Matthias Raidt - 111 Gründe, Rom zu lieben

  • Nackte Popos am Fenster und Peniskritzeleien im Kolosseum hat nicht jeder Romreisende im Kopf, wenn er sich auf Pilgerfahrt zum Papst begibt. Doch bei diesen blanken Tatsachen handelt es sich nicht um anrüchige Etablissements und um moderne Graffiti-Schmierereien; sie haben mit der Geschichte Roms genauso zu tun wie die Kaiser, Kirchen und Katakomben. Nur sind sie schwerer zu finden – und man muss wissen, wo die Suche beginnen muss.
    Wer weiß denn schon, dass die ersten Wolkenkratzer in Rom aufgestellt wurden, mancher Altar in Wahrheit eine Badewanne ist, es das Kolosseum auch in quadratisch gibt – und dass eine Reihe hervorragender Restaurants direkt an einem Müllberg liegt?
    Auch wer in einem einwöchigen Must-See-Programm gefangen ist, hat sicherlich einen oder zwei Tage Luft – und die sollte man nutzen. Um das Knattern der Vespas zu genießen, das Tiramisu bei Pompi und die grattachecca am Tiber. Benvenuti a Roma, willkommen in Rom! (Quelle: amazon.de)


    Das hat mir sehr gefallen:
    - Die gut recherchierten Informationen
    - Der angenehm leichte Schreibstil
    - Der feinsinnige Humor


    Da hat mir weniger gefallen:
    - Eine Übersichtskarte wäre toll gewesen, leider gab es keine solche


    Fazit:
    Man kann das Buch wohl kaum als Reiseführer ansehen, auch wenn es unzählige Tipps enthält, zu Sehenswürdigkeiten und Eigenheiten der Stadt. Infos zu Alltäglichem und hierbei Besonderem kommen dabei nicht zu kurz.
    In scheinbar unzähligen (natürlich sind es 111) kleinen und sehr kurzweiligen Beschreibungen, erhält man offensichtlich detailliert recherchierte Informationen, die einem ein nützlicher und zugleich unaufdringlicher Reisebegleiter sein können. Von liebevollen Anekdoten, über nützliche Anregungen, bis hin zu fundierten Hintergrunddetails ist alles dabei. So kann man beispielsweise erfahren, in welcher Trattoria die Herren des Vatikan zu speisen pflegen, von welch guter Qualität das Wasser der unzähligen öffentlichen Brunnen ist, oder auch, dass Kaiser Konstantin (der "In diesem Zeichen" siegte) sich erst auf dem Sterbebett hatte christlich taufen lassen.
    Das Buch stellt allerdings keinen Ersatz für einen klassischen Reiseführer dar. Zudem enthält es leider keine Übersichtskarte (oder gar Detailkarten), die einem auf einem Blick verrät, wo die meist mit Örtlichkeiten verbundenen Geschichten handeln. So passiert es natürlich ganz schnell, dass man sich gerade einem Beitrag vor Ort gewidmet hat, und wenige Kapitel später feststellt, dass sich ganz in der Nähe ein weiteres Highlight befunden hätte. Zufällig hatte ich gerade zwei weitere Bücher der Reihe in der Hand und festgestellt, dass der Aufbau gleich gewesen ist. Wenn man also unbedingt den Anregungen des Autors folgen möchte, muss man gut planen. Nimmt man das Ganze nicht so ernst, erfreut man sich sicherlich hin und wieder auch daran, dass man gerade über ein Kapitel stolpert, zu einem Ort, an dem man sich kurz zuvor befunden hat, und schließlich (oftmals amüsante) Informationen erhält, die im gängigen Reiseführer nicht enthalten waren.
    Ein paar Fotos oder Zeichnungen, sowie die nicht enthaltene(n) Karte(n), hätten das Buch sicherlich abgerundet. Nichts desto trotz, erhält das Buch meine volle Empfehlung.