Frank Günther - Unser Shakespeare

  • Im Kampf um und mit Shakespeare und dessen Werken hat Frank Günther seit fast vierzig Jahren manche Schlacht geschlagen: Gemordet hat er dabei nur in seinen Übersetzungen, und sein Florett wird gefürchtet und bewundert. Denn wenn es um den englischen Dramatiker geht, fliegen auch bei ihm die »WortFetzen«.Wer war denn dieser weltberühmte Dramatiker und Lyriker überhaupt? War er vielleicht schwul? War er ein singulärer Künstler oder nur ein genialer Handwerker? Ist Shakespeare »unser« wie Goethe oder Schiller und quasi ein Zeitgenosse, der »moderne« Bühnenspektakel liefert? Gegen diese Art der unreflektierten Einvernahme helfen verbürgte Fakten zum Autor und seiner Rezeptionsgeschichte.Aus der Übersetzer-Werkstatt gibt Frank Günther spannende Einblicke in das »Phänomen Shakespeare«. Seine Anregungen lesen sich mit Vergnügen und zugleich mit großem Wissensgewinn....(Klappentext)


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    Dieses Buch beinhaltet so viel, daß man kaum alles nur kurz wiedergeben kann.
    Geschichte über die Entwicklung des Theaters - von abstrussen Regelwerken die Theater betreffend, über den Einzug Shakespeares in die Deutschen Theater dank Lessing und was seine Werke so besonders macht.
    Ebenso die erste Übersetzung ins Deutsche durch Christoph Martin Wieland, der jedoch über einige Ausdrücke Shakespeares so derart schockiert war, daß er diese anders übersetzte oder einfach weg ließ.
    somit war die erste deutsche Übersetzung gleichzeitig auch eine Modernisierung, da Wieland diesen unsittlichen Jargon der damaligen mittelalterlichen Epoche zuschrieb.
    Und dann kamen der junge Goethe und Herder - Literaturrevoluzzer, die Stürmer und Dränger und erkannten wie herrlich ehrlich dieser Shakespeare in seiner ursprünglichen Form war und schufen, von Shakespeare inspiriert, eine neue Ära der Dichtung und Literatur.
    Danach kam Schiller, dem bis heute der Beiname "Der Deutsche Shakespeare" anhaftet. Warum wohl? Auch dieser provozierte mit einem Stück Shakespeares und nahm ihn als sein Vorbild. Und so ging es immer weiter mit dem Shakespeare-Kult.
    Es ging so weit, daß Shakespeare dann mehr deutsch als englisch angesehen wurde und er somit auch nicht im 2. WK als "Feind-Autor" angesehen und daher seine Werke nicht verbrannt wurden.


    Dies ist nur ein kleiner Auszug dessen was hier über und um Shakespeare thematisiert wird.
    Ebenso wird auf verschiedene Werke und Textpassagen eingegangen, was Shakespeare mit seinen Stücken aussagen wollte, wie die elisabethinische Epoche, sowie die Zeit Jakob I. aussah und sich entwickelte, um Shakespeares Werke auch aus seiner Sicht verstehen zu können.
    Auch die sprachliche Textsäuberung wird thematisiert, dann inwiefern sich die Shakespeare-Werke in die heutige Zeit versetzen lassen und auch die Gerüchte welche besagen, daß Shakespeare niemals der Verfasser dieser Werke sein kann und er aus ärmlichen Verhältnissen ohne Bildung entstammt, werden aufgegriffen und vieles, vieles mehr.


    Dies alles wird in einem lockeren Plauderton an den Leser gebracht und es blitzt auch das ein oder andere Mal Sarkasmus, Ironie und Witz hervor. Und obwohl man nicht viel Neues von Shakespeare erfährt, erfährt man in diesem Buch mehr über ihn, als in allen Biographien die ich bisher gelesen habe.
    Interessante und fesselnde Geschichtsstunden rund um Shakespeare.


    Fazit:
    Ich konnte mich von diesem Buch fast nicht losreißen. So viele interessante Infos über Shakespeare in einem Buch und das auch noch fesselnd und angenehm geschrieben.
    Eine Homage an den wahren Menschen hinter all den Dramen und Komödien.
    Absolute Leseempfehlung für Shakespeare-Liebhaber und/oder historisch Interessierte.
    Auch für Schüler und Studenten gut geeignet, die einmal etwas anderes über Shakespeare referieren wollen, als immer nur ein Werk von ihm durchzukauen *g*.

    Wenn ein Mann zurückweicht, weicht er zurück. Eine Frau weicht nur zurück, um besser Anlauf nehmen zu können. (Zsa Zsa Gabor)
    :twisted: