Ken Liu - Die Schwerter von Dara / The Grace of Kings

  • 1. Band der Seidenkrieger-Trilogie
    Originaltitel: The Grace of Kings (2015)


    Inhalt:
    Als erster Autor ist Ken Liu für eine Short Story sowohl mit dem ›Nebula‹ als auch mit dem ›Hugo‹ und dem ›World Fantasy Award‹ ausgezeichnet worden. Mit »Die Schwerter von Dara«, dem ersten Band der Seidenkrieger-Trilogie, hat Liu ein episches High-Fantasy-Werk geschaffen, in dem der Autor meisterhaft Elemente der chinesischen Mythologie mit politischen Intrigen und überzeugenden Charakteren mischt: Zwei Männer höchst unterschiedlicher Herkunft steigen gemeinsam zu Anführern einer Rebellion gegen den tyrannischen Kaiser auf. Sie sind sich näher als Brüder – und werden zu Todfeinden, als ein erbittertes Ringen um die Nachfolge des Herrschers beginnt.


    Autor:
    Ken Liu wurde 1976 in Lanzhou, China geboren, und kam als Elfjähriger mit seinen Eltern in die USA. Er studierte in Harvard und arbeitete nach seinem Abschluss als Anwalt für Patentrecht. Er ist mit der Übersetzerin Tang Liu verheiratet und Vater zweier Töchter. Liu lebt und arbeitet in der Nähe von Boston.


    Aufbau:
    Widmung
    Eine Bemerkung zur Aussprache
    Liste der Hauptpersonen
    5 Teile mit 51 Kapiteln
    Anhang
    Glossar
    Anmerkungen


    Meinung:
    "Die Schwerter von Dara" ist eine Fantasygeschichte, bei der Dinge wie Magie oder fabelhafte Wesen nur eine untergeordnete Rolle spielen; stattdessen steht das World Building im Vordergrund. Ken Liu hat in diesem Buch eine komplexe Welt erschaffen, die stark an die chinesische Kultur und Geschichte (gerade in Bezug auf die Kaiserdynastien) angelehnt ist, aber mit vielen fantasievollen Elementen bereichert wurde. Der Autor bringt dem Leser sowohl die geographischen als auch historischen und kulturellen Besonderheiten der Inselgruppe, die zu Beginn des Buches von einem Kaiser unterworfen wurde, näher und beschreibt dabei alles so detailliert, dass man die Welt in sämtlichen kleinen Einzelheiten, von der Fauna über die Nahrung und verschiedenste Erfindungen hin zur Namensgebung, Ausbildung der Kinder, den Moralvorstellungen und den Traditionen, vor sich sehen kann. Das hat mir sehr gut gefallen und obwohl diese Informationen einen großen Raum einnehmen, hatte ich nicht das Gefühl, dass der Plot dadurch langweilig oder überladen wurde. Meiner Meinung nach gab es hier eine gute Mischung.


    Ebenfalls gut gefallen hat mir, mit welcher Sorgfalt der Autor die Figuren erschaffen hat. Zu Beginn waren die für mich fremdartigen Namen ungewohnt und auch verwirrend, aber ich konnte mich schnell an sie gewöhnen, sodass mir der Überblick über die vielen Charaktere leichter fiel. Es gibt mehrere sehr unterschiedliche Figuren, die auf ihre ganz eigene Art wichtig für den Fortgang der Geschichte sind, aber auch Charaktere, die nur eine vergleichsweise kleine Rolle spielen, aber dennoch ausführlich charakterisiert und vorgestellt werden. Dadurch erfährt der Leser viel über die Kultur und die Politik in der Welt und auch, wie es verschiedenen Bevölkerungsteilen in Krisen- und Friedenszeiten ergeht, aber die einzelnen 'Lebensgeschichten' waren auch für sich interessant.
    Die Hauptcharaktere, darunter die beiden Rebellenführer, die später um die Herrschaft kämpfen, entwickeln sich im Laufe der Handlung auch weiter und der Autor zeigt hier sehr gut, wie Macht oder auch scheinbar belanglose Dinge die Menschen beeinflussen und verändern können. Positiv ist auch, dass es keine eindimensionalen Figuren gibt, sondern dass alle so dargestellt werden, dass der Leser sie sowohl verurteilen als auch bemitleiden oder mögen kann. Obwohl es Figuren gibt, die ich mehr mochte als andere, gab es eigentlich keine, die mir vollkommen unsympathisch war und es wurde auch klar, dass es im Krieg nie nur eine Wahrheit und die eine richtige Seite gibt.


    Die Handlung selbst ist interessant, wenn auch im Mittelteil ein wenig langatmig. Es geht hauptsächlich um verschiedene Machtkämpfe, Intrigen und Schlachten, aber da die Geschehnisse aus unterschiedlichen Perspektiven dargestellt werden und die politische Ordnung permanent verändert wird, bleibt das Buch trotzdem über große Teile spannend und bis kurz vor Schluss ist nicht absehbar, wie die Geschichte ausgehen wird. Das Ende selbst hat mir gut gefallen, da es ein runder Abschluss ist, aber dennoch genug Potential existiert, um einen zweiten Band zu schreiben.


    Fazit:
    Im Großen und Ganzen hat "Die Schwerter von Dara" mir gut gefallen. Es ist eine interessante Geschichte, die vor allem durch die toll ausgearbeitete Welt und die realistischen Charaktere überzeugt. Bei meiner Bewertung habe ich allerdings aufgrund der Längen im Mittelteil einen halben Stern abgezogen.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:
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    Herzlichen Dank an den Droemer Knaur Verlag und jellybooks.de, die das Buch für eine Testleseraktion zur Verfügung gestellt haben.

    Carpe Diem.
    :study: Amelie Winter - Liebesglück und Landluft

    2024 gelesen: 21 Bücher | gehört: 5 Bücher

  • dass es im Krieg nie nur eine Wahrheit

    "Die Wahrheit ist das erste Opfer des Krieges." Da hast Du mich überholt - ich war gestern abend zu müde um noch die Besprechung hier zu schreiben, aber mir hat das Buch auch ziemlich gut gefallen. Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Waffenbrüdern, die ja in "Die drei Königreiche", einem klassischen Stück der chinesischen Literatur eine große Rolle spielt ist hier vom Beginn ihrer Beziehung, der Entwicklung ihrer Freundschaft, dem Zerwürfnis und schließlich der finalen Auseinandersetzung sehr gut und mitreißend beschrieben.


    Auch die Verknüpfung der Götterwelt mit der der Menschen zeigt einige klassische Züge, die vom Tonfall aber eher europäische als chinesische Züge haben. Überhaupt ist die Erzählung - ähnlich wie Cixin Lius "Three-Body"-Trilogie, von der Ken Liu den ersten und den dritten Band ins Englische übersetzt hat - erzählerisch ein Hybrid zwischen angelsächsischer und chinesischer Erzählweise, die mir persönlich viel Spaß macht. Und der Roman ist in sich auch schön abgeschlossen, so dass er sich eigentlich gar nicht wie ein Teil einer Trilogie anfühlt. :thumleft: