Roman
Gerold Ebner steigt auf einen Berg. Es wird ziemlich schnell klar (auch wenn man nicht den Klapptentext gelesen hat), was er dort will - seinen letzten Schritt tun. Zuvor schreibt er jedoch nieder, was ihn in seinem Leben bewegt hat, insbesondere in Bezug auf seinen Umgang mit dem Tod anderer Menschen bzw. seinen Anteil daran. Und letztlich, was ihn in die Situation gebracht hat, in der er nun ist.
Die Handlung wird aus der Sicht eines Ich-Erzählers berichtet und bleibt immer nah am Protagonisten dran, so wie ich es mag. Sein ziemlich trostloses Leben breitet sich vor dem Leser aus und lässt diesen nicht unberührt. Gerold wächst in einer Art Getto für Südtiroler auf, er ist früh auf sich allein gestellt und heckt die gefährlichsten Aktionen mit seinen Freunden aus (sonst verbindet sie jedoch nur wenig). Seine Mutter, eine ehemalige Prostituierte, die sich nun durch das Pflegen kranker Menschen "reinwaschen" will, schafft es nicht, zu ihrem Sohn eine richtige Beziehung aufzubauen. Gerold wird davon geprägt, kann mit den meisten Menschen nicht viel anfangen. Selbst als er die Frau seines Lebens, Elena, trifft und mit ihr zusammenlebt, bleibt immer eine gewisse Distanz. Auch ihr erzählt er nichts von seinem Beitrag an dem Tod zweier Menschen. Er frisst es in sich hinein, kapselt sich zusammen mit Elena total von der Umwelt ab und arrangiert sich mehr oder weniger mit seinem Dasein als Gelegenheitsjobber ohne Perspektiven und Freunde. Er hat seine eigene Würde, er ist kein Jammerer, auch das gefällt mir. Doch irgendwann meint es das Schicksal selbst mit ihm zu schlecht...
Für mich liegt die Stärke des Romans vor allem darin, dass er einen Menschen und sein Gefühlsleben sehr authentisch rüberbringt. Und was dieser Mensch erlebt, ist durchaus spannend und berührt moralische Fragestellungen. Das ist kein Buch, das ich so schnell vergessen werde.
Autor
Hans Platzgumer (* 1969) ist ein österreichischer Schriftsteller und Musiker. Am Rand ist sein neuester Roman. Er hat übrigends eine Art Cameo-Auftritt darin. Es gibt auch eine Autobiografie von ihm, die ich demnächst lesen und vielleicht berichten werde.