Gilbert Keith Chesterton - Father Browns Weisheit / The Wisdom of Father Brown

  • Eigenzitat aus amazon.de:


    Pater Brown – oder auch Pater Braun in den deutschen Film- und Fernsehadaptionen – ist ein kleiner, eher unansehnlicher katholischer Geistlicher, der in seiner verhuschten Habit unter einem ziemlich abgegriffenen klerikalen Hut herumläuft und immer wieder in seltsame Kriminalfälle hinein gezogen wird, die professionelle Ermittler in seinem Umfeld verwirren und auf falsche Fährten locken – und die er durch sehr genaue Überlegungen, Logik und Menschenkenntnis – und wer kennt die Menschen besser, als der der tausende von Beichten gehört hat – eher unauffällig und bescheiden löst. Manchmal erkennt er sogar Verbrechen, wo sie noch kein anderer erkannt hat, oder auch das Gegenteil.


    In dieser Kurzgeschichtensammlung tritt er gegen einen Entwickler eines Lügendetektors an, löst, ganz nebenher bei einem Urlaub mit seine Freund Flambeau, einen zwanzig Jahre zurückliegenden Mordfall, ermittelt die Hintergründe eines alten Familienfluchs in einer Admiralitätsfamilie und muss sich sogar mit ein wenig Voodoo auseinandersetzen – und das ausgerechnet im Zusammenhang mit einem Boxkampf. Dann gibt es noch Eifersuchtsdramen, gestellte Verbrechen zur Unterhaltung anderer und ein oder zwei Geschichten, die ein wenig ziellos erscheinen, aber zumindest sprachlich ganz nett sind.


    Überhaupt ist Chestertons Umgang mit Sprache – ganz besonders im Umgang mit philosophisch-ethischen Fragen – sehr ansprechend, wodurch allerdings auch umso mehr auffällt, dass diese Ge-schichte aus einer Zeit stammen, in der der Begriff der Rasse noch eine deutlich andere Bedeutung hatte als heute. Die Darstellungen der verschiedenen Temperamente von Schotten, Iren und Engländern werden ausgedehnt auf diese von Franzosen, Deutschen, Italiener und Spanier und in einigen Geschichten spielen auch südamerikanische und afrikanische Kulturträger eine Rolle, die eben in der damals üblichen Form dargestellt werden. Dabei zeigt sich Pater Brown in der Regel aufgeklärt, als die Menschen in seinem Umfeld, aber er ist, wie Chesterton, nun mal ein Kind seiner Zeit und kann sich deswegen nur bedingt von rassistischen Vorurteilen lösen.


    Wenn man dies berücksichtigt – und bei Literatur aus dieser Zeit muss man das in der Regel grund-sätzlich tun – dann ist auch diese Kurzgeschichtensammlung, mit einigen Ausnahmen, eine überaus angenehme Leseerfahrung.