschen an, was auch am Ende relevant wird. Nur weil Faust sich durch die Zusammenarbeit mit dem Teufel nicht mit Ruhm bekleckert hat, heißt es nicht, dass alles aussichtslos ist.


    An sich kann ich mich mit der Botschaft gut arrangieren, was jedoch nicht für Goethes Stil gilt. In diesem Teil hätte er sich wirklich auf das Wichtigste beschränken können und ich fand es teilweise schon anstrengend, wie er seine Figuren manchmal gefühlt stundenlang reden ließ und es oft nicht einmal mit der Handlung zu tun hatte (zumindest nicht direkt). Ja, mir ist klar, dass er zu einer anderen Zeit geschrieben hat, aber er war im ersten Teil dann doch mehr auf dem Punkt (darauf kommt es für mich an). Wenn ich mir da "Kabale und Liebe" von seinem Zeitgenossen Schiller ansehe, so gefällt es mir stilistisch eindeutig besser. Aber jedem das Seine, es gibt mit Sicherheit Leser, die eher Goethe favorisieren. Für mein Gefühl hat der Meister in diesem Teil leider zu viel um den heißen Brei herumgeredet.


    Fazit:
    Mir hat der erste Teil zwar besser gefallen, aber es schadet nicht, sich auch mal den zweiten anzuschauen, der ganz neue Wege geht.

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



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  • Ich kann mich Irongretta anschließen!
    Ich bin ebenfalls froh auch den 2. Teil von Faust gelesen zu haben, auch wenn mir persönlich der 1. auch besser gefallen hat.
    Die lag, wie Irongretta bereits schrieb durch das manchmal endlose "Geschwafel" der Figuren, welches nicht immer mit der Handlung zu tun hatte oder zumindest nur indirekt. Für mich war es hier auch schwerer der Handlung zu folgen und dei verschiedenen Stilwechsel verwirrten mich persönlich mehr als das sie irgendwie halfen xD
    Dennoch hat mir der 2. Teil gefallen!

  • Bei mir ist es zwar schon länger her, dass ich den zweiten Teil gelesen habe, weil er mir auch etwas zu bunt war und man der Handlung meiner Meinung nach, nur schwer folgen kann und ich glaube man muss mit dem antiken Sagenschatz nicht nur bewandert sein, sondern richtig tief in der Materie drinnen sein um die einzelnen Personen griffbereit zu haben. Es werden wie oben schon gesagt sehr wild Personen aneinander gereiht und insgesamt hat man den Eindruck, das bei den Marx Brothers mehr Ordnung herrscht.
    Der erste Teil ist jedoch für mich "ein Saft der eilig trunken macht" und hat mich seit dem letzten halben Jahr richtig in den Bann gezogen. Ich lerne sogar einige kurze Passagen bereits auswendig.