Teresa Simon - Die Holunderschwestern

  • 2015. Katharina betreibt mit ihrer Freundin Isi in München eine Restaurationswerkstatt und liebt ihre Arbeit mit Holz sehr. Eines Tages steht ein attraktiver Engländer namens Alex Bluebird vor ihr, der extra aus London angereist ist, um ihr die alten Tagebücher ihrer Urgroßmutter Fanny überreichen zu können, die sich seit Jahrzehnten im Besitz seiner Familie befinden. Kaum hat Katharina sich in die Tagebücher eingelesen, ist sie von der dort enthaltenen Geschichte seltsam berührt und fasziniert. Sie versucht, innerhalb ihrer eigenen Familie Antworten auf ihre Fragen zu erhalten, doch wird sie von ihrer Mutter ebenso wie von ihrer Tante immer wieder abgefertigt. So bleibt ihr nur ihre eigene Recherche. Wird ihr der junge Engländer Alex behilflich sein können?


    1918. Die junge Fanny flüchtet vom ländlichen Weiden in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in die Großstadt München, wo ihr älterer Bruder Georg ihr eine Anstellung in einer Weißnäherwerkstatt besorgt hat. Sie will sich endlich von ihrer Familie und vor allem von ihrer sehr anhänglichen Zwillingsschwester Fritzi abnabeln, um auf eigenen Füßen zu stehen, aber anstatt zu nähen, möchte Fanny lieber kochen. Da kommt ihr der Zufall zu Hilfe und sie erhält die Möglichkeit, in einem Haushalt die Küche zu übernehmen und gleichzeitig auch in einer Künstlerwohnung für das leibliche Wohl der Gäste zu sorgen. Durch ihre Arbeit trifft sie viele interessante Menschen, von denen viele enge Freunde werden. Aber sie hat die Rechnung ohne ihre Zwillingsschwester gemacht, die eines Tages einfach vor ihrer Tür steht, um zu bleiben. Was werden die beiden Schwestern alles erleben?


    Teresa Simon hat mit ihrem Buch „Die Holunderschwestern“ einen sehr unterhaltsamen, fesselnden und gleichzeitig spannenden Familienroman vorgelegt, der den historischen Handelsstrang mit dem gegenwärtigen auf wunderbare Weise miteinander verstrickt. Der Schreibstil ist herrlich flüssig, macht regelrecht süchtig, denn man wird schon beim Prolog in die Geschichte hineingesaugt und kann sich von den Seiten nicht lösen. Der Leser bekommt bei der Autorin den Platz des unsichtbaren Statisten, der sowohl an der Seite von Katharina als auch von Fanny jeden Gedanken und jede Gefühlsregung der Frauen miterlebt und oftmals laut eingreifen möchte, um zu warnen oder zu unterstützen, um zu trösten oder einen Schubs zu geben. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin sehr gut recherchiert und mit der Handlung verflochten, wobei erwähnt werden muss, dass viele Details autobiografische Züge haben, die die Autorin aus ihrem engen Umfeld in den Roman hineingetragen hat. Sehr gut werden auch die Lebensumstände sowie die politischen Ereignisse und die Künstlerszene der damaligen Zeit dargestellt, so dass der Leser ebenfalls animiert wird, weiter zu recherchieren und sich mehr Informationen anzulesen. Der Spannungsbogen wird schon im Prolog aufgebaut, animiert er doch den Leser zum ständigen Rätseln, was es mit diesen Briefzeilen wohl auf sich hat, und wird bis zum Ende immer mehr gesteigert. Die Handlung selbst wird in zwei Ebenen erzählt, der eine behandelt Katharina in der Gegenwart und der andere, der sich durch die kursive Schrift unterscheidet, schildert die Erlebnisse von Fanny in der Vergangenheit.


    Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet worden, sie haben Ecken und Kanten, wirken wie Menschen von nebenan und wirken gerade deshalb so lebendig und authentisch, als würde man sie seit Ewigkeiten kennen. Deshalb fühlt man sich beim Lesen des Buches auch so wohl, denn sowohl Katharina als auch Fanny sind so sympathisch und liebenswert, dass sie wie Familienmitglieder wirken. Katharina ist eine bodenständige junge Frau, die ihre künstlerische Arbeit sehr liebt. Sie leidet unter der strengen und kühlen Mutter, der sie es nie recht machen kann, doch ihr Vater kompensiert einen Teil, denn er ist ein liebvoller Mann, der ihr jedes Verständnis entgegen bringt. In Isi hat Katharina einen Gegenpol zur Freundin. Während Katharina oftmals Selbstzweifel hegt und sich nach der großen Liebe und einer eigenen Familie sehnt, ist Isi quirlig und ein Hans-Dampf in allen Gassen. Aber gerade dieser Gegensatz ist gut für ihre Freundschaft, sie ergänzen sich im positiven Sinne. Fanny ist Katharina sehr ähnlich, sie steht ebenso mit beiden Beinen auf dem Boden, ihre Wünsche sind die einer normalen Frau. Dabei ist Fanny eine sehr hilfsbereite und sympathische Frau, die ihren Platz im Leben sucht. Sie hat keine Vorurteile und durch ihre freundliche Art gewinnt sie schnell die Herzen der Menschen, die ihr begegnen. Ihre Zwillingsschwester Fritzi ist das komplette Gegenteil, sie wirkt künstlich, aufgesetzt und immer auf ihren Vorteil bedacht. Neid und Missgunst machen sie in den Augen der Leser schnell unsympathisch, auch ihre fordernde und vereinnahmende Art lässt das Gefühl von Platzangst aufkommen sowie unter ständiger Beobachtung zu stehen. Fritzi will alles für sich und das sofort, dabei ist ihr völlig gleich, wem sie dadurch Schaden zufügt. Auch die Nebenrollen, die in diesem Buch hauptsächlich von den Männern besetzt sind, geben der Haupthandlung durch ihre Geschichten und Episoden einen wunderbaren Rahmen.


    Ebenfalls erwähnt werden muss die liebevolle Ausgestaltung des Buches, das schon durch ein wunderschönes Cover besticht, aber auch das Nachwort der Autorin mit begleitenden Erklärungen und die vielen leckeren Rezepte, die es sich auszuprobieren lohnt. Mehr als einmal hat man während der Lektüre Heißhungerattacken und würde sich am liebsten mit den Protagonisten an einen Tisch setzen.


    Mit „Die Holunderschwestern“ hat Teresa Simon einen sehr fesselnden Familienroman vorgelegt, der sowohl Geheimnisse, Liebe, Verrat, geschichtlichen Hintergrund und besondere Küchenhighlights in sich vereint. Alle, die sich gern von Büchern verzaubern lassen wollen oder sich ein Kopfkino der besonderen Art wünschen, sollten an diesem Buch nicht vorbeigehen. Absolutes Leseerlebnis und Highlight des Sommers 2016! Unbedingt lesen!!!


    Mehr als :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: geht leider nicht, hätte noch mehr verdient!!!

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Kurzbeschreibung:
    München 1918. Die junge Fanny – Franziska – sitzt im Zug nach München und will der Provinz entfliehen. Ihre sensible Zwillingsschwester Friederike musste sie zurücklassen. Als die reiche Witwe Dora mit ihren beiden Kindern zusteigt, ahnt Fanny noch nicht, dass ein tragisches Schicksal seinen Anfang nimmt. München 2015. Katharina erhält einen Brief aus London: In einem Archiv wurden Tagebücher ihrer Urgroßmutter Franziska gefunden. Katharina wird neugierig. Wie kommt es, dass die Aufzeichnungen ihrer Urgroßmutter, einer einfachen Köchin, in London verwahrt werden? *Quelle*


    Zur Autorin:
    Teresa Simon ist das Pseudonym einer bekannten deutschen Autorin. Sie reist gerne (auch in die Vergangenheit), ist neugierig auf ungewöhnliche Schicksale, hat ein Faible für Katzen, bewundert alles, was grünt und blüht, und lässt sich immer wieder von stimmungsvollen historischen Schauplätzen inspirieren.


    Meinung:
    Mit Die Holunderschwestern legt Teresa Simon ihren 2. Roman nach Die Frauen der Rosenvilla vor, der mich letztes Jahr begeistern konnte. Somit musste auch dieser gelesen werden, der dem Erstlingswerk in keinster Weise nachsteht.


    Der Roman wird abwechselnd auf zwei Zeitebenen erzählt, einmal in der Gegenwart im Jahr 2015 und einmal beginnend Ende des Jahres 1918 bis 1936.


    In der Gegenwart betreibt Katharina Haidt mit ihrer Freundin Isi eine kleine Möbelrestaurationswerkstatt in München. Ihr großes Hobby ist das Kochen, das sie von ihrer Urgroßmutter Fanny vererbt bekommen hat und deren handgeschriebenes Rezeptbuch sie gern zu Rate zieht. Eines Tages steht Alex Bluebird vor ihrer Tür, der ihr Fannys Tagebücher aus London mitbringt, in denen Katharina bald einige wohlgehütete Familiengeheimnisse präsentiert werden.


    In der Vergangenheit lernt der Leser Katharinas Urgroßmutter Fanny kennen, die ihr Elternhaus im ländlichen Weiden in der Oberpfalz verlässt und nach München geht, um dort eine Stelle als Weißnäherin anzutreten. Ihr ist dieses Handwerk verhasst, vielmehr würde sie lieber ihr Hobby, das Kochen, zum Beruf machen, wozu sie eher unvorhersehends die Chance erhält. Bei der jüdischen Familie Rosengart wird sie bald unentbehrlich. Später folgt ihr dann auch Zwillingsschwester Fritzi nach München, die das komplette Gegenteil von Fanny ist. Aufgeschlossen und keck will sie die Welt erobern.


    Teresa Simon verbindet Gegenwart und Vergangenheit der Familie Haidt gekonnt und spannend. Vor allem die eingestreuten Tagebucheintragungen von Fanny waren fesselnd zu lesen und die historischen Aspekte gut recherchiert. Der Umbruch vom Kaiserreich zur Republik und später die Machtergreifung Hitlers wurden stimmig und authentisch mit in die fiktive Familiengeschichte eingeflochten, die von Teresa Simons Großmutter inspiriert wurde.


    Auch darf natürlich das ein oder andere Familiengeheimnis nicht fehlen, das mir bei dieser Art von Roman immer wieder gut gefällt. Die Lösung dessen war zwar schon bald klar, doch das tat dem Ganzen keinen Abbruch. Daher kann ich diese Familiengeschichte für interessierte Leser, die z.B. auch die Bücher von Lucinda Riley lieben, unbedingt weiterempfehlen. Im Anhang finden sich außerdem noch ein erläuterndes Nachwort der Autorin und Fannys bayerische Rezepte zum Nachkochen.


    Fazit:
    Die Holunderschwestern ist ein rundum gelungener generationenübergreifender Familienroman, der angenehme Lesestunden beschert und auch durch gut recherchierte historische Aspekte überzeugen kann. Leseempfehlung!


    Wertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Mein Fazit:


    Als erstes möchte ich mich bei der Autorin ganz herzlich für das zur Verfügung gestellte Rezie-Exemplar bedanken. Nach „Die Frauen der Rosenvilla“ war ich schon sehr neugierig auf die Geschichte von Katharina, Fanny und Fritzi.


    Wenn man den anderen Roman zuvor gelesen hat, wird man bei diesem schnell feststellen, dass die Grundstruktur einander ähneln. Eine junge Frau mit einem ungewöhnlichen Beruf, alleinstehend, wissend um einige Familiengeheimnisse, die dann durch auf Tagebücher oder Briefe von längst verstorbenen Verwandten stößt. Und natürlich ein attraktiver Fremder, der in irgendeiner Form in die Familiengeheimnisse verwickelt ist!


    Ja, die Ähnlichkeiten haben mich dann erst einmal etwas gebremst, aber ich war dennoch neugierig, was es damit auf sich hat. Und so ließ ich mich auf eine Geschichte ein, die sowohl historisch bedeutende Elemente hat als auch persönliche Einflüsse der Autorin beinhalten. Nicht zuletzt Fanny zog mich in ihren Bann, die unbeirrt ihren Weg geht, sich ihrer Einfachheit stets bewußt ist und sich somit über alles erfreuen kann, was ihr Gutes widerfährt. Viel ist es allerdings nicht, denn ihr Leben ist voller Entbehrungen und von Vernunft getragene Entscheidungen. Entscheidungen, die bis in die Gegenwart reichen und somit Katharinas Bild von ihrer Familie gehörig auf den Kopf stellt.


    Ab ungefähr der Mitte des Buches hatte ich eine Ahnung, die sich letztendlich als richtig erwies. Doch der geneigte Leser bzw. die geneigte Leserin muss fast bis zum Schluss warten, ehe die richtige Auflösung zu Tage kommt. Das Ausmaß der Konsequenzen entfaltet sich in seiner Gänze und das hat mich schon sehr berührt. Die damalige Zeit, so kurz nach dem Krieg, der politische Umbruch, der Aufstieg der Nationalsozialisten und die daraus folgenden Konsequenzen, wurden eindringlich erzählt und beschrieben, so dass ich mir ein gutes Bild der damaligen Zeit machen konnte. Gelegentlich war die Atmosphäre schon dicht beschrieben und ich fühlte mich, als wäre ich mitten drin – statt nur dabei. Die Persönlichkeiten haben ihren Platz zur freien Entfaltung bekommen und ich konnte sie mir nicht nur bildlich vorstellen, sondern habe auch mit ihnen empfunden und gelitten. Denn die meisten Figuren sind sympathisch und wirken durchaus authentisch.


    Obwohl es für mich ein kleines bisschen vorhersehbar war, konnte ich mich der tragischen Geschichte um Fanny und Fritzi nicht entziehen und vergebe die verdienten 5 Sterne mit einer klaren Lese-Empfehlung.

  • Die Autorin (Quelle: Hugendubel)


    Teresa Simon ist das Pseudonym einer bekannten deutschen Autorin, die mit ihrem Mann in München lebt. Sie reist gerne (auch in die Vergangenheit), ist neugierig auf ungewöhnliche Schicksale, hat ein Faible für Katzen, bewundert alles, was grünt und blüht, hat sich schon seit Jugendtagen für die aufregende Geschichte der Schokolade interessiert - und liebt die wunderschöne Elbmetropole Dresden, aus der ein Teil ihrer mütterlichen Linie stammt.



    Produktinformation



    • Taschenbuch: 512 Seiten
    • Verlag: Heyne Verlag (13. Juni 2016)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3453419235
    • ISBN-13: 978-3453419230




    Eine verzwickte Familiengeschichte


    1936. Prolog. Eine Frau macht einer anderen schriftlich ein Geständnis und bittet sie um Vergebung….


    Mai 2015. Katharina Raith erhält überraschenden Besuch aus England. Ein ihr unbekannter Mann, der jedoch von ihrer Urgroßmutter sprach…. Und er hatte ihr etwas von ihr mitgebracht: Ihre Tagebücher….


    Katharina war Möbelrestauratorin und führte mit ihrer Freundin Isi zusammen ein Geschäft. Isi war von einem Ausflug aufs Land zurück nach München gekommen, und berichtete freudenstrahlend von einem alten Laden, den sie gefunden hatte du den sie ihrer Meinung nach unbedingt kaufen mussten…


    1918 München. Fanny Haller war von zu Hause, vor ihrem Vater und auch vor ihrer über alles geliebten Zwillingschwester geflohen. Georg, ihr Bruder, hatte ihr dazu verholfen. Doch in München lief nicht alles so wie gewünscht. Zum Glück hatte sie unterwegs im Zug eine jüdische Frau mit ihren Kindern kennen gelernt. Von denen versprach sie sich jetzt Hilfe….


    2015. Nach einigem Hin und Her war der Laden – obwohl der Enkel des Mannes, der ihn gehütet hatte nicht verkaufen wollte – doch in ihrem Schuppen/ihrer Werkstatt gelandet. Und Katharina fand unter einer Schublade eine Kostbarkeit….


    Aus den Tagebüchern ihrer Urgroßmutter erfuhr Katharina so einiges und sie konnte nicht mehr aufhören zu lesen…


    Welches Geständnis macht die Frau? Was muss die andere ihr vergeben? Wer ist der Mann, der Katharina aufsuchte? Woher wusste er von ihrer Urgroßmutter Fanny? Wie waren deren Tagebücher nach England gekommen? Warum wollte Isi unbedingt den Laden kaufen und restaurieren? Was passierte Fanny in München? Ging es ihr bei der Arbeitsstelle, die ihr Bruder ihr verschafft hatte, nicht so gut? Würde die junge Jüdin, die ihre Freundin geworden war, ihr helfen? Was fand Katharina unter der Schublade des Ladens? Was erfuhr Katharina aus den Tagebüchern ihrer Uroma? Alle diese Fragen - und noch viel mehr – beantwortet dieses Buch.




    Meine Meinung


    Das Buch ließ sich sehr gut lesen. Keine Unklarheiten störten den Lesefluss, denn der Schreibstil der Autorin ist unkompliziert, so wie ich es liebe. Ich mag es gar nicht, wenn ich mich immer wieder fragen muss, was ein/e AutorInn mit diesem oder jenem Wort/Satz gerade meint. Dem war hier nicht so. In der Geschichte war ich schnell drinnen, konnte mich auch gut in die Protagonisten hineinversetzen. Ich habe mich für Fanny gefreut, dass sie in der Jüdin Alina eine so gute Freundin gefunden hatte. Und ich war über Fannys Schwester entsetzt, die darauf so eifersüchtig reagierte. Das Buch hat mich gefesselt, so dass ich es in einem Rutsch gelesen habe. Dem Geheimnis, das sich am Schluss schriftlich auflöste, war ich allerdings schon sehr viel früher auf der Spur und hatte auch schon früher Gewissheit. Mehr möchte ich dazu nicht schreiben, das wäre gespoilert. Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen und mich sehr gut unterhalten gefühlt. Es hat mir super gefallen und ich kann es auf jeden Fall weiterempfehlen. Von mir die volle Bewertungszahl.

    Liebe Grüße
    Lerchie



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    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Meine Meinung:
    Fanny und Fritzis Geschichte spielt zwischen 1918 und 1937 in München. Fanny will in der Stadt alleine und ohne Fritzi ein neues Leben anfangen, doch da hat sie die Rechnung ohne Fritzi gemacht. Es wird turbulent in allen Bereichen.
    Die Geschichte der Zwillingsschwestern bekommt der Leser durch ein Tagebuch mit, welches die Restauratorin Katharina von einem Engländer überreicht bekommt. Eine der Schwestern ist Katharinas Urgrossmutter und sie freut sich über die unerwartete Lektüre. Der Engländer, Alex Bluebird, hat es ihr auch angetan...


    Der Roman hinterlässt mich zwiegespalten. Einerseits lese ich nicht gerne Romane, die in Kriegszeiten oder der Nazizeit angesiedelt sind. Ich merkte erst zu spät, dass diese in der vorliegende Geschichte ein Hauptthema ist. Deshalb blieb das Buch monatelang ungelesen auf meinem SuB. Als ich dann endlich zu lesen anfing, kam ich auch nicht wirklich vorwärts. Mal abgesehen von den Kriegswirren fand ich Fannys eifersüchtige Zwillingsschwester Fritzi extrem unsympathisch. Ihr Charakter zeigte schon auf den ersten Seiten welche Richtung die Geschichte annimmt. Viel zu offensichtlich - und eben weil sie mir so unsympathisch war, hatte ich nicht viel Lust weiterzulesen und verbrachte eine gefühlte Ewigkeit mit dem Buch. Und in Katharinas Geschichte interessierten mich die zu ausführlichen Restaurationsarbeiten nicht wirklich. Es zeigt, dass die Autorin zwar sehr gut recherchiert hat, aber die zu vielen Details störten meinen Lesefluss.


    Andererseits gefiel mir Fanny sehr gut. Sie ist sich nicht zu schade zum Arbeiten und hilft wo sie nur kann. So kochte sie neben ihrer regulären Arbeit bei einer jüdischen Familie zusätzlich einige Abende bei Gesellschaften im Hause des Malers Paul Klee. Ein Bild von Paul Klee spielt dann auch eine grosse Rolle im Roman. Mir hätte eine komplette Geschichte im Umfeld der Klees samt ihren Freunden wie Rainer Maria Rilke wohl viel besser gefallen, als der Schwesternzoff zur Kriegszeit als Ausgangslage.


    Am Ende tauchte ein Brief taucht auf und wirft neue Fragen auf. Leider blieben die Fragen unbeantwortet, bzw. wird der Text einfach nur so hingenommen. Was sehr schade ist, denn die Mutmassungen konnte ich absolut nicht nachvollziehen. Stattdessen wurde eilig ein Schluss konstruiert, der mir zu kitschig war.


    Fazit: Sehr gut recherchierte Geschwistergeschichte, die mich emotional aber nicht abholen konnte.
    3.5 Punkte. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Tagebücher, die von einer längst vergangenen Geschichte erzählen


    Teresa Simon erzählt hier eine bewegende Geschichte einer Familie aus München. Es beginnt mit der Restauratorin Katharina Raith. Sie ist jung und dabei sich ihre Träume zu erfüllen, als der Engländer Alex Bluebird bei ihr auftaucht. Er bringt ihr die Tagebücher ihrer Urgroßmutter Fanny. Diese Bücher erzählen aus dem Leben dieser jungen Frau beginnend im Jahre 1918. Fanny verdient sich ihren Lebensunterhalt als Köchin und schon bald hat sie sich in vornehmen Kreisen einen Namen gemacht. Ihr Leben hätte in ruhigen Bahnen verlaufen können, wäre da nicht ihre Zwillingsschwester Fritzi gewesen. Diese will die Schwester nicht ziehen lassen und folgt ihr bald in die große Stadt. Für Fanny und Fritzi beginnt eine bewegte Zeit.


    Zwei Handlungsstränge erzählen zwei Geschichten. Der erste Handlungsstrang widmet sich der Gegenwart mit Katharina Raith und ihrer Familie. Dieser Teil war unterhaltsam zu lesen und hat mir auch Spaß gemacht, konnte mich aber nicht vollends fesseln. Das Leben der Protagonisten war doch sehr vorhersehbar und einfach erzählt. Die Liebesgeschichte schon leicht zu durchschauen, aber trotzdem gut zu lesen. Der Erzählstil der Autorin ist überhaupt locker und leicht zu lesen.


    Sehr viel mehr zur Sache geht es in dem zweiten Handlungsstrang, der von Fanny und ihrer Familie beginnend im Jahre 1918 erzählt, dieser Teil beginnt 1918 und endet 1936. Hier ist deutlich zu spüren, wie gut Simon in dieser Zeit recherchiert hat. Das Leben von Fanny hat sie wunderbar eingefangen und wiedergegeben. Ich konnte mit ihr fühlen und mich auf ihre Geschichte einlassen.


    Die politischen Ereignisse, hat die Autorin zu dem gekonnt mit ihrer fiktiven Geschichte verwoben. Es ist für mich ein stimmiges Gesamtbild dieser Zeit entstanden. Auch wenn die Zeit, die hier beschrieben wird, keine schöne gewesen ist, erzählt sie doch von einer jungen Frau, die voller Hoffnung und Zuversicht auf ihre Zukunft war. Dieses Gefühl hat Simon jedenfalls gut vermittelt. Sie hat dabei Charaktere erschaffen, die Einblicke in das Leben der Menschen gegeben hat. Unter anderem eben mit der Freundin von Fanny. Alina ist Jüdin und mit ihr wird eine Seite erzählt, die eben nicht erfreulich war. Aber eben auch von dem Zusammenhalt der Menschen, von ihren Träumen und von ihrem Leben.


    Gut gefallen hat mir, dass die Familiengeheimnisse so nach und nach ans Licht kamen. Auch hat die Autorin ihre Szenewechsel gut gesetzt, sodass sich schon ein wenig Spannung aufbauen konnte. Es viel zu mindestens mir schwer, das Buch überhaupt mal aus der Hand zu legen. Auch wenn mir die Liebesgeschichte zwischendurch etwas zu seicht war, dafür war der Part in der Vergangenheit umso besser. Auch hat es die Autorin gekonnt geschafft, beide Handlungsstränge miteinander zu verbinden und zu einer Geschichte zusammenwachsen zu lassen.


    Ein Nachwort klärt noch Fiktion und Wahrheit und erzählt davon, woher die Autorin die Idee und Inspiration zu dieser Geschichte hatte. Am Ende gibt es sogar noch einige Kochrezepte, die dazu einladen die Gerichte, die Fanny ihrer Herrschaft serviert hat, einmal nachzukochen.


    „Die Holunder Schwestern“ ist sicherlich ein Liebesroman, aber eben einer mit einer bewegenden Geschichte. Mir hat er gut gefallen, ich hatte einige sehr schöne Lesestunden und konnte das Buch kaum aus der Hand legen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Über das Buch:

    Verlag: Heyne
    Genre: Roman
    Format: Taschenbuch
    ISBN: 9783453419230
    Preis: 9,99 Euro
    Seiten: 511
    Erschien: 2016
    Originalsprache: Deutsch

    Inhalt:

    München 1918. Die junge Fanny – Franziska – sitzt im Zug nach München und will der Provinz entfliehen. Ihre sensible Zwillingsschwester Friederike musste sie zurücklassen. Als die reiche Witwe Dora mit ihren beiden Kindern zusteigt, ahnt Fanny noch nicht, dass ein tragisches Schicksal seinen Anfang nimmt. München 2015. Katharina erhält einen Brief aus London: In einem Archiv wurden Tagebücher ihrer Urgroßmutter Franziska gefunden. Katharina wird neugierig. Wie kommt es, dass die Aufzeichnungen ihrer Urgroßmutter, einer einfachen Köchin, in London verwahrt werden?

    Das Cover:

    Das Cover ist so schön harmonisch und verträumt.

    Die ersten 3 Sätze:

    Wenn du entdeckst, was ich dir angetan habe, wirst du mich hassen bis in alle Ewigkeit. Deshalb bin ich schon fort, wenn du diese Zeilen liest, hoch in den Bergen jenseits der der Grenze, Im Schoß von Mutter Kirche, die seit jeher gefallenen Sünderinnen Obhut gewährt hat. Du wirst mich nicht finden, dafür habe ich gesorgt, auch wenn mir das Herz blutet angesichts dessen, was ich hier zurücklassen musss.

    Meine Meinung:

    Katharina bekommt die Tagebücher ihrer Großmutter. Und die Tagebücher ziehen Katharina so in den Bann, das alles andere vergessen wird. Die Tagebücher sind aber auch sehr spannend zu lesen. Man leidet richtig mit den Zwillingen Fanny und Fritzi mit. Was die alles durch machen mussten.
    Das Buch ist flüssig zu lesen. Außerdem wird einem bei manchen Stellen im Buch richtig warm ums Herz. So schön sind sie geschrieben.
    Aber ich finde es schön, das hier Familiengeheimnisse mit so vielen Verwirrungen, Freundschaften und Liebe aufgedeckt werden.
    Der Roman spielt in zwei verschiedenen Jahren. Einmal Anfang von 1900 und einmal 2015. Vieles hat sich in den Jahren verändert, was die Autorin hier auch gut umgesetzt hat.
    Fanny und Fritzi sind sehr unterschiedlich, obwohl sie Zwillinge sind. Fanny ist die ruhigere und vernünftigere. Fritzi dagegen ist schnell aufbrausend und sehr eifersüchtig. Am liebsten würde sie Fanny nur für sich behalten.
    Wer es liebt, Geheimnisse aufzudecken und es Romantisch mag, sollte dieses Buch lesen.

    Fazit:

    Eine sehr schöne Familiengeschichte.

    Über den Autor:

    Teresa Simon ist das Pseudonym einer bekannten deutschen Autorin. Sie reist gerne (auch in die Vergangenheit), ist neugierig auf ungewöhnliche Schicksale, hat ein Faible für Katzen, bewundert alles, was grünt und blüht, und lässt sich immer wieder von stimmungsvollen historischen Schauplätzen inspirieren.

    Wie viele Sterne?

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Ein Tag ohne ein Buch, ist ein schlechter Tag! :study:


    Gelesene Bücher 2015: 176
    Gelesene Bücher 2016: 165
    Gelesene Bücher 2017: 165
    Gelesene Bücher 2018: 151

    Gelesene Bücher 2019: 17