Swantje Niemann - Drúdir

  • Im Bann der Automate


    Klappentext:

    Ein neues Zeitalter ist angebrochen – aber die dunkle Magie der Vergangenheit kehrt zurück!
    Dampfkraft und die genialen Maschinen der zwergischen Erfinder haben die Welt unwiderruflich verändert. Magie gilt als Relikt einer Zeit, in der Zauberei und Religion Werkzeuge der Unterdrückung waren. Deshalb ist es dem jungen Uhrmacher Drúdir nahezu unmöglich, seine magische Begabung zu akzeptieren. Doch als sein bester Freund ermordet wird, kann er nicht tatenlos bleiben.
    Die Suche nach der Wahrheit führt ihn in die unterirdische Seestadt Schwarzspiegel. Dort begegnet er unerwarteten Verbündeten und entdeckt, wie fragil der innere Frieden der neugegründeten Zwergenrepublik ist. Seine Ermittlungen bringen ihn auf die Spur einer Verschwörung, die die Freiheit aller bedroht.
    Drúdir muss in eine Welt der Geheimnisse, Intrigen und Gewalt eintauchen, um das Unheil abzuwenden…


    Rezension:
    Drúdir ist ein begabter junger Uhrmacher, doch seine magische Begabung ist ihm einfach nur unangenehm. Wenn jemand von dieser erführe, würde das seinem Ansehen erheblich schaden, und außerdem sind ihm die Eindrücke, die er bei der Nutzung seiner Magie hat, höchst unangenehm. Doch als sein ehemaliger Lehrmeister und Freund ermordet wird, kehrt er zurück, um aus den magischen Scherben, die jeder gewaltsame Tod hinterlässt, die letzten Sekunden des Opfers mitzuerleben. Dabei wird er von der Polizistin Findra, die den Fall untersucht und alles Magische verabscheut, beobachtet. Als sie jedoch bemerkt, dass ihre Vorgesetzten anscheinend wenig Interesse an der Aufklärung der Tat haben und Akten ‚zufällig‘ verschwinden, verbündet sie sich mit Drúdir, um den Mörder zu überführen. Gemeinsam kommen sie einer Verschwörung auf die Spur. Und dann tauchen auch noch zwielichtige elfische Geheimagenten auf …
    Wer hat den Steampunk erfunden? Die Zwerge natürlich! Wohl kaum ein anderes menschenähnliches Wesen wird in der einschlägigen Literatur stärker mit Feuer und Metall assoziiert als diese kleinen Leute. Und auch wenn die verschiedenen zwergischen und menschlichen Länder nach den großen Magierkriegen eine Union eingegangen sind, misstrauen sich all diese Länder doch nach wie vor gegenseitig. Noch viel mehr misstrauen die Zwerge jedoch den Elfen. So ist es kein Wunder, dass die zwergischen Helden dieser Geschichte, Drúdir und Findra, nicht gerade erbaut sind, als sie auf 2 Geheimagenten der Elfen treffen, die überhaupt nicht abzustreiten versuchen, zur Not auch zu töten. Und gerade diese beiden verfolgen anscheinend ähnliche Ziele wie sie selbst.
    Der Autorin Swantje Niemann ist mit „Drúdir“ eine überraschende Melange aus Fantasy zu Zeiten der industriellen Revolution und Steampunk, ergänzt mit einer reichlichen Prise Verschwörungs-Krimi gelungen. Dabei sind die verschiedenen Kapitel aus den Blickwinkeln unterschiedlicher Charaktere beschrieben. Auch wenn es zu Beginn etwas schwerfällt, die zahlreichen Namen einzuordnen, weiß der Leser doch relativ schnell, wer wer ist. Diesem bisher nur als eBook vorliegenden Werk wäre zweifellos auch eine Printversion zu wünschen.
    Und übrigens: Der Begriff „Automate“ in der Überschrift ist kein Tippfehler. Aber um dieses Geheimnis zu lüften, sollte man das Buch schon selbst lesen.


    Fazit:
    Dieser Fantasy-Krimi mit viel Steampunk ist eine Empfehlung wert.
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    Alle meine Rezensionen auch zentral im Eisenacher Rezi-Center: rezicenter.wordpress.com

  • Wow! Ich bin einfach nur begeistert! Ich hab hier eine Perle gefunden, bei der die Mischung aus typischen Fantasyfiguren wie Zwergen und Elfen mit Steampunkelementen perfekt gelungen ist!


    In dieser Welt, in der die Magie sich zurückgezogen hat, forschen die Zwerge mit ihrem Hang zur Technik und Wissenschaft an vielerlei Errungenschaften, die man sich in dem Zusammenhang gar nicht vorstellen kann: dampfbetriebene Züge, rollende Treppen, mechanische Gerätschaften usw. so dass Zwerge mit Zylinder und Taschenuhr ein alltägliches Bild in der von ihnen beherrschten Union abgeben.
    Ganz im Gegensatz zu den Elfen von der Insel Cirdaya, die mit dem ständigen Fortschritt nicht mithalten können und die immer stärker werdende Überlegenheit des kleinen Volkes sehr missbilligend beobachten. Eine Welt, in der ich mich trotz der vielen orginellen und vor allem ungewöhnlichen Ideen, die Swantje Niemann hier zusammengeworfen hat, sofort wohl gefühlt habe und die einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.
    Die politische Lage und die Zwistigkeiten der Völker werden geschickt in die Handlung eingewoben, ohne dass es zu ausufernd oder langweilig wird. Das gilt für alle Handlungsstränge, die zwar detailliert, aber auf den Punkt erzählt werden.


    Ich war von der ersten Seite an gefesselt, denn nicht nur die Schauplätze, bei denen man sofort in die Geschichte eintaucht, wirken anschaulich und lebendig, auch der Schreibstil ist anspruchsvoll und spiegelt perfekt die Atmosphäre wieder! Die Sätze sind zwar gerne mal verschachtelt und man muss schon genau lesen, aber es wird nicht anstrengend! Die Kapitel sind in die Sichtweisen der Figuren aufgeteilt, so dass man jeden von ihnen kennenlernen und die Gefühle spüren kann, die sie alle antreibt oder auch zurückschrecken lässt.


    Auch die Hintergründe sind sehr verstrickt - es geht um einen Mord, politische Intrigen, die Angst vor dem Unbekannten: der schwach gewordenen Magie und die Allmacht der Technik, die in den Händen von machtbesessenen Extremisten einen Krieg heraufbeschwören könnte. Und mittendrin der Zwerg Drúdir, der seine magischen Fähigkeiten nicht wahrhaben möchte.


    Die Charaktere sind hier unglaublich gut in all ihren Facetten dargestellt. Verschroben, skurril oder einfach gestrickt, aber nicht zu unterschätzen. Jeder von ihnen wird in seiner Art und seinen Beziehungen zu den anderen, mit denen sie sich auseinander setzen müssen, perfekt porträtiert. Es gibt hier kein Muster, sondern jeder für sich ist sehr speziell und etwas ganz besonderes!


    Die Ideen sind vielfältig, teilweise nicht neu, aber neu definiert und ergeben dadurch ein faszinierendes und für High Fantasy Fans völlig außergewöhnliches Leseerlebnis. Ebenso wie die Magie, deren spezielle Definition eine große Faszination ausgelöst hat.


    Am Ende wartet noch ein Glossar, in dem man alle wichtigen Charaktere, die Orte, die Mythologie und einiges andere der ungewöhnlichen Welt nachschlagen kann.


    Fazit


    Die typischen Vertreter der High Fantasy wie Zwerge und Elfen mit ihrer Magie werden hier mit dem Charme der vielfältigen Feinmechanik des Steampunk vermischt. Dazu kommen ein Mord, politische Intrigen und Charaktere, die so außergewöhnlich wie speziell sind, dass mich die Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite völlig in den Bann gezogen hat.


    Ich würde mich sehr freuen, wenn es noch mehr aus dieser Welt zu lesen geben wird!


    © Aleshanee
    Weltenwanderer

  • Liebe Freundinnen und Freunde der Phantastik, bitte merkt euch diesen Namen: Swantje Niemann. Der 21jährigen Autorin ist mit dem Roman „Drúdir – Dampf und Magie“ der komplexeste Debütroman im Bereich Phantastik (in diesem Fall steampunkige Urban High Fantasy) gelungen, den ich je gelesen habe.


    Hier trifft Tolkien auf Steampunk, und dieser Vergleich ist nicht zu hoch gegriffen. Die Autorin versteht sich auf einen exzellenten, höchst ausgefeilten Weltenbau, von dem sich manch anderer, bereits erfahrene Phantastikautor noch eine Scheibe abschneiden könnte. Allein die faszinierende Stadt Schwarzspiegel zeigt das deutlich, aber auch die Technik und Magie in dieser Steamfantasy-Welt.


    Herausragend finde ich, wie die Autorin in den politischen Verhältnissen ihrer Welt ein Spiegelbild unserer realen Gesellschaft erschaffen hat – im Gewand der Phantastik, versteht sich. Hier gibt es kein König- oder Kaiserreich, wie häufig in der vom Mittelalter inspirierten Phantastik, sondern eine Regierung mit Parteiensystem. Ein Blick in das Glossar am Ende des Buches zeigt diese Parteien (es folgt ein Zitat von S. 409 der Erstausgabe):


    Parteien in der Union
    GUU (Gerechte Umverteilung Unionweit) für Arbeiterrechte und größere Autonomie der Bundesstaaten
    LF (Liberaler Fortschritt) – für Wirtschaft ohne staatliche Eingriffe
    BdT (Bewahrer der Tradition) – für Wiedereinführung der Monarchie und Zentralisierung
    ZSK (zwergische Stärke für Kiarva) – nationalistisch, für Expansion und Kolonialisierung
    Hammerschwinger – extremer, gewaltbereiter Flügel der GUU
    Expansionisten – extremer, gewaltbereiter Flügel der ZSK


    Klappentext und eine Leseprobe gibt es hier auf Swantje Niemanns Webseite.


    Auf dem Kontinent Kiarva hat die Technik Einzug gehalten, während Magie selten geworden ist und gefürchtet wird. Im Roman geht es um Intrigen, politische Verschwörungen, Verwicklungen aller Art, und die Mordfälle, die den magisch begabten Zwerg und Uhrmacher Drúdir besonders erschüttern, zum Einen, weil auch sein Freund Fragar unter den Opfern ist, zum anderen, weil er spezielle magische Fähigkeiten besitzt, die ich jetzt nicht spoilern möchte – all das, bildet hier nur den Anfang zu etwas im Herzen dieser Gesellschaft Verborgenem, welches die Charaktere aufdecken müssen.
    Die Protagonisten dieses Romans sind weder strahlende Helden noch abgerissene Antihelden, hier gibt es kein Schwarz und Weiß, sondern jede Menge Grautöne, so dass sich Drúdir schließlich mit unerwarteten, ungewöhnlichen Verbündeten daran macht, das Rätsel um die Mordfälle zu lösen.
    Der Autorin gelingt es, die Perspektive dieser sehr unterschiedlicher Charaktere sehr differenziert darzustellen (es gibt kapitelweise Perspektivwechsel), seien es Zwerge, Menschen, Elfen oder noch andere Wesen.


    Ihre Actionszenen lesen sich so anschaulich-lebendig, als säße man im Kino in einer Superheldencomic-Verfilmung (mitsamt Zeitlupen und spannenden Zerstörungsmomenten oder Explosionen). Swantje Niemann trainiert übrigens die Kampfsportart Kendo, und ich gehe davon aus, dass sie entsprechende Kenntnisse mit eingebracht hat.


    Auch wie die Magie in dieser Welt funktioniert und was sie bewirken kann – insbesondere auch in Verbindung mit steampunkiger Technik, all das habe ich mit Genuss und Staunen gelesen.


    Übrigens: Das hier ist trotz der Automatendame auf dem Cover keine Romantasy. Zwar gibt es durchaus Charaktere, die einander anziehend finden, doch das spielt eher am Rande eine Rolle. Also ist dies auch ein Buch für alle jene, die keine oder nur sehr wenig Romantik in Fantasyromanen lesen wollen.
    Das Finale kann ich nur als „episch“ beschreiben und im letzten Absatz des in sich abgeschlossenen Romans wird deutlich, dass Drúdirs Geschichte damit noch nicht beendet ist.


    Die einzigen möglichen Kritikpunkte, die mir einfallen:
    Am Anfang wird sehr viel erklärt (Stichwort Infodump), aber angesichts der Komplexität dieser Welt ist das auch notwendig. Wem es schwerfällt, angesichts dessen in die Geschichte zu finden, bitte trotzdem weiterlesen, denn der Roman wird zunehmend spannender und wartet mit einem epischen Finale auf.


    Die Autorin geizt nicht mit Adjektiven (was ja in manchen Leser- und Autorenkreisen eher „out“ ist) und hält von der Erzählperspektive her eine gewisse Distanz zu den Figuren – dazu muss ich sagen, das sind beides Stilelemente, die mich persönlich überhaupt nicht stören. Ich erwähne das hier nur der Form halber.
    Von Swantje Niemann dürfen wir gewiss in Zukunft noch Großes erwarten.


    Fazit: Dieses Buch zählt für mich zu meinen persönlichen Highlights des Jahres. Das nächste Abenteuer dieses ungewöhnliches Zwerges und magisch begabten Uhrmachers erscheint im Februar 2019. Ich bin gespannt darauf.