Cornelia Kempf - Der Fall

  • Kurzmeinung

    Chattys Buecherblog
    Selten habe ich mich bei einem historischen Roman so gut unterhalten.
  • Eine hervorragende Fortsetzung


    1174 – 1185: Die Abenteuer von Einhard und Gunnar, die Zwillinge im Dienst des Kaisers Friedrich Barbarossa und Heinrich Herzog von Sachsen und Bayern, gehen weiter. Es sind die Jahre in denen sich der Kaiser und sein Vetter zerstreiten. Jahre des Krieges und der Machtdemonstrationen. Während Einhard weiterhin treu zu seinem Dienstherren Heinrich dem Löwen steht, bleibt Gunnar an der Seite des Kaisers.


    Dieser zweite Teil schließt direkt an den Vorgänger an. Es empfiehlt sich also „Der Löwe des Kaisers-Der Aufstieg“ gelesen zu haben, um hier die Zusammenhänge zu verstehen. War vorher von dem Erfolg Heinrichs zu lesen, geht es nun in die entgegengesetzte Richtung. Immer weiter geht der Streit mit dem Kaiser und damit ist auch der Untergang des Herzogs besiegelt. Soweit die historischen Fakten. Die Autorin hat hervorragende Recherchearbeit im Vorfeld geleistet und so schildert sie das wie und warum genau und vor allem nachvollziehbar.


    Das Leben der Zwillinge ist eingebettet in den historischen Hintergrund. Es wirkt fast so, als seien sie gar nicht fiktiv. Sie gehören einfach dazu. Mit Einhard ist der Leser bei Herzog Heinrich, erlebt seinen Untergang mit und wie er mit dem Vertrauensverlust vonseiten des Kaisers umging. Einhard steht treu zu seinem Herzog und hat aber gleichzeitig sein eigenes Leben. Auch wenn er es nicht immer leicht hatte.
    Gunnar steht nach wie vor an der Seite des Kaisers. Er ist auch im treu ergeben, mit allen Folgen, die diese Treue bisweilen haben kann. Gunnar erlebt einiges in seinem Leben, nicht nur die schönen Seiten auch die des Krieges.


    Ich habe es genossen, an dem Leben dieser eigentlich so ungleichen Zwillinge teilhaben zu dürfen. Ich habe mit ihnen gelacht, geweint und geliebt, sowie um ihre Zukunft gebangt. Der detailreiche Erzählstil unterstrichen durch einzelne Gesten, wie sich die Haare raufen, oder durch den Bart streichen tragen dazu bei, dass ich schnell Bilder im Kopf hatte. Kopfkino pur!
    Gekonnt erzählt Kempf von dem, was sich damals zugetragen haben könnte, sie schildert sehr genau, was sich ereignet hat. Kriege und Kämpfe werden geschildert, von Verlust und Verrat, von Vertrauen und Treue. Durch ihre Art des Erzählens werden die Protagonisten lebendig. Sie wirken authentisch und echt. Kurz um, es macht einfach Spaß hier zu lesen. Die Dialoge zwischen den Protagonisten tragen dazu bei, dass es immer mal wieder auch was zu lachen gibt. Vor allem die zwischen Gunnar und dem Kaiser sind immer wieder ein Highlight. Aber auch Einhard versteht es seine Meinung zum Besten zugeben und sich durchzusetzen. Bei solchen Szenen merkt man eben doch, dass sie Zwillinge sind. Bisweilen sind sie bockig und stur, aber dabei auch liebenswert und treu.


    Hat mir der erste Band schon gut gefallen, gab es hier tatsächlich noch eine Steigerung. Ich habe jede Seite genossen und Einhard und Gunnar, sowie ihre Familien, gern in mein Leseherz gelassen. Am Ende war ich doch traurig sie gehen lassen zu müssen. Aber vielleicht ja auch nicht für lange, habe ich doch erfahren, dass es noch einen dritten Band geben wird. Ich freue mich jetzt schon darauf, zu erfahren, wie es weitergehen wird.


    Bedanken möchte ich mich hier an dieser Stelle bei der Autorin Cornelia Kempf, sie hat mir freundlicherweise eine Vorabversion von „Der Löwe des Kaisers Der Fall“ zur Verfügung gestellt. Ich habe es sehr gern gelesen und mit ihrer Genehmigung auch schon mal eine Rezension verfasst.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Als großer Historienfan war ich über den Umfang bzw. dem Gewicht des Buches doch etwas erschrocken. Puh, hoffentlich handelt es sich nicht nur um trockenes Geschichtswissen. Aber ...... weit gefehlt. Von trockenem Wissen - keine Spur. Ganz im Gegenteil, stellenweise musste ich sogar laut lachen. Aber mal schön der Reihe nach.

    Die Autorin, Cornelia Kempf, beschreibt auf ca. 600 Seiten das Leben zweier Brüder in den Jahren 1152 - 1174. Ein Leben, das durch die Kriegswirren und Machtkämpfe sehr geprägt ist. Aber auch ein Leben, wie es unterschiedlich nicht sein könnte. Unterschiedlich, aber doch wiederum sehr ähnlich.

    Der Leser wird durch den ausgeprägten Schreibstil und die detaillierten Beschreibungen in die vergangene Zeit versetzt. Eine Zeit, die wir alle zwar aus dem Geschichtsunterricht kennen, jedoch erleben wir hier Einhard und Gunnar auf unserer gedanklichen Zeitreise. Durch diese beiden Protagonisten wird die Geschichte absolut realistisch und gefühlsnah. Beide Charakteren werden so detailliert beschrieben, dass man mit ihnen fühlt. Kleine heitere Szenen schaffen es immer wieder, die trockenen Geschichtsdaten aufzulockern.

    Gunnars freche Art hatte mir hier besonders gut gefallen.

    (Beispiel Seite 23: Nachdem sich alle Beteiligten über ihre Heldentaten unterhalten haben, steht Gunnar auf und sagt " Meine Herren, ich werde jetzt in den Burghof gehen, meinen Mageninhalt ganz heldenhaft bis auf die Galle entleeren, einen ritterlichen Furz ablassen und dann schlafen gehen!")

    Einhard zeigt sich stattdessen immer etwas besonnener. Zwillinge also, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Alles kommt so ein bisschen ins Schwanken, als Gunnar auf die Idee kommt, dass Einhard mit ihm die Rollen tauscht. Ab hier dürfte nun klar sein, dass es nicht gut gehen kann.

    Natürlich wird auch auf die geschichtlichen Details eingegangen, jedoch liegt der Fokus stets auf den Zwillingen. So ist ein trockenes Geschichtsbuch, wie anfänglich befürchtet, ist absolut nicht zu befürchten.

    Sehr gut hat mir auch das Personenregister zu Beginn des Buches gefallen. Hier wird klar nach fiktiven und historischen Personen unterschieden.

    Aber auch ein Glossar ist zu finden. Zwar sehr minimiert, jedoch wird in der Geschichte selbst auch auf diverse Begriffen eingegangen, so dass sich im angesprochenen Glossar nur vier Begriffe mit ihren Definitionen befinden.


    - Fazit -

    Selten habe ich mich bei einem historischen Roman so gut unterhalten. Ich war keineswegs von den Daten oder Ereignissen überfordert ... dank den heiteren Szenen. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung und bin sehr gespannt, wie das Leben von Gunar und Einhard weiter geht.