Clamp - Miyuki-chan in Wonderland/Fushigi no Kuni no Miyuki-chan

  • Eine solche Alice in Wonderland Adaption habe ich noch nie zu Gesicht bekommen (abgesehen vielleicht von diversen pornographischen Szenarien *räusper*).





    Heute will ich Euch die japanische 'Alice in Wonderland'-Adaption "Miyuki-chan in Wonderland" (1995) durch das Manga-Quartett Clamp vorstellen !


    Verständlicherweise ist der Name in besonderem Maße angepaßt. Nicht Alice ist unsere Protagonistin, sondern ihr japanisches Äquivalentin Miyuki-chan. Miyuki ist ebenfalls noch sehr jung, geht zur Schule, kellnert nebenher und hat ganz normale Wünsche und Bedürfnisse, wie einen Freund haben und mal heiraten. Doch ist sie auch ein klein wenig tollpatschig, leichtgläubig und vielleicht etwas doof. So gerät sie von einem unerwarteten Abenteuer zum nächsten, das jegliche rationale Erklärung übersteigt. Mal kommen hübsche Frauen aus einem Comic, den sie liest, um mit ihr Strip-Mahjong zu spielen. Mal wird sie von langen, wohlgeformten Frauenbeinen in den Fernseher gezogen, wo sie vor einer Latex-Frau fliehen muss, die Miyuki-chan so reizend findet, dass sie ihr ständig die Kleider vom Leib reißen will. Einmal muss sie auch in einem Parallelrestaurant (dort, wo sie sonst arbeitet) in einem Ring gegen andere Restaurantangestellte kämpfen: die Siegerin ist diejenige, die zuletzt noch ein paar Kleider an hat !
    Sind euch die Bezeichungen aufgefallen ? Frauen, weiblch, -innen, etc. Das ist schon richtig so. Denn in der Geschichte kommt kein einziger Mann vor (auch wenn Miyuki immer wieder betont, sie würde gerne einen Freund haben und will irgendwann mal heiraten) ! Viele Personen kommen vor, doch sind sie immer junge, hübsche Frauen mit wohlgeformten Brüsten, schlanken Beinen, schön-lächelnden Gesichtern, perfekt-anmutenden Körpern und (ganz wichtig) sehr kurven- und reizbetonten Kleidern (oder eher Kleiderandeutungen). Selbst Tiere und männliche Gegenstände sind hier vermenschlicht zu diesen Frauen.



    2 Beispiele will ich Euch aus diesem Wonderland-Universum geben.
    1. Der weiße Hase ist hier im Comic ein Bunny im wahrsten Sinne des Wortes. Ihre brünneten Haare sind etwa schulterlang, ihre prallen (aber nicht zu großen !) Brüste werden kaum von den Körpchen des Bunnykostüms gehalten, ihre langen Beine sind in einer dunklen Strumpfhose eingepackt. Der obligatorische weiße Wuschel ist auch unterhalb ihrer Taille zu sehen, weiß Handschuhe und die Hasenohren vervollständigen das Kostüm. Dazu kommt noch als künstlerische Freiheit ein kräftiger Lippenstift auf den vollen Lippen.
    2. Der weiße König des Schachspiels im zweiten Kapitel ist gezeichnet als (wenn überrascht es noch) attraktive Frau mit verklärt erotisch-neugierigem Blick. Hüftlange, helle Haare schauen unter einem Hut in Form einer Schachbrettkrone hervor und sind der einzige Hinweis auf ihre Rolle als König. Sonst ist sie von viel Schmuck behangen und trägt ein schwarzes Korsett (?), das mehr von ihrem Körper entblößt, als tatsächlich verdeckt, passend dazu mit dunklen halterlosen Nylonstrümpfen.





    Ihr fragt Euch bestimmt, warum zum Henker ich das so ausführlich beschreibe ? Zurecht ! Die Antwort ist einfach: dieses Motiv dominiert den ganzen Comic. Es gibt keine Handlung, bis auf Miyuki selbst gibt keine charakterisierten Personen, während sogar sie selbst recht flach bleibt. Zunächst meinte ich natürlich, hier könnte ein abstinenter, evtl. noch leicht pubertierender, jung gebliebener Mann sein Unwesen getrieben haben (ganz den Klischees entsprechend), aber CLAMP ist nunmal eine Zeichnergruppe ausschließlich aus Frauen. Und falls Ihr nicht in diesem Moment das erste Mal in Buchkommentare von mir reingelesen haben solltet, müsste Euch aufgefallen sein, dass ich schon mehrmals was zu Werken von Clamp geschrieben habe. Sie legen immer sehr viel Wert auf personenbezogene optische Ästhetik (Kleidervariationen in xxxHOLiC und TRC !). Der Comic sollte also als nicht völlig ernstzunehmende Reinterpretation von Alice angesehen werden. Eine gehörige Portion Humor, Gelassenheit und Kurzweil spielten wohl eine große Rolle.
    Ein Blick auf die Wikipediaseite zu Miyuki-chan wirkt auch noch etwas erheiternd, das will ich Euch nicht vorenthalten. Dort ist ein Kurzkommentar mit abgetippt: "In retrospective, the team felt that the manga acted as a showcase for Mokona's "sexy, female character designs", writing: "It was fun, but a little hentai.""


    "little hentai" ist gut. ^^




    Ein überraschend guter Comic, der auch echt schnell runtergelesen ist, da es lediglich 7 kurze Kapitel sind. Die ersten beiden sind noch relativ eng an das Alice Motiv angebunden, während sich die späteren immer weiter davon lösen. Das letzte Kapitel ist ein sehr amüsanter Querverweis auf "X", in dem Miyuki-chan durch Karen fälschlicherweise beinahe zur Arbeitskollegin gemacht wird. ;D
    Und was Karen macht, ist uns ja aus "X" schon geläufig. :D



    Mit diesem sehr kurzen Oneshot gewinnt Clamp noch mehr Sympathien bei mir. Die 4 Zeichnerinnen nehmen mit solchen Comics auch mal ihre eigene Arbeit ordentlich auf die Schippe und zeichnen überaus lockere Szenarien.


    Hat mir sehr gut gefallen.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Liebe Squirrel, könntest Du vielleicht nachsehen, wieso das nicht geht ?

    leider kann ich Dir auch nicht erklären, warum das Cover nicht angezeigt wird ?( aber wenigstens hast Du den Link, den Interessierte verfolgen können.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier