Cixin Liu - Der dunkle Wald / The Dark Forest

  • Kurzmeinung

    Sushan
    Eines der besten Bücher die ich jemals gelesen habe. Allein die Erklärung des Fermi Paradoxons ist ganz großes Kino!
  • Eigenzitat aus amazon.de:


    Die folgende Rezension setzt in Teilen die Kenntnis des ersten Teils voraus(Spoilergefahr):


    Die Trisolarier haben es geschafft durch eine Quantenverschränkungstechnik nicht nur die Weiterentwicklung der Quantenmechanik und davon abhängige andere WIssenschaftszweige zu blockieren und damit auch Anwendungen, die davon abgeleitet werden können. Die gleiche Technik ermöglicht es ihnen außerdem, die Menschheit nahezu vollständig zu überwachen, so dass es absolut unmöglich erscheint, irgendeine Strategie gegen die 400 Jahr in der Zukunft liegende Invasion zu entwickeln, ohne, dass der Gegner etwas davon mitbekommt. Außerdem arbeiten Agenten der Trisolarier - die ETO - auf der Erde selbst gegen mögliche Gegenwehr. Und so verfällt ein Teil der Menschheit in Fatalismus und Defätismus und es bildet sich auch eine Gruppe von Eskapisten - also Leuten, die die Erde verlassen wollen um irgendwo anders einen neuen Planeten zu finden.
    In dieser Atmosphäre startet die UN das "Wallfacer"-Projekt, ein Unternehmen, in dem vier sehr unterschiedliche und zum Teil sehr berüchtigte Leute versuchen sollen, irgendwie verdeckt eine Strategie zu entwickeln, wozu ihnen alle möglichen Mittel zur Verfügung gestellt werden sollen, besonders solche, die auch der Ablenkung dienen können. Sehr schnell erweisen sich diese Pläne für einige der Betreuenden und Überwachenden als zu extrem, so dass die Befugnisse der "Wallfacer" mehr und mehr aufgelöst werden - auch weil die ETO gegen sie ihre eigenen Maßnahmen ergreift.


    So vergehen zweieinhalb Jahrhunderte in einigem Hin und Her, das zwei der "Wallfacer" zum Teil in Hibernation überleben, um danahc in einer deutlich veränderten Welt aufzuwachen.


    Dieses Buch - immerhin erst der Mittelteil einer Trilogie - stellt wieder einige sehr grundlegende Fragen zum Erstkontakt und auch zu der Frage, wie schlau es ist, dem Universum mitzuteilen, dass es einen gibt. Gerade dies wird gegen Ende des Buchs sehr ausgiebig diskutiert. außerdem gibt es noch sehr viele Exkurse zu Kosmologie, Physik, Quantenmechanik und vielem mehr, so dass man eine Menge dazulernen kann, auch wenn dies gelegentlich den Lesefluss empfindlich hemmt. Aber alles in Allem ist auch dieser zweite Teil der Trilogie eine erstaunliche - und erstaunlich komplexe - Leseerfahrung, die einem gleichzeitig auch eine europäisch beeinflusste chinesische Erzählweise näherbringt. Ich bin auf jeden Fall gespannt auf den nächsten Teil.

  • Inhalt:

    Zitat

    Der erste Kontakt mit einer außerirdischen Spezies hat die Menschheit in eine Krise gestürzt, denn die fremde Zivilisation hat sich Zugang zu jeglicher menschlicher Informationstechnologie verschafft. Der einzige Informationsspeicher, der noch vor den Aliens geschützt ist, ist das menschliche Gehirn, weshalb das Wallfacer- Projekt ins Leben gerufen wird: Vier Wissenschaftler sollen die ultimative Verteidigungsstrategie gegen die Aliens ausarbeiten - doch können sie einander trauen?

    Quelle : Amazon



    Meine Meinung (Vorsicht Spoiler!):


    Dieser Roman hat mich wirklich beeindruckt und so berührt wie kaum ein anderer!

    Was daran liegt das mich das Universum schon immer fasziniert hat, aber auch Themen wie Erstkontakt, außerirdisches Leben, die Besiedlung anderer Planeten usw.

    Genau diese Interessen werden hier beinahe in Perfektion bedient. Und dazu kommt noch die Philosophie, die hier einen noch größeren Raum einnimmt, als im Vorgänger. Als wäre es extra nach meinen Vorgaben geschrieben!


    Nachdem ich das erste Buch fertig hatte, habe ich mich voller Begeisterung auf "Der dunkle Wald" gestürzt und hatte zunächst wirklich große Schwierigkeiten hinein zu finden. Fast alle Figuren des ersten Bandes sind verschwunden und tauchen auch nicht wieder auf.

    Nun folgen wir hauptsächlich dem schrulligen Dr. Luo Ji der ziemlich desinteressiert durch die Welt stolpert und nichts mit sich anzufangen weiß.

    Über hundert Seiten lang begleiten wir ihn durch sein recht ereignisloses Leben und ich habe mich die ganze Zeit gefragt was das zu bedeuten haben mag. Denn schon im ersten Roman habe ich ja festgestellt das es nicht die größte Stärke von Cixin Liu ist, Charaktere und Dialoge zu entwerfen. Und das setzt sich hier fort, was mir eine wirklich harte Zeit beschert hat.

    Als die Sache dann aber aufgelöst und Luo Ji zum Wandschauer ernannt wird, hatte das bei mir den gewünschten Effekt und ich war von der Idee wirklich begeistert. Auf einmal ergab alles einen Sinn.

    Ab diesem Punkt hat mich das Buch wirklich gepackt und ich habe mit großem Interesse die Projekte der Menschheit verfolgt, die damit betraut wurden, die außerirdische Invasion aufzuhalten.

    Auch die Intrigen der außerirdischen Antagonisten haben mir gefallen, die Methoden der Wandbrecher und überhaupt ihre Identitäten.

    Trotz der weiterhin bestehenden handwerklichen Mängel, schaffte es der Autor mich mit seiner unfassbaren Kreativität und seinem Ideenreichtum zu verzaubern.

    Zwischendrin habe ich immer mal wieder in die Kapitelvorschau gelinst, weil ich natürlich unbedingt wissen wollte, wie die Zukunft aussieht und ich wurde nicht enttäuscht!

    Aber auch der Weg dorthin war durchaus faszinierend, denn wiederum bemerke ich "das Chinesische" an dem Roman, wenn sich der Wandschauer Luo Ji seine Traumfrau einfach mal bestellt und die arrangierte Ehe dann wirklich zur großen Liebe avanciert.

    Zwischendrin hatte ich immer mal wieder einen Durchhänger, aber dann schaffte es Cixin Liu auch irgendwann wieder mich einzufangen und bei der Stange zu halten.

    Und nachdem man seine holprigen Figuren Stil akzeptiert hat, interessieren einen auch die Schicksale seiner Figuren, auch wenn sie alle leicht verschroben wirken.

    Das Highlight dieses Buches war dann aber für mich tatsächlich der Blick in die Zukunft.

    Ganze zweihundert Jahre lässt uns der Autor springen und hier gibt es dann doch noch ein bisschen Star Trek, mit Weltregierung, technischen Gimmicks und großen Raumschiff Flotten.

    Das Ganze ist aber so realistisch gestaltet, dass eine solche Zukunft durchaus vorstellbar ist, weswegen diese Welt für mich sehr gut funktioniert hat.

    Der Autor garniert seinen Roman natürlich weiterhin mit vielen wissenschaftlichen Zusammenhängen, ohne mich als Leser aber zu überfordern, was zumindest in Band Eins bei den Sophonen passiert ist.


    Und am Schluss wurde ich derart belohnt, dass ich tatsächlich geweint habe.

    Nämlich an dem Punkt an wir erfahren wie das Buch zu seinem Titel gekommen ist, wenn die "Dunkler Wald" Theorie erläutert wird.

    So viele Science Fiction Romane habe ich bisher zwar nicht gelesen, aber das Fermi Paradoxon ist mir einige Male begegnet.

    Und nirgendwo anders habe ich eine so tolle Erklärung dafür gefunden, die gleichzeitig so hervorragend in die Geschichte implementiert wurde.

    Das ist so großartig das ich diese Seiten mehrfach gelesen habe, denn über dieses Phänomen habe ich schon endlose Diskussionen geführt und so ziemlich alles gelesen was zu bekommen ist.

    Allein das hat für mich schon gerechtfertigt, diesen Roman zu lesen und dafür werde ich ihn auf ewig lieben!

    Was mir auch gut gefallen hat war das der Autor wirklich alle Fragen beantwortet hat, die mir als Leser im Kopf herumgingen. Denn gerade beim Wandschauer Projekt meinte ich einige logische Lücken entdeckt zu haben, die mir wahrscheinlich den Plot kaputtgemacht hätten.

    Aber Cixin Liu liefert für alles eine Erklärung, die mich als Leserin stets zufriedengestellt hat und ich habe jedes Mal gefeiert wenn das passiert und mich über seine Umsicht gefreut. Großartig!


    Fazit:


    Ich habe mich am Anfang schwer getan, finde aber trotzdem "Der Dunkle Wald" ist wesentlich zugänglicher als sein Vorgänger.

    Was zum einen daran liegen mag, dass man den Stil des Autor bereits verinnerlicht hat.

    Andererseits fand ich hier den philosophischen Anteil wesentlich höher, was mir natürlich sehr entgegenkommt. Ich werde wohl noch sehr lange über dieses Buch nachdenken und bin schon gespannt wie es im Gesamtkontext der Reihe wirkt.

    Zudem hatte ich beim Lesen den Eindruck, dass dieser Band warmherziger als sein Vorgänger ist, wenn auch genauso konstruiert, wie Luo Ji`s Ehe.

    Trotzdem würde ich behaupten, selbst die Leser, die mit dem ersten Band nicht so recht warm wurden, sollten einen Blick riskieren.

    Ich selbst liebe dieses Buch über alles und es wird auf ewig einen Platz in meinem Gedächtnis, aber auch in meinem Herzen haben!

    Zumal ich selten einen Roman gelesen habe, bei dem mir der Titel passender erscheint!


    Ein bisschen Kritik muss ich aber auch noch üben und zwar an der Übersetzung.

    Allgemein scheint mir diese sehr gut zu sein und es ist sehr löblich, im ganzen (E) Book Links zu setzen, mit denen man zum Personenregister, aber auch zu einem Verzeichnis mit Begriffserklärungen gelangt.

    Einige Übersetzungen gerade von Personen Namen z.B. sind allerdings nicht ganz korrekt. Das sind aber im Vergleich zur restlichen wirklich guten Arbeit wohl Petitessen. Ich wollte es nur erwähnt haben.

    Dem normalen Leser, oder dem Roman an sich tut dies natürlich keinen Abbruch. Ich würde die Bücher gern im Original lesen.

    Doch leider beherrsche ich zwar die Sprache, nebst einigen Dialekten, aber die Schriftzeichen nur sehr rudimentär. Ich wollte diesen Punkt nur der Vollständigkeit halber aufführen.


    Diesem Roman gebe ich 5 Sterne und er würde sogar 6 bekommen, wäre dies möglich!

    Obwohl ich eigentlich das Gefühl habe, die Reihe ist nun abgeschlossen, existiert ja noch ein dritter Roman und ich freue mich jetzt schon darauf.

    "Ich bin eitel, hochmütig, tyrannisch, blasphemisch, stolz, undankbar, herablassend - bewahre aber das Aussehen einer Rose" Pita Amor