Benjamin Monferat - Der Turm der Welt

  • Mischung aus Krimi und historischem Roman


    Paris im Jahre 1889 ist Gastgeber der Weltausstellung. Die Stadt läuft über vor Menschen, sie erstrahlt im unbekannten Lichterglanz. Aber niemand ahnt, was sich wirklich hinter der strahlenden Fassade ereignet. Nur wenige sehen die Zusammenhänge, als zwei Agenten der französischen Geheimpolizei tot aufgefunden werden.
    Eigentlich ist es eher schwierig eine kurze Inhaltsangabe hier zu machen, dafür geschieht gleichzeitig einfach zu viel. Der Autor hat hier einige Handlungsstränge nebeneinandergestellt und zunächst sieht es auch so aus, als wenn die Protagonisten nicht wirklich viel miteinander zu tun hätten. Die Zusammenhänge erschließen sich erst so nach und nach. Da die Kapitel zudem auch noch recht kurz gehalten sind, hatte ich sogar zu Beginn Probleme überhaupt in die Geschichte zu finden. Es hat zwar einige Zeit gebraucht, aber dann hatte es mich auch gepackt und ich konnte kaum noch aufhören mit dem Lesen.


    Etwas ungewöhnlich fand ich die Kapitelüberschriften ja schon, es beginnt mit Zündung in 59 Stunden, 51 Minuten. Also ist von Anfang an klar, etwas Großes wird passieren, nur eben was, ist die große Frage. Diese Frage klärt sich auch wirklich erst zum Schluss. Denn dieser Countdown zieht sich durch das gesamte Buch und sorgt schon damit für Spannung.


    Die Geschichte wird getragen durch eine stattliche Anzahl von Protagonisten, die alle irgendwie ein Problem mit sich herumtragen. Da ist zum Beispiel der Fotograf Lucien Dantez. Er ist nicht wirklich erfolgreich, hat aber eine interessante Geldquelle gefunden. Nur ob die für ihn auch zum gewünschten Erfolg führt? An seiner Seite die Kurtisane Madeline Royal. Sie ist wohl die schillerndste Persönlichkeit in dieser Geschichte und verkörpert das lebensfrohe Paris im 19. Jahrhundert, aber auch sie hat einige Probleme.


    Dann der Offizier Friedrich von Straten, er ist Deutscher und im Auftrag einer Behörde in Paris unterwegs. Er hat aber auch ein privates Problem, welches er hier klären möchte. Außerdem finden sich zahlreiche Reiche und Adlige Europas ein. Sie alle wollen die Ausstellung sehen und verfolgen ihre eigenen Ziele. Dies sind nur ein paar der zahlreichen Protagonisten, alle wichtigen aufzuzählen, würde schon wieder zu viel vom Inhalt verraten.


    Der Turm der Welt liest sich wie ein Agententhriller, eben aus dem 19. Jahrhundert. Der Autor hat die Spuren sehr gut gelegt und die Handlungsstränge gekonnt miteinander verwoben. Erst zum Ende hin kommt ein wenig Licht in die Geschichte. Die Weltausstellung beschreibt er hingegen eindrucksvoll. Der historische Hintergrund wird wirklich gut wiedergegeben. Das Fremde der Ausstellung ist deutlich spürbar. Die neuen Technologien, die vorgestellt wurden und für Aufsehen gesorgt haben, lassen auch den Leser staunen. Überhaupt ist das Staunen der Menschen richtig greifbar. Gerade die Szenen, die die Weltausstellung beschreiben, haben mir besonders gut gefallen.


    Auch wenn ich am Anfang so meine Probleme mit der Erzählweise hatte, vor allem mit den kurzen Kapiteln und den ständig wechselnden Handlungssträngen, habe ich mich doch gut unterhalten gefühlt. Es war mal ein etwas anderer historischer Roman. Spannend in der Handlung und nicht zu offensichtlich. Die Protagonisten waren interessante Charaktere, die ihr gesamtes Potenzial eben erst so nach und nach entfaltet haben. Gerne mehr davon!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Die Geschichte wird getragen durch eine stattliche Anzahl von Protagonisten, die alle irgendwie ein Problem mit sich herumtragen.

    Das scheint dann wohl ein ähnliches Strickmuster zu sein, wie bei "Welt in Flammen". :)


    Vielen Dank für diese Rezi, @nirak. Das Buch wandert auf meine WuLi. :mrgreen:

  • Auch wenn ich am Anfang so meine Probleme mit der Erzählweise hatte, vor allem mit den kurzen Kapiteln und den ständig wechselnden Handlungssträngen, habe ich mich doch gut unterhalten gefühlt. Es war mal ein etwas anderer historischer Roman. Spannend in der Handlung und nicht zu offensichtlich. Die Protagonisten waren interessante Charaktere, die ihr gesamtes Potenzial eben erst so nach und nach entfaltet haben.

    Das ist mir dann entgangen, ich hatte das Buch abgebrochen. Die Geduld das abzuwarten hatte ich nämlich nicht. :wink:
    Ich zitiere mich mal selbst aus dem "Welche Bücher habt Ihr abgebrochen-Thread", da das ja eigentlich hier hineingehört. Zum damaligen Zeitpunkt (Mitte September) gab es aber noch keinen Rezithread dazu und ich konnte ja keinen eröffnen wenn ich das Buch nicht zu Ende gelesen habe,


    Ich streiche hier nach 130 Seiten nun auch die Segel :ergeben: Sonst falle ich in eine Leseflaute, :( Ich merke wie ich mich richtig zwingen muss in dem Buch zu lesen und das ist schlecht. Gestern bin ich darüber sogar eingeschlafen :shock: Und das passiert mir sehr selten. Ja, sehr langatmig und der Schreibstil des Autors ist nicht meiner. Auch muss ich ständig zurückblättern, ich kann mir diese drölfzig Charaktere mit ihren ellenlangen und komplizierten französischen Namen ums Verecken nicht merken :geek: Zuklappen, weglegen, was Spannendes zu lesen nehmen.


    Ich habe es sternemässig nicht bewertet, das mache ich bei abgebrochenen Büchern nie.

  • @Jessy1963 :

    Diesen Tag sollten wir und echt rot im Kalender ankreuzen, denn wir sind tatsächlich einmal der gleichen Meinung über ein Buch. O:-)


    Ich habe den "Turm der Welt" auch soeben abgebrochen.

    20% habe ich mich durchgequält, aber es ging und ging und ging einfach nicht voran. Obendrauf kam auch noch eine derart staubtrockene Schreibweise, die mich durchweg einfach nur gelangweilt hat.

    Es gab wirklich nicht das kleinste bisschen, was mich bei diesem Buch auch nur ansatzweise fesseln und zum weiterlesen animieren konnte.

    Schnarchöde. :sleep:



    Ich schnappe mir jetzt das "Panem"-Prequel und hoffe, dass es mich aus dem Monferat-Tiefschlaf reißen kann. :study:




    P.s.:

    Ich bewerte das Buch übrigens trotzdem.

    Ich fand es extrem bescheiden, also bewerte ich es auch entsprechend. :twisted: