Jason Reynolds & Brendan Kiely - Nichts ist okay! / All American Boys

  • Kurzbeschreibung (Amazon):


    Eigentlich wollte Rashad nur eine Tüte Chips kaufen...


    Doch plötzlich wird er, als er den Laden kaum betreten hat, vor die Tür gezerrt, und ein Polizist stürzt sich auf ihn. Er schlägt auf ihn ein und wirft ihm Diebstahl vor. Erst im Krankenhaus kommt Rashad wieder zu sich. Rashad ist schwarzer Hautfarbe, der Polizist ein Weißer. Beobachtet hat die Szene ein anderer Jugendlicher: Quinn Collins, weiß, Freund der Familie des Polizisten und Mitschüler von Rashad. Quinn ist schockiert. Warum wurde Rashad niedergeprügelt? Ist sein Freund, der Polizist, ein Rassist?


    Beide Jugendlichen erzählen ihre Geschichte: von den Vorwürfen gegenüber Rashad, er habe den Vorfall provoziert, und von dem subtilen Druck, der auf Quinn ausgeübt wird, sich nicht als Zeuge zu melden. Zur selben Zeit gerät eine Stadt in Ausnahmezustand.


    Meine Meinung:


    Diese Geschichte wird abwechselnd aus Rashads und Quinns Sicht erzählt. Der Schreibstil ist angenehm und die Jugendsprache fand ich realistisch und passend. Die Handlung spielt sich innerhalb einer Woche ab und beginnt mit dem Tag, der die Leben der beiden Jungen für immer verändern wird.


    Rashad ist ein Jugendlicher mit schwarzer Hautfarbe. Er geht auf die Highschool und besucht auf Drängen seines Vaters die Klasse zur "Nachwuchsausbildung künftiger Reserveoffiziere". Sein Vater war früher Polizist und verlangt von seinen Söhnen, dass sie anständig sind und etwas aus sich machen.
    Rashad ist Freitag Nachmittag unterwegs zu einer Party, will zuvor aber noch ein paar Chips bei Jerry's, in einem Kiosk, holen. In dem Laden kommt es zu einem kleinen Missverständnis, das leicht aus der Welt zu schaffen wäre - doch der Verkäufer behauptet plötzlich, Rashad hätte die Chips stehlen wollen, und ein zufällig anwesender Polizist nimmt ihn fest. Rashad bekommt keine Gelegenheit, die Situation zu erklären. Er leistet keinerlei Widerstand, dennoch drückt ihn der Polizist auf den Boden und beginnt, auf ihn einzuschlagen, bis Rashad das Bewusstsein verliert.


    Quinns Vater starb vor vielen Jahren im Einsatz in Afghanistan. Seither wird er in der Stadt regelrecht verehrt und von Quinn wird erwartet, dass er sich pflichtbewusst verhält und seinem Vater Ehre macht. Obwohl Quinn versucht, diese Rolle zu erfüllen, lastet dieser Druck schwer auf seinen Schultern. Er genießt es, wenn er bei seinen Freunden er selbst sein kann. Der ältere Bruder seines besten Freundes, Paul, ist Polizist und war für ihn nach dem Tod seines Vaters eine große Stütze.
    Quinn ist ebenfalls unterwegs zur Party. Er wartet vor Jerry's, um jemanden zu finden, der bereit ist für ihn und seine Freunde Bier zu kaufen. Während er dort steht, sieht er wie Paul einen schwarzen Jungen aus dem Laden zerrt. Der Junge kommt ihm bekannt vor, er weiß aber nicht, woher. Quinn mag Paul sehr und geht davon aus, dass dieser nur seine Pflicht getan hat - dennoch bekommt er die Bilder, wie Paul auf den gefesselten Jungen einschlägt, den ganzen Abend nicht mehr aus dem Kopf.


    Quinn und Rashad gehen auf die gleiche Schule, kennen sich jedoch nicht näher. Im Verlauf der Woche, die während der Geschichte vergeht, spaltet sich die Schule und auch die Stadt in zwei Hälften - diejenigen, die behaupten, Rashad wollte stehlen und Paul habe nur seine Pflicht als Polizist getan, und diejenigen, für die Rashad unschuldig und Paul ein Rassist ist.
    Schnell wird klar, wie ähnlich sich Rashad und Quinn sind. Beide versuchen lange Zeit, das Geschehene aus ihren Gedanken zu verdrängen und sich raus zu halten. Rashad ist von der Berichterstattung im Fernsehen genervt und verschanzt sich im Krankenhaus, um sich seiner Zukunft nicht stellen zu müssen. Quinn meint, das alles gehe ihn nichts an und versteht nicht, warum dieses Thema jedes Gespräch beherrscht. Erst nach und nach begreifen beide Jungen, dass sie ein Teil davon sind und sich dem stellen müssen.



    Mir wurde schlecht bei dem Gedanken, dass ich das alles einfach so hinter mir lassen konnte. Was mit Rashad passierte, was mit Paul passierte, was mit uns allen hier an der Schule passierte und auch das, was mit mir passierte. Ich konnte einfach davonlaufen. Aber was war ich für ein Mensch, wenn ich das tat?


    Beide Protagonisten mochte ich sehr. Vor allem Quinns Handlungsstrang hat mich sehr gefesselt und berührt, denn er ist derjenige, der sich entscheiden muss - zwischen seinen Freunden und dem, was richtig ist. Seine Gedanken konnte ich sehr gut nachvollziehen, und mir hat sehr leid getan, wie er unter der Situation litt. Auch Rashads Gedanken und Ängste wurden sehr gut beschrieben. Es gab einige überraschende Wendungen, die zum Nachdenken anregen und viel Diskussionsstoff bieten. Das Ende kam einerseits sehr plötzlich, so dass viele Fragen unbeantwortet bleiben; andererseits hat es perfekt zur Geschichte gepasst. Ich war zum Schluss sehr berührt und habe ein paar Tränen vergossen, kann aber nicht sagen, ob aus Trauer oder aus Freude.


    Fazit:
    Eine sehr bewegende Geschichte über Rassismus, die aktueller kaum sein könnte. Ich kann sie absolut empfehlen und könnte mir das Buch auch gut als Schullektüre vorstellen. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sterne.

    Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen. Kurt Tucholsky :wink: