Robin Stevens - Mord ist nichts für junge Damen / Murder Most Unladylike / Murder Is Bad Manners

  • Das Rätsel um Miss Bells Leiche


    Klappentext:

    Deepdean-Mädchenschule, 1934. Als Daisy Wells und Hazel Wong ihr eigenes, streng geheimes Detektivbüro gründen, gibt es zuerst gar kein wirklich aufregendes Verbrechen zum Ermitteln. Doch dann entdeckt Hazel die Lehrerin Miss Bell tot in der Turnhalle. Zuerst denkt sie, es sei ein schrecklicher Unfall gewesen. Aber als Daisy und sie fünf Minuten später zurückkommen, ist die Leiche verschwunden. Jetzt sind die Mädchen sicher: Hier ist ein Mord geschehen! Und nicht nur eine Person in Deepdean hätte ein Motiv gehabt.
    Nun haben Daisy und Hazel nicht nur einen Mordfall aufzuklären zuerst müssen sie beweisen, dass es überhaupt ein Mord war. Fest entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen, bevor der Mörder wieder zuschlagen kann (und bevor die Polizei eingeschaltet wird, natürlich), müssen Hazel und Daisy nach Beweisen suchen, Verdächtige ausspionieren und all ihre Intuition einsetzen. Doch werden sie Erfolg haben? Und wird ihre Freundschaft diese Herausforderung bestehen?
    Ein spannender Mädchen-Krimi ganz im Stil Agatha Christies, mit viel Internatsflair und zwei Heldinnen, die jeder gern zur Freundin hätte!


    Rezension:
    Bisher haben die Freundinnen Daisy und Hazel nur verschwundenem Naschwerk und aus Rache verstecken Kleidungsstücken nachgespürt. Mit irgendetwas muss man sich im Internat schließlich die Zeit vertreiben. Als Hazel eines Abends jedoch nochmal schnell in die Turnhalle läuft, um ihre vergessene Jacke zu suchen, liegt dort Miss Bell, eine ihrer Lehrerinnen, tot auf dem Boden. Panisch läuft sie zu ihrer Freundin Daisy, um dieser von ihrem Fund zu berichten. Als Hazel und Daisy mit einer schlecht gelaunten älteren Aufsichtsschülerin im Schlepptau nur wenige Minuten später wieder in der Turnhall ankommen, ist von einer Leiche jedoch nichts mehr zu sehen. Wütend leitet die Aufsichtsschülerin Strafmaßnamen gegen die beiden Freundinnen ein, weil sie davon ausgeht, von ihnen bewusst getäuscht worden zu sein. Eigenartigerweise taucht jedoch am kommenden Tag bei der Direktorin ein Kündigungsschreiben Miss Bells auf. Doch Hazel und Daisy sind sich sicher, dass dieses nur vom Mörder gefälscht worden sein kann, um das Verschwinden der Lehrerin zu vertuschen. So bleibt den Freundinnen nichts anderes übrig, als den Fall selbst aufzuklären. Schnell stellt sich heraus, dass fast alle verbliebenen Lehrkräfte mehr oder wenige gute Motive für die Tat gehabt hätten.
    Was die Autorin mit diesem Buch präsentiert, ist in gewisser Weise ein Spagat zwischen einem Jugend- und einem klassischen Detektivroman, wobei man den Agatha-Christie-Vergleich des Klappentextes durchaus ernst nehmen kann. Der grundsätzliche Aufbau der Geschichte erinnert nämlich sehr an diverse Miss-Marble-Stories, was in besonderem Maße für die schlussendliche Überführung des Täters in einer Runde aller Verdächtiger zutrifft. Allerdings sind die Hobbydetektivinnen Daisy und Hazel erheblich jünger als eine gewisse Miss Marble, wodurch der Leser nebenbei auch einen Einblick in das (fiktive) Leben eines englischen Internats in den 1930ern erhält. Von modernen pädagogischen Strukturen ist das noch weit entfernt.
    Da die Schülerinnen zu Anfang (wie es auch in der Realität normal seien dürfte) kaum Einblick in das Privatleben ihrer Lehrerinnen haben, bauen sich die entsprechenden Zusammenhänge erst nach und nach vor dem Leser auf. Während dieser im Laufe der Geschichte auch viel über Hazels (aus deren Perspektive das Buch berichtet) und nicht ganz so viel über Daisys Hintergrund erfährt, bleiben die übrigen Schülerinnen eher blass. Von denen gerät während der ganzen Spurensuche auch keine auch nur Ansatzweise in Verdacht.
    Das gesamte Buch ist interessant geschrieben. Die wenigen, für den eigentlichen Plot jedoch unbedeutenden, Logiklücken stören das Lesevergnügen nicht. (Zum Beispiel sind bei der oben erwähnten Runde aller Verdächtiger sämtliche Lehrkräfte anwesend, die Schüler haben zu dieser Zeit aber Unterricht. Wer unterrichtet sie da wohl?) „Mord ist nichts für junge Damen“ macht definitiv Lust auf die zu erwartenden Fortsetzungen. Im englischen Original umfasst die Reihe um Hazels und Daisys Detektivabenteuer bereits 5 Bände und 2 Kurzgeschichten.


    Fazit:
    Für Freunde von Internatsgeschichten und auch für ältere Fans von Detektivgeschichten à la Miss Marble ist dieses Buch beinahe ein Muss!
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


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  • Mord im Mädcheninternat


    Die zwei selbst ernannten Detektivinnen Daisy und Hazel bekommen es an ihrem Internat mit dem Mord an einer Lehrerin zu tun. Allerdings verschwindet die Leiche innerhalb von Minuten und niemand scheint etwas bemerkt zu haben. Das spornt die beiden cleveren Mädchen natürlich an in diesem Fall aktiv zu werden und ihr ganzes detektivisches Können einzusetzen.
    Dieser Kriminalroman der Autorin Robin Stevens hat meiner Tochter (11) und mir sehr gut gefallen. Das Internat und seine Bewohner, Lehrpersonal und Schülerinnen werden sehr bildhaft beschrieben und ein Lageplan am Anfang des Buches sowie ein Glossar am Ende helfen noch zusätzlich sich zu orientieren.
    Die Charaktere der Beteiligten sind interessant gezeichnet und besonders zu der in der Ich-Erzählung agierenden Hazel Wong kann man eine gute Verbindung aufbauen und mit ihr mit fiebern. Als Ausländerin hat sie es gar nicht so leicht im kalten feuchten England, aber zusammen mit der sehr scharfsinnigen Daisy stürzt sie sich in die Ermittlungen zu ihrem ersten großen Fall.
    Wie in einem wunderbaren Agatha Christie Krimi, gibt es auch hier viele Motive, Gelegenheiten und Alibis, überraschende Wendungen und viele spannende Momente.
    Wir können das Buch allen ab 10 Jahren die gern Krimis lesen nur empfehlen.

  • Wie eine Schnitzeljagd, nur mit einer Leiche.
    Um im Deepdean Internat für junge Damen unter den Shrimps, den jüngeren Schülerinnen, und auch unter den Gleichaltrigen gebührend Anerkennung zu finden, ist es wichtig, so zu tun als sei man kein Streber; stattdessen sollte man in so vielen Clubs wie möglich aktiv sein. Kein Wunder also dass sich Daisy Wells, ihres Zeichens unter anderem Gründerin des Spiritistenclubs, an ihrer Schule allgemeiner Beliebtheit erfreut. Mit Abstand ihre beste Freundin ist allerdings Hazel Wong, welche erst vor Kurzem aus Hongkong nach England gereist ist und sich nur allmählich an das England, welches sich von ihren Schulbüchern doch deutlich unterscheidet, gewöhnt.
    Die beiden Mädchen haben unter strengster Geheimhaltung einen neuen Club gegründet: Eine waschechte Detektei! Nachdem sie ihren ersten Fall, den der verschwundenen Krawatte, gelöst haben und ihnen dieser zugegebener Maßen nicht anspruchsvoll genug war, fehlen neue Herausforderungen. Es ist zwar eine wunderbare Übung, alle möglichen Menschen zu beschatten, ihre Geheimnisse zu lüften oder sich die Kennzeichen aller gesichteten Automobile zu merken – ein richtiger Fall hat da jedoch schon mehr zu bieten.
    Zu Daisys großer Begeisterung stoßen die beiden auf ein Rätsel, welches nur von zwei gewieften Detektivinnen gelöst werden kann: Eines abends entdeckt Hazel Wong, als Schriftführerin der Detektei vergleichbar mit Dr. Watson, die Leiche von Miss Bell. Dass das Fräulein für Naturkunde einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist, schließt Daisy, der Sherlock Holmes der Detektei, aus dem Verschwinden der Leiche.
    Da es (noch) keine Beweise für den Mord gibt, begeben sich die Mädchen auf die Suche nach Verdächtigen, um dem Verbrecher auf die Schliche zu kommen. Während Hazel von der Idee, einem Mörder nachzustellen, zeitweilig nicht gänzlich begeistert ist, sprüht Wells nur so vor Energie und Tatendrang. Daher ist ihr Enthusiasmus auch durchgehend zu spüren:
    „Klingt ganz nach einer Schatzsuche, nicht? Wie eine Schnitzeljagd, nur mit einer Leiche.“ (S.89)
    Als ich die ersten Seiten des Buches aufschlug, erwarteten mich bereits sowohl ein Grundriss des Internates als auch eine Personenliste, was beides äußerst hilfreich beim Mitverfolgen der Handlungen war. Die liebevolle und wirklich charmante Gestaltung zieht sich erfreulicherweise durch das gesamte Buch. Da Hazel die Schriftführerin der Detektei und somit für die Fallnotizen verantwortlich ist, finden sich immer wieder Seiten aus ihrem Fallbuch. In Schreibschrift und teilweise mit durchgestrichenen Bemerkungen werden dort beispielsweise Motive oder Alibis gesammelt. Diese Liste der Verdächtigen wird stets ergänzt, sodass man immer gut miträtseln und rekapitulieren kann, wer was wann wo unternommen hat und weswegen ein Verdachtsmoment gegen jemanden besteht.
    Ganz am Ende des Buches findet man darüber hinaus „Daisys Deepdean-Führer“, der eine Reihe Begriffserklärungen umfasst – eine gelungene Idee!
    Die beiden Protagonisten sind mir beim Lesen sehr ans Herz gewachsen, da sie einfach so charmant sind! Das Buch ist aus der Sicht Hazels geschrieben, sodass man unter anderem auch mit Hintergrundwissen versorgt wird. Wells und Wong ergänzen sich so wunderbar, dass es große Freude bereitet, sie bei ihren Ermittlungen zu begleiten. Nicht selten hat mich das Buch zum Schmunzeln oder Lachen gebracht, was nicht nur den wunderbaren Unterhaltungen von Hazel und Daisy zuzuschreiben ist, sondern auch dem zauberhaften Schreibstil. Dieser ist so packend, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag.
    Des Weiteren bietet das Internat für junge Damen im England der 1930er Jahre sehr viele Überraschungen und birgt zahlreiche Geheimnisse, die nach und nach ans Licht gezogen werden. Mir gefällt zudem, dass dieses Buch sowohl für jüngere als auch für ältere Leser bestens geeignet ist, da es nicht blutrünstig, dafür aber äußerst charmant und spannend ist.
    Sehr süß sind auch die vielen Nebencharaktere oder der Flurfunk im Internat… So geht für eine Weile zum Beispiel das Gerücht um, Miss Bell wäre von jemandem aus „dem Osten“ entführt worden – und Moment: Die neue Mitschülerin Hazel Wong kommt doch aus Hongkong…?
    Insgesamt ist „Mord ist nichts für junge Damen“ ein bezauberndes Buch, welches mich völlig in seinen Bann gezogen hat. Die Figuren konnten mich im Handumdrehen für sich gewinnen, der Kriminalfall ist sowohl schlüssig als auch spannend und die Gestaltung des Buches ist sehr ansprechend. Auf weitere Fälle bin ich gespannt!
    Für diese detektivische Meisterleistung vergebe ich 5 Sterne!

  • 4.5 Sterne für einen spannenden Mordfall im historischen England!


    Verlagsinfo


    Deepdean-Mädchenschule, 1934.
    Als Daisy Wells und Hazel Wong ihr eigenes, streng geheimes Detektivbüro gründen, gibt es zuerst gar kein wirklich aufregendes Verbrechen zum Ermitteln. Doch dann entdeckt Hazel die Lehrerin Miss Bell tot in der Turnhalle. Zuerst denkt sie, es sei ein schrecklicher Unfall gewesen. Aber als Daisy und sie fünf Minuten später zurückkommen, ist die Leiche verschwunden. Jetzt sind die Mädchen sicher: Hier ist ein Mord geschehen! Und nicht nur eine Person in Deepdean hätte ein Motiv gehabt ...


    Meine Meinung


    Ich bin durch Zufall über diese Reihe gestolpert, da ich etwas in der Richtung gesucht habe. Mich hat ja schon die Flavia Reihe sehr begeistert und auch der Einzelband "Lasst uns schweigen wie ein Grab" - junge Mädels, die Mordfälle aufklären vor dem Schauplatz des historischen Englands - das klingt einfach toll und wird auch hier bezaubernd umgesetzt!


    Robin Stevens setzt das ganze ein bisschen im Stil von Sherlock Holmes fort.
    Hazel Wong ist 13 Jahre alt und noch nicht so lange auf dem Internat. Ihre Herkunft aus Hongkong hat ihr den Einstieg nicht leicht gemacht, und nach und nach erfährt man, wie sich ihre Freundschaft zu Daisy entwickelt hat. Hazel erzählt das ganze aus ihrer Sichtweise (wie Watson) und Daisy Wells ist der treibende, alles im Dunkeln aufdecken wollende Kraft ihrer kleinen Detektivgemeinschaft.


    Während Hazel eher ruhig und vorsichtig ist, lässt sie sich sehr sehr leicht von Daisys unbeschwerter Art mitreißen. Die beiden Mädels sind eigentlich wie Feuer und Wasser, vor allem, da Daisy ein sehr beliebtes und angesehenes Mitglied des Internats ist, zu dem die Jüngeren aufsehen - und das lässt sie sich auch gerne anmerken! Aber es steckt doch noch etws mehr dahinter. Die forsche, unerschrockene Art ist Hazel oft nicht ganz geheuer, aber die beiden entwickeln ein tolles Gespür.
    Sie finden recht schnell Verdächtige, die hinter dem Mord an Mrs Bell stecken könnten und ermitteln auf eigene Faust auf eine ihnen ganz eigenwillige und geschickte Weise.
    Dabei sind sie nicht immer einer Meinung und ich muss gestehen, dass mir Daisy anfangs nicht unbedingt sympathisch war. Anfangs ;)


    Ich konnte jedenfalls super selber miträtseln, denn es gibt viele Spuren, denen man folgen kann, aber auch Hinweise, die gut gestreut sind und auch zu dem empfohlenen Lesealter passen. Das könnte an manchen Stellen auch ein bisschen unheimlich für jüngere Gemüter sein.


    Die Schreibweise ist an die historische Zeit angepasst, aber trotzdem noch so gehalten, dass es Kindern und Jugendlichen leicht fallen wird; es ist durchweg flüssig und spannend und ich wollte es nicht mehr aus der Hand legen.


    Hinten im Buch gibt es dann noch ein kurzes Glossar (von Daisy) über ein paar der Begriffe, von denen der ein oder andere vielleicht nicht so geläufig ist, in ihrer Art auf witzige Weise präsentiert.
    Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf den zweiten Band und hoffe, dass auch die anderen Teile bald ins Deutsche übersetzt werden.


    Der zweite Fall "Teestunde mit Todesfall" erschien am 16. Februar 2017
    (im Original sind bereits 5 Bände der Reihe erschienen)


    © Aleshanee
    Weltenwanderer