J. Ryan Stradal - Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens / Kitchens of the Great Midwest

  • Zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben gelingt mir nicht so mühelos, wie ich eigentlich dachte. Natürlich könnte ich es mir so einfach machen wie der Klappentext und schreiben, hier wird die Lebensgeschichte Evas erzählt. Aber das würde nicht stimmen. Denn Evas Leben ist nur eine Geschichte von vielen.
    Es beginnt mit ihrer Geburt und dem nicht ganz alltäglichen Start ins Leben. Ihre Mutter lässt sie als Baby mit ihrem Vater allein, um ein neues Leben zu beginnen. Und ihr Vater stirbt ein halbes Jahr später. Daher wächst sie bei ihrem Onkel und dessen Frau auf, die sie im Glauben lassen, sie wären ihre richtigen Eltern. Eva ist ein erstaunliches Kind, mit ungewöhnlichen Begabungen und Fähigkeiten, die ihren 'Eltern' eher unheimlich sind. So muss sie sich bei Schwierigkeiten weitestgehend alleine helfen, lediglich ihr Cousin Randy und ihre Cousine Braque stehen ihr zur Seite.
    Was danach folgt, sind chronologisch folgende Kapitel aus der Sicht unterschiedlicher Personen, die mehr oder weniger mit Eva zu tun haben, manche wirklich nur ganz am Rande. Da ist beispielsweise Braque, ihre Cousine; Will, ihr erster Freund; Octavia, eine Bekannte; Pat Prager, Stiefmutter ihres ersten Freundes usw. Es scheinen alles Menschen zu sein, die sich selbst im Weg stehen, ohne es aber selbst zu wissen. Entweder weil sie sich etwas vormachen, oder weil schlicht die Umstände gegen sie sind. Diese Geschichten sind alle gut und amüsant erzählt - doch was manche davon mit der ursprünglichen Idee des Buches zu tun haben, ist mir nicht so ganz klar geworden. (Abgesehen davon, dass es sich bei Allen irgendwie um Essbares dreht.) Denn hätten sie gefehlt, wäre das Buch einfach nur dünner geworden, aber Evas Geschichte hätte es keinen Abbruch getan. So bleibe ich etwas unzufrieden zurück: Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens habe ich nicht wirklich kennengelernt (die wenigen Rezepte trieften vor Fett - oder ist das das Geheimnis?) und von Eva habe ich viel viel weniger erfahren als ich erwartet habe. Gut unterhalten habe ich mich trotzdem, und so sind es 7 Sterne.

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • Inhalt:
    Lars Thorwald hat es nicht leicht im Leben. Als ältester Sohn von Dreien fällt ihm zusammen mit seinem zweiten Bruder zu, sich um das jährliche Lutefisk-Essen zu kümmern. Der Stockfisch muss dafür mehrfach eingelegt und gewaschen werden, was nicht nur eine unangenehme schmutzige Arbeit ist, es stinkt auch bis zum Himmel.
    Für Lars und seinen Bruder Jarl wird es zur jährlichen Tradition, nachdem ihr Vater der Gemeinde versprochen hat, sich um dieses Schwedische Gericht zu kümmern, als die eigentliche Köchin sich in einem Winter den Fuß brach. Seither ist die eigentlich so schöne Winter- und Weihnachtszeit für Lars die schlimmste Zeit des Jahres. Seine Mitschpüler hänseln ihm des Gestanks wegen und die Mädchen trauen sich gar nicht erst in seine Nähe. Wie soll er da eine Freundin finden?


    Mit 18 macht das einzig Richtige für ihn - er zieht weg, fängt in einem Restaurant an zu arbeiten und lebt sein eigenes Leben. Nie wieder, so schwört er sich, wird er Lutefisk zubereiten.
    Noch immer ist ein kein Frauenschwarm und doch wird Cynthia auf ihn aufmerksam. Während sie mit ihren bisherigen Männern nur auf die Nase gefallen ist, legtt ihr Lars sein Herz zu Füßen. Er kann kochen, ist charmant und bringt sie zum Lachen. Es dauert nicht lange und sie sind verheiratet. Als Cynthia schwanger wird, ist Lars außer sich vor Freude - sie hingegen nicht. Sie taugt nicht zur Mutter, und als die kleine Eva das Licht der Welt erblickt, ist sie sich nicht sicher, wie sie das schaffen soll. Lars ist der liebevollste Vater, den sich eine Frau für ihr Kind nur wünschen kann. Während er in erster Linie Vater und dann erst Koch ist, steht für Cynthia fest, sie will so schnell es geht wieder arbeiten. Sie lernt den Sommelier Jeremy St. George kennen. Er nimmt ihr ihren Traumjob weg, bietet ihr jedoch ungeahnte Möglichkeiten. Es dauert nicht lange und Cynthia verlässt Lars und damit auch Eva.


    Sie weiß nicht, das Eva bald darauf auch ihren Vater verlieren wird, der ihr ein unbeschreibliches Erbe vermacht hat, das Eva zu einer der gefragtesten Personen in der kulinarischen Szene wird. Sie geht ihren Weg - aber irgendetwas fehlt.


    Meinung.:
    Als ich die Leseprobe zu 'Kitchens of the Great Midwest / Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens' von J. Ryan Stradal bei www.vorablesen.de gelesen hatte, war ich hellauf begeistert. Es versprach ein wundervolles Buch zu werden und so war ich sehr erfreut, als das Buch endlich in meinem Briefkasten landete. Leider schien es so, als wäre die Leseprobe schon das Beste am ganzen Buch gewesen, denn es wurde danach verwirrend und teilweise ziemlich eklig.
    Man lernt in verschiedenen Abschnitten immer wieder neue Leute kennen und häufig erkennt man erst am Ende wie diese Personen mit Eva zusammen hängen.
    So lernt man erst die verschiedenen Verwandten und später Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen kennen. Das Buch bezeichnet den Weg von Eva als Baby bis hin zur Erwachsenen. Sie ist eine außergewöhnliche Frau mit besonderen Fähigkeiten die sich nichts gefallen lässt.


    Nach einer Weile war ich irgendwie sehr verwirrt, da ich eigentlich ein Buch über Eva erwartet hatte und keinen Roman, der ihr Leben zwar umreisst, aber sie nur als Nebenfigur auftauchen lässt.
    An wichtigen Stationen hat der Autor Rezepte in das Buch geschrieben, die durchweg alle wahnsinnig lecker klingen. Erst am Ende ziehen sich alle Fäden zusammen und das Buch findet einen Abschluss, der mich irgendwie dann doch begeistert und berührt hat. Zwar kann ich weder den Titel noch die eigentliche Geschichte um Eva wirklich dem Gelesenen zuordnen, aber es war ein Buch, das mich tatsächlich eine Weile beschäftigt hat.


    Fazit: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • ...Das ist meine harsche Meinung. Mich hat das Buch wirklich wütend gemacht, muss ich zugeben.
    Hier sind dann mal meine Gedanken, aber ich wollte diese Rezi nicht als erste im Forum haben, da es durchaus auch Leser gibt, die diese Geschichte großartig fanden. Das muss jeder selber für sich herausfinden.


    Meine Meinung:
    Der Klappentext suggeriert eine patente Frau, die mit ihrem Pop-Up-Restaurant die Menschen begeistert, sie kulinarisch um den Finger wickelt, und ihren Enthusiasmus in jeder Zeile spürt. Es soll um Eva und ihre Kochkünste und ihren absoluten Geschmackssinn gehen. Tja, und jetzt?


    Was einem dann geboten wird ist eine Frechheit. Wir erleben Eva nicht in Aktion in ihrem Restaurant. Stattdessen verfolgen wir hauptsächlich Evas Mitmenschen auf dem Weg ins Erwachsenwerden und darüber hinaus. Dabei stößt man im zweiten Kapitel auf Vulgärsprache und einem amerikanischen Stil, der an mittelmäßige College-Filme erinnert.


    Im weiteren Verlauf verlieren wir Eva komplett aus den Augen. Statt dessen wird ihre Familie und ihr Freundeskreis beleuchtet. Gescheiterte Existenzen, hoffnungslose Fälle, Drogen, Tod und Missgunst.
    Der wunderschöne witzige Schreibstil mit Esprit aus dem ersten Kapitel löst sich in Luft auf und ich frage mich: Wo ist Eva? Wo ist ihr Restaurant, die Leidenschaft fürs Kochen, der subtile Witz? Alles WEG!
    Da können auch die Rezepte nicht von der Belanglosigkeit der einzelnen Geschichten ablenken.
    Sie haben nichts mit der Vorstellung zu tun, die man vom ersten Kapitel und dem Klappentext hat.
    Das Ende ist angemessen und war kaum anders zu erwarten.


    Fazit: :bewertung1von5::bewertung1von5:
    Mich hat das Buch sehr verärgert. Wenn der Klappentext die Wahrheit gesagt hätte, wäre das Buch sicher NICHT auf meine Wunschliste gekommen.


    Das Buch ist zäh zu lesen und fernab meiner Erwartungshaltung, die ich auch im Lesen nicht anpassen konnte, da der Inhalt einfach nur grotesk belanglos im Bezug auf Eva und ihr Restaurant war.

    Liebe Grüße, Tardigrada


    :study: "Moja Igra" von Luka Modrić (Autobiografija)

    :bewertung1von5: 2018 gelesen: 23 :bewertung1von5: 2017 gelesen: 120 :bewertung1von5: 2016 gelesen 140 :bewertung1von5:2018 - 2019 Leseflaute

  • @tardigrada
    Ich gestehe - so 50 Seiten vor Ende des Buches wäre Deine Meinung auch genau meine Meinung gewesen.
    Dieses ekelhafte zweite Kapitel ging gar nicht. Also als es um Braque ging ... aber irgendwie hat mich der Rest danach dann doch unterhalten ;)


    Ein Personenregister wäre noch nett gewesen ^^

  • Der Schreibstil lässt die oftmals düstere Stimmung und die Szenerie gut nachvollziehen. Er erinnert jedoch eher an eine Erzählung oder Aneinanderreihung von Ereignissen und ist mühsam zu lesen. Kein leichter Stoff, der teilweise zum Nachdenken anregt.


    Wie der Titel ja schon vermuten lässt, wird hier viel über Kochkunst, perfekte Zutaten und weitere Rafinessen geschrieben. Hierzu gehören auch Rezepte.


    Die Geschichte erzählt von mehreren Außenseitern, die jeder für sich ihren Weg meistern müssen.


    Die Charaktere werden meist sehr düster dargestellt. Viele negative Gefühle und Wesenszüge werden bis ins Kleinste durchleuchtet und herausgefiltert. Fäkalsprache kommt hier leider auch immer wieder mal vor.


    Die Mitwirkenden und deren jeweilige Zusammengehörigkeit werden detailreich erläutert, so dass sich dem Leser die daraus resultierenden Verhaltensweisen erschließen.


    Das Buch konnte mich leider nicht überzeugen. Anfangs dachte ich noch, dass das Dahinplätschern der Handlung nach einer gewissen Einlesezeit ein Ende hat und sich die Geschichte mehr und mehr erschließt und interessanter wird. Aber, leider hat sich die Aneinanderreihung der Geschehnisse von Anfang bis Ende durchgezogen.


    Mein Fazit: Das Buch konnte aufgrund des Schreibstils leider nicht überzeugen

  • Jetzt wollte ich gerade meine Rezension hier anfügen, aber da fällt mir auf, dass ich Anfang August bereits einen entsprechenden Thread eröffnet habe (siehe J. Ryan Stradal - Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens / Kitchens of the Great Midwest)
    Könnte die bitte jemand zusammenfügen? Vielen Dank schon mal!

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • Lebensgeschichte in Häppchen
    Eva Thorvalds Mutter verlässt die Familie, als Eva gerade mal ein paar Monate alt ist. Ihr Vater Lars, für den Kochen eine Leidenschaft ist, stirbt wenig später. Eva wird von ihrem Onkel und ihrer Tante in dem Glauben aufgezogen, dass sie deren leibliche Tochter ist. Das Gefühl Evas, die falschen Eltern zu haben und von ihnen überhaupt nicht verstanden zu werden, ein Gefühl, das wohl jeden Teenager irgendwann einmal ereilt, entspricht bei ihr also der Wahrheit. Schon früh beschäftigt Eva sich hauptsächlich mit Lebensmitteln. So zieht sie schon als Elfjährige exotische Chilis in ihrem Kleiderschrank und verkauft ihr Chiliöl an ein Restaurant. Später trifft man Eva als reife Jugendliche wieder, die sich für Tomatensorten, Fischzubereitung und Gewürze interessiert, dann ihre Schullaufbahn abbricht, um Geld für den kranken Stiefvater zu verdienen – natürlich mit Arbeit in einem Restaurant. Viel später ist Eva die gefragteste Köchin Nordamerikas und wird verehrt wie ein Star.
    In acht Kapiteln wird Evas Lebensgeschichte erzählt. Allerdings steht nicht immer sie selbst im Mittelpunkt, sondern mal ihre Cousine Braque, ihr Jugendfreund Will Prager, ihre Mutter oder eine andere Person, deren Lebensweg sich in irgendeiner Form mit dem von Eva kreuzt. Die Figuren sind originell, teils witzig und unterhaltsam, teils auch tragisch, aber immer glaubwürdig und authentisch dargestellt. Der Leser taucht in die Gedankenwelt der jeweiligen Figur ein, sogar die Sprache passt sich der Figur an. Aus den sehr unterschiedlichen Lebensläufen entsteht ein Querschnitt durch das moderne Amerika.
    Manche Kapitel sind sehr kurzweilig (z.B. Evas Cousine Braque), andere teils etwas langwierig und ausschweifend (z.B. über Pat Prager, Wills Stiefmutter), am Ende hat aber jede Figur ihre Bedeutung und einen Platz in Evas Leben gefunden. Dabei rückt Eva Thorvald immer mehr in den Hintergrund, wirkt aber als Dreh-und Angelpunkt der Geschichte.
    Auch sprachlich ist der Roman ein Genuss. Besonders die Beschreibung von Geschmackserlebnissen sind einzigartig (z.B. ,,Die Säure des Chutneys, der herzhaft gepökelte Schinken und der trockene, erdige Wein fielen einander in die Arme wie ein jubelndes Sportlerteam, wie Brüder, die sich nach den Sommerferien wiedersahen.“).
    Etwas unpassend ist der Klappentext des Buches, der Evas Mutter und ihre Entscheidung, die Familie zu verlassen, in den Vordergrund rückt. Eva Thorvald findet ihren Weg und ihre Bestimmung aber allein und aus sich selbst heraus.
    Ein interessantes und wirklich lesenwertes Buch.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Meine Meinung:
    Die Idee eines Pop-up-Dinners fand ich toll, Romane übers Kochen mag ich und so war ich aufgrund der Buchbeschreibung neugierig auf das Buch. Der Klappentext verhiess mir einen Roman über eine Köchin und die Schlagzeile auf der Verlagsseite versprach "es sei ein imposantes Meisterstück". Während ich das erste Kapitel las, in dem Lars Thorwald sein Leben und die Geburt von Eva schilderte, glaubte ich der "The New York Times", von der diese Schlagzeile stammt, noch.


    Mit viel Wortwitz beschreibt dort, im ersten Kapitel, der Autor wie Evas Vater Lars als Kind jeweils Lutefisk zu Weihnachten zubereitete und einige Jahre danach die Nahrungsaufnahme für sein Baby, die zwei Monate alte Eva, plante. Im zweiten Kapitel ist Eva bereits 11 Jahre alt und züchtet scharfe Chilisorten. Spätestens jetzt war meine Erwartungshaltung gross.
    Doch ab dem dritten Kapitel geht es bergab. Es ist kein Roman mehr, in dem Eva die Hauptrolle spielt, sondern eine Aneinanderreihung von Kurzgeschichten. Evas Leben bleibt zwar der rote Faden, doch sie selbst wird zum Statist. Nie kommt sie zu Wort, sie wird ausschliesslich durch ihre Begleiter beschrieben. Sie verblasst.
    Vielmehr werden die Geschichten anderer Personen erzählt, in denen Eva einfach irgendwie dabei ist, mal mehr mal weniger. In grossen Zeitsprüngen hüpft man von einer Episode zur anderen. Kaum wird es irgendwo interessant, wird gestoppt und Jahre später geht es weiter.


    Der Klappentext spricht nur das erste und letzte Kapitel an. Zwischen dem dritten und letztem Kapitel ist das Buch gespickt voll mit Ereignissen, mit vielen unsympathischen Charakteren, einer vulgären Sprache - und doch bleibt alles monoton.
    Mir fehlte die Wärme, die Emotionen und dabei auch Zeilen über Evas Begeisterung zum Kochen. Sie kochte halt. Zufälligerweise sehr gut mit ihrem ausgeprägten Geschmackssinn. Aber das war es dann auch. Ich konnte keinerlei Bezug zu Eva herstellen auf den sich hinziehenden 448 Seiten.


    Wieso die einfache und bodenständige Eva gegen Schluss immer mehr Geld für ihre Dinnerveranstaltungen wollte und nur wirklich Gutbetuchte diese sich leisten konnten, blieb mir bis zum Schluss ein Rätsel.


    Es schien mir so, als ob der Autor die Gourmetindustrie ins Lächerliche ziehen wollte. Irgendwann wirkten die Diskussionen über die richtige Tomatensorte, den perfekten Mais, den genauen Erntezeitpunkt, etc. nur noch aufgesetzt. Der anfängliche witzige Schreibstil ging auf dem Weg verloren. Die Liebe zum Genuss, zum guten Essen, sowieso.


    Wie in einer Nouvelle Cuisine Menü-Abfolge werden einem die kurzen Geschichten häppchenweise serviert. Und genau wie nach solch einem verspeisten Menü fragt man sich am Ende, ob das alles war. Die Vorspeise war toll und machte Lust auf mehr, das Dessert okay. Dazwischen war es fade. Es war sicher mal etwas anderes, aber es ist definitiv kein Dinner welches einem in Erinnerung bleibt.


    Fazit:
    Ein emotionsloses Aneinandereihen diverser Kurzgeschichten, in denen die Protagonistin zum Statist verkommt. Die Vorspeise - das erste Kapitel - hat gemundet, der Rest leider nicht mehr.
    3 Punkte. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Das Cover ist so ziemlich das einzige, das mir an diesem Buch uneingeschränkt zusagt: Es ist ebenso hübsch wie originell und passt gut zum Titel und zu der Inhaltsangabe. Nur entspricht der Buchinhalt nach meinem Dafürhalten kaum dem, was Titel und Inhaltsangabe an Erwartungen weckten. Irgendwie hatte ich mit dem Lebenslauf und dem aufregenden Alltag dieser berühmten Sterneköchin Eva Thorvald gerechnet. Und genauso damit, etwas über das Leben der ja in der AMAZON-Inhaltsangabe und dem Buchrückseitentext gleichfalls namentlich aufgeführten Cynthia Hargreaves. Auch nach Küchengeheimnissen suchte ich, von einer Handvoll Rezepten jetzt einmal abgesehen, bedauerlicherweise vergeblich. Gefunden habe ich statt dessen in diesem Buch eine düster-deprimierende Atmosphäre voller Kurzeindrücke aus dem Leben verschiedener meist aus finanziell unterprivilegierten Schichten stammender Menschen, worunter etliche mit einem ausgeprägten Hang zu psychischer und physischer Gewaltbereitschaft zu finden waren. Eva und Cynthia treffen erst ziemlich am Ende aufeinander, was zu einem Schluss führte, der mir gefallen hat. Auch der Stil sprach mich an. Überwiegend in Erinnerung bleiben wird aber vermutlich die enttäuschte Erwartung.


    EDIT: Keine Ahnung, warum das wieder einmal nicht klappt, obwohl ich auf erweitere Antwort gegangen und die ISBN eingegeben habe.
    Mehr als 3 Sterne gibt es von mir jedenfalls nicht.

  • EDIT: Keine Ahnung, warum das wieder einmal nicht klappt, obwohl ich auf erweitere Antwort gegangen und die ISBN eingegeben habe.

    Und dann auf Vorschau :wink: dann ist alles weg, du musst gleich auf absenden gehen. :lol: Oder die ISBN war nicht von amazon.de sondern aus dem Buch, das geht auch nicht. :)

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Und dann auf Vorschau dann ist alles weg, du musst gleich auf absenden gehen.

    Das war in den früheren Versionen des Forums so. Inzwischen kann man sich die Vorschau auch dann anzeigen lassen, wenn man die ISBN schon eingegeben hat. :winken:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Eva Thorwald´s Mutter Cynthia verlässt sie und ihren Vater Lars als sie noch wenige Monate alt ist. Doch dann stirbt auch noch ihr Vater Lars ein Koch an Herzversagen uns so wächst Eva bei ihrem Onkel und ihrer Tante auf. Eva beginnt schon als junges Mädchen einen besonderen Geschmackssinn und Gaumen zu entwickeln und so pflanzt sie z. B. mit 13 Jahren Habaneros an um sie zu verkaufen und damit für sich Geld zu verdienen. Als sie älter ist, wird sie eine der gefragtesten Köchinnen Nordamerikas und die Gäste müssen Schlange stehen und horrende Preise bezahlen. Und so wird auch ihre Mutter Cynthia auf Eva aufmerksam und versucht einen Platz bei ihr zu bekommen um den Fehler ihres Lebens wiedergutzumachen.
    Auf ihrem Weg zur Starköchin begegnen ihr aber einige Leute die Eva´s leben beeinflussen, verändern aber auch prägen.


    Meine Meinung:
    Mit dem Buch bin ich etwas zwiegespalten, zum eine teilweise die sprachliche Umsetzung, die sehr vulgär an manchen Stellen ist. Aber auch werden z. B. viele Namen teils von Musikbands dort erwähnt mit denen man bei uns gar nichts anfangen kann. Auch der rote Faden in dem Buch fehlt mit total. Eigentlich hatte ich die Lebensgeschichte von Eva erwartet und ihre Liebe zum Kochen, so wie die LP einem suggerierte. Stattdessen macht der Autor solche Zeitsprünge, ohne sie irgendwo näher zu erwähnen und so verliert man als Leser von Kapitel zu Kapitel immer mehr den Anschluss. Man hat das Gefühl jedes der Kapitel ist separat für sich eine Geschichte. Zwar ist der Schreibstil des Autors sehr gut jedoch durch diese erwähnten Problematiken wurde ich mit dem Buch nie richtig in den Bann gezogen. Stellenweise fehlte mir sogar ganz die Informationen vom vorherigen Kapitel. Als Lehrer würde ich an Hand des Titels sagen Thema verfehlt, das ist sehr schade aber von mir leider nur 2 von 5 Sterne. :bewertung1von5::bewertung1von5::-??(

  • Wer zum Teufel ist in diesem Roman eigentlich die Hauptfigur und worum geht es hier eigentlich? Das habe ich mich über weite Strecken der Geschichte gefragt. Gut, irgendwann hatte ich dann begriffen, dass es es Eva Thorwald ist, die im Mittelpunkt der Ereignisse steht. Sie, die ihren Vater früh verloren hat und überhaupt ziemlich alleine dasteht, hat den absoluten Geschmackssinn. Eine Eigenschaft, auf die amerikanische Landeier pfeifen, deren Verpflegungswünsche sich im Verzehr von T-Bone Steaks und Hot Dogs erschöpfen. Eva ist unter diesen Leute eindeutig im falschen Film, ein Schicksal das mich beim Lesen dieses Buches ebenfalls traf.


    Denn der Autor vermeidet es aus mir unerfindlichen Gründen Eva eine Erzählperspektive zu zubilligen, in die ansonsten jeder Hinz und Kunz aus ihrer direkten Umgebung schlüpfen darf. So wird die eigentliche Protagonisten lediglich umkreist statt zur Sache zu kommen, was sich phasenweise mühselig liest. Über weite Strecken des Buches hat mich das Geschehen deshalb nicht packen können und die Protagonistin gerät, wie die Essensschiene zu reiner Staffage durch die eigenwillige Vorgehensweise des Autors. Mag sein, dass dieses Buch einen künstlerischen Meistergriff darstellt, den nur Kunstkritiker richtig zu schätzen wissen. Packend sieht jedenfalls anders aus.


    Dabei beginnt der Roman ganz formidabel. Keine Frage, J. Ryan Stradal kann sehr gut schreiben und Stimmungen erzeugen. In seinen besten Momenten fühlte ich mich an T.C. Boyle erinnert, der die Amerikaner ebenfalls ungeheuer genau skizzieren kann und einen ähnlichen ironischen Unterton benutzt. In diesen Augenblicken ist das Buch angenehm krude, witzig und weise, vor allem, was Evas Mutter angeht, war ich über den Realitätsgehalt und die moderne Kraft dieser Frauenfigur sehr angetan. Sprachlich ist der Roman wirklich unterhaltsam und überdurchschnittlich gut gelungen, gegen Ende wird er sogar wieder klug, indem er die Geschichte auf die plausibelste und damit überraschendste Weise ausklingen lässt. Doch was bleibt von dem Buch bei mir hängen? Vielleicht der Leser eines experimentellen Textes gewesen zu sein, der sicherlich durchaus Freunde finden wird. Einfach weil das Teil definitiv gehaltvoll ist. Insgesamt bleibe ich allerdings besagten Gründen etwas enttäuscht zurück.

  • Meiner Meinung nach ist das einzige Problem dieses Romans der irreführende Klappentext. Ich stimme einigen der voranstenden Posts zu: Ja, man erwartet etwas gänzlich anderes, wenn man sich am Klappentext orientiert hat - man erwartet eine Mutter-Tochter-Geschichte und/oder den Werdegang einer begnadeten, überdurchschnittlich erfolgreichen Spitzenköchin.
    Weder das eine noch das andere trifft zu, zumindest nicht so, wie man es vermuten würde.


    Dennoch: Der Beginn der Geschichte hatte für mich einen Unterhaltungswert, der mich an die Bücher von Jonas Jonasson erinnert hat. Im weiteren Verlauf, mit jedem neuen Kapitel, gewinnt die Geschichte mehr an Tiefe und teilweise auch an Tragik - je mehr Menschen rund um Eva Thorwald man kennenlernt, je mehr Einzelschicksale und Lebenswege man erfährt. Ab einem bestimmten Punkt hat mich der Schreibstil eher an Joey Goebel erinnert, vielleicht am ehesten an seinen Roman "Heartland".


    Nachdem ich die Irritation aufgrund der unerwarteten Erzählweise überwunden hatte, fand ich den Roman sehr gelungen. Die einzelnen Kapitel und die darin vorgestellten Personen waren ausgesprochen gut ausgewählt - genau so, dass eine fortlaufende Entwicklung aller Charaktere beobachtbar war. Man erfährt z.B. früh im Buch, dass Evas Cousine Braque ungewollt schwanger wird und über einen Abbruch nachdenkt. Und viele, viele Seiten später (nachdem ich diese Episode längst vergessen hatte) erkennt man plötzlich, wie es damals mit Braque weitergegangen war. Solche Beispiele lassen sich in diesem Buch mehrfach finden; mich hat das begeistert.


    Zusammengefasst würde ich sagen: Dieser Roman ist eben keine Geschichte einer einzigen Person (wie im Klappentext beschrieben). Stattdessen ist es eine gut erzählte Geschichte über das Leben: darüber, wie alles miteinander zusammenhängt, darüber, wie die Dinge sich gegenseitig beeinflussen, darüber, wie viel in einem Menschenleben passieren kann, sei es durch Zufall oder Schicksal oder wie man es nennen mag.


    Lesenswert! Daher von mir: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    „Für die Leute, die einen zum ersten Mal besuchen, eine imposante Bibliothek entdecken und nichts Besseres zu sagen wissen als: "Haben Sie das alles gelesen?“, kenne ich mehrere Antworten. [...] Die erste ist: "Nein. Das sind nur die Bücher, die ich nächste Woche lesen muss. Die, die ich schon gelesen habe, sind in der Universität." Die zweite Antwort lautet: "Ich hab keins dieser Bücher gelesen. Warum würde ich sie sonst hier aufbewahren?“

    — Umberto Eco