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»Am Tore wurden wir angehalten. Ein Sergeant kam an den Postwagen und fragte: ›Wer sind Sie? Woher kommen Sie? Werden Sie lange hierbleiben?‹« …
... so wurde befragt, wer zur Goethezeit an die Tore von Berlin kam. Das Gepäck wurde durchsucht, man bekam einen Passierschein – musste aber, kaum im Gasthaus angekommen, schon die nächsten Kontrollbögen, diesmal die der Polizei, ausfüllen.
Wer mit Bruno Preisendörfer als Zeitreisender unterwegs ist, erlebt aber noch viel mehr: Er steht z. B. am 7. 11. 1775 morgens um fünf in Weimar vor dem Haus eines Kammergerichtspräsidenten namens von Kalb und sieht zu, wie Goethes Kutsche über das Pf laster rollt. Er besucht eine philanthropische Reformschule oder wird zwischen die Bauernkinder in die Bänke einer Dorfschule gesteckt. Er geht an die Universität, um Kant und Fichte zu lauschen, etwaige Verständnisschwierigkeiten müssen ihm nicht peinlich sein, es ging den Zeitgenossen ebenso.
Aber der Zeitreisende lernt nicht nur den philosophischen Zeitgeist kennen, sondern erlebt auch handfeste Abenteuer, übersteht mit dem jungen Eichendorff einen Schiffsunfall auf der Oder, sieht aus E.T.A. Hoffmanns Eckfenster am Gendarmenmarkt Berlin brennen, oder ist bei Georg Lichtenberg in Göttingen, als der durchs Fernglas der Beerdigung von Gottfried August Bürger zusieht. Vielleicht ist er auch bei der Zofe einer Gräfin, die sich ohne fremde Hilfe nicht ankleiden kann, oder er schleicht in den Anatomiesaal von Jena, wo die Selbstmörderinnen obduziert werden, die in Weimar in die Ilm gegangen sind, stiehlt mit fronenden Bauern Korn oder gerät als Knecht mit seinem Brotherrn aneinander.
Bruno Preisendörfer hat sich durch Hunderte von Büchern gelesen, Romane, Selbstzeugnisse, Briefe und Tagebücher. Er nimmt den Leser mit auf eine große Reise in die Goethezeit und man erlebt, wie das Lebe damals wirklich war.
Geschichte - insbesondere deutsche Geschichte - ist sozusagen mein Steckenpferd. In diesem Buch wird der Leser auf eine Zeitreise in die Goethezeit geschickt.
Ich habe gerade den ersten Teil, "Aus der Chaoszeit", beendet, und bin begeistert.
Bruno Preisendörfer hat sehr viel gelesen, und er bringt das Gelesene, das Wissen, nicht einfach trocken an den Mann bzw. die Frau, sondern erzählt anschaulich und mit viel Humor. Und das nicht von oben herab, sondern ich fühle mich als Leser von ihm an die Hand genommen.
So wie jetzt im ersten Teil, in dem wir - nach einigen allgemeinen Ausführungen zur Zeitreise, der Goethezeit überhaupt, und zu dem Flickenteppich, den Deutschland damals noch darstellte - das Weimar zur Goethezeit besuchten. Ich bin mit ihm durch die Straßen von Weimar gegangen, und er hat einige Anekdoten über Goethe, Heine, Eckermann, usw. erzählt. So, dass ich wirklich Lust habe, etwas von Goethe zu lesen.
Ich bin wirklich gespannt, wie es weitergeht!
Noch zum Buch im Allgemeinen: es umfasst inklusive umfangreichem Anhang 518 Seiten, ohne Anhang 442 Seiten. Im Anhang sind nicht nur das übliche Personenregister, sondern noch Zitatnachweise (das erspart dem Leser die meisten Fußnoten), Quellen- und Literaturverzeichnis, und die Goethezeit in Zahlen. Gerade das letzte ist sehr interessant, hier finden sich die Einwohnerzahlen ("Länder und Leute in Zahlen"), Maßeinheiten, "Ehe und Kinder in Zahlen", "Wer verdient wo wieviel" (Friedrich II. von Preußen erhielt nach eigenen Angaben 10.000 Taler), und noch weitere sehr interessante Zahlen, wie die Einkommensklassen, Lebensmittelpreise, Preise einer Weimarer Speisekarte...
Außerdem sind zwei Teile mit farbigen Bildern enthalten - ein nicht ganz unwichtiger Grund, das Buch möglichst nicht als Ebook zu lesen.