Pierce Brown - Im Haus des Feindes / Golden Son

  • Kurzmeinung

    Traute
    Eine Menge Charakter, Gruppierungen, freunde, Feinde. nicht immer leicht da durchzublicken. Aber spannend. Cliffhanger!
  • Der Goldene Sohn
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
    Da es eine Weile her ist, dass ich den ersten Band der Trilogie gelesen habe, tat ich mich anfänglich etwas schwer damit, wieder in die Geschichte hinein zu finden - schließlich ist diese Welt irrsinnig vielschichtig und auch die Charaktere sind selten das, was sie oberflächlich zu sein scheinen... Manchmal kann einem da schon der Kopf schwirren!


    Aber es dauerte nicht lange, bis mich Darrows Geschichte wieder gefangen nahm, und dann war ich sehr beeindruckt von der enormen dramatischen Wucht, mit der sie sich entfaltet. Brutal, dreckig, gnadenlos, rasant... Unerbittlich und unaufhaltsam wie ein Erdrutsch reißen die Geschehnisse den Leser mit. und dennoch gibt es immer mal wieder Momente, wo sie sich entfalten wie ein eleganter Tanz aus Allianzen und Intrigen, Familien und Hauszugehörigkeiten, Verrat und Loyalität.


    Immer, wenn man glaubt, man hätte jetzt alles durchschaut, überrascht Pierce Brown einen wieder mit einer unerwarteten Wendung. Immer, wenn man sozusagen eine Schale der Geschichte abgeschält hat, stellt man fest, dass man noch lange nicht am Kern angekommen ist. Dabei folgt das Buch in meinem Augen niemals einem bekannten Schema, sondern liest sich immer originell und überraschend.


    Ich habe mich öfter bei dem Gedanken ertappt, dass Pierce Brown und George RR Martin sich die Hand reichen könnten. Zum einen, weil die Welt von "Red Rising" genauso komplex und dabei bis ins Kleinste durchdacht ist wie die Welt von "Das Lied von Eis und Feuer", und zum anderen, weil beide Autoren großartige Charaktere schreiben, denen sie nichts, aber auch wirklich nichts ersparen.


    Nicht nur, dass man sich niemals zu sicher sein sollte, dass ein wichtiger Charakter schon nicht sterben wird - man kann sich auch nicht darauf verlassen, dass die Hauptcharaktere moralisch immer über jeden Zweifel erhaben sind. Die Welt, in der sie leben, hat sie hart und grausam gemacht.


    Um das System zu unterwandern und zu zerstören, lässt sich Darrow auf das gnadenlose Spiel ein, das die Goldenen spielen, und dabei lädt er enorme Schuld auf sich. Unschuldige Menschen sterben, damit er seine Ziele erreichen kann, in großer Zahl. Ja, er leidet darunter, der Gedanke an die Opfer verfolgt ihn - aber er macht weiter, denn mit friedlichen Mitteln kann er das korrupte Regime der Goldenen nicht stürzen. Nicht immer konnte ich seine Entscheidungen verstehen oder gutheißen, aber im Grunde ist er ein guter Mann, der seine Welt zum Besseren verändern will.


    Gerade weil die Charaktere alle ihre Schattenseiten haben, fand ich sie interessant und glaubhaft geschrieben.


    Es gibt Liebesgeschichten, diese stehen aber nicht so sehr im Mittelpunkt, dazu sind die Charaktere viel zu beschäftigt mit Kriegen und Intrigen...


    Ich muss leider sagen, dass der Schreibstil in der deutschen Übersetzung viel an Sogkraft verliert - im Original ist er schlichtwegs atemberaubend, geradezu hypnotisch, und ich hatte durch die Sprache noch mehr den Eindruck, wirklich in einer ganz anderen Welt zu sein. Aber auch im Deutschen ist der Stil immer noch bildgewaltig und ungewöhnlich!


    Zitat:
    "Dann stehe ich allein da und horche auf den Ruf der tiefen Minen. Wind heult durch den Untergrund und singt sein trauriges Lied. Ich habe die Augen in der Dunkelheit geschlossen, stehe mit den Füßen im lockeren Boden. Mein Gesicht ist dem schwarzen Schlund zugewandt, der tief in die Eingeweide meiner Welt hineinreicht."


    Fazit:
    "Red Rising - Im Haus der Feinde" ist ein gelungener zweiter Band, mit wahnsinniger Sogkraft und jeder Menge Action. In meinen Augen war schon der erste Band großartig, aber Pierce Brown setzt hier noch einmal eine Schippe drauf!


    Die Charaktere könnten auch von George RR Martin sein - beeindruckend komplex, aber nicht unbedingt langlebig... Überhaupt ist "Red Rising" meiner Meinung nach sozusagen der dystopische Stiefbruder von "Das Lied von Eis und Feuer", was ich durchaus als Kompliment meine.


    Originelle Ideen, vielschichtige Charaktere, ein straffer Spannungsbogen und ein bildgewaltiger Schreibstil voller Atmosphäre - für mich ein absolutes Erfolgsrezept.

  • Beschreibung:


    Zwei Jahre ist es her, dass Darrow sich am Institut der Goldenen beweisen musste und als Sieger hervorging. Jetzt lebt er mitten unter ihnen, besitzt ein hohes Ansehen und soll sich als Lanzenreiter eine Flotte verdienen.


    Während Darrows Freunde zu ihm halten und für ihn auch durch's Feuer gehen würden, wächst die Zahl seiner Feinde, die den Höllentaucher unbedingt tot sehen wollen.


    Als die Ereignisse sich überschlagen, ist Darrow sich nicht mehr sicher, ob er sein Ziel erreichen wird und ob seine Freunde noch hinter ihm stehen, wenn sie erst einmal erfahren, dass er gar kein Goldener ist und eigentlich nicht zu ihnen und auch nicht in ihre Welt gehört.


    Persönliche Meinung:


    Die nächste Runde beginnt:
    Der Leser landet direkt in einer Schlacht, die sich dieses Mal aber nicht auf dem Mars und einem Spielfeld, sondern mitten im All auf Kriegsschiffen abspielt.
    Während man am Institut noch die Aufgabe hatte, seine Mitstreiter zu versklaven, geht es hier um Leben und Tod. ...


    In Band 2 der Red-Rising-Trilogie hat Darrow sich Stück für Stück zu einem meiner absoluten Lieblinge gemausert! Obwohl er von den anderen Figuren fast angehimmelt wird, hat Darrow gute und schlechte Seiten an sich. Auch seine Entscheidungen und Strategien gehen oft nicht so aus, wie er es sich wünscht und ziehen negative Ereignisse nach sich. Darrow verkörpert eine Figur mit viel Gefühl, Zweifel aber auch Grausamkeit. In ihm steckt eine richtige Persönlichkeit.


    Während ich im ersten Band von der Protagonistenzahl doch sehr überrollt wurde, gestaltet es sich hier wesentlich übersichtlicher und eine ganze Menge von ihnen gewinnt immer mehr an Farbe und Entwicklung hinzu.


    Ich glaube, ich durfte bislang nur einmal in eine Welt abtauchen, die so unglaublich vielschichtig ist wie diese. Eine Welt, in der es vollkommen unklar ist, wer am Ende noch an Darrows Seite steht und wer noch lebt oder stirbt.


    Um dem Leser die Verwirrung durch den ersten Band zu nehmen, gibt es in diesem Buch eine Legende, die die Rangordnung und Aufgaben der verschiedenen Farben darstellt. Zusätzlich auch noch eine kleine Zusammenfassung der wichtigsten Figuren.


    Ein Roman, der sehr blutig und brutal ist. In dem es fast kein Kapitel gibt, wo es nicht actionreich zur Sache geht!


    Der Schreibstil von Pierce Brown ist atemberaubend, unvergleichlich... einfach toll! Sehr flüssig und zugleich anspruchsvoll. Fast schon poetisch und trotzdem beinhaltet er sehr viele Kraftausdrücke, an die man sich aber gewöhnt!
    Hin und wieder haben mich die ganzen doch sehr ungewöhnlichen Namen gestört. Die jedoch hervorragend zum gesamten Setting passen.


    Ich bin schon so gespannt auf den letzten Band und freue mich sehr darüber, dass er bereits diesen Herbst erscheint!


    Rezension zu: Darrow / Red Rising Bd. 1


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
    Den letzten Stern hebe ich mir für den 3. Band auf :D

  • Rezension:
    Pierce Brown verliert auch in Teil 2 der Trilogie keine Zeit und schlägt gleich von Beginn weg ein hohes Tempo an. So finden wir uns schon auf den ersten Seiten in einer grossen Weltraumschlacht wieder. Und wer denkt, dass danach mal zwei Stufen runtergeschalten werden, irrt sich, irrt sich gewaltig. Es vergeht kaum ein Kapitel in dem nicht irgendetwas Aufregendes passiert. Das erinnert vom Aufbau der Geschichte ein wenig an die Bücher von Dan Brown. Immer gegen Ende der Kapitel passiert noch mal etwas aufregendes, gibt es noch mal eine Wendung in der Geschichte. Das mag vielleicht etwas effekthascherisch sein, mich hat es nicht gestört. Denn so schafft man es kaum das Buch zur Seite zu legen und man muss einfach wissen wie es weitergeht. Auch dass nicht jedes Klischee umschifft werden konnte und Darrow scheinbar, wie ein Jon Snow, auch aus jeder noch so brenzligen Situation auf irgendeine Art und Weise als Sieger rauszukommen scheint, stört nur am Rande und tut dem Spass keinen Abbruch.


    Trotz des hohen Tempos, man bekommt kaum eine Chance durchzuatmen, vergisst Pierce Brown seine Figuren nicht. Die bereits bekannten Charaktere werden vertieft und kriegen neue Nuancen zugeschrieben, während neue Personen behutsam und mit viel Geschick in das Universum eingeführt werden. Die Figuren sind faszinierend und ihr Handeln weit weg von simplem gut oder böse. Man kann ihre Beweggründe immer nachvollziehen, egal wie grausam es im ersten Blick auch erscheinen mag. Die Welt von Red Rising selbst begeistert zudem noch durch seinen Ideenreichtum und der durchdachten Weltenbildung mit seinen ganzen terraformten Planeten, Familien und Fraktionen bzw. Farben.


    Was Red Rising auch sonst vom sonstigem Sci-Fi Einheitsbrei unterscheidet ist seine bildgewaltige und poetische Sprache die sogar in der deutschen Übersetzung kaum an Faszination verliert. Pierce Brown beschreibt die Ereignisse so bildlich und wortgewannt, dass man sich der Geschichte kaum entziehen kann. Das macht das Lesen nur noch zu einem grösseren Genuss und lässt einem auch über die ganz wenigen Schwachpunkte hinwegsehen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "A reader lives a thousand lives before he dies. The man who never reads lives only one." - George R.R. Martin

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  • "Red Rising: Im Haus der Feinde" ist eine insgesamt gelungene Fortsetzung, aber es hat eine Weile gedauert, bevor ich mich richtig auf die Handlung einlassen konnte. Zu Beginn hatte ich den Eindruck, dass die Geschichte etwas zäh ist, obwohl einiges passierte. Keine Figur ist sicher und wie im Vorgänger werden die ganzen Probleme und persönlichen Schwächen schonungslos und fast schon brutal ausgeleuchtet. Charaktere werden geopfert, andere werden verletzt oder mit erschütternden Enthüllungen konfrontiert, sie verlieren Freunde und Verbündete. Trotz all dem konnte das Buch mich erst etwa bei der Hälfte richtig packen. Vielleicht lag es daran, dass die Geschichte zwei Jahre nach Ende des ersten Bandes einsetzt und ich somit das Gefühl hatte, etwas verpasst zu haben. Es mich ebenfalls ein wenig gestört, dass es ein paar Zeitsprünge zwischen den Kapiteln gab. So konnte Brown sich auf die wichtigsten Ereignisse konzentrieren und die Handlung rascher vorantreiben, doch ich hätte auch die Lernprozesse interessant gefunden. Man bekommt oft nur eine kurze Zusammenfassung, was in der Zwischenzeit passiert ist, und das war besonders dann schade, wenn das vorherige Kapitel eine bedeutsame Wendung versprach. Außerdem spielten die politischen Entscheidungen und Diskussionen eine wichtige Rolle, was notwendig war, mir allerdings etwas trocken vorkam.


    Besonders gefallen hat mir, dass der Protagonist schwierige Entscheidungen treffen musste und bereit war, Opfer zu bringen. Er trauert um die Freunde, die er verliert, und wägt nicht gerne ab, was mehr wert ist. Trotzdem tut er es, selbst wenn er auf Widerwillen stößt, und ich fand gut, dass der Autor diese Realität der Kriegsführung so ehrlich dargestellt hat. Ich hatte manchmal das Gefühl, dass es ihm zu leicht fällt, sich in einer Liga der mächtigsten Personen im Imperium zu behaupten, doch dann hat er wieder Rückschläge erlitten. Er gibt nie auf, verfolgt seinen Plan und passt sich so weit möglich an neue Umstände an, aber er ist nicht unfehlbar und keineswegs perfekt. Das fand ich wirklich gut und realistisch.


    Auch der zweite Band erzählt eine sehr komplexe Geschichte, die mit der kalten, harten Realität einer Rebellion umgeht und zugleich Momente liefert, die zu Tränen rühren können. Die erste Hälfte konnte mich zwar nicht ganz überzeugen, die zweite dagegen schon und gerade das Ende war sehr spannend und macht auf jeden Fall neugierig auf "Tag der Entscheidung".
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Carpe Diem.
    :study: Yrsa Sigurðardóttir - Gespenstisches Island

    2024 gelesen: 13 Bücher | gehört: 4 Bücher