Peter Schmidt - Ein Kaktus zum Valentinstag

  • der Autor:
    Dr. Peter Schmidt kam 1966 in Peine zur Welt. Er wuchs im Peiner Land auf, studierte anschließend Geophysik an der TU Clausthal und promovierte 1994 zum Dr. rer. nat. an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel. Danach arbeitete er als Geophysiker bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover. 1998 wechselte er in die IT-Branche. Seither arbeitet er im Rhein-Main-Gebiet für die Software-Abteilung eines großen Pharma-Konzerns. Schmidt ist Autist mit einem ausgeprägten Asperger-Syndrom. 2012 debütierte er als Buchautor mit seiner bei Patmos erschienenen Autobiografie „Ein Kaktus zum Valentinstag“. Das Buch wurde zum Spiegel-Bestseller.


    Klappentext:
    Ein Autist und die Liebe? Das ist wie ein schwarzer Schimmel. Unmöglich. Doch Dr. Peter Schmidt wünscht sich eine Familie und so verfolgt er sein Ziel mit wissenschaftlicher Akribie und ungewöhnlichen Mitteln. Menschen betrachtet er lieber von hinten, weil er Hosennähte spannender findet als Gesichter. Mimik kann er nicht deuten und die Regeln des Flirts und des gepflegten Small Talks sind ihm ein Rätsel. Also analysiert er Liebesfilme, erstellt Liebesdiagramme und führt bei geeigneten Kandidatinnen Fahrradausdauer- und Tropentauglichkeitstests durch - bis er die Auserwählte zum Tanz auffordert. Denn schließlich soll die Liebe ja ein Leben lang - und auch auf Reisen! - halten.


    meine Meinung:
    Der Autor erzählt uns seine Geschichte in der Ich-Form.
    Am Ende sind noch ein paar persönliche Fotos von ihm und seiner Familie eingefügt.
    Beinhaltet ist der Zeitraum von 1985 bis 2007, beginnend am letzten Tag der Gymnasialzeit des Autors.
    Perfekt zusammengefasst, zitiere ich hier die ersten Sätze des Vorwortes:

    Zitat von Peter Schmidt

    Liebe Leserinnen und Leser! Vor Ihnen liegt eine außergewöhnliche Liebesgeschichte, geschrieben aus der Perspektive eines autistischen Menschen.

    Schon immer hat er gemerkt, dass er „anders“ ist, ohne zu wissen, warum er so ist und ob er dies ändern kann. Allerdings hat ihn dies nie weiter gestört, da er sich gut mit seiner Umwelt arrangieren konnte. Rückhalt bekam er dabei von seinen Lehrern und vor allem von seinen „ Papamamas“. Als Jugendlicher jedoch beschließt er, dass er nicht alleine leben möchte. Und hier beginnt das Abenteuer seines Lebens. Zielstrebig versucht er herauszufinden, welche Frau zu ihm passt und vor allem, wo er diese findet und wie die korrekte Vorgehensweise vor bzw. in einer Beziehung ist. Dabei steht ihm immer wieder sein „Handicap“ im Weg. Teilweise ist er voller Verzweiflung, aber dann auch wieder in großer Euphorie. Gegen alle seine inneren Mauern ankämpfend, behält er jedoch immer seinen eisernen Willen und gibt nicht auf. Und er wird reichlich dafür belohnt und hat das Glück, eine tolle Frau und zwei wundervolle Kinder zu bekommen. :) Für ihn und seine Familie bedeutet dies zwar immer wieder harte Arbeit und viele Kompromisse, aber gleichzeitig kann diese Lebensgeschichte andere Betroffene und ihre Familien ermutigen und auch als Beziehungsratgeber dienen. :thumleft:
    Der Autor hat eine angenehme Schreibweise. Beeindruckt hat mich immer wieder die sehr kreative Satz- und Wortwahl. Er hat im Laufe seines Lebens für viele Worte wie z. B. Personen, Verben und auch Stimmungen eigene Begriffe gebildet, die selbsterklärend einfach und ebenso perfekt passend sind. :) Der Schreibstil ist angenehm und die Biografie lässt sich sehr flüssig lesen. Teilweise taucht man so tief in die Geschichte ein, dass man vergisst, dass es sich um eine Biografie handelt.
    Der Autor gibt uns einen sehr interessanten Einblick in die Psyche und die Gefühlswelt eines Autisten und zeigt die Sicht auf das Leben und die Liebe aus seiner Perspektive. Dies macht die Geschichte einzigartig und zeigt, dass jeder die Chance und das Recht auf ein normales und glückliches Leben hat und dabei unterstützt und gefördert werden sollte. Niemand darf unterschätzt und ausgegrenzt werden.
    Ich wünsche dem Autor noch ganz viele glückliche Jahre im Kreise seiner Familie und Freunde und hoffe, dass er mit seiner Lebensgeschichte anderen Betroffenen Mut machen und ein Vorbild sein kann. :thumleft:
    Eine Frage stellte sich mir beim Lesen immer wieder: Was ist eigentlich „normal“ und wer legt fest, was „normal“ ist?!


    Bewertung:
    Das Lebensmotto des Autors lautet:

    Zitat von Peter Schmidt

    Wo ein Wille ist, gibt es einen Weg. Und wer neue Wege gehen will, muss ohne Wegweiser auskommen!

    Diese Autobiografie ist sehr lesens- und empfehlenswert. :thumleft: Nicht nur für Betroffene und ihre Familien, sondern auch im Blick auf Lebenshilfe, Toleranz und dem Miteinander in unserer Gesellschaft. Gleichzeitig beinhaltet sie eine Liebesgeschichte und einige interessante Einblicke in das Leben eines Teenagers auf dem Weg zum Mann (mit allen Höhen und Tiefen, teilweise auch unabhängig vom Autismus).
    Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung! :thumleft:
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Liebe Grüße von Pippilotta :-) :winken:


    Fernsehen bildet. Immer wenn der Fernseher an ist, gehe ich in ein anderes Zimmer und lese.
    Groucho Marx

    Ich :study: gerade:
    Barry Jonsberg - Das Blubbern von Glück
    Bill Bryson - Eine kurze Geschichte von fast allem

  • Autor: Peter Schmidt:
    Titel: Der Junge vom Saturn - Wie ein autistisches Kind die Welt sieht
    ISBN: 978-3-8436-0390-4
    Seiten: 232
    Verlag: Patmos


    Autor:
    Dr. Peter Schmidt ist promovierter Geophysiker und IT-Experte. Seine Leidenschaft gilt den Vulkanen, Wüsten und Planeten. Mit 41 Jahren entdeckte er durch Zufall, dass er Autist mit ausgeprägten Asperger-Syndrom ist. In den Bereichen Mathematik, Naturwissenschaften ist er hochbegabt, menschliche Kommunikation ist ihm hingegen oft ein Rätsel. Mit seiner Familie lebt er in Gadenstedt im Peiner Land. Seine Bücher sind mehrfache Bestseller.


    Inhalt:
    Ein Autist und die Liebe? Das ist wie ein schwarzer Schimmel. Unmöglich. Doch Dr. Peter schmidt verfolgt seinen Traum von der großen Liebe beharrlich, mit wissenschaftlicher Akribie und ungewöhnlichen Mitteln. (Klappentext)


    Rezension:
    Wer an Autisten denkt, hat vielleicht den Jungen aus den Film "Mercury Puzzle" im Kopf, doch die allermeisten Betroffenen wissen nicht einmal selbst, dass sie Autisten sind. Sozial eingeschränkt agieren sie auf ihren Interessensgebieten, später in beruflichen Nischen erfolgreich. Zumindest so lange, wie die fehlenden Soft Skills es nicht verhindern. Im Privatleben allerdings, habert's. Schwer ist es, engere Freundschaften zu schließen, Small Talk oder auch nur Blickkontakte zu halten. Dazu kommen seltsam wirkende Gewohnheiten und Rituale, die den Alltag kontrollierbar machen, jedoch auf die Außenwelt mehr als merkwürdig wirkt. Über seine Erfahrungen und der Suche nach der großen Liebe, den Überwinden großer und kleiner Hindernisse unter Nutzung ostpreußischer Flirtkunde berichtet der Autist und Geophysiker Peter Schmidt in seinem zweiten Buch.


    Eigentlich ein spannendes Thema, zumal in einem etwas weniger störenden Erzählstil gehalten als sein Erstlingswerk, gibt der Autor uns einen spannenden Einblick in schwer zu überwindende Schwellen, denen Asperger-Autisten psychisch ausgesetzt sind, und die das Privatleben unheimlich kompliziert machen. In kompakter Schreibweise und kurzen Kapiteln erläutert er seine systematische Suche nach Liebe, die an sich keiner erklärung bedarf, für ihn aber schwer zu fassen ist. Alleine dies aufzuschreiben, muss eine Überwindung gewesen sein, zumal er nicht wenige Leser ob seiner Ansichten vor den Kopf stoßen dürfte. Man denke nur an die Szene, wo er eine Wegstrecke Auto fährt, obwohl seinen Kindern schlecht wird. Unterbrechungen bedeuten Niederlagen, zu der auch der "Kampf" ums Hühnerbein zu Weihnachten gerät.


    Trotzdem ist der Text immer noch sehr sperrig gehalten, wirkt selbst für die jenigen schwierig, die sich mit der Thematik, nein, nicht Liebe sondern Autismus, auskennen, Regelrecht ermüdend sind Abschnitte, die sich mit hoch systematisch interessanten Überlegungen abwechseln. Sie reichen jedoch nicht unbedingt aus, einen Leser bei der Stange zu halten. Da muss schon sehr großes Interesse, entweder an den Menschen, sprich Autoren, vorhanden sein oder der Thematik Asperger-Autismus, die in anderen Büchern wesentlich fassbarer und näher gebracht wird. Ganz überzeugend ist das nicht. Unbefriedigt bleibt man als Leser zurück. Etwa so, wie die vom Aspeger-Syndrom Betroffenen im Umgang mit "normalen" Menschen. Schade.