Almudena Grandes - Malena / Malena es un nombre de tango

  • Klappentext:
    Almudena Grandes entwirft ein Bild des großbürgerlichen Spaniens, indem sie die Geschichte der Familie Fernandez de Alcantara erzählt. Der ausdrucksstarke und sinnliche Roman spielt in Madrid und auf dem Landgut der Familie in der Extremadura. Hauptperson ist Malena, deren Entwicklung vom Kind und Liebling des leichtlebigen Großvaters Pedro zur jungen Frau geschildert wird. Sie fühlt sich ihrer Familie zugehörig, sucht nach Gestalten unter ihren Vorfahren, in denen sie sich wiedererkennen könnte, und wirklich, in den Geschichten über die unvollkommenen Frauen ihrer Sippe wird sie mit ihren eigenen Ängsten und Sehnsüchten konfrontiert.
    (kopiert bei lovelybooks)


    Zur Autorin:
    Almudena Grandes, geboren 1960, begann nach dem Studium zu schreiben. 1989 wurde sie mit ihrem Roman "Lul " über Nacht berühmt. Bisher in zwanzig Sprachen übersetzt, erreichte "Lul " eine Gesamtauflage von über einer Million Exemplaren und wurde erfolgreich verfilmt. Auch mit dem Roman "Malena" rückte Almudena Grandes 1996 an die Spitze der internationalen Bestsellerlisten. Sie zählt zu den großen spanischen Gegenwartsautorinnen und lebt in Madrid. (Amazon)


    Allgemeine Informationen:
    Originaltitel: Malena es un nombre de tango
    Aus dem Spanischen übersetzt von Christiane Rasche und Wanda S. Wild
    Erstmals erschienen 1994 bei Tusquets Editores,Barcelona
    Ich-Erzählung der Protagonistin
    Kapitelaufteilung ohne Titel und Nummer
    604 Seiten


    Persönliche Meinung:
    Rodrigo, Urvater der Sippe, in die Malena hineingeboren wird, soll der Familiensage zufolge, bei der Eroberung Südamerikas in der ersten Reihe mitgestürmt sein, ein verwegener Frauenheld, unkonventionell, tollkühn, attraktiv. So teilen sich die Nachfahren in Helden und Heilige. Helden, das sind diejenigen, durch deren Adern Rodrigo-Blut fließt und die immer den Stolperpfad durchs Leben wählen. Die in ihren Gefühlen leidenschaftlich, in ihren Entscheidungen kompromisslos und in der Liebe heißblütig sind.
    Malena, geboren 1960, gehört zu diesen, während ihre Zwillingsschwester Reina, klein, zierlich, dünn und blond, eine Heilige zu sein scheint.
    Als Jugendliche verliebt Malena sich in Fernando, einen Jungen aus der zweiten Familie des Großvaters, der sich neben seiner Ehefrau und seinen gesetzlich anerkannten Kindern eine zweite Familie mit seiner Geliebten leistete. Fernando bleibt ihre große Liebe, ein Leben lang, und sie vergisst ihn trotz wechselnder Liebschaften und Heirat nie.


    Der erste Teil des Buchs begeistert, sowohl inhaltlich als auch literarisch. Eine bunte Mischung aus Nachfahren beider Großvater-Familien tummelt sich auf der Bühne. Dennoch gibt es keinen Personen-Wirrwarr; dazu trägt sicher der Mini-Stammbaum bei, der beigefügt ist, den man aber nicht allzu oft zu Rate ziehen muss, denn die Figuren sprechen für sich.


    Grandes greift zu simplen, aber wirkungsvollen literarischen Motiven: Beispielsweise erzählt sie die gesamte Geschichte der Vergangenheit des Großvaters als Streit zweier Mägde der beiden Frauen, die jeweils ihre Herrin für Opas wahre Liebe halten. Ein wirksames Mittel, eine lange Handlung zu komprimieren und für den Leser interessant zu gestalten.
    Oft erzählt Malena, was gerade geschieht, um dann wieder in die Vergangenheit abzutauchen und Rückschau zu halten, wie es dazu kommen konnte.


    Der Mittelteil des Romans, Malenas Studienzeit, zieht sich, sofern man nicht ein großes Interesse an ihren sexuellen Eskapaden aufbringt. Ihr Studium, so scheint es, bestand zum größten Teil aus Barbesuchen, Sex und Alkohol. Und aus der Frage, was sie anziehen soll, um aufzufallen.
    Parallel zu Malena wird auch die Entwicklung ihrer Zwillingsschwester erzählt – aus Malenas Sicht natürlich –, die in eine andere Richtung läuft. Bis die beiden zur selben Zeit schwanger werden.


    In einigen Rezensionen liest man einen Vergleich mit Isabel Allendes „Geisterhaus“. Anfangs hat man ein ähnliches Lesegefühl. Doch der politische Hintergrund des Landes und der Zeit spielen bei Grandes eine untergeordnete Rolle. Zwar werden die Franco-Diktatur und die Kriege immer wieder erwähnt (Malenas zweiter Großvater kommt in den Bürgerkriegswirren um), doch die Ereignisse scheinen weit weg und betreffen Malena und mit ihr den Leser nur indirekt. Hier hätte ich mir einen stärkeren Akzent auf der politischen und gesellschaftlichen Lage gewünscht.


    Und der Schluss? Das Buch hört irgendwann auf. Es hätte genauso gut 100 Seiten zuvor enden können, hätte noch 100 Seiten mehr haben können; die Autorin hat irgend einen Punkt gewählt, an dem eine Entwicklung zu Ende ist.


    Für Leser, die breit angelegte Familiensagas mit entsprechenden Geheimnissen, Liebschaften, Tränen und Beziehungsdurcheinander mögen.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)