Jockel Tschiersch - Grüner wird´s nicht, sagte der Gärtner und flog davon

  • der Autor:
    Jockel Tschiersch wurde 1957 in Weiler im Allgäu geboren und begann seine Karriere vor über 25 Jahren auf Münchner Kabarett-Bühnen. Dort nahm er auch Schauspielunterricht und arbeitet seit dieser Zeit hauptsächlich als Schauspieler bei Film und Fernsehen sowie in Gastrollen auch im Theater. Auf der Bühne steht er zur Zeit mit dem Soloprogramm "Pubertät mit 50". Jockel Tschiersch lebt in Berlin. Nach „Rita und die Zärtlichkeit der Planierraupe“ ist dies ein zweiter Roman bei Goldmann.


    Klappentext:
    Georg Kempter ist Gärtner in einer Allgäuer Kleinstadt: jeden Tag schuftet der maulfaule Schorsch bis zum Umfallen, aber das Geld ist knapp. Seine Tochter will Kunstmalerin werden, der Vater humpelt meckernd zwischen den Beeten herum, und mit seiner Frau Monika spricht Schorsch nur noch das Allernötigste. Das Einzige, was ihm Freude macht, ist seine alte Piper J3, mit der er jeden Sonntag durch die Gegend fliegt. Das könnte ewig so weitergehen, doch dann missfällt dem Chef des Golfplatzes, den Schorsch angelegt hat, der Grünton: Schorsch bleibt auf seiner Rechnung sitzen. In aller Herrgottsfrühe hockt er sich in sein Flugzeug und fliegt einfach davon. Es beginnt eine Reise, die ihn an ungekannte Orte führt - und mit jedem Start und jeder Landung öffnet der Gärtner ganz langsam sein Herz wieder für das, was man eine Ahnung von Glück nennt …


    meine Meinung:
    Einen gewissen Charme hat die Geschichte auf jeden Fall. Wobei dieser eigentlich nicht von Georg „Schorsch“ ausgeht. Vielmehr sind es die Nebenfiguren, die für den nötigen Handlungsbogen sorgen. Georg reist zwar abenteuerlich quer durch Deutschland und erlebt dabei skurrile Situationen und interessante Begegnungen, bleibt dabei aber mehr der Reiseleiter. Er ist dabei, aber mehr eben auch nicht. :| So hat mich seine Lebensgeschichte nicht weiter berührt. Auch die Auflösung warum er so ist, wie er eben ist, war zwar interessant, aber nicht unbedingt nachzuvollziehen und hat mich kaum berührt. Interessanter waren hier für mich seine Frau und seine Tochter. Philo(mena), eine junge Frau, die er auf seiner Reise trifft und eine Zeit lang auch mitnimmt, ist für mich das eigentliche Highlight der Geschichte. 8) Sie ist authentisch und ihre Geschichte gut dargestellt.
    Der Schreibstil ist flüssig und die Geschichte lässt sich gut lesen. Etwas störend war der eingebaute Dialekt Schorschs. Mal spricht bzw. denkt er in Hochdeutsch und mal wieder in seinem Dialekt. :roll: Eine klare Linie (egal wie) wäre hier wiederum authentischer gewesen.
    Der teilweise durchkommende schwarze Humor hat mir sehr gut gefallen. :twisted:


    Das Ende der Geschichte passt, aber wird zu schnell und recht oberflächlich abgehandelt.


    Bewertung:
    Die Geschichte bleibt doch recht oberflächlich und ist nur dank der Nebenpersonen lesens- und empfehlenswert. Der Selbstfindungstrip Schorschs hätte mehr ausgebaut und tiefgründiger erzählt werden müssen. Darauf habe ich die ganze Zeit gewartet, aber es kam dazu leider nicht viel. :|
    Nicht nur für Flugbegeisterte und Hobbyflieger interessant sind die zahlreichen Passagen über Schorschs Flugzeug (eine Piper J3C, Baujahr 1946) und die Fliegerei. :thumleft: Hier merkt man, dass der Autor selbst gerne fliegt.
    Für zwischendurch ist die Geschichte auf jeden Fall gut geeignet. Allerdings darf man keine tiefgründige Geschichte erwarten. Trotzdem plätschert die Handlung beim Lesen angenehm vor sich hin.
    Wer trotzdem neugierig geworden ist und den Autor mal probieren möchte, dem empfehle ich seinen Erstling „Rita und die Zärtlichkeit der Planierraupe“. :thumleft: Der Handlungsbogen ist ähnlich, die Geschichte aber um einiges besser.
    Trotzdem ist auch die hier vorliegende Geschichte lesenswert und bekommt von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: .

    Liebe Grüße von Pippilotta :-) :winken:


    Fernsehen bildet. Immer wenn der Fernseher an ist, gehe ich in ein anderes Zimmer und lese.
    Groucho Marx

    Ich :study: gerade:
    Barry Jonsberg - Das Blubbern von Glück
    Bill Bryson - Eine kurze Geschichte von fast allem

  • Hi Pippilotta,


    zuvor hätte mich die Geschichte, rein von der Kurzbeschreibung und von der Idee des "Selbstfindungstrips" her, sehr angesprochen. Nun bin ich mir aber nicht sicher, ob ich es lesen soll, irgendwie klingt es deiner Beschreibung nach nun nicht sooo genial wie man sich das vielleicht vorstellt :D Kennst du vielleicht andere, ähnliche Bücher, die ich lesen könnte, abgesehen vom Erstlingswerk des Autors?


    LG Buechersissi :winken:

  • @Buechersissi, bitte nicht falsch verstehen, die Geschichte ist durchaus lesenswert. Mir hat eben nur die Tiefe und etwas mehr Ernsthaftigkeit gefehlt. Und Schorsch, mit dem ich mich nicht so richtig anfreunden konnte. :roll:


    Zum Thema "Selbstfindungstrip" fallen mir einige Bücher ein. Hier ein paar, die mir richtig gut gefallen haben:
    Rachel Joyce - Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry
    Diana Rosie - Albertos verlorener Geburtstag
    Nancy Grossman - Draußen wartet die Welt
    Ron McLarty - Die unglaubliche Reise des Smithy Ide
    Silke Schütze - Rosmarintage
    Robert Seethaler - Die Biene und der Kurt

    Liebe Grüße von Pippilotta :-) :winken:


    Fernsehen bildet. Immer wenn der Fernseher an ist, gehe ich in ein anderes Zimmer und lese.
    Groucho Marx

    Ich :study: gerade:
    Barry Jonsberg - Das Blubbern von Glück
    Bill Bryson - Eine kurze Geschichte von fast allem