Daniel Wolf - Das Gold des Meeres

  • Kurzmeinung

    El Novelero
    Spannende und abwechslungsreiche Lektüre für alle, die historische Romane mögen.
  • Kurzmeinung

    Frühlingsfee
    Wieder ins tiefe Mittelalter eingetaucht- über die Ostsee bis Nowgorod- sehr schön
  • 3. Teil der Fleury-Saga


    Inhalt:
    Varennes-Saint-Jacques 1260: Die Gebrüder Fleury könnten verschiedener nicht sein. Während Michel das legendäre kaufmännische Talent seines Großvaters geerbt hat und das Handelsimperium der Familie ausbaut, träumt Balian von Ruhm und Ehre auf dem Schlachtfeld. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit ihm. Nach dem Tod seines Bruders muss Balian die Geschäfte plötzlich allein führen. Es kommt, wie es kommen muss: Bald steht die Familie vor dem Ruin. Balian sieht nur noch eine Chance: Eine waghalsige Handelsfahrt soll ihn retten. Das Abenteuer führt ihn und seine Schwester Blanche bis ans Ende der bekannten Welt – und einer seiner Gefährten ist ein Mörder ...


    Der Autor:
    Daniel Wolf ist das Pseudonym von Christoph Lode. Der 1977 geborene Schriftsteller arbeitete zunächst u.a. als Musiklehrer, in einer Chemiefabrik und in einer psychiatrischen Klinik, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Mit den historischen Romanen „Das Salz der Erde“ und „Das Licht der Welt“ gelang ihm der Sprung auf die Bestsellerlisten. Er lebt mit seiner Frau und zwei Katzen in Speyer.


    Aufbau:
    Dramatis Personae
    Prolog (Mai 1256)
    47 Kapitel
    Epilog (August 1261)
    Nachwort
    Glossar
    Danksagung


    Meinung:
    "Das Gold des Meeres" ist meiner Meinung nach der bislang beste Teil der Reihe.


    Die Geschichte ist von Anfang an packend, aber auch sehr emotional. Es gab mehrere Momente, die mich getroffen und mir die Tränen in die Augen getrieben haben. Besonders bewegend waren hier Szenen, in denen die uns aus den vorherigen Bänden bereits bekannten Figuren vorkamen, aber auch Balian und Blanche und ihre Gefährten sind mir ans Herz gewachsen, sodass mir ihr Schicksal keinesfalls gleichgültig war.
    Der Protagonist in diesem Teil ist Balian, den wir schon in "Der Vasall des Königs" kennengelernt haben. Durch unglückliche Umstände muss er das Familienunternehmen leiten, obwohl er als Kaufmann nur wenig Begabung hat. Er wirkt als Charakter sehr realistisch; er ist ein sympathischer Mann mit einigen Stärken, aber auch mit großen Schwächen. So trifft er mehrere leichtsinnige Entscheidungen, handelt teils unbedarft und von Frauen lässt er sich leicht ablenken. Teilweise konnte ich über sein Verhalten nur den Kopf schütteln, aber diese Fehler machen ihn menschlich und sorgen dafür, dass man sich mehr mit ihm identifizieren kann. Besonders gut hat mir gefallen, dass er nicht aufgegeben hat und weiter um das Familienunternehmen kämpfte, selbst wenn es aussichtslos wirkte. Und als endlich Momente kamen, in denen er wirklich glänzen konnte, habe ich mich sehr für ihn gefreut.
    Seine Schwester Blanche spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in der Geschichte und auch sie war mir sehr sympathisch, ebenso wie einige der Nebenfiguren. Bei ihnen war es teilweise sehr schade, dass wir nicht mehr über sie erfahren konnten, aber das hätte wohl den Rahmen des Buches gesprengt. Der Autor hat es dennoch geschafft, Informationen über verschiedene Kulturen der damaligen Zeit einfließen zu lassen, was sehr interessant war und mich dazu animiert hat, eigene Recherchen zu betreiben, um mehr über sie zu erfahren.


    Im Gegensatz zu den beiden vorherigen Büchern spielt die Geschichte von "Das Gold des Meeres" innerhalb weniger Jahre, was bedeutet, dass der Fokus auf der Handelsreise, die die Protagonisten antreten, liegt. Mir hat in den vorherigen Bänden gut gefallen, dass wir Michel und Rémy für lange Zeit begleitet haben, aber dort war es dann irgendwann absehbar, wann etwas schief gehen würde, da die Geschichte sonst vorbei gewesen wäre. Dieses Gefühl hatte ich hier nicht, obwohl auch Balian Rückschläge erlebt und für sein Ziel kämpfen muss. Vielleicht lag es wirklich daran, dass hier in schneller Folge viel passiert ist und dadurch die Spannung größer war.


    Gut gefallen hat mir auch, wie der Autor die historischen Hintergründe dargestellt hat. Große Ereignisse wie die doppelte Königswahl, aber auch Details aus dem alltäglichen Leben wurden gut eingearbeitet. Für mich wirkte die Geschichte sehr authentisch und die detailreichen Schilderungen haben mich in die damalige Zeit zurückversetzt.


    Fazit:
    Insgesamt hat mir "Das Gold des Meeres" gut gefallen. Die Geschichte ist gut geschrieben, spannend und stellenweise sehr bewegend, die Protagonisten sind sympathisch und dem Autor ist es gelungen, seine Geschichte gut mit den realen Ereignissen zu verbinden.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:
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    Herzlichen Dank an die Verlagsgruppe Random House für das Leseexemplar.

    Carpe Diem.
    :study: Amelie Winter - Liebesglück und Landluft

    2024 gelesen: 21 Bücher | gehört: 5 Bücher

  • Die Geschichte um die Nachfahren der Kaufmannsfamilie de Fleury geht weiter ...


    Klappentext: Varennes-Saint-Jacques 1260
    Die Gebrüder Fleury könnten verschiedener nicht sein. Während Michel das legendäre kaufmännische Talent seines Großvaters geerbt hat und das Handelsimperium der Familie ausbaut, träumt Balian von Ruhm und Ehre auf dem Schlachtfeld. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit ihm. Nach dem Tod seines Bruders muss Balian die Geschäfte plötzlich allein führen. Es kommt, wie es kommen muss: Bald steht die Familie vor dem Ruin. Balian sieht nur noch eine Chance: Eine waghalsige Handelsfahrt soll ihn retten. Das Abenteuer führt ihn und seine Schwester Blanche bis ans Ende der bekannten Welt – und einer seiner Gefährten ist ein Mörder ...


    Meine Meinung


    Ich bin ja leider momentan eher selten in dem Genre unterwegs, aber die Fortsetzung um die Familie de Fleury musste ich natürlich sofort lesen!


    Nach den ersten Sätzen war ich schon wieder mitten drin im Geschehen, denn Daniel Wolf versteht es ganz hervorragend, die damalige Zeit wieder aufblühen zu lassen. Der Schreibstil passt wunderbar zu der Epoche, ohne dass es aufgesetzt wirkt und man kommt flüssig und viel zu schnell durch die Seiten. Nur gegen Ende zog es sich etwas, da war meiner Meinung nach noch was mit reingepackt, was man etwas kürzen hätte können.


    Insgesamt war ich fasziniert von den vielen Ideen und Wendungen, die den jungen de Fleury Balian und seine Schwester Blanche auf der beschwerlichen Reise überraschen. Auch die Zusammensetzung der Reisegefährten versprach schon einiges an Zündstoff und gerade die Entwicklung der Figuren war sehr interessant zu beobachten. Es geht in einem gemächlichen Tempo voran, ohne dass es langweilig wird und mit viel Liebe zum Detail, ohne überladen zu wirken.


    Besonders interessant finde ich ja immer die Stellung der Frau, die ja nicht viel zu sagen hatte: einerseits unterdrückt und doch geachtet. Die unsicheren Zeiten haben damals auch redliche Kaufleute und Handwerker schneller ins Armenhaus gebracht, als man denken möchte und die allgegenwärtige Kirche und der Glauben waren stark in der Gesellschaft verankert. Das alles bringt der Autor wunderbar in die Geschichte mit ein und lässt ein sehr eindrucksvolles Bild entstehen. Man kann sich heute gar nicht mehr vorstellen, wie lange und beschwerlich große Entfernungen zu überwinden waren und wie viel Mühe aufgewandt wurde, um neue Handelswege zu erschließen!


    Manche Entscheidungen und Entwicklungen waren zwar für mich nicht so ganz nachvollziehbar, da macht Daniel Wolf es ihnen teilweise zu leicht bzw. zu schwer, aber darüber hab ich gerne hinweggesehen.


    Meine Heldin der Reise war auf jeden Fall Blanche, die oft für ihren sorgenlosen Bruder einstehen und ihm in den Hintern treten musste; dabei ist sie sich immer treu geblieben und hat selbst auch eine große Entwicklung durchgemacht.


    Eine Heldenreise der besonderen Art, denn es ging nicht nur um die Kaufleute, die im fernen Gotland den Profit wittern, sondern auch um die Menschen dahinter, die jeder für sich zwar das gleiche Ziel, aber einen anderen Weg vor Augen haben.


    Vorne im Buch gibt es eine Stammtafel der Familie de Fleury und die Dramatis Personae, zu denen auch einige reale Personen gehören. Im Anhang findet sich auch eine Karte, auf der man die Reiseroute der kleinen Handelsgesellschaft verfolgen kann.


    Fazit 4 Sterne


    Ein farbenprächtiger und abwechslungsreicher Roman, der den Leser auf eine unbequeme, aber höchst abenteuerliche Reise quer durch das mittelalterliche Römische Reich bis hoch in den Norden nach Littauen führt. Ich hab mich sehr gut unterhalten gefühlt!


    © Aleshanee
    Weltenwanderer


    Fleury Reihe


    1 - Das Salz der Erde
    2 - Das Licht der Welt
    3 - Das Gold des Meeres

  • Mir hat der 3. Band der Fleury-Serie bisher am wenigsten gefallen, weil die Handlung bei weitem nicht so raffiniert aufbereitet ist wie in den beiden ersten Teilen. Die unvorhersehbaren, durchdachten Wendungen aus hoffnungsloser Lage habe ich diesmal sehr vermisst, außerdem ist mir das Städtchen Varennes-Saint-Jacques abgegangen. Der hohe Norden mit seinen kriegerischen Bewohnern hat mich nicht sonderlich fasziniert.
    Dennoch werde ich auch den im März 2018 erscheinenden 4. Band bestimmt lesen.

  • Varennes-Saint-Jacques Mitte des 13. Jahrhunderts:
    Mit beträchtlichem kaufmännischem Geschick gesegnet, ist Michel Fleury in die Fußstapfen seines berühmten Großvaters getreten, und führt die Handelsgeschäfte mit großem Erfolg. Seine jüngere Schwester Blanche hat das Talent ihres Vaters Rémy für die Buchmalerei geerbt, während ihr Zwillingsbruder Balian nichts rechtes mit sich anzufangen weiß.
    Das ändert sich jedoch schlagartig, als Michel auf einer Handelsreise nach London ermordet wird. Nun muss der für das Kaufmannsgeschäft gänzlich unbegabte jüngste Spross der Familie Fleury das Unternehmen leiten. Wenige Jahre später steht er vor dem Bankrott.
    Um seine Schulden tilgen und den Ruin der Familie doch noch abwenden zu können, fasst Balian einen riskanten Entschluss. Mit anderen Kaufleuten aus Varennes begibt er sich auf eine höchst gefährliche Handelsfahrt ins unbekannte Gotland.


    Der dritte Teil der Fleury-Saga ist sehr abenteuerlich ausgefallen, für meinen Geschmack beinahe schon etwas zu fantasievoll und vor allem zu kämpferisch. Ohne Unterlass werden Schwerter geschwungen, Kehlen aufgeschlitzt und Gliedmaßen abgehackt. Nach der Begegnung mit einem schändlichen Raubritter und der Schilderung aller nur erdenklicher Abscheulichkeiten der Deutschen Ordensritter geht es erst so richtig los mit Mord und Totschlag, Verrat und Intrigen.
    Mit seinen Protagonisten hat sich der Autor zwar redlich Mühe gegeben, dennoch sind einige von ihnen zu klischeehaft ausgefallen. Kein einziger angenehmer Charakterzug mildert deren Boshaftigkeit, wodurch sie nicht nur unsympathisch, sondern auch ziemlich unglaubwürdig wirken.
    Die Gegenden, in denen der Roman spielt, sind eher unbekanntes Territorium, werden aber sehr anschaulich beschrieben. Man kann sich einigermaßen gut vorstellen, wie es im 13. Jahrhundert in jenen dünn besiedelten Gebieten ausgesehen haben mag, wie beschwerlich und gefährlich Handelsfahrten dorthin waren. Aber auch der sprichwörtliche Reichtum der Gotlandfahrer wird dem Leser eindrucksvoll vor Augen geführt. Die sprachlichen Barrieren hat der Autor ebenfalls sehr gut herausgearbeitet, ebenso wie die Grausamkeit, den Kampfgeist, aber auch die Gastfreundschaft der baltischen und mongolischen Völker.
    Der Handlungsverlauf war für mich nicht immer logisch nachvollziehbar, da viele Ereignisse allzu sehr vom Zufall bestimmt werden und nicht unbedingt mit ihrer Glaubwürdigkeit überzeugen. Dennoch hat Daniel Wolf einmal mehr bewiesen, dass er sehr unterhaltsam zu erzählen versteht, ein guter Grund, ihm die eine oder andere gar zu fantastische Konstruktion zu verzeihen.

    Mich haben während der Lektüre also ganz unterschiedliche Gefühle bewegt. Einerseits zeugt die Geschichte von intensiver Auseinandersetzung mit Land und Leuten, andererseits wirkt manches gar zu weit hergeholt. Im großen und ganzen hat der Autor aber einen durchaus lesenswerten Roman vorgelegt, sofern man wildes Kampfgetümmel nicht scheut, und über einige inhaltliche Mängel und Schwächen hinwegzusehen vermag.

    Liebe Grüße von Lorraine :)


    "Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen." (Karl Kraus) :study: