Elena Losian - Eisprinz und Herzbube

  • Kurzbeschreibung (Amazon):


    Es gibt drei Dinge, von denen Emilio überzeugt ist. Erstens: Der Lebensgefährte seines Vaters ist ein Sadist und Meister darin, ihn zum Explodieren zu bringen. Zweitens: Die Schule und ganz besonders seine Mitschüler sind einfach mal total für den Arsch. Und drittens: Der schwule Schulsprecher Nicholas ist der arroganteste Kerl unter der Sonne. Emilios ohnehin nicht allzu langer Geduldsfaden wird ein bisschen zu heftig strapaziert, als er durch ein Missverständnis mit Nicholas aneinander gerät – und ein ungewollter Kuss alles verändert ...


    Die Polygon Noir Edition startete 2014 im MAIN Verlag und bietet in Zukunft ein kleines, aber erlesenes Programm, das von Casandra Krammer betreut wird. Sie richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene und ist auf Veröffentlichungen im Gay-Genre mit Schwerpunkt auf Romanzen und Erotik spezialisiert. Unsere Bücher haben es zum Ziel, zu unterhalten und im Herzen zu berühren.


    Achtung: Nichts für Homophobiker, ebensowenig ungeeignet für alle, die mit Themen wie Coming-Out und erste Liebe nichts anzufangen wissen. Vorsicht: Dieses Buch hat ein Happy-End!


    Meine Meinung:


    Dieses Buch ist eine Gay Romance und wird abwechselnd aus der Sicht von Milo und Nick erzählt.


    Emilio wächst mit zwei Vätern auf. Durch den Klappentext entstand bei mir der Eindruck, der Lebensgefährte seines Vaters, Phil, würde Milo schlecht behandeln oder gar misshandeln - dem ist aber nicht so. Phil ist ein sehr lieber Mensch, dem sehr viel an Milo liegt. Er ist jedoch auch sehr offen und sagt, was er denkt, und dies bringt Milo des Öfteren in peinliche Situationen.
    Milo befindet sich mitten in der Pubertät und versucht, sich selbst zu finden. Er ist zu Beginn eine kleine Zicke, doch man versteht seine Beweggründe und schließt ihn schnell ins Herz. Er mag Mädchen, ist aufgrund seiner familiären Situation aber gelegentlichen Anfeindungen und Vorurteilen ausgesetzt und versucht deshalb, sich so weit wie möglich von seinen Eltern abzugrenzen. Zu jeder Gelegenheit macht er deutlich, dass er nicht schwul ist und eine Freundin hat. Als er jedoch mit Nick, einem älteren Schüler, aneinander gerät - weil dieser nichts über seinen Hintergrund weiß und ihn für homophob hält :roll: -, kommt es zu einem unfreiwilligen Kuss. Und dieser stürzt Milo in ein wahres Gefühlschaos, da er sich seiner Orientierung plötzlich nicht mehr sicher ist. Auch Nick macht dieser Kuss zu schaffen. Denn obwohl er Milo bisher nicht ausstehen konnte, der Kleine viel zu jung für ihn ist und auch überhaupt nicht seinen Geschmack trifft, spürt er plötzlich etwas. Nach einem unschönen Vorfall, an dem sich Nick die Schuld gibt, entsteht eine zaghafte Freundschaft zwischen den beiden.


    Nick hat es im Leben ebenfalls nicht einfach gehabt, denn nach einem tragischen Unfall ist seine Familie emotional zerbrochen. Er muss sich allein um den Haushalt und auch weitesgehend um seine kranke Mutter kümmern. Er ist selbstbewusst und lässt sich nichts gefallen, da er schon früh gemerkt hat, dass er sich so am Besten gegen Homophobie wehren kann. An seiner Schule ist er sehr beliebt, doch über seine häuslichen Verhältnisse hüllt er sich in Schweigen. Er trägt schon sehr lange zu viel Verantwortung und leidet darunter, doch er sieht auch keine Möglichkeit, sich daraus zu befreien. Schön fand ich, dass auch dieses Thema ausreichend zur Sprache kam, ohne im Mittelpunkt zu stehen.
    Auch Milos Freundschaft zu Etienne spielt eine große Rolle in der Geschichte. Etienne steht Milo immer mit Rat und Tat zur Seite, er ist ein Freund, wie man sich ihn nur wünschen kann.


    Obwohl die Liebesgeschichte im Vordergrund steht, nimmt auch ein weiterer Aspekt in diesem Buch viel Raum ein: Wie es ist, als Kind homosexueller Eltern aufzuwachsen. Milos Gefühle bezüglich seiner Väter und seiner verschwundenen Mutter, die plötzlich wieder zum Thema wird, werden sehr authentisch dargestellt. Auch seine Identitätskrise und Ängste waren für mich sehr gut nachvollziehbar. Ich fand es sehr ergreifend zu sehen, wie sehr dieser Junge "normal" sein will; wie er versucht, mit den plötzlich aufkeimenden Gefühlen umzugehen und sie zuzulassen; und wie überfordert er ist, als zu allem Überfluss auch noch seine Familie droht, auseinander zu brechen.


    Fazit:
    Eine Liebesgeschichte zwischen zwei Jungen, eine Geschichte darüber, wie es ist, als Kind homosexueller Eltern aufzuwachsen, eine Geschichte über Freundschaft, über Identitätsfindung, über Mobbing, über Verantwortung und über das Treffen eigener Entscheidungen - all das ist "Eisprinz und Herzbube". Ein wundervolles Buch. Absolut empfehlenswert. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sterne.

    Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen. Kurt Tucholsky :wink: