Jens Bühler - "Reset"

  • Hauptkommissar Markus Steller leitet einen Polizeieinsatz von Spezialkräften in der Frankfurter Innenstadt. Zeitgleich, nur wenige hundert Meter entfernt, überfällt Demir Kara zusammen mit seinem Komplizen einen Diamantenkurier. Beide Unternehmungen versinken im Chaos, als sich die Stadt innerhalb von Minuten in ein Tollhaus verwandelt. Von rasender Wut besessen beginnen die Menschen übereinander herzufallen. Wer sich nicht in Sicherheit bringt, wird in Stücke gerissen. Verzweifelt versuchen beide Männer, gemeinsam mit anderen Überlebenden, der Hölle zu entkommen.
    Während die Welt dem Wahnsinn zu erliegen droht, erfährt die Kommandantin des Forschungsbunkers Fenris, Generalmajor Aila Torbeck, dass der Feuersturm der Wut, der die Welt verbrennt, erst der Anfang ist. Der Druck, der auf Torbeck lastet, ist gewaltig. Sie und ihre Mitarbeiter sind die letzte Hoffnung auf Rettung vor dem drohenden Untergang. Aber die Kommandantin hat noch ganz andere Sorgen. Wie soll sie ihre Tochter Katta retten, die alleine in Frankfurt um ihr Leben kämpft?....(Klappentext)


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    Die Story wird aus der Perspektive dieser Hauptprotagonisten erzählt:


    Markus Steller - Hauptkommissar und nach einem mißglücktem Einsatz mit den Nerven am Ende, knapp davor sich selbst das Licht auszuknipsen. Der Zufall will es, daß die Patrone nicht zündet und ein neuer Einsatz reißt ihn aus seiner Depression.
    Während des Einsatzes überschlagen sich die Ereignisse, unbegreifliche Szenen spielen sich ab, die Menschheit scheint durchzudrehen und auf einmal ist er der Gejagte.
    Steller ist eher der ernsthafte und überlegte Typ. Leicht kaputt, leicht überarbeitet, auch gegen ein Näschen Koks hat er nichts einzuwenden, aber er geizt auch nicht mit Sarkasmus, Zynismus und schwarzem Humor.


    Aila Torbeck - Generalmajor und Leiterin des Geheimprojektes Fenris. In dieses Projekt ist sie eher hineingeschlittert, bzw. wurde sie als prophylaktischer Sündenbock auf den Chefsessel gesetzt. Da dieses Projekt aufgeflogen ist, muss sie sich nun der Kommission stellen, aber so weit kommt es erst gar nicht, denn die Welt scheint unterzugehen. Nun muss sie wirklich das Kommando übernehmen. Schnell wird klar, daß sie bis dato absolut keine Ahnung hatte, um was für ein Projekt es sich überhaupt handelt und was für eine Aufgabe es hat. Die Wahrheit ist schockierend und beängstigend.
    Torbeck ist eine Frau, hin- und hergerissen zwischen militärischer Pflicht und Muttergefühlen. Ihre Tochter Katta sitzt in Frankfurt fest, eine Rettung scheint unmöglich und da beschließt sie ihre militärische Stellung und Möglichkeiten als Kommandantin auszunutzen und einige Regeln zu brechen.


    Karl Wiegner - die rechte Hand von Aila. Ebenfalls als prophylaktischer Sündenbock an die Spitze von Fenris gesetzt. Ein Soldat durch und durch. Hat nach einem Einsatz in Irak mit Phobien besonderer Art zu kämpfen, unter anderem hat er ein sehr gespanntes Verhältnis zu Kaninchen. Sein Humor ist herrlich einzigartig und ließ mich nicht nur einmal lachen.


    Demir - ein kleiner Mitläufergangster der mit einem Kumpel aus Kindertagen das ganz große Ding abziehen möchte. Ein Überfall auf einen Diamantenkurier scheint all seine Probleme lösen zu können. Während des Überfalls gerät die Welt aus den Fugen und schnell wird ihm klar, daß seine Probleme null und nichtig sind in Anbetracht der hungrigen und fletschenden Meute, der er plötzlich gegenüber steht.
    Im Grunde ein guter und intelligenter Kerl der auf die schiefe Bahn geriet. Auch er besitzt schwarzen Humor und Selbstironie.


    Die Zombie-Apokalypse verläuft anfangs nur am Rande. Hier und da undurchsichtige Meldungen über Ausschreitungen und Chaos, scheinbar weit weg von Deutschland. Die Protagonisten sind mit ihren eigenen Problemen beschäftigt und schenken diesen nur geringe Beachtung. Nur der Leser ahnt was sich hier anbahnt und dann geht es Schlag auf Schlag und man ist mit den Protagonisten mitten drin, statt nur dabei.
    Man ist dabei wenn militärische Strategien und Lösungsmöglichkeiten diskutiert und durchgeführt werden. Man flüchtet mit den Protagonisten durch Häuserschluchten und Gebäude, immer die Gefahr im Nacken - und die besteht nicht nur aus scheinbar tollwütigen und beißenden Zombies.


    Der Thriller besticht durch seine komplexen und gut gezeichneten Charaktere. Als Leser spürt man die Panik der Protagonisten, es stellen sich einem die Nackenhaare nicht nur einmal auf und das Adrenalin schnellt in einem hoch.
    Der Wechsel zwischen den Perspektiven erfolgt immer an der richtigen Stelle und ist mit einem unglaublichen Cliffhanger versehen, der einem immer und immer wieder weiterlesen lässt.
    Die Spannung bleibt konstant auf hohem Niveau und wird hin und wieder gekonnt durch trockene Sprüche und Humor aufgelockert.
    Der Schreibstil einfach nur genial - fesselnd und temporeich. Das Setting düster und beklemmend. Die Auflösung etwas noch nie dagewesenes und das Ende stimmig.


    Fazit:
    Ein absolut gelungener Endzeit-Thriller, wobei nicht die Zombies sondern die Charaktere und deren Wandlung im Vordergrund stehen.
    Der Plot und die Auflösung ist mit nichts zu vergleichen und einfach nur genial, ebenso der Schreibstil.
    In kürzester Zeit habe ich dieses Buch verschlungen, dabei Ängste und Panik durchgestanden und ein, zwei Fingernägel abgekaut.
    Danach stellt man die Weltordnung in Frage und blickt paranoid aus dem Fenster.
    Ein Thriller, der den Leser so derart mitreißen und an ein Buch fesseln kann und alles um einen vergessen lässt, hat eine absolute Leseempfehlung und noch mehr verdient.
    Ich habe auf jeden Fall für mich einen neuen Lieblingsautor entdeckt, der das Zeug hat bei der ganz großen Liga mitzuspielen.

    Wenn ein Mann zurückweicht, weicht er zurück. Eine Frau weicht nur zurück, um besser Anlauf nehmen zu können. (Zsa Zsa Gabor)
    :twisted: