Bertrand Russell - Denker des Abendlandes: Eine Geschichte der Philosophie / Wisdom of the West

  • Inhalt (laut amazon.de):
    "Publikationen zur Philosophiegeschichte füllen mittlerweile unzählige Bibliotheken, doch wenn der Literatur-Nobelpreisträger und Philosoph Bertrand Russell eine Geschichte des abendländischen Denkens schreibt, darf man sicher sein, dass es sich um ein Werk ganz besonderer Art handelt: Es verbindet umfassende Information mit von tiefer Humanität geprägter Erzählweise, objektive Beurteilung mit sehr persönlicher und oft pointierter Darstellung.
    Russell blättert die Entwicklung des philosophischen Denkens anhand der herausragenden Persönlichkeiten der Philosophiegeschichte auf und bezieht dazu stets auch den politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Hintergrund mit ein. Wer in sachlich bestechender, dabei leicht verständlicher und sehr anschaulicher Weise das Wesentliche erfahren will über Pythagoras, Thomas von Aquin, Spinoza, Descartes, Hume, Galilei, Kant, Leibniz, Fichte, Rousseau, Hegel oder Marx, wird dieses Buch jedes Mal aufs neue gerne zur Hand nehmen.
    Russell versteht es wie kein anderer, die Leistungen und das Denken großer Gelehrter auf der Grundlage ihrer jeweiligen Gesellschaft zu beschreiben und ihre Bedeutung für unser heutiges Bewusstsein aufzuspüren. Bei aller Gründlichkeit der Darstellung beweist er stets Humor, Witz und einen untrüglichen Blick für das Eigenartige und das Einmalige, so dass man dieses Buch mal mit Spannung, mal mit Schmunzeln - aber immer mit großem Gewinn liest."


    Über den Autor (laut Buch):
    "Sir Bertrand Russell, 1872-1970, dritter Herzog von Bedford, gehört zu den führenden Philosophen unseres Jahrhunderts. Seine moralphilosophischen und politischen Arbeiten sind weit verbreitet, in den erkenntnistheoretischen Schriften suchte er das Weltbild der unmittelbaren Erfahrung mit dem der Physik zu vereinen. Sein Hauptwerk, zusammen mit Alfred N. Whitehead, die "Principia Mathematica" (1910-1913), bildet noch heute die Grundlage der mathematischen Logik. Bertrand Russell erhielt 1950 den Nobelpreis für Literatur."


    Meine Meinung:
    In diesem Buch nimmt Russell den Leser mit auf eine Reise durch die Geschichte, nicht nur die der Philosophie, sondern auch die der Welt. Dabei geht er chronologisch vor, beginnt mit dem antiken Griechenland und schreitet bis in die Gegenwart fort. Es kommen unzählige Philosophen zur Sprache, deren Theorien er im historischen Kontext darstellt und je nach Einfluss und philosophischer Relevanz eher ausführlicher beleuchtet oder jeweils mit ein paar kurzen Anmerkungen erwähnt. Bei vielen Philosophen legt Russell eine Kurzbiographie zum besseren Verständnis dar. Insgesamt umfasst das Buch mit Vorbemerkung, Vor- und Nachwort sowie 11 Kapiteln 425 Seiten (Hardcover). Abbildungen gibt es leider keine, die hätte ich mir bei unbekannteren Philosophen gewünscht, ist aber nicht dramatisch. Ein Werkeverzeichnis wird man hier nicht finden, da es um den Überblick der Entwicklungen in der Philosophie und weniger um eine genaue Analyse geht.


    Wer den Lese-Gerade-Thread verfolgt, wird feststellen, dass ich mit manchen Teilen des Buchs gut klargekommen bin, mit anderen jedoch weniger. Im Nachhinein kann ich sagen, dass je näher man der Gegenwart kam, desto leichter wurde das Verständnis aus meiner Sicht. Das hängt aber davon ab, wie viele Vorkenntnisse man generell hat. Kennt man sich in der Philosophie gut aus, kann man hier bedenkenlos zugreifen, denn das Buch ist wirklich gut, um sein Wissen aufzufrischen. Weist man Wissenslücken auf, so wird es manchmal recht anstrengend. Ich muss ehrlich zugeben, dass Russell mich ab und zu schlichtweg verwirrt hat. Einige Abschnitte wirkten recht chaotisch auf mich und demnach wusste ich mir auf einige Theorien keinen Reim zu machen. Auch hat es mir teilweise an klaren Definitionen gefehlt, die mir geholfen hätten, einen Begriff verstehen und anwenden zu können. Ein Beispiel, das ich im anderen Thread schon erwähnt habe, wäre der "Pelagianismus".


    Was Russell aber wirklich gut kann, ist die einfache Darstellung historischer Entwicklungen. Die Abschnitte fand ich geradezu fesselnd. Im Lichte dieser Entwicklungen hat manche Theorie dann an Sinn dazugewonnen.


    Insgesamt eignet sich das Buch wirklich gut, um mal die Bezüge zwischen den einzelnen Philosophen zu entdecken, Argumentationsweisen zu ergründen, den gedanklichen Rahmen abzuklopfen und die wichtigsten Entwicklungen in der Philosophie nachzuvollziehen. Zuweilen ist es ein wenig mühsam zu lesen und das sollte man in Kauf nehmen. Aber Interessierte sollte dies nicht davon abhalten, Russell mal auszutesten. Was man dafür braucht, ist Ruhe und Geduld. Belohnt wird man u.a. mit Anregungen zur Beschäftigung mit Philosophen, die nicht ganz so bekannt sind. Mein Lieblingsbeispiel ist Anaximander, der schon im antiken Griechenland über die Evolution nachgedacht hat, lange bevor es Darwin getan hat. Auch ist es spannend zu lesen, wie Russell als Philosoph das Schaffen seiner berühmten Kollegen beurteilt.


    Fazit:
    Einige Schwächen weist das Buch schon auf, aber insgesamt ist es eine Lektüre, die Lust auf mehr Philosophie macht.

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



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