Klappentext:
Octavius ist neunzehn, sensibel, wissbegierig, und er will Schriftsteller und Gelehrter werden. Doch als Großneffe und Adoptivsohn Julius Cäsars fällt ihm nach dessen Ermordung ein gewaltiges politisches Erbe zu: Ihm, der von schwächlicher Konstitution aber enormer Willenskraft ist, wird es durch Glück, List, Intelligenz und Entschlossenheit gelingen, das riesige Römische Reich in eine Epoche des Wohlstands und Friedens zu führen. (von der dtv-Verlagsseite kopiert)
Zum Autor:
John Williams wurde 1922 in Texas geboren. Trotz seiner Begabung brach er sein Studium ab. Widerstrebend beteiligte er sich an den Kriegsvorbereitungen der Amerikaner und wurde Mitglied des Army Air Corps. Während dieser Zeit entstand die Erstfassung seines ersten Romans, der später von einem kleinen Verlag publiziert wurde. Williams erlangte an der University of Denver seinen Master. 1954 kehrte er als Dozent an diese Universität zurück und lehrte dort bis zu seiner Emeritierung 1985. Er veröffentlichte zwei Gedichtbände und vier Romane, von denen einer mit dem National Book Award ausgezeichnet wurde.John Williams starb 1994 in Fayetteville, Arkansas. (von der dtv-Verlagsseite kopiert)
Allgemeine Informationen:
Originaltitel: Augustus
Erstmals erschienen 1971 bei Viking Press, New York
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Bernhard Robben
Bemerkung des Autors, Prolog, Buch I-III, Epilog, Zeittafel, Who’s Who im Antiken Rom
Nachwort von Daniel Mendelsohn „Sei gegrüßt, Augustus! Wer aber war er?“
Zusammengesetzt aus Briefen, Tagebucheintragungen und biographisch-fiktiven Fragmenten
475 Seiten
Persönliche Meinung:
Wie ein Puzzle setzt Williams das Bild des Augustus zusammen: Weggefährten (fiktive und historische) und Familienangehörige, Historiker und Dichter, Freunde und Feinde schreiben einander Briefe über das, was gerade in Rom geschieht, was der Herrscher unternimmt und wie seine derzeitige private und politische Situation aussieht. Für den Leser ergibt sich das Bild eines Mannes, der den Spagat bewältigte, seine Machtbesessenheit und das Wohl des Staates zu vereinen.
Erst am Ende lässt Williams Augustus selbst zu Wort kommen, und das Bild vervollständigt sich.
Nicht jedes Detail lässt sich genauestens historisch belegen, aber der Autor biegt die Historie auch nicht so um, dass sie in sein Konzept passen würde. Eine gewaltige Recherche, die Williams für sein Buch auf sich nahm.
Verglichen mit seinen beiden zuerst in deutscher Übersetzung erschienen Büchern „Stoner“ und „Butcher’s Crossing“ lebt dieser Roman von tatsächlichen Geschehnissen um das Jahr 0; der Aufbau ist völlig anders, die Hauptfigur ein mächtiger Staatsmann statt einfacher Männer, und das Handeln dieser Figur wird (zunächst) nicht vom Innen-, sondern vom Außenstandpunkt her betrachtet. Dennoch beweist Mendelsohn im Nachwort, wie viele Ähnlichkeiten Williams’ Augustus mit seinen beiden anderen Protagonisten hat.
Was die Sprache betrifft: Hervorragend haben Williams (und der deutsche Übersetzer Bernhard Robben) die lateinische Sprache imitiert, was sich vor allem in der Satzstellung ausdrückt. Die Sätze klingen größtenteils wie wörtliche Übersetzungen lateinischer Texte: Floskelhaft höflich, auch in Emotionen distanziert und mit besonderem Blick auf die Nebensätze.
Was leider das Bild trübt: In den Briefen des Maecenas an Titus Livius redet dieser den Freund mit „Livy“ an. Das Lateinische kennt den Buchstaben Y nicht. Diesen Fehler muss man dem Autor selbst anlasten, weil er auch im Original zu finden ist.
Für die Region unter römischer Herrschaft wird im Buch das Wort „Italien“ verwendet. Tatsächlich hieß das Gebiet zu dieser Zeit „Itala“ oder „Latium“ (daher „Latein“ als Sprache der Latiner), dessen Grenzen enger waren als die des heutigen Latiums.
Die Bewohner waren keinesfalls „Italiener“, sondern Italer oder Italiker.
Hier hätte der Übersetzer meiner Meinung nach eingreifen müssen, weil es im Englischen keinen Begriff für „Itala“ gibt, Williams also keine Unterscheidung machen konnte.
Auch wenn das Buch wegen der Sprache und des historischen Hintergrunds (ihn zu kennen hilft beim Verständnis) nicht so leicht lesbar ist wie Williams zuvor erschienene Publikationen, lohnt sich die Lektüre dieses besonderen Buches.