Der Titel wirkte erst einmal abschreckend auf mich, Liebesgeschichten haben so etwas Langweiliges an sich, wiederholen sich, nichts für mich. Doch der Autor Friedrich Christian Delius hat mir schon viele vielseitig interessante Lesestunden beschert. Neugierig habe ich die ersten Seiten angelesen.
Schon das voran gestellte Gedicht von F.C. D. selber lies mich aufhorchen:
"Herab auf dem Fluss
Auf einem weißen Lastschiff die Vorfahren
fahren vorbei und winken uns zu
(…)
Ach unsere lieben Alten wie sie sich balgen
Um den Platz hinterm Steuerruder
Um einen unerschrockenen Blick von uns
Um die Nabelschnur zu uns um die letzten Gummibärchen
Spielen im Sandkasten die Bauern die Offiziere
Immer noch Krieg ihr großes Erlebnis
Und die Reihen einsamer Mütter
Geschlagen von dem was sie als Sünden verstanden
Und was ihnen die Herren antaten lachend
Nun beneiden sie uns weil das Herz uns so schlägt
Weil wir zusehn von weitem
Wie sie vorbeifahrn und winken
(…)"
F.C. D., Mein Leben vor der Geburt (1979)
Dann die Erzählerin, die über ihrer Familiengeschichte Nachforschungen anstellt. Sie wiegt ihre Schreibprojekte ab und denkt für sich " Die Liebesgeschichtenerzählerin kooperiert mit der Widerstandserzählerin." Justament was ich lesen wollte. Die Würfel sind gefallen, ich bleibe dabei und lese diesen Roman.