Olivia Mae - Shadows

  • Wohin könnten Familienzerrütungen und Schulmobbing führen ? Die unlogische Entstehungsgeschichte eines Schuldramas.




    Mancher kennt die Situation: die Schule ist die persönliche Hölle. Es bilden sich exklusive Gruppen, Arroganz und Verachtung dominieren, Mobbing ist an der Tagesordnung und Lehrer ignorieren die Tatsachen.
    Dieses Buch zeigt nun die Innenansicht einer solchen Klasse, die von all diesen Zuständen durchzogen ist. In dieser Klasse führen diese Zustände so weit, dass sich einer der Gemobbten umbringt und in seiner Rachsucht mit posthumen Botschaften die Klasse erbeben lässt. Denn er hat ein Tagebuch verfasst, in dem er die alltäglichen Ereignisse der Schüler dokumentiert und kommentiert. Wir würden diese Ereignisse jedoch wohl kaum als "alltäglich" bezeichnen. Denn dazu gehören dunkle Geheimnisse einzelner Klassenmitglieder, einseitige Schlägereien, Erpressung, Gefügigmachung und Vergewaltigung. Und mit dem Selbstmord des Schülers beginnt es: sowohl dieses Buch, als auch das WIRKLICHE Drama. Denn der Selbstmörder Jakob nahm seiner Sitznachbarin und "Freundin" das Versprechen ab, sie solle das Buch im Klassenverband vorlesen. Und das führt nun zu einer völligen Verkehrung aller vorigen Situationen: Freundschaften lösen sich, Beziehungen zerbrechen, neue Freundschaften bilden sich, "Hierarchien" kehren sich ins Gegenteil um und generelles Entsetzen macht sich breit. Und Lehrer schauen weg. Doch alles ist lediglich ein riesengroßer Schwindel. Denn so einfach ist das alles nicht, denn nicht viel ist so, wie es scheint und viel ist inszeniert von einem psychisch labilen und seelisch zerstörten Wrack eines jungen Menschen, der von einem promiskuen Vater mit einem denkbar schlimmen Leben "beschenkt" wurde. Nun fordert er seine Rache an allem und jedem. Dafür ist er bereit, jeden anderen, der IRGENDWAS mit ihm zu tun hat, mit sich in den Untergang und Tod zu reißen.


    Das klingt alles ganz spannend, oder ? Ein Familien- und Schuldrama, das mit psychologischen, dystopischen und Thrillerelementen spielt. Doch genauso wie sich die Handlung als nicht so einfach (und angenehm komplex) herausstellte, ist auch das Buch in seiner Gesamtheit nicht so einfach. Ein Buch kann sich nicht allein an seinem Inhalt bemessen lassen. Die Form muss auch stimmen und das tut es hier nicht. Um genau zu sein, gibt es auch einige Makel am Inhalt selbst.





    Zunächst zum Inhalt. Der Inhalt schwankt nämlich intensiv zwischen Familiendrama und Schuldrama. Der Fokus liegt fast unentwegt auf der schulischen Misere und den Schülern, doch entpuppt sich am Ende alles als perfider und grausamer Plan, der auf einem Familiendrama ruht. Wo nun ein Perspektivwechsel stattfinden müsste, um ALLES nochmal NEU zu beleuchten, findet keiner statt. Durch Andeutungen und späte Enthüllungen erfahren wir als Leser, wie tief das Drama eigentlich reicht und dass alles, was bisher geschah, noch eine zweite Schicht hatte. Doch dieser Blick auf die familiäre Schicht fehlt fast vollständig. Das Verhalten der verschiedenen Söhne bleibt für uns genauso im Zweifelhaften, wie die umfassende Verantwortungslosigkeit des notgeilen und beziehungsuntauglichen vaters. Darüber könnte ich nur Entsetzen versprüren, wenn ich denn Entsetzen verspüren könnte. Hier würde uns eventuell nur ein Psychologie-Kurs weiterhelfen, der einen Blick in die Psyche dieser Menschen ermöglichen könnte. Leider ist das jedoch nicht möglich und in diesem Sinne komme ich zu meinem zweiten Kritikpunkt.


    Die Charaktere, mit denen wir uns hier hauptsächlich beschäftigen und die einen Großteil der Misere (bewusst oder unbewusst; im Guten oder Negativen) ausmachen, sind unplausibel. Der "Erzeuger" in seinen Einstellungen und in seiner Position als Urheber von fast ALLEM; die Beziehungsentstehungsgeschichte (sorry für das Wortungetüm :D) zwischen einem Mobbingopfer und einem Mobbingtäter (Stockholm Syndrome oder so ?); die Läuterung Walthers; der Amokläufer in seiner Gesamtrollenzusammenstellung. Wenn es Logik im Geschehen geben soll, dann muss ich sie mir schon zusammensuchen. MMn eine der wenigen plausiblen Personen war tatsächlich Tamara, eine wenig vorkommende Nebendarstellerin, die wahrscheinlich deswegen plausibel war, WEIL sie Nebendarstellerin war, wenig vorkam und dadurch keine personelle Tiefe erhielt. Deswegen bleibt das oben erwähnte Entsetzen, das ich verspüren müsste, aus. Denn die einfachen Konstanten "Aktion-Reaktion" und "Handlung-Handlungsrahmen" sind schlichtweg unlogisch. Wir tauschen zwar tief ein in menschliche Psychen, wir folgen der Autorin in die weiten Gefilde menschlicher Abgründe, doch ließ mich das alles kalt, da ich es einfach nicht nachvollziehen kann. Ich bin kein Psychologe, deswegen kann ich mich auch stark irren, aber wie kann ein psychisches Wrack direkt ein gesundes und vertrauensvolles Verhältnis mit einem SEINER TÄTER aufbauen (ich rede von Natasha und Tobias)? Es mag sein, dass das mal möglich ist (immerhin gibt sich Tobias echt Mühe), doch dann wären wir wieder am Punkt des Ausnahmefalles vom Ausnahmefall, der Kreis schlösse sich und wir sind wieder beim unplausiblen Charakterbild.




    Auf 2 Ebenen will ich noch kurz eingehen: die sprachliche und die literarische Ebene, und evtl. auf noch ein paar kurze Gedankengänge.


    Erst die literarische Ebene: jedem Kapitel ist (meist ein englischer) Ausschnitt eines Songs (ua Frozen von Madonna, Iridescent von LP) vorgeschrieben, der die Atmossphäre des jeweiligen Kapitels einfangen soll, denke ich. Außerdem arbeitet die Autorin (zum Ende hin immer öfter) mit dem Erzählen in cineastischen Sequenzen, also dem schnellen Springen zwischen einzelnen Schauplätzen bei gleichbleibendem Thema.
    Ich konnte mir echt gut vorstellen, wie sich die Autorin diese beiden Elemente richtig gut vorstellen konnte. Nur kamen sie bei mir nicht an. Sie sind viel zu subjektiv eingearbeitet. DASS es jedoch zumindest mit dem Vorzitat grandios funktionieren KANN, zeigt der 1. Band der Tintenherztrilogie von Cornelia Funke. Die Strophen las ich irgendwann auch nicht mehr mit.
    Was mir außerdem auffiel, war der absolut luftleere Raum, in dem sich die Handlung vollzog. Gegenstände, Anblicke, Räume. All das findet sich in diesem Buch nur in den rudimentärsten Zügen wieder, sodass ich mir quasi nichts vorstellen konnte. Denn ein Minimum an Vorstellungsgrundlagen muss schon gewährleistet sein, um überhaupt die Fantasie des Lesers anzuregen.


    Zweitens die sprachliche Ebene: sprachlich betrachtet ist das Buch eine Zumutung. Grammatikfehler und Rechtschreibfehler finden sich in ziemlich großer Zahl. Außerdem zeigt die sprachliche Konzeption das, was ich mit den nichtvorhanden Charakterbildern bereits ausführte: dass sie nicht vorhanden sind. Spezielle Wendungen oder auffällige Worte finden sich in allen möglichen Kontexten und im Gebrauch aller möglicher Personen, so gegensätzlich sie auch angelegt waren (?). Es gibt keine personenspezifische Sprache oder Denkensart. Manche Fremdworte werden auch mal auf 20 Seiten immer wieder von allen möglichen Personen benutzt und finden sich dann nie wieder im Buch. :D




    So interessant wie unpassend fand ich auch die Anspielung auf die öffentlichen Medien, die am Ende nach dem Schuldrama, direkt bei Shootern ihre Ursache finden und darauf unreflektiert rumhacken. Ich bin selbst ein exzessiver Gamer und rege mich auch regelmäßig über die Medien dsbzgl. auf. Doch muss da schon mehr kommen, als das bloße "Lästern" über die sensationsorientierte Reflexionsunfähigkeit der Medien in 2 kurzen zusammenhanglosen Nebensätzen am Ende des Buches. Sonst befinden wir uns selbst am gleichen Punkt: der oberflächlichen Reflexionslosigkeit.
    :bewertungHalb:

  • Zum Buch:


    Titel: Shadows
    Autor: Olivia Mae
    Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform
    Erscheinungsdatum: Februar 2016
    Seitenanzahl: 312
    ISBN: 978-1523881581
    Format: Taschenuch / Ebook
    Preis: 9,99€ / 4,99€


    Klappentext lt. Amazon:
    << Wir saßen in der ersten Reihe. Immer. Direkt vor dem Lehrer. Es redete niemand mit uns, wir wurden zu keiner Party eingeladen, aber das war nicht weiter schlimm. Dazu zu gehören hatte genau so starke Schattenseiten wie... eben nicht dazu zu gehören. Nun sitze ich hier, alleine, und frage mich: Was soll ich tun? Jakob, du hast mir dein Tagebuch geschenkt, ich habe von deinem letzten Willen erfahren aber… Wie kannst du so etwas von mir verlangen? Wie, wo du weißt, ich könnte es nicht abschlagen? „Frau Ruen, können Sie mir bitte die Antwort auf meine Frage geben?“ Erschrocken sah Natasha hoch. Sie war so vertieft in ihr eigenes Tagebuch gewesen, zu vertieft, wie ihr nun klar wurde. „Frau Ruen. Der Verlust von Jakob ist tragisch, aber ich bitte sie inständig: Konzentrieren Sie sich auf den Unterricht. Sie sind im Abschlussjahr, er würde wohl kaum wollen, dass sie dieses Jahr nicht positiv bestehen.“ Würde er das? Sie nickte, weil sie wusste, dass diese Kopfbewegung erwartet wurde, aber im Inneren war sie sich nicht so sicher. Jakob hatte sich vor seinem Tod verändert. Massiv verändert. Sie war nicht mehr zu ihm durchgedrungen, seine Welt war ihr fremd geworden. „Es tut mir leid.“ Der Lehrer nahm die Entschuldigung kommentarlos an und wandte sich an die Klasse. Er begriff nicht, dass sie damit nicht ihn ansprechen wollte. Ich werde es tun, Jakob. Ich werde dein Tagebuch vorlesen, koste es, was es wolle. Für dich. >>
    Shadows ist ein sozialkritischer Jugendroman. Er zeigt das Leben aus der Sicht von vier Jugendlichen, welche bereits Jahre miteinander in die selbe Klasse gehen und dennoch in den klassischen Rollenbildern (vom Klassenschwarm zum Außenseiter) denken und agieren. Erst der scheinbare Selbstmord des Mitschülers und Sitznachbarn von Natasha, Jakob, ändert diese Ignoranz. Sein Tagebuch bricht Welten auf und offenbart, wie ähnlich sich die Mitglieder der Klasse in Wirklichkeit sind. Mehr noch: Mit dem Umsetzen seiner Bitte reißt er sogar vom Grab heraus die Masken der Schülerinnen und Schüler ab. Demaskiert müssen sie sich unangenehmen Wahrheiten stellen und Verantwortung für längst vergangene Taten übernehmen. Was niemand ahnen kann ist die Tatsache, dass selbst Jakob in seinem Ende nur ein weiteres Opfer war.


    Zum Buch:
    Das Buch erinnert mich an eine Geschichte die ich schon vor einigen Jahren gelesen habe, allerdings wird in dieser Geschichte hier nichts schön geredet!
    Anfangs war es für mich schwer mich in der Geschichte zurecht zu finden, dies war aber nur im ersten Kapitel so.
    Die Thematik des Buches finde ich sehr gut gewählt und Olivia Mae schafft es auch dieses "heiße" Thema vollkommen ehrlich und direkt auf den Punkt zu bringen.
    Ihr Schreibstil ist einfach nur Fabelhaft und man will am liebsten das buch in einem Rutsch durchlesen und nicht wieder aus den Händen legen!
    Ich finde es spiegelt genau das wieder, wie es in vielen Schulen und Klassen ist.
    Es gibt in jeder Klasse die "mächtigen" und die Außenseiter.
    Jakob gehörte zu den Außenseitern und begann Selbstmord. Er hinterließ seiner einzigen verbündeten Natascha sein Tagebuch. Sein letzter Wunsch war es, dass Natascha dieses Tagebuch vor der Gesamten Klasse vorliest.
    Schnell merkt man das es einigen Mitschülern nicht recht ist was dort steht, denn es kommen einige tiefe Geheimnisse ans Licht, diese Geheimnisse werfen weite Schatten auf gute Freundschaften...
    Das Tagebuch von Jacob schafft es das 2 Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, Freunde werden und die Sache gemeinsam durchstehen.
    Tobias versucht Natascha bei der schweren Aufgabe das Tagebuch vorzulesen zu unterstützen. Ihre Mitschüler werfen Ihr vor das Sie sich alles nur ausgedacht hat um so im Mittelpunkt zu stehen.
    Woher wusste Jacob nur all die dunklen Geheimnisse seiner Mitschüler?
    Wie würdest du reagieren wenn ein Junge aus deiner Klasse Selbstmord gemacht hat?
    Wie würdest du es finden wenn jemand "fremdes" dein dunkelstes Geheimnis kenn?
    Doch als eines Tages auch ein Kapitel über Natascha dabei war konnte Sie selbst nicht glauben das Jakob Ihr das antut und alle Mitschüler von Ihrer Vergangenheit erfahren.
    Es gab in dem Buch viele Momente wo ich Gänsehaut hatte oder sogar eine Träne verdrückt habe.
    Ich glaube die Thematik in der es in diesem Buch geht, sollte in jeder Schule behandelt werden.
    Ich kann dieses Buch nur jedem von euch ans Herz legen und es war mein Highlight im Januar 2017♥
    Olivia hat nirgendwo ein Blatt vor den Mund genommen und irgendetwas schön geredet, Sie hat geradeheraus genau so geschrieben wie es im wahren Leben ist.
    ein ganz großes Dankeschön für diese wunderbare Geschichte!


    Von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Liebe Grüße
    Julia


    Gelesen 2019:


    8 Bücher

    3216 Seiten


    :study:Ein Thron aus Knochen und Schatten:study:

    :study:Sternensturm - Das Herz der Quelle:study:

    :study:Evernight - Gefährtin der Morgenröte:study:

    :study:Alice im Düsterland:study:

    :montag:Der nächste Freitag kommt bestimmt:montag:

  • @aussie-bounty
    Hey, ich habe eben erst gesehen, dass tatsächlich noch jemand dieses Buch gelesen und sogar bewertet hat. Und wenn du nicht den Inhalt zusammengefasst hättest, wäre ich nie auf den Gedanken gekommen, dass wir dasselbe Buch gelesen haben, hahaha. :loool: Es lässt sich ja bekanntlich nicht über den Geschmack streiten, doch bin über deine sehr hohen Töne doch unglaublich überrascht !
    Wo du dieses Buch in deiner Rezension anderen empfiehlst, würde ich es ihnen nur als beispielhafte "mangelhafte Anfänger-Literatur" beschreiben. =) Wo du den Inhalt als "wahres Leben" bezeichnest, habe ich mich beim Lesen immer wieder über die soziologische und psychologische Unlogik im Buch geärgert. Und schließlich wo du das Buch als dein persönliches Highlight (für 1/17) bezeichnest, befindet es sich für mich auf meiner Highlightliste der schlechtesten Bücher aller Zeiten. :D



    Und um ganz ehrlich zu sein, 1. wundert es mich, dass überhaupt jemand dieses Buch auch nur normal "gut" findet, und 2. würde ich der Autorin echt gerne zu einer grundlegenden Überarbeitung ihrer literarischen Vorgehensweise raten oder gleich ganz von einer schriftstellerischen Karriere abraten. Wieso falsche Hoffnungen machen ? Das Buch hat ja offensichtlich (und verständlicherweise ?) nicht mal einen Verleger gefunden. Außer so ein self-print-Ding´.

  • Shadows - Olivia Mae


    CreateSpace Independence
    312 Seiten


    Inhalt:
    Shadows ist ein sozialkritischer Jugendroman.
    Er zeigt das Leben aus der Sicht von vier Jugendlichen, welche bereits Jahre miteinander in die selbe Klasse gehen und dennoch in den klassischen Rollenbildern (vom Klassenschwarm zum Außenseiter) denken und agieren.
    Erst der scheinbare Selbstmord des Mitschülers und Sitznachbarn von Natasha, Jakob, ändert diese Ignoranz. Sein Tagebuch bricht Welten auf und offenbart, wie ähnlich sich die Mitglieder der Klasse in Wirklichkeit sind.
    Mehr noch: Mit dem Umsetzen seiner Bitte reißt er sogar vom Grab heraus die Masken der Schülerinnen und Schüler ab.
    Demaskiert müssen sie sich unangenehmen Wahrheiten stellen und Verantwortung für längst vergangene Taten übernehmen. Was niemand ahnen kann ist die Tatsache, dass selbst Jakob in seinem Ende nur ein weiteres Opfer war.
    ~~~~~~~~~~


    Meinung:
    Ich wusste nicht mehr, was mich erwarten würde, als ich zu diesem Buch griff.
    Es lag schon etwas länger auf meinem SuB, aber da in meinem buchigen Umfeld immer mal wieder von Oliva Mae's anderen Werken die Rede war, wollte ich auch endlich mal was von ihr lesen.


    Ich habe mittlerweile ein paar gängige österreichische Begriffe gelernt, sodass mir "heuer" und "hei", die manche als Rechtschreibfehler abstempeln würden, nichts mehr ausmachen.
    Dementsprechend empfand ich auch den Schreibstil als relativ angenehm. Locker und mit einer fast schon unheimlichen Leichtigkeit führt die Autorin den Leser an ein sensibles Thema heran: Suizid.
    Damit aber nicht genug, denn wo ich nur noch das eine Thema im Hinterkopf hatte, baute sie im Anschluss auch noch Gedanken zu Amokläufen ein.


    Der Aufbau des Buches brauchte seine Zeit, um sich bei mir einzupendeln, jedoch stören die vielen Absätze enorm den Lesefluss.
    Normalerweise sollten diese das Lesen erleichtern und es möglich machen Bilder zu verdeutlichen, denn wenn der Text eine Pause macht, macht auch der Kopf eine Pause und kann sich ordnen.
    Hier aber ist es so, dass oftmals pro Absatz die Sicht der Personen wechselt, was einerseites gut ist, denn so bekommt man einen breiteren Einblick, andererseits aber auch wieder sehr verwirrend, denn man muss immer erst schalten und bemerken, wer denn da nun an der Reihe ist.
    Das wäre mit einzelnen Kapiteln oder Namen über den Abschnitten besser gelöst gewesen.


    Ein weiterer Kritikpunkt, der eben mit der Vielzahl der Perspektiven einhergeht ist, dass man keinerlei Zeitempfinden in der Geschichte hat. Man kann nicht genau abgrenzen welcher Tag gerade ist und ob der nächste Tag schon angebrochen ist oder man sich noch am gleichen im Geschehen bewegt, lässt sich auch nur teilweise zuordnen.


    Die Story an sich ist eben auch ein sehr schwieriges Thema, bei dem die Autorin versucht hat es so gut wie möglich von den einzelnen Standpunkten zu betrachten.
    Sie hat sich einem der unzähligen Fäden gewidmet, die zu einem Ereignis wie einem Amoklauf führen können und hat diesen "zurückverfolgt".
    Das ist ihr in meinen Augen auch ganz gut gelungen, wenn man denn von einer guten Beschreibung in solchen Situationen ausgehen kann.


    Es ist wirklich schwer für mich Geschichte zu beurteilen.
    Zum Einen gefällt mir natürlich die Entwicklung der Protagonisten Natasha und Tobias, Walther und Janina und auch den anderen Schülern der 8B.
    Sie setzen sich mit dem Tod auseinander, analysieren, thematisieren und kritisieren.
    Meine Gefühlslage während des Lesens lässt sich in etwa so beschreiben:
    Ungläubigkeit, Wut, Hass, Hoffnung, Verständnis, Erkenntnis.


    Zum Anderen jedoch fühlte ich mich den Charakteren nicht wirklich nahe.
    Die beschriebenen Gedanken und Gefühle kamen bei mir an, keine Frage, aber sie haben mich trotzdem nicht ganz erreicht.


    Fazit:


    Die Idee Suizid und Amoklauf auf ihre Hintergründe zu analysieren ist immer ein gewagter Schritt, den die Autorin in Shadows auf ihre Art und Weise sehr gut umgesetzt hat.
    Sie hat daraus eine lesbare Geschichte mit unterschiedlichen Perspektiven gemacht, bei der man als Leser auch manchmal selbst geschockt über einige Gedankengänge und Handlungen ist.
    Bis kurz vor dem Ende bleibt es, durch die vielen versteckten Details und Ereignisse verschiedener Leben, relativ spannend, danach wurde es für mich leider zu vorhersehbar - auch wenn es makaber klingen mag.


    Die Charaktere sind weitestgehend authentisch gestaltet, die Motive nachvollziehbar und so unglaublich das ist, Shadows ist eine mögliche (erschreckende) zukünftige Realität, auch wenn man es gerne ignoriert.


    Ich vergebe 3,5 - 4 :bewertung1von5: Sterne für eine solide Story mit ein paar Stolpersteinen.

  • Mein erstes Buch der Autorin und was ich davon halte, erzähle ich euch jetzt.


    Inhalt:


    << Wir saßen in der ersten Reihe. Immer. Direkt vor dem Lehrer. Es redete niemand mit uns, wir wurden zu keiner Party eingeladen, aber das war nicht weiter schlimm. Dazu zu gehören hatte genau so starke Schattenseiten wie... eben nicht dazu zu gehören. Nun sitze ich hier, alleine, und frage mich: Was soll ich tun? Jakob, du hast mir dein Tagebuch geschenkt, ich habe von deinem letzten Willen erfahren aber… Wie kannst du so etwas von mir verlangen? Wie, wo du weißt, ich könnte es nicht abschlagen? „Frau Ruen, können Sie mir bitte die Antwort auf meine Frage geben?“ Erschrocken sah Natasha hoch. Sie war so vertieft in ihr eigenes Tagebuch gewesen, zu vertieft, wie ihr nun klar wurde. „Frau Ruen. Der Verlust von Jakob ist tragisch, aber ich bitte sie inständig: Konzentrieren Sie sich auf den Unterricht. Sie sind im Abschlussjahr, er würde wohl kaum wollen, dass sie dieses Jahr nicht positiv bestehen.“ Würde er das? Sie nickte, weil sie wusste, dass diese Kopfbewegung erwartet wurde, aber im Inneren war sie sich nicht so sicher. Jakob hatte sich vor seinem Tod verändert. Massiv verändert. Sie war nicht mehr zu ihm durchgedrungen, seine Welt war ihr fremd geworden. „Es tut mir leid.“ Der Lehrer nahm die Entschuldigung kommentarlos an und wandte sich an die Klasse. Er begriff nicht, dass sie damit nicht ihn ansprechen wollte. Ich werde es tun, Jakob. Ich werde dein Tagebuch vorlesen, koste es, was es wolle. Für dich. >>


    Shadows ist ein sozialkritischer Jugendroman. Er zeigt das Leben aus der Sicht von vier Jugendlichen, welche bereits Jahre miteinander in die selbe Klasse gehen und dennoch in den klassischen Rollenbildern (vom Klassenschwarm zum Außenseiter) denken und agieren. Erst der scheinbare Selbstmord des Mitschülers und Sitznachbarn von Natasha, Jakob, ändert diese Ignoranz. Sein Tagebuch bricht Welten auf und offenbart, wie ähnlich sich die Mitglieder der Klasse in Wirklichkeit sind. Mehr noch: Mit dem Umsetzen seiner Bitte reißt er sogar vom Grab heraus die Masken der Schülerinnen und Schüler ab. Demaskiert müssen sie sich unangenehmen Wahrheiten stellen und Verantwortung für längst vergangene Taten übernehmen. Was niemand ahnen kann ist die Tatsache, dass selbst Jakob in seinem Ende nur ein weiteres Opfer war.


    Meine Meinung:


    Erschienen ist das Buch im Rahmen von CreateSpace.
    Zu Beginn erst einmal etwas zur Gestaltung und nicht zum Inhalt. Mir hat besonders gut gefallen, dass die Kapitel, anstatt mit Nummern oder Titeln, mit Auszügen aus Songtexten eingeleitet wurden. Besonders habe ich mich dabei über Linkin Park gefreut, die eine meiner Lieblingsbands sind.
    Und nun muss ich noch gestehen, das ich das Buch rezensieren wollte, ohne zu wissen, um was es eigentlich geht. :P Aber bereut habe ich es gar nicht. Ich habe sofort in die Geschichte gefunden, mich darin verloren und mit den Menschen mitgefühlt, mitgefiebert oder ich wollte sie einfach nur in den Arm nehmen.
    Am Anfang habe ich Jakob bemitleidet, der stereotypisch gemobbte Selbstmörder. Dann fing ich an, ihn zu verabscheuen, dafür, das er die dunkelsten Geheimnisse seiner Klassenkameraden, durch sein Tagebuch, öffentlich macht. Ich unterstellte ihm schon sehr ausgeprägte Stalker-Qualitäten, und doch empfand ich am Ende wieder Mitleid, eher mit seinem Schicksal, als mit ihm.
    Und am Ende kam dann doch alles ganz anders.
    Ein wirklich gutes und ergreifendes Buch, mit einem immer aktuellen Thema. Das Buch lässt ein in die dunkelsten Abschnitte von missbrauchten Seelen schauen.


    ⭐⭐⭐⭐⭐ von 5 möglichen ⭐ erhält das Buch und noch dazu eine klare Lese-Empfehlung von mir. :) Manchmal traurig, oft schockierend und ab und zu auch mal zum Lachen.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." - Albus Dumbledore