Jeanette Winterson - Der weite Raum der Zeit / The Gap of Time

  • Klappentext:
    Blinde Eifersucht und zerstörerischer Zorn – doch die Zeit heilt alle Wunden


    Der Londoner Investmentbanker Leo verdächtigt seine schwangere Frau MiMi, ihn mit seinem Jugendfreund Xeno zu betrügen. In rasender Eifersucht und blind gegenüber allen gegenteiligen Beweisen verstößt er MiMi und seine neugeborene Tochter Perdita. Durch einen glücklichen Zufall findet der Barpianist Shep das Baby und nimmt es mit nach Hause. Jahre später verliebt sich das Mädchen in einen jungen Mann – Xenos einzigen Sohn. Zusammen machen sie sich auf, das Rätsel ihrer Herkunft zu lösen und alte Wunden zu heilen, damit der Bann der Vergangenheit endlich gebrochen wird.


    Zum Buch:
    Ein sehr einfaches Cover, was im Kontrast dazu einen gewissen Zauber versprüht. Farblich stilvoll aufeinander abgestimmt. Auf der Rückseite fand ich den Titel des Originals "Das Wintermärchen" in gespiegelter Form. Es wirkt, als würde man es von der Rückseite anschauen und zwischen den Buchdeckeln, wie eine Art Sandwich, findet die eigentliche Neuerzählung statt.


    Erster Satz:
    "Das Stück beginnt in Sizilien, einer von Shakespeares zahlreichen imaginären Inseln."


    Meine Meinung:
    In "Der weite Raum der Zeit" erzählt die Autorin Jeanette Winterson den Klassiker von Shakespeare "Das Wintermärchen" neu, mit den bekannten Charakteren. Ich habe die Originalversion vorab nicht gelesen, was mir den Lesespaß in keinster Weise genommen hat.


    Leo, ein Investmentbanker verfällt dem Wahn, dass seine schwangere Frau MiMi ihn mit seinem besten Freund Xenos betrügt. Dabei gibt es handfeste Beweise, dass es nicht so ist. Blind vor Eifersucht, verstößt er das Kind und Perdita landet in einer Babyklappe. Sie wird glücklicherweise von Shep, ein Barpianist, gefunden und aufgezogen. Schon bald kommen Fragen nach ihren Wurzeln auf besonders als sie sich in Xenos einzigen Sohn verliebt.


    Am Anfang entdeckte ich eine kleine Zusammenfassung von "Das Wintermärchen" von Shakespeare, was ich sehr begrüßt habe. So hatte ich einen ersten Einblick in die Story und war gespannt, wie diese Erzählung auf moderne Art & Weise geschrieben wurde.
    Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und an einigen Stellen mit poetischen Sätzen veredelt.


    Die Protagonisten wurden gut beschrieben und in ihrem Wesenszügen waren sie ausdrucksstark. Die Dialoge sind direkt und manchmal etwas hart in der Ausdrucksform, was mir gut gefallen hat. Der Zeit entsprechend in einigen Gesellschaften wurden sie aber realistisch dargestellt.
    Leo hat mir im ersten Teil fast die Nerven geraubt. Seine Wahnvorstellungen über den angeblichen Ehebruch seiner Frau und wie er handelte, waren mir unbegreiflich. Leo begeht einen Fehler, der eine Kettenreaktion auslöst und aller Leben verändert. Die Frage: Was wäre wenn…? und die Sehnsucht alles ungeschehen zu machen, kommt auf.


    Es gibt mehrere Erzählstränge, die alle miteinander verbunden sind, die sich zum Schluss zusammenfügen und aufgekommene Fragen beantworten.
    Es gab einige Handlungen und Szenen, die mich nachdenklich stimmten und die ich zeitweise hinterfragte. Der Spannungsfaktor blieb mir dennoch verborgen, bis auf den letzten Seiten, wo ich dem Ende entgegen fieberte. Im Verlauf des Buches, war mir dies einfach zu wenig und es fesselte mich nicht.


    Fazit:
    "Der weite Raum der Zeit" ist eine moderne Neuerzählung des Klassikers "Das Wintermärchen" von Shakespeare. Interessante Zusammenhänge zwischen den Protagonisten und Darbietung verwobener Handlungen. Eine Story über Hass, blinde Eifersucht und der Suche nach seinen Wurzeln. ~ moderne Neuerzählung ~ nachhaltig ~ poetische Sprache


    Meine Wertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Das sagt Amazon über die Autorin:


    Jeanette Winterson, geboren 1959, hat bereits zahlreiche Romane sowie Sach- und Kinderbücher veröffentlicht. Sie gilt als eine der profiliertesten Autorinnen und Feministinnen Großbritanniens. Sie wuchs in Manchester auf, wo ihre Adoptiveltern der Pfingstbewegung angehörten und sie streng erzogen. Über diese Erfahrung schrieb Winterson in ihrem ersten Roman "Orangen sind nicht die einzige Frucht" und 27 Jahre später in "Warum glücklich statt einfach nur normal?". Beide Bücher wurden zu Bestsellern.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Klappentext/Meine Übersetzung:


    Ein weibliches Baby wird ausgesetzt, verbannt aus London in die sturmumtoste amerikanische Stadt New Bohemia. Sein Vater hat Eifersucht um den Verstand gebracht, seine Mutter die Trauer ins Exil getrieben.


    17 Jahre später weiß Perdita nicht viel darüber, wer sie ist und wo sie herkommt aber sie steht kurz davor, es herauszufinden.


    Jeanette Wintersons Coverversion von "The Winter's Tale" klingt nach vom Echo von Shakespeares Original und erzählt eine Geschichte von Herzen, die gebrochen wurden und Herzen, die geheilt werden, eine Geschichte von Rache und Vergebung, eine Geschichte, die uns zeigt, dass alles, was verloren gegangen ist, schließlich wiedergefunden werden wird.


    Eigene Beurteilung/Eigenzitat aus amazon.de:


    Leo und Xeno sind alte Freunde aus der Schulzeit und das nicht nur in einem rein platoni-schen Sinne. Während Xeno sich sehr früh zu seiner Homosexualität bekennt, steht der ag-gressive und ambitionierte Leo der ganzen Sache eher zwiespältig gegenüber. Deswegen ist er geradezu erleichtert, als er in Paris die Sängerin MiMi kennenlernt, die er bald darauf durch Vermittlung Xenos auch heiratet.
    Als seine Frau einige Jahre zum zweiten Mal schwanger wird, ist Leo aber überzeugt, dass sein alter Freund Xeno der biologische Vater ist und nach einer kurzen aber intensiven Phase der eifersüchtigen Raserei sind ihm sein Sohn Milo und sein Freund entfremdet, sein Gärtner ist tot, seine Frau schwer verletzt ausgezogen und das neugeborene Mädchen verschollen.
    Doch das kleine Mädchen Perdita findet seinen Weg aus einer New--Bohemischen Babyklap-pe in das Herz und das Leben eines wirklich guten Mannes und wächst zu einer erstaunlichen jungen Frau heran - die durch einen erstaunlichen Zufall auch auf die Spur zu ihren eigenen Ursprüngen geführt wird. Und am Ende dieser Spur erwartet sie viel Überraschendes.
    Jeanette Winterson sieht "The Winter's Tale", eines der späteren Shakespeare-Stücke, als das, das sie mit am Meisten beeinflusst und bewegt hat. Die Grundidee, dass ein ohne Grund eifer-süchtiger Mann das Leben seiner Freunde und Verwandten in Trümmern haut - und damit auch sein eigenes - ist ja bereits in "Othello" prägend gewesen. Hier aber kommt ein Moment hinzu, das in vielen späteren Shakespeare-Dramen eine große Rolle spielt: die Vergebung. Und den schwierigen Weg dahin, den eigentlich alle Charaktere in diesem Buch gehen müssen.
    Teilweise ist die Sprache wirklich sehr nahe an dem, was man auch von einem modernen Shakespeare erwarten würde - manchmal wirkt das aber auch ein wenig verkünstelt. Aber das ist nur ein kleinerer Mangel in einem sonst sehr zufrieden stellenden Buch.

  • Diese Rezension bezieht sich auf die eBook-Version.


    Kurzbeschreibung:Blinde Eifersucht und zerstörerischer Zorn – doch die Zeit heilt alle Wunden
    Der Londoner Investmentbanker Leo verdächtigt seine schwangere Frau MiMi, ihn mit seinem Jugendfreund Xeno zu betrügen. In rasender Eifersucht und blind gegenüber allen gegenteiligen Beweisen verstößt er MiMi und seine neugeborene Tochter Perdita. Durch einen glücklichen Zufall findet der Barpianist Shep das Baby und nimmt es mit nach Hause. Jahre später verliebt sich das Mädchen in einen jungen Mann – Xenos einzigen Sohn. Zusammen machen sie sich auf, das Rätsel ihrer Herkunft zu lösen und alte Wunden zu heilen, damit der Bann der Vergangenheit endlich gebrochen wird.
    Jeanette Winterson spielt souverän mit Figuren und Handlung aus Shakespeares "Das Wintermärchen" und erzählt eine verblüffend moderne Geschichte über rasende Eifersucht, blinden Selbsthass und die tiefe Sehnsucht in uns, die Fehler der Vergangenheit wieder gut zu machen. (Quelle: Verlagswebsite)


    Autor:
    Jeanette Winterson, geboren 1959, hat bereits zahlreiche Romane sowie Sach- und Kinderbücher veröffentlicht. Sie gilt als eine der profiliertesten Autorinnen und Feministinnen Großbritanniens. Sie wuchs in Manchester auf, wo ihre Adoptiveltern der Pfingstbewegung angehörten und sie streng erzogen. Über diese Erfahrung schrieb Winterson in ihrem ersten Roman "Orangen sind nicht die einzige Frucht" und 27 Jahre später in "Warum glücklich statt einfach nur normal?". Beide Bücher wurden zu Bestsellern.
    Shakespeares "Das Wintermärchen" erzählt die Geschichte des Findelkindes Perdita. „Wir alle haben Texte, die wir wie Glücksbringer in uns tragen und die uns tragen. Seit Jahren kreist meine Arbeit immer wieder um dieses Stück.“ Nun erzählt Winterson ihre eigene Version von Shakespeares Klassiker. (Quelle: Verlagswebsite)


    Allgemeines:
    „Der weite Raum der Zeit“ ist im Rahmen des Hogarth-Shakespeare-Projekts bei Knaus erschienen und wurde im April 2015 veröffentlicht. Es erzählt das „Wintermärchen“ neu. Das Original „The Gap of Time“ wurde von Sabine Schwenk aus dem Englischen übersetzt.
    Die gebundene Printausgabe hat 288 Seiten. Ich habe die eBook-Version gelesen. Die Handlung wird aus wechselnden Perspektiven erzählt und ist in drei Blöcke unterteilt, die in Kapitel gegliedert sind.
    Vorangestellt ist eine kurze Zusammenfassung des Originals von Shakespeare. Im Epilog erzählt die Autorin, warum sie sich genau dieser Geschichte angenommen hat.


    Meine Meinung:
    Ich finde das Shakespeare-Projekt sehr reizvoll, bei dem seine Themen in modernen Romanen aufgegriffen werden. Dieser Roman lässt mich allerdings etwas zwiegespalten zurück. Ich hatte unglaubliche Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden. Gerade am Anfang gibt es einige Zeitsprünge, die mich sehr verwirrt haben. Vielleicht lag dies aber auch an der Formatierung des e-Books, bei dem die Absätze bei einem Abschnittswechsel nicht wirklich zu erkennen waren. Darum musste ich mich immer wieder neu orientieren, um den Faden wiederzufinden. Mit fortschreitender Handlung wird diese allerdings auch geradliniger, die Rückblenden weniger und der Lesefluss immer besser. Und nach ca. 1/3 hatte mich die Geschichte dann doch gepackt und lies sich zügig zu Ende lesen.


    Die Story an sich ist so tragisch, dass sie Shakespeare alle Ehre macht, sie regt zum Nachdenken an und wartet mit einem Ende auf, das den Leser einfach nur zufrieden zurücklässt. So kann ich sagen, dass ich nach den oben beschriebenen Startschwierigkeiten bestens unterhalten wurde. Die Charaktere sind glaubwürdig und tiefgründig genug, um Shakespeare zu genügen. Es gibt einige, die man ins Herz schließen kann, aber keinen, den von Herzen verabscheuen muss. Von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: . Möglich, dass es mit der Printausgabe in der Hand auch 4 geworden wären.


    Klare Leseempfehlung an Freunde der Klassik (auch wenn sie hier modern daher kommt), an alle, die an Familienschicksalen interessiert sind und an alle anderen, die sich einfach mal gut unterhalten lassen wollen.


    Fazit:
    Klassiker in neuem Gewand. Auch diese Hogarth-Shakespeare-Adaption ist durchaus gelungen.

    Gelesen in 2024: 7 - Gehört in 2024: 5 - SUB: 598


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark