Rapid Prototyping: Nur bei Erstinteresse schreiben

  • Hallo Gemeinde,


    Ich versuche gerade neue und effizientere Wege für die Veröffentlichung und den Verkauf von Büchern zu entwickeln. Dazu habe ich mir ein kleines Experiment ausgedacht, bei dem ihr, die Leser, entscheiden könnt, ob ein bestimmtes Buch produziert wird oder nicht.


    Es gibt von dem Buch (ein Thriller) bisher nur ein Coverbild und eine Kurzbeschreibung. Sprechen euch diese Dinge an und wollt ihr, dass dieser Thriller tatsächlich produziert und veröffentlicht wird, klickt ihr auf den hier angezeigten Amazon-Link. Ihr bestellt damit das Buch vor, die Auslieferung würde im Oktober erfolgen. Wird innerhalb von maximal 15 Tagen keine Vorbestellung registriert, weiß ich, dass dieses Buch nicht den Wünschen der Leser entspricht. In diesem Fall wird es durch ein anderes Werk ersetzt und das Experiment beginnt von vorn.


    Meine Art des Vorgehens nennt man in der Industrie "Rapid Prototyping". Ich kann natürlich nicht voraussetzen, dass jeder von euch weiß, was das ist. Deshalb habe ich ein kurzes Erklärvideo auf Youtube gestellt.


    Es würde mich freuen, wenn ein paar von euch mitmachen.


    Grüße,
    Corey Landis

  • Hui, da lehnst Du Dich aber weit aus dem Fenster! :) Vorbestellungen für ein Buch entgegenzunehmen, für das noch kein Manuskript vorliegt, ist schon gewagt. Ich verstehe zwar die Intention dahinter, und ich bin gespannt, wie das ausgeht, aber ich glaube, ein bisschen mehr musst Du schon preisgeben von der Geschichte als ein Cover und drei Sätze Beschreibung, wenn Du Leser dafür begeistern willst.


    Außerdem gehört das Thema eher zu den Vorstellungen eigener Bücher. Vielleicht schiebt ja einer der Mods den Faden rüber.

  • Okay, damit ich das richtig verstanden habe: Das Cover und der Klappentext wurden so gestaltet, damit es den Leser anspricht. Wenn es genug Vorbestellungen gibt, wirst du es schreiben und im Oktober veröffentlichen. Wird es nicht oft genug vorbestellt, machst du ein neues Experiment und dieses Buch hier wird niemals geschrieben. Richtig?


    Ich sehe da 2 riesige Probleme.
    Zum Einen: Der Inhalt wird nur sehr sehr grob umrissen und wurde so gestaltet, dass er möglichst viele anspricht. Aber spricht er dich denn an? Muss man die Geschichte nicht fühlen und unbedingt schreiben wollen, um sie auch gut und spannend schreiben zu können? Sollte man als Autor nicht Bücher schreiben, um des Schreibens Willen, und nicht, um möglichst viele zu verkaufen und Geld zu machen? Selbst wenn ich Thriller lesen und dieser Text mich ansprechen würde, so hätte ich bei diesem Experiment kein Vertrauen darin, dass der Autor es schafft, die Geschichte anhand dieses Klappentextes ansprechend umzusetzen. Die Geschichte muss sich doch erst entwickeln, und im Nachhinein, wenn sie fertig ist, weiß man, wie der Klappentext lauten kann.
    Zum Anderen: Ich gehöre zu denen, die - außer bei bereits bekannten Autoren - meistens erstmal andere Bewertungen abwarten, bis sie sich ein Buch kaufen. Daher könnte es viele potenzielle Käufer geben, die das Buch trotzdem nicht vorbestellen, weil sie erstmal auf die Veröffentlichung und erste Bewertungen warten. Daher ist es meiner Meinung nach gar nicht möglich, den Erfolg eines Buches schon vor der Veröffentlichung auszumachen.


    Ich lese wie gesagt keine Thriller, aber bei einem Buch, dass mich wirklich anspricht, wäre ich eventuell bereit, einmal mitzumachen. Allerdings glaube ich nicht, dass das wirklich - für den Leser befriedigend - funktionieren kann.


    Liebe Grüße,
    Cookie02

    Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen. Kurt Tucholsky :wink:


  • Für die Durchführung deines "Experiments" ist der BücherTreff der falsche Platz! :!: Wir unterstützen solche Anfragen nicht.


    Das Thema "Rapid Prototyping" auf den Buchmarkt zu übertragen ist aber bestimmt eine Diskussion wert. Diese ist ja schon gestartet und mit ihr kann es hier weitergehen.


    Viele Grüße :winken:


    Mario

  • Hallo Corey Landis,


    in Deinem Video hast Du im ersten Satz eigentlich schon sehr schön gesagt, um was es geht. Ums Geld verdienen. Wobei, das mag etwas zu einfach gesagt sein. Ich korrigiere mich selbst: um dem Scheitern eines schlecht geschriebenen Buches vorzubeugen, und das Geld eingenommen zu haben, bevor die eigentliche Arbeit getan ist - also das Schaffen einer Sicherheit, die bisher keinem Schriftsteller vor Veröffentlichung seines Buches garantiert ist. Vom Gefühl her sage ich: Schöne Idee, nur leider wird sie sich nicht durchsetzen.


    Begründung: Im Buchhandel hat man schon tausende von Büchern zur Auswahl, warum sollte man da also für ein nicht existierendes Buch Geld ausgeben? Ich würde Deine Idee eher als Crowdfounding und weniger als Rapid Prototyping einstufen, da Du ein Mindest-Fremdkapital benötigst, um das Buch zu schreiben, und weil Dein Buch wohl kein Prototyp im schriftstellerischen Bereich sein wird (es sei denn, du entwickelst komplett neue Genres - was bei einer anspruchsvollen Leserschaar erstmal auf Skepsis stoßen wird, und die Finanzierung gefährdet). Ich denke, dass die Höhe des Mindestkapitals in etwa den (/Deinen) Lebenshaltungskosten + Selbstkosten Bucherstellung + x-% Gewinnmarge darstellt (die im Zeitraum Juli - Ende Oktober). Vom Gewinnerzielungsgedanken her eine schöne Sache, aber selbst wenn Du Dich den nach erfolgreicher Ingangsetzung Deiner Idee ans Schreiben machen solltest, glaube ich kaum, dass die zur Verfügung stehende Zeit für Recherche, Figuren- und Schauplatzentwicklung, Ploterstellung, Schreiben, Überarbeitung, Lektorat, Covergestaltung und Druck ausreichen, um ein - nennen wir es mal "marktfähiges" - Buch zu schreiben.


    Leider glaube ich kaum, dass Du genügend Fremdkapitalgeber finden wirst, denn die Leser erwarten ein qualitativ ansprechendes und vor allem gut geschriebenes Buch. Und wenn es wirklich (genug) Leute geben sollte, die dafür Geldmittel bereitstellen würden, stellt sich als nächstes die Frage: Was passiert, wenn die Kapitalgeber nicht mit dem Buch zufrieden sind. Eine Geld-zurück-Garantie wird es nicht geben, oder etwa doch?


    Beim Crowdfounding gehen viele Geldgeber oftmals leer aus. Hier bekommen die Investoren zwar am Ende (hoffentlich) ein fertiges Buch geboten, aber ob dies deren Ansprüchen genügt? Ich habe auch viele Ideen für Geschichten, die ich erstmal in einer Kurzbeschreibung präsentieren könnte - sie zu schreiben, ist dann aber eine ganz andere Sache.


    Liebe Grüße
    Chris Bennett

  • Ich glaube, dass du das falsch verstanden hast, Chris. Wenn man bei Amazon ein Buch vorbestellt, muss man es als Käufer noch nicht bezahlen, sondern erst dann, wenn das Buch auch wirklich erscheint und ausgeliefert wird. Der Autor bekommt also vorher noch kein Geld, auch nicht während er schreibt. Aber er könnte theoretisch mit dem Geld schon rechnen, weil er es bekommt, sobald das Buch dem Käufer zur Verfügung steht.
    Bei Amazon kann man im Übrigen auch E-Books zurückgeben, d.h. wenn es dem Käufer nicht gefällt, ist es durchaus möglich, seine Unzufriedenheit derart zu zeigen und somit auch sein Geld zurückzubekommen. Das darf man als Käufer allerdings auch nicht zu oft machen, sonst sieht Amazon ein System dahinter, Bücher kostenlos abzugreifen, und sperrt den Kunden.


    Grundsätzlich finde ich diese Idee furchtbar, denn ich schreibe meine Bücher, weil ich eine Geschichte habe, die in meinem Kopf ist und unbedingt hinaus möchte und nicht, damit ich möglichst schnell möglichst viel Geld verdienen kann. Dass sich das mit meinem letzten Buch trotzdem so entwickelt hat, ist auf vieles zurückzuführen, aber sicher nicht auf reines Vertrauen der Leser, weil ich einen guten Klappentext und tolles Cover gezaubert habe. Gerade als weniger bekannter Autor ist man darauf angewiesen, den Lesern zu beweisen, wie gut man schreiben kann. Es reicht nicht, es selbst zu wissen.
    Natürlich sind ein gutes Cover und ein ansprechender Klappentext sehr wichtig für ein Buch, aber rein aus diesen beiden Sachen lässt sich nicht schließen, ob sich hinter dem Ganzen auch ein brauchbarer Roman verbirgt, den die Leser nicht mehr aus der Hand legen mögen. Aus diesem Grund brauchen Leser eine Leseprobe oder, wie ich es gerne mache, eine kostenlose Vorgeschichte, die zeigt: Die schreibt tatsächlich spannende Bücher, in der kribbelnde Erotik zwar vorhanden, aber nicht die Hauptsache ist. So etwas gibt es aber zu einem Buch, das gerade erst in der Planung ist, nicht.


    Bei deiner Methode, Corey, ist man als Leser gezwungen, eventuell schon vorhandene Bücher aufzurufen, um einen Eindruck deines Schreibstils zu bekommen, sollte man nur halbwegs neugierig sein. Bei einem unbekannten Autor ist das aber eher so, dass man als Leser gar keine Lust hat, noch etwas weiter zu klicken, nur um dann bei einer Leseprobe festzustellen, dass einem das Ganze so gar nicht zusagt. Da es ein zu großes Angebot auf dem Markt gibt, wird kaum ein Leser das Risiko eingehen, Geld für ein Buch einzuplanen, das noch nicht mal existiert, wenn er nicht vorher schon von deinen Büchern begeistert war. Also wirst du eher damit rechnen können, dass keines deiner Projekte jemals geschrieben werden wird, wenn du dich rein nach dem Vorinteresse richtest. Als Autor mit bekanntem Namen kannst du das vielleicht machen, als unbekannter Schriftsteller wirst du dagegen bald keiner mehr sein.


    Solltest du trotzdem weiter auf diese Methode setzen, wäre es sinnvoll dafür zu sorgen, dass deine anderen Bücher einwandfrei sind (sprich keine Interpunktionsfehler mehr, keine Wortwiederholungen, spannender Schreibstil, der einen schon von Beginn an fesselt, ...), damit ein potenzieller Leser, der auf diese Dinge Wert legt und sich doch mal bis zur Leseprobe eines deiner anderen Bücher durchklickt, nicht im Vorwege davon abgeschreckt wird :wink:

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Ich glaube, dass du das falsch verstanden hast, Chris.

    Hallo,


    dann habe ich das wohl wirklich falsch verstanden. ](*,)


    Jetzt stellt sich für mich jedoch die Frage, was dann der genaue Sinn dahinter ist? Vom Prinzip her ist es letztendlich nichts anderes als eine (dramatisch in Szene gesetzte) Umfrage zum Thema "würden Sie dieses Buch gerne kaufen?", verbunden mit einigen schicken Statistiken, die nichts weiter sind als zahlen- und zeitmäßig aufbereitete Umfrageergebnisse. Mir erschließt sich nun nicht wirklich die Werthaltigkeit dieser Methodik. Wenn der Autor das Geld nicht vorher bekommt, sehe ich aus Sicht des Autors ehrlich gesagt gar keinen erkennbaren Nutzen im Rapid Prototyping.


    Nur weil ein paar Leute eine Idee gut finden und ein Buch "vorbestellen", muss der Autor trotzdem erst einmal seine Kreativität ausschöpfen.


    Ich würde gerne eine Gegenfrage an Dich stellen, Corey: würdest Du denn das Buch eines anderen, Dir unbekannten Schriftsteller vorbestellen, weil Cover und Kurzbeschreibung Verheißungsvoll klingen?


    Viele Danksagungen am Ende des Buches beinhalten auch dessen Entstehnungshintergrund. Daraus kann man häufig rauslesen, warum Autoren sich ausgerechnet dieses Thema ausgesucht haben. Und wenn man diese Erklärung dann etwas analysiert, wird auch schnell klar, dass versierte Autoren einfach ein Händchen bzw. ein Gefühl für Themen haben, die viele Leute interessieren. Sie müssen sozusagen gar nicht auf hekömmliche Umfragen zurückgreifen. Sie greifen Sie in aller Welt auf - in den Medien, anhand der Diskussionen am Stammtisch, wiederkehrende Erfahrungen von Bekannten etc..

  • Hallo Gemeinde,


    Hätte gar nicht gedacht, dass sich hier ein so interessante und vorurteilsfreie Diskussion entwickelt. Vielen Dank dafür! Jetzt versuche ich mal, eure wichtigsten Fragen zu beantworten:


    Das Erste, was ein Leser auf Amazon von einem Buch zu sehen bekommt, ist ein Listeneintrag, der genau drei Informationen enthält: Titel, Cover und Preis. Den Autorennamen sieht er natürlich auch, der ist aber nur relevant, wenn der Autor dem Leser bekannt ist. Fällt das Buch bereits in diesem frühen Stadium beim Leser durch, wird er sich nicht die Mühe machen eine Kurzbeschreibung zu lesen oder sich bis zur Leseprobe durchzuklicken. Es geht also darum, bereits im Vorfeld abzuschätzen, ob das Buch auf Interesse stösst.


    Soweit ich es bis jetzt beurteilen kann, werden die meisten Leute von der Vorbestellt-Funktion abgeschreckt. Niemand will die berühmte Katze im Sack kaufen. Ich muss mein Experiment jetzt noch bis 2. August in dieser Variante belassen, weil das so beschlossen und bekannt gemacht wurde. Danach gibt es einen reinen Coverbewertungs-Test, bei dem niemand irgendwas vorbestellen oder bezahlen muss. Dafür wird eine neue Version des Covers auf eine Voting-Seite hochgeladen, es kann auch auf Pinterest und Facebook bewertet werden.


    Ist der Cover-Test vorbei, wird das Buch, inklusive Leseprobe, neu bei Amazon eingestellt. Das GLEICHE Buch wohlgemerkt, kein völlig neues. Titel und Preis lasse ich so wie sie sind. Bestellt niemand vor, muss ich wohl davon ausgehen, dass diese Geschichte niemanden interessiert. In dem Fall startet das ganze Experiment mit einem anderen Buch komplett von vorne.


    Jetzt beantworte ich noch ein paar konkrete Fragen aus dem Thread:


    Zum Einen: Der Inhalt wird nur sehr sehr grob umrissen und wurde so gestaltet, dass er möglichst viele anspricht.


    Das ist richtig. Es gibt ein armes Würstchen (Student), das seine Todesangst überwinden und so zu einem Helden werden muss (starke Wandlung). Es gibt einen Bösewicht, der das zu verhindern versucht (verrückter Killer) und auch eine Belohnung für den Helden (das Leben seiner Freundin). So etwas nennt man klassische Heldensaga, praktisch jeder erfolgreiche Roman oder Film nutzt dieses Konzept. Wir reden also über ein Produkt für den Massenmarkt.



    Aber spricht er dich denn an? Muss man die Geschichte nicht fühlen und unbedingt schreiben wollen, um sie auch gut und spannend schreiben zu können? Sollte man als Autor nicht Bücher schreiben, um des Schreibens Willen, und nicht, um möglichst viele zu verkaufen und Geld zu machen


    So lange das Schreiben nur ein Hobby ist, gebe ich dir völlig Recht. Ab dem Punkt, wo es professionell wird, kommt der Punkt Geld verdienen aber automatisch mit ins Spiel. Zeitungsredakteure müssen Artikel zu vorgegebenen Themen schreiben. Ob ihnen das Thema gefällt, interessiert den Chefredakteur nicht. Buchverlage kaufen nur Bücher, von denen sie glauben, dass sie sich gut verkaufen. Zur Zeit funktionieren historische Romane recht gut. Willst Du bei einem Verlag veröffentlichen, musst du solche Geschichten liefern. Auch auf Amazon bevorzugen die Leser ganz bestimmte Arten von Geschichten. Kannst du solche Geschichten nicht liefern, verkaufst du nichts. Wie heißt es so schön? Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.


    Ich würde Deine Idee eher als Crowdfounding und weniger als Rapid Prototyping einstufen


    Auf den Gedanken bin ich noch gar nicht gekommen. Beim Crowdfunding müsste ich aber ein paar Geschenke anbieten, die ein Unterstützer erhält, wenn das Projekt erfolgreich abgeschlossen wird. Solche Geschenke biete ich nicht an, damit ist es wohl kein richtiges Crowdfunding.


    Ich denke, dass die Höhe des Mindestkapitals in etwa den (/Deinen) Lebenshaltungskosten + Selbstkosten Bucherstellung + x-% Gewinnmarge darstellt (die im Zeitraum Juli - Ende Oktober)


    So hoch wollte ich gar nicht greifen. Eigentlich will ich nur wissen, ob es überhaupt Interessenten gibt :-)


    glaube ich kaum, dass die zur Verfügung stehende Zeit für Recherche, Figuren- und Schauplatzentwicklung, Ploterstellung, Schreiben, Überarbeitung, Lektorat, Covergestaltung und Druck ausreichen, um ein - nennen wir es mal "marktfähiges" - Buch zu schreiben.


    Ich lege meine Testzeiträume so, dass die Zeit für das Schreiben des Manuskripts ausreicht. Damit Du eine bessere Vorstellung davon bekommst: Ich musste für Verlage bereits 600 Seiten starke Bücher schreiben und hatte dafür 4 Wochen Zeit. Das ist eine marktübliche Anforderung.


    Was passiert, wenn die Kapitalgeber nicht mit dem Buch zufrieden sind. Eine Geld-zurück-Garantie wird es nicht geben, oder etwa doch?


    Die Leser können das Buch bei Amazon zurückgeben. Wird das Buch vorbestellt, muss es erst nach dem Erscheinen bezahlt werden. Liefert der Autor das Manuskript nicht pünktlich bei Amazon ab, wird er vom Buchhändler dafür bestraft.


    Grundsätzlich finde ich diese Idee furchtbar, denn ich schreibe meine Bücher, weil ich eine Geschichte habe, die in meinem Kopf ist und unbedingt hinaus möchte und nicht, damit ich möglichst schnell möglichst viel Geld verdienen kann.


    Mach bitte einen sehr, sehr weiten Bogen um Hollywood. Bei den Drehbuchautoren dort läuft es nämlich ausschließlich nach diesem Schema :-) Aber abgesehen davon - wärst Du nicht noch motivierter, wenn Du schon während des Schreibens weißt, dass Dein Buch seine Leser finden wird und schon in diesem Frühstadium ein bisschen Geld einbringt? Es muss nicht mal viel davon sein.


    Natürlich sind ein gutes Cover und ein ansprechender Klappentext sehr wichtig für ein Buch, aber rein aus diesen beiden Sachen lässt sich nicht schließen, ob sich hinter dem Ganzen auch ein brauchbarer Roman verbirgt, den die Leser nicht mehr aus der Hand legen mögen.


    Cover und Klappentext sollen den Leser dazu bringen den Roman zu kaufen. Wie wichtig diese Dinge bei der Entscheidung des Lesers tatsächlich sind, versuche ich gerade herauszubekommen. Ob der Roman wirklich gut war, weiß der Leser nur , wenn er ihn zu Ende gelesen hat. Um das zu können, muss er das Buch aber zuvor kaufen. Deshalb muss ich mit meiner Forschung an einem früheren Zeitpunkt ansetzen. Eben dort, wo der Kauf passiert.


    Ich würde gerne eine Gegenfrage an Dich stellen, Corey: würdest Du denn das Buch eines anderen, Dir unbekannten Schriftsteller vorbestellen, weil Cover und Kurzbeschreibung Verheißungsvoll klingen?


    Ich habe das tatsächlich schon einmal gemacht. Ich bestellte auf gut Glück das Buch eines zu diesem Zeitpunkt vollkommen unbekannten Schriftstellers mit dem Namen Dan Brown. Und war sofort von ihm begeistert :-) In Amerika wird das, was ich "Rapid Prototyping" nenne, öfters mal gemacht.


    Viele Danksagungen am Ende des Buches beinhalten auch dessen Entstehnungshintergrund. Daraus kann man häufig rauslesen, warum Autoren sich ausgerechnet dieses Thema ausgesucht haben. Und wenn man diese Erklärung dann etwas analysiert, wird auch schnell klar, dass versierte Autoren einfach ein Händchen bzw. ein Gefühl für Themen haben, die viele Leute interessieren. Sie müssen sozusagen gar nicht auf hekömmliche Umfragen zurückgreifen. Sie greifen Sie in aller Welt auf - in den Medien, anhand der Diskussionen am Stammtisch, wiederkehrende Erfahrungen von Bekannten etc..


    So entstehen tatsächlich viele gute Geschichten. Das Schwierige bei der Sache ist, den richtigen Zeitpunkt für eine Veröffentlichung zu finden. Ich kann mich noch gut an die Zeiten erinnern, zu denen Herr der Ringe und die Twilight-Saga im Kino waren. Literaturagenten nahmen grundsätzlich nur Bücher an, in denen es um Vampire oder Orks ging. Durch "The Walking Dead" hatten wir danach noch eine Zombie-Welle. Damit landen wir wieder bei einem Punkt, der hier häufig angesprochen wurde: Soll ein Autor das schreiben, was ihm am Herzen liegt oder soll er dem Markt folgen - auch wenn er sich nur mit größter Mühe Geschichten über liebestolle Vampire aus den Rippen schnitzen kann? Ist der Autor Selfpublisher, kann er auf Amazon z.B. durch ein Vorbestell-Experiment wie meines beim Leser anfragen, ob dieser vielleicht auch etwas anderes lesen will.


    Grüße,
    Corey

  • Hi Corey,


    sehr spannender Ansatz! Ich gebe dir übrigens recht: Ein Buch verkauft sich bei Amazon in erster Linie über Cover, Titel und Kurzbeschreibung. Ich hatte inzwischen 2 Nummer eins eBooks und weiß, wovon ich rede, lach. Bei beiden Büchern zog das Cover super. Habe auch Umfragen zu dem Thema gemacht. Nur ein ganz geringer Prozentsatz der Leser schaut sich die Leseprobe oder die Rezis an, die meisten sehen Cover und Titel, wenn sie das interessant finden, lesen sie vielleicht noch die KB, dann kaufen sie. Als Neuling geht man ja in der Regel erst mal mit 99 Cent in den Markt.
    Ich hatte zwei Bücher in der Vorbestellung, eins ging schon während dieser Zeit in die Top 100, das andere war auf Rang 2 der Unterkategorie. Allerdings brauchst du ECHT ein tolles Cover. Das aus dem Link wirkt total selbstgemacht, das geht meiner Ansicht nach gar nicht. Und die Kurzbeschreibung ist - sorry - auch nicht gut. Viel zu allgemein, da kommt null Spannung oder Gefühl rüber, du müsstest viel mehr zeigen statt nur zu erzählen. Und in deinem Fall würde ich schon in die KB eine Leseprobe einbauen, damit der Käufer sich ein Bild vom Schreibstil machen kann.
    Ich lebe vom Schreiben und sehe es ähnlich - ich schreibe marktorientiert, mach mir also sehr genaue Gedanken, was sich verkauft und was nicht. Alle "Künstler" rümpfen da die Nase, aber andererseits habe ich dadurch das Privileg, vom Schreiben leben zu können. Man ist als Autor auch Kaufmann, so bitter das klingt. Zumindest, wenn man Erfolg haben will.


    Mein Fazit: die Idee an sich ist nicht verkehrt, aber an der Ausführung hapert es meiner Meinung nach noch sehr. Übrigens: Du willst im Oktober veröffentlichen? Wie willst du es schaffen, das Buch bis dahin zu schreiben, selbst mit Abstand Korrektur zu lesen, evtl. lektorieren zu lassen? Das wird ganz schön knapp ...


    servus
    Karin

  • Mach bitte einen sehr, sehr weiten Bogen um Hollywood.

    Ich denke beim Schreiben gewiss nicht an Hollywood, sondern daran, dass ich nur über etwas schreiben kann, was mir liegt - und das orientiert sich nicht am Geschmack der Allgemeinheit. Dass es reichlich Leser gibt, denen das trotzdem gefällt, ist natürlich ein schöner Nebeneffekt ;)

    Aber abgesehen davon - wärst Du nicht noch motivierter, wenn Du schon während des Schreibens weißt, dass Dein Buch seine Leser finden wird und schon in diesem Frühstadium ein bisschen Geld einbringt?

    Nö. Meine Motivation ist jeweils die Geschichte selber. Ob sie Geld einbringt oder nicht ist für mich nicht wichtig. Das soll natürlich nicht heißen, dass ich meine Bücher kostenlos oder unterpreisig ins Netz stellen würde - die Leser sollen meine Arbeit schon honorieren, wenn sie sie lesen wollen. Aber im Grunde finde ich den Gedanken, eventuell einen Bestseller zu schreiben, eher erschreckend, weil mir mein Leben so, wie es jetzt ist, sehr gut gefällt. An Bestsellerautoren werden gewisse Erwartungen geknüpft, was schon wieder in Stress ausarten kann. Ich weiß nicht, ob ich dann noch viel Spaß am Schreiben hätte ...

    Alle "Künstler" rümpfen da die Nase, aber andererseits habe ich dadurch das Privileg, vom Schreiben leben zu können.

    Warum sollten "Künstler" die Nase rümpfen? Bisher hatte ich immer den Eindruck, dass du Spaß daran hast, genau in diesem Genre zu schreiben, das bei der Leserschaft so gut ankommt. So lange man schreibt, weil man sich dazu berufen fühlt, gibt es keinen Grund fürs Naserümpfen, nicht einmal dann, wenn man sich beim Erschaffen eines neuen Werkes an den Wünschen der Leser orientiert. Erst dann, wenn man nur noch schreibt, um Geld zu verdienen, und der Spaß dabei zu kurz kommt, ist das Ganze für mich nicht mehr nachvollziehbar. Davon sehe ich bei dir aber nichts.


    Ich möchte Corey keinesfalls den Spaß am Schreiben absprechen, auch wenn er nach der oben genannten Methode vorgeht. Für mich persönlich wäre es aber kein Weg. Es wäre mir gar nicht möglich, eine geplante Geschichte wieder zu verwerfen, bloß weil ich die Befürchtung habe, dass sie keine Leser findet - einfach aus dem Grund, weil sie mich nicht loslassen würde, bis sie niedergeschrieben ist - ohne Rücksicht auf Verluste. Und Mainstream ist, wie Karin mit Sicherheit bestätigen kann, sowieso nichts, was in mein Portfolio passt. Meine Geschichten orientieren sich in ihrer Thematik nicht an vorherigen erfolgreichen Romanen, sondern es entsteht mit jedem Buch eine eigene spannende Geschichte.
    Im Gegensatz zu Karin kann ich es mir aber auch leisten, sollte niemand meine Bücher kaufen, da ich nicht vorrangig von meiner schriftstellerischen Tätigkeit lebe. Für mich ist das Schreiben kein Beruf, sondern Berufung. Es ist jedoch nichts dagegen zu sagen, beides miteinander zu verknüpfen, wenn man es denn will.

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Wehe dem, der so ein Projekt beginnt und dann eine Schreibblockade bekommt. Oder gibt es so etwas in dem Metier nicht mehr? :-k

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Och, knappe und vor allem feste Deadlines können durchaus dabei helfen, Schreibblockaden zu überwinden...


    Ich bin da aber ganz bei @Karin669: Zum Schreiben und eventuell für eine Erstkorrektur reicht die Zeit bis Oktober eventuell. Aber ein professionelles Lektorat und Korrektorat braucht Zeit, das ist nicht in einer Woche gemacht. Und gerade dafür würde ich mir an deiner Stelle ausreichend Zeit nehmen.

    "Selber lesen macht kluch."


    If you're going to say what you want to say, you're going to hear what you don't want to hear.
    Roberto Bolaño

  • Mein Fazit: die Idee an sich ist nicht verkehrt, aber an der Ausführung hapert es meiner Meinung nach noch sehr. Übrigens: Du willst im Oktober veröffentlichen? Wie willst du es schaffen, das Buch bis dahin zu schreiben, selbst mit Abstand Korrektur zu lesen, evtl. lektorieren zu lassen? Das wird ganz schön knapp ...

    Da gebe ich dir Recht. Im Moment wirkt es noch recht dilettantisch, das Baustellenflair lässt sich nicht wegleugnen. Ich wollte halt erstmal ein bisschen hinausschwimmen und sehen, was passiert. Dank vieler Rückmeldungen kann ich inzwischen ein bisschen besser abschätzen, was funktionieren könnte und was nicht. Und so dem Experiment mit der Zeit mehr Qualität einhauchen.


    Ich gebe dir übrigens recht: Ein Buch verkauft sich bei Amazon in erster Linie über Cover, Titel und Kurzbeschreibung. Ich hatte inzwischen 2 Nummer eins eBooks und weiß, wovon ich rede, lach. Bei beiden Büchern zog das Cover super. Habe auch Umfragen zu dem Thema gemacht. Nur ein ganz geringer Prozentsatz der Leser schaut sich die Leseprobe oder die Rezis an, die meisten sehen Cover und Titel, wenn sie das interessant finden, lesen sie vielleicht noch die KB, dann kaufen sie. Als Neuling geht man ja in der Regel erst mal mit 99 Cent in den Markt.

    Schön, dass ich mit meiner Meinung nicht alleine dastehe und sogar von jemandem bestätigt werde, der schon zweimal ganz oben gelandet ist. Für 99 Cent will ich die Geschichte allerdings nicht verschleudern. Das lockt nur Billig-Geier an, die üblicherweise 5.000 Geschichten auf dem Kindle haben, aber keine davon tatsächlich lesen. Denen geht es nur um schnelles Abgreifen. Abgesehen davon landet man mit Verramsch-Aktionen auch extrem schnell auf den Raubkopie-Portalen.



    Allerdings brauchst du ECHT ein tolles Cover. Das aus dem Link wirkt total selbstgemacht, das geht meiner Ansicht nach gar nicht. Und die Kurzbeschreibung ist - sorry - auch nicht gut. Viel zu allgemein, da kommt null Spannung oder Gefühl rüber, du müsstest viel mehr zeigen statt nur zu erzählen. Und in deinem Fall würde ich schon in die KB eine Leseprobe einbauen, damit der Käufer sich ein Bild vom Schreibstil machen kann.

    Ein neues Cover wird gerade auf einem von Matthias Matting betriebenen Bewertungsportal getestet. Um die Textqualität kümmere ich mich, wenn die ersten drei Faktoren (Cover, Titel, Preis) ihre Wirkung zeigen. Den Tipp mit der Leseprobe finde ich super.




    Ich denke beim Schreiben gewiss nicht an Hollywood, sondern daran, dass ich nur über etwas schreiben kann, was mir liegt - und das orientiert sich nicht am Geschmack der Allgemeinheit. Dass es reichlich Leser gibt, denen das trotzdem gefällt, ist natürlich ein schöner Nebeneffekt ;)

    Du scheinst ein gutes Thema gefunden zu haben, wenn es so viele Leser findet.




    Nö. Meine Motivation ist jeweils die Geschichte selber. Ob sie Geld einbringt oder nicht ist für mich nicht wichtig. Das soll natürlich nicht heißen, dass ich meine Bücher kostenlos oder unterpreisig ins Netz stellen würde - die Leser sollen meine Arbeit schon honorieren, wenn sie sie lesen wollen. Aber im Grunde finde ich den Gedanken, eventuell einen Bestseller zu schreiben, eher erschreckend, weil mir mein Leben so, wie es jetzt ist, sehr gut gefällt. An Bestsellerautoren werden gewisse Erwartungen geknüpft, was schon wieder in Stress ausarten kann. Ich weiß nicht, ob ich dann noch viel Spaß am Schreiben hätte ...

    Wie schon gesagt, dieser Weg klappt nur so lange es ein Hobby bleibt. Aber viele Autoren wollen ihre Geschichten an Literaturagenten schicken oder den Selbstverlag auf Amazon ausprobieren. Ab diesem Punkt geht es automatisch um Geld. Ein Lektor fällt über das Buch her und trimmt es auf Erfolg. Anders gesagt: Es wird ein verkaufbares Buch daraus gemacht. Soll es ein großer Erfolg werden, wird es massentauglich gemacht. Denn am Ende entscheidet allein der Leser und Käufer, ob ein Buch gut oder schlecht ist. Einen Bestseller kann man übrigens nicht schreiben. Übersetzt bedeutet dieses Wort nicht bester Autor, sondern bester Verkäufer :-)



    Im Gegensatz zu Karin kann ich es mir aber auch leisten, sollte niemand meine Bücher kaufen, da ich nicht vorrangig von meiner schriftstellerischen Tätigkeit lebe.

    Das genau ist der springende Punkt.




    Wehe dem, der so ein Projekt beginnt und dann eine Schreibblockade bekommt. Oder gibt es so etwas in dem Metier nicht mehr?

    Doch, die gibt es leider immer noch. Für mein Experiment wurde zu Beginn ein Plot erstellt, an dem ich mich beim Manuskriptschreiben entlang hangle. Weil ich ein Produkt für die Massen erstelle, folgt der Plot dem klassischen Heldenschema: Armes Würstchen muss eine besonders extreme Herausforderung meistern und wird dadurch zum Helden. Ihr geübten Schreiber habt sicher gemerkt, dass die Kurzbeschreibung des Romans nichts anderes ist, als eine stark vereinfachte Version dieses Plots.


    Grüße,
    Corey

  • Darf ich ein bisschen Realismus einstreuen? Dein Buch hat noch keinen Rang, also gehe ich davon aus, dass du noch gar keine Vorbestellungen hattest. Für 2,99 kauft auch kaum jemand etwas von einem unbekannten Autor, zumal deine anderen Kurzthriller sehr wenig Rezis und sehr schlechte Verkaufsränge haben. Der Preis des einen Buchs mit 1,02 Euro wirkt auch eher seltsam.


    Auf Piratenseiten landen übrigens alle erfolgreichen Bücher, völlig unabhängig vom Preis. Und Sammler, die sich 5.000 Bücher auf den Reader laden - das halte ich für überzogen, die holen sich dann eher die Gratisbücher. Ich sehe ja an den Rezis und an den gelesenen Seiten aus dem KU-Programm sehr gut, ob die Bücher nur gesammelt oder auch gelesen werden. Aber das muss jeder für sich entscheiden.


    Ein Lektor macht NICHT aus einem Buch etwas Massentaugliches! Da hast du völlig falsche Vorstellungen. Ein Buch ist entweder massentauglich oder nicht, der Lektor macht nur minimalen Feinschliff, aber niemals große Änderungen. Sinnvoll ist übrigens, den Plot im Vorfeld schon mit einem geübten Lektor durchzusprechen.
    Du schreibst: "es wurde ein Plot erstellt". Hast du den nicht selbst gemacht? Heldenreise ist natürlich nie verkehrt, damit liegst du goldrichtig.


    Wenn ich dir einen Tipp geben sollte - versuche, bescheiden zu bleiben und dich selbst nicht zu sehr über den grünen Klee zu loben in den Produktbeschreibungen etc., das kommt nämlich bei den Lesern nicht gut an.


    Der eBook-Markt ist hart umkämpft, weil es einfach um verdammt viel Geld geht. Deutlich mehr, als man bei jedem Verlag verdient, selbst bei großen. Entsprechend groß ist die Konkurrenz und man muss schon genretypisch richtig gute Qualität liefern plus super Ausstattung, um da mitspielen zu können. Von den sehr zeitaufwändigen Werbeaktionen ganz abgesehen. Die Leute, die dauerhaft vorne mitspielen, verdienen Managergehälter. Aber sie tun auch verdammt viel dafür. Und ohne guten Coverdesigner, professionelles Lektorat und viel Pflege der Leserschaft geht langfristig gar nichts. Einfach mal so was Stümperhaftes raushauen, ist vertane Zeit, denke ich.
    Biete von Anfang an ein sehr gutes Produkt, dann hast du am ehesten eine Chance. Das neue Cover ist übrigens deutlich besser als das alte!


    toi toi toi!

  • Wie schon gesagt, dieser Weg klappt nur so lange es ein Hobby bleibt. Aber viele Autoren wollen ihre Geschichten an Literaturagenten schicken oder den Selbstverlag auf Amazon ausprobieren. Ab diesem Punkt geht es automatisch um Geld. Ein Lektor fällt über das Buch her und trimmt es auf Erfolg. Anders gesagt: Es wird ein verkaufbares Buch daraus gemacht. Soll es ein großer Erfolg werden, wird es massentauglich gemacht.

    Schreiben als Hobby und mit dem Schreiben Geld verdienen schließen sich nicht gegenseitig aus.


    Andere Frage: Was machst Du, wenn drei, vier, fünf Entwürfe kommen und gehen, ohne dass sich genügend Vorbesteller finden, damit es sich für Dich rechnet?

  • Aber viele Autoren wollen ihre Geschichten an Literaturagenten schicken oder den Selbstverlag auf Amazon ausprobieren. Ab diesem Punkt geht es automatisch um Geld. Ein Lektor fällt über das Buch her und trimmt es auf Erfolg. Anders gesagt: Es wird ein verkaufbares Buch daraus gemacht.

    Jein. Es geht nur dann automatisch um Geld, wenn man dem Geld eine entsprechend hohe Priorität einräumt (oder einräumen muss). Meine Prioritäten sind aber andere: Ich möchte Geschichten unter die Leute bringen, die so noch nicht da waren. Meine Bücher verkaufen sich über einen Distributor und auch Amazon im Selbstverlag.


    Natürlich sorgen professionelle Verlage für ein Rundumpaket mit Lektorat, Korrektorat, Werbung und Vertrieb. Doch wenn ich dafür die Geschichten so beschneiden muss, dass sie ihrer Besonderheit beraubt werden, sind Verlage nichts für mich. Ich habe bereits einen Verlagsvertrag und damit einen Vorschuss abgelehnt, weil ich unter anderem unabhängig und flexibel bleiben möchte. Dennoch brauchen meine Romane den Vergleich mit Verlagsbüchern nicht zu scheuen (-> Qindie) und sind "verkaufbar", um es mit deinen Worten zu beschreiben.


    Und wie Karin bereits sagte: Ein Lektor verändert ein Buch nicht, er verbessert es. Büchern, die ohne Lektorat und Korrektorat in den Verkauf gebracht werden (oder nur mit einem laienhaften ~), sieht man es in den allermeisten Fällen auch an, was durch die Leser sehr schnell abgestraft wird. Es mag einige geben, die darüber hinwegsehen. Wenn aber so pingelige Leser wie ich über Kleinigkeiten stolpern, geht die mangelnde Sorgfalt nach hinten los. Darum ist es wichtig, ausreichende Zeit für ebendiese Tätigkeiten mit einzurechnen. Aber das hast du ja mittlerweile inzwischen selbst eingesehen. Ich bin gespannt, ob sich dein Projekt entwickelt und wenn nicht, was du ändern wirst.


    Dein neues Cover gefällt mir im Übrigen auch besser als das alte.

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Darf ich ein bisschen Realismus einstreuen? Dein Buch hat noch keinen Rang, also gehe ich davon aus, dass du noch gar keine Vorbestellungen hattest. Für 2,99 kauft auch kaum jemand etwas von einem unbekannten Autor, zumal deine anderen Kurzthriller sehr wenig Rezis und sehr schlechte Verkaufsränge haben. Der Preis des einen Buchs mit 1,02 Euro wirkt auch eher seltsam.

    Aber gerne doch, liebe Karin. Das Buch hat tatsächlich noch keine Vorbestellungen. Es wurde sozusagen vom Kunden zum Tode verurteilt. Wäre das passiert, nachdem ich ein halbes Jahr oder länger am Manuskript gesessen hätte, würde ich mich jetzt gewaltig ärgern. Weil es aber nur ein Experiment mit einem Prototypen war, ist es leicht verschmerzbar. Ich kann das Experiment mit Hilfe der neu gewonnenen Erkenntnisse einfach neu starten und sehen, was dieses Mal passiert.
    Die anderen Thriller brachten mich auf das Experiment. Wie bei jeder Internetseite, die mit Listen arbeitet, gilt auch bei Amazon das Alles-oder-Nichts-Prinzip. Schafft ein Buch es nicht sofort, in dieser Liste hochzuklettern, verschwindet es im Daten-Nirvana. Dass eines der Bücher gerade 1,02 Euro kostet, liegt daran, dass Amazon seine Preise mal wieder dem aktuellen Dollarkurs angepasst hat. So etwas hast du bestimmt auch schon mal erlebt.


    Und Sammler, die sich 5.000 Bücher auf den Reader laden - das halte ich für überzogen, die holen sich dann eher die Gratisbücher.

    Ich kenne Typen, die haben 20.000 Bücher und mehr auf ihren Ebook-Readern. Du unterschätzt die Gier der Menschen. Je leichter ein Buch für diese Leute zu bekommen ist, desto schneller landet es auf ihren Readern und auch auf den Piratenseiten. Für letztere sind kostenpflichtige Bestseller natürlich attraktiver. Das Gratisbuch muss man sich nicht unbedingt bei den Piraten holen.


    Wenn ich dir einen Tipp geben sollte - versuche, bescheiden zu bleiben und dich selbst nicht zu sehr über den grünen Klee zu loben in den Produktbeschreibungen etc., das kommt nämlich bei den Lesern nicht gut an.

    Das bringt uns zum Problem, dass ein Buch mit tausenden anderen konkurriert. Ich sehe Amazon wie ein voll besetztes Fußballstadion, in dem jeder versucht gehört zu werden. Bleibe ich bescheiden, geht meine Stimme unter, weil viele andere laut brüllen. Haue ich zu sehr auf den Putz, kommt es beim Leser nicht gut an. Deshalb brauche ich eine komplett neue Strategie. Ideal wäre es, wenn ich mir irgendwie das Mikrofon des Stadionsprechers schnappen könnte. Der wird nämlich garantiert gehört :-)


    Der eBook-Markt ist hart umkämpft, weil es einfach um verdammt viel Geld geht. Deutlich mehr, als man bei jedem Verlag verdient, selbst bei großen. Entsprechend groß ist die Konkurrenz und man muss schon genretypisch richtig gute Qualität liefern plus super Ausstattung, um da mitspielen zu können. Von den sehr zeitaufwändigen Werbeaktionen ganz abgesehen. Die Leute, die dauerhaft vorne mitspielen, verdienen Managergehälter. Aber sie tun auch verdammt viel dafür. Und ohne guten Coverdesigner, professionelles Lektorat und viel Pflege der Leserschaft geht langfristig gar nichts. Einfach mal so was Stümperhaftes raushauen, ist vertane Zeit, denke ich.
    Biete von Anfang an ein sehr gutes Produkt, dann hast du am ehesten eine Chance. Das neue Cover ist übrigens deutlich besser als das alte!

    Richtig. Da ist es wieder, das gnadenlose und brutale Alles-oder-Nichts-Prinzip. 80 Prozent der von Amazon ausgeschütteten Autorengelder fließen in die Taschen der ersten 20 auf der Liste. Die restlichen Schreiber streiten sich um die übrig gebliebenen Brotkrumen oder gehen leer aus. Deswegen verdienen einige Autoren Managergehälter und viele andere nichts.


    Ich denke auch, dass sich die Selfpublisher irgendwann selbst ein Bein gestellt haben, und das kommt sie jetzt teuer zu stehen. Sie betreiben den gleichen Aufwand wie ein professioneller Verlag (Professionelles Coverdesign, Lektorat,...), verramschen ihre Werke aber für drei Euro oder noch weniger. Der Verlag hat den Preis für den Lektor und den Coverdesigner in den Endpreis des Buches einkalkuliert. Der Selfpublisher hat das nicht gemacht und muss jetzt hunderte oder gar tausende von Euro einnehmen, um die Ausgaben wieder reinzubekommen.


    Das alles führt auch zu einem generellen Preisverfall auf dem Buchmarkt. Warum soll ein Kunde 20 Euro für ein Verlagsbuch bezahlen, wenn er die gleiche Qualität für 3 Euro oder weniger haben kann? Langfristig wird der Kunde davon ausgehen, dass Bücher generell nicht mehr als 3 Euro kosten dürfen.


    Mein Experiment hat mir gezeigt, dass Amazon neue Bücher zunächst ein bisschen unterstützt. Die "Todesangst" wurde unter "Neuheiten" relativ weit oben präsentiert. Nach vier Tagen begann es rapide nach unten zu fallen, weil andere Neuerscheinungen nachrückten. Ich habe damit ein Zeitfenster von vier Tagen. Generiert ein Buch in dieser Zeit keinen Verkauf, verschwindet es im Datenpool und kann kaum noch gefunden werden. Erhält es in dieser Zeit sein Verkaufsranking, hat es zumindest eine Chance sich zu etablieren. Die Qualität des Buches selbst, denke ich spielt erst NACH dieser Einstiegsphase eine Rolle. Haben Kunden das Buch tatsächlich gekauft und gelesen, bewerten sie die Textqualität und schreiben dementsprechend ihre Rezensionen, die das Werk entweder weiter nach oben befördern oder abstürzen lassen.


    Ach ja, danke für das Lob. Dieses Cover wird den neuen Prototypen zieren, mit dem neue Strategien ausprobiert werden. In jedem Fall beherzige ich deinen Tipp mit der Leseprobe in der Kurzbeschreibung. Bin schon gespannt, ob und wieviel das bringt.



    Was machst Du, wenn drei, vier, fünf Entwürfe kommen und gehen, ohne dass sich genügend Vorbesteller finden, damit es sich für Dich rechnet?

    Eine alte Weisheit unter Geschäftsleuten besagt, dass 9 von 10 Ideen Mist sind. Versagt ein Entwurf, lerne ich aus den Fehlern und mache einen neuen. Das passiert so lange, bis das für den Kunden richtige Produkt gefunden ist.



    Natürlich sorgen professionelle Verlage für ein Rundumpaket mit Lektorat, Korrektorat, Werbung und Vertrieb. Doch wenn ich dafür die Geschichten so beschneiden muss, dass sie ihrer Besonderheit beraubt werden, sind Verlage nichts für mich. Ich habe bereits einen Verlagsvertrag und damit einen Vorschuss abgelehnt, weil ich unter anderem unabhängig und flexibel bleiben möchte. Dennoch brauchen meine Romane den Vergleich mit Verlagsbüchern nicht zu scheuen (-> Qindie) und sind "verkaufbar", um es mit deinen Worten zu beschreiben.

    Das war ein sehr mutiger Schritt. Dafür muss man aber tatsächlich unabhängig vom Schreiben sein und das Risiko eines Flops in Kauf nehmen.



    Wenn aber so pingelige Leser wie ich über Kleinigkeiten stolpern, geht die mangelnde Sorgfalt nach hinten los. Darum ist es wichtig, ausreichende Zeit für ebendiese Tätigkeiten mit einzurechnen. Aber das hast du ja mittlerweile inzwischen selbst eingesehen.

    Das stimmt natürlich alles. In dieser Phase bist du aber bereits ein Leser. Du hast längst über Cover, Titel und Preis geurteilt. Weil sich mein Experiment derzeit noch mit dem Erstkontakt (Bewertung von Titel, Cover und Preis) beschäftigt, müssen wir das Zerpflücken des geschriebenen Werkes noch ein wenig verschieben :-)



    Dein neues Cover gefällt mir im Übrigen auch besser als das alte.

    Danke sehr. Möge es auch der Kunde auf Amazon so sehen.


    Grüße,
    Corey

  • Hi Corey,


    ich stimme dir in einigen Dingen nicht zu. Zuerst mal: Der Preis von 1,02 kommt nicht durch eine Änderung des Dollarkurses zustande, sondern weil du die MWST-Änderung verpennt hast, hihi. Du hättest die newsletter, die KDP dir mailt, lesen sollen.
    Es gibt sehr wohl Bücher, die langsam nach oben klettern. Man hat nicht nur 4 Tage, das stimmt ganz einfach nicht.
    Und auch die Sache mit dem Preis siehst du nicht ganz richtig - Amazon ist ein völlig anderer Markt als der normale Buchhandel. Amazonier lesen oft 3-4 Bücher pro Woche, dafür nehmen sie auch Qualitätsabstriche in Kauf. Der Markt unterscheidet sich in ganz vielen Dingen vom normalen Buchmarkt. Das ist wie Fastfood und Sternerestaurant, völlig andere Bedürfnisse, die sich aber natürlich auch in manchen Punkten überschneiden.


    Versetzt dich mal in den Käufer: Der sieht bei Todesangst ein sehr schlechtes Cover, einen nicht wirklich originellen Titel, eine wenig aussagekräftige Kurzbeschreibung, das ganze von einem unbekannten Autor, der noch nie etwas Längeres geschrieben hat und dessen bisherige Bücher eher erfolglos waren. Dafür ist der Käufer nicht bereit, 2,99 auszugeben. (ich bin hier so hart, weil auch der Markt hart ist, nicht weil ich dich persönlich beleidigen will, das weißt du hoffentlich).


    Was was bringt: Schreib den Text. Such dir Lesergruppen auf Facebook und poste dort öfters mal was, sodass die Leute dich kennen. MAch Umfragen zum Cover, poste Textschnipsel, such dir dort Testleser oder beantworte andere Postings. Ähnliches gilt für den Kontakt mit anderen Autoren. Hab ein fertiges Buch. 2 Wochen vor VÖ stellst du das Cover nochmal vor, schreibst, wie aufgeregt du bist, machst Verlosungen und und und. Dann haben zumindest die Thrillerleser auf FB schon von deinem Buch gehört und kriegen mit, wann es rauskommt. Und kaufen es. Sofort ne Lovelybooksrunde zwecks Rezis nachschieben.
    Mit solchen Dingen gelangt man zur Sichtbarkeit.


    Ich habe noch nie marktschreierisch fungiert. Ich preise NIE mein Buch an. Ich verlose ebooks, ich frage, ob jemand mal reinschnuppern will, ich werde von anderen Autoren nominiert, 7 Sätze von Seite 7 zu posten und und und. Aber noch kein einziges Mal habe ich geschrieben: "Kauft mein Buch, es ist total genial!"


    Im Prinzip machst du jetzt nur eins: du probierst verschiedene Cover und Kurzbeschreibungen aus. Das kannst du aber auch machen, wenn du das Buch schreibst oder geschrieben hast. Denn einen Markt gibt es für Thriller, für Krimis, für Liebe, für ALLES. Du musst nur ein gutes Produkt haben. Und mit ganz viel Herzblut dabei sein.


    also, ran an die Buletten!

  • Das stimmt natürlich alles. In dieser Phase bist du aber bereits ein Leser. Du hast längst über Cover, Titel und Preis geurteilt. Weil sich mein Experiment derzeit noch mit dem Erstkontakt (Bewertung von Titel, Cover und Preis) beschäftigt, müssen wir das Zerpflücken des geschriebenen Werkes noch ein wenig verschieben :-)

    Erstkontakt kannst du aber nicht vom Rest einfach so trennen, denn der Leser will ein Gesamtpaket bewerten. Zusätzlich zu Cover, Titel und Preis will er zum einen wissen, wie viel Seiten er für den Preis von 2,99 Euro bekommt und natürlich auch, ob der Autor überhaupt imstande ist, etwas Vernünftiges abzuliefern, das ihm das Geld auch wert ist. Es mag sein, dass das am amerikanischen Markt ohne das alles funktioniert, deutsche Leser ticken aber deutlich anders, zumindest wenn es um Vorbestellungen geht.


    Im Grunde musst du erst einen Leserstamm aufbauen, der von deinen Werken überzeugt ist, sodass er auch bereit ist, blind ein weiteres Buch zu kaufen, einfach weil die anderen so genial waren. In dem Fall dürftest du mit der Rapid-Prototyping-Aktion erheblich mehr Resonanz bekommen - dann wird es wahrscheinlich bei jedem Vorschlag zu begeisterten Vorkäufen kommen. Ohne den Leserkreis und Bekanntheitsgrad kann ich mir kaum vorstellen, dass es wenigstens einer von zehn Vorschlägen zur Buchreife schafft.

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein