Jeanine Krock - Gib mir deine Seele

  • Pauline Roth hat nur einen Traum: Sie will eine bekannte Opernsängerin werden. Trotz ihres Talents schafft es Pauline nicht, sich die wichtigen, wirklich großen Aufträge an Land zu ziehen.
    Stattdessen muss sie von Woche zu Woche schauen, wie sie die Miete für ihre Wohnung zusammenbekommt und nimmt dafür jeden erdenklichen Job an.
    Trotzdem verliert Pauline ihren Traum nicht aus den Augen und stellt sich deshalb den Kritikern in Venedig vor.


    Auch in Venedig hat Pauline keinen Erfolg und ist verzweifelt, bis der charismatische, reiche und geheimnisvolle Constantin Dumont auf sie aufmerksam wird und sich ihrer annimmt.


    Pauline ist froh, so eine Unterstützung zu erhalten, hat allerdings überhaupt keine Ahnung, auf was sie sich eingelassen hat. Der von ihr gewünschte Erfolg kostet sie mehr, als ihr bereits vorhandenes Talent...


    Persönliche Meinung:


    Dieser Roman hat knapp 800 Seiten und der Schreibstil ist durchgehend ein kleines Träumchen! Flüssig, leicht und dennoch sehr anspruchsvoll. Genau so geschrieben, wie ich es mir wünsche!


    Die Ereignisse werden immer wieder im Wechsel zwischen Pauline und Constantin erzählt.


    Der Spannungsbogen bleibt konstant auf einer Höhe und animiert den Leser zum ständigen Weiterlesen.


    Ich habe leider wirklich lange für dieses Buch gebraucht, was jedoch nicht daran lag, dass ich die Geschichte nicht ansprechend fand... im Gegenteil - sondern einfach nur daran, dass ich irgendwie immer in einer bestimmten Stimmung sein musste, um zu diesem Buch zu greifen.


    Opernmusik interessiert mich nun wirklich überhaupt nicht. Deshalb hatte ich anfangs wirklich Angst, mich hier auf etwas eingelassen zu haben, dass ich wahreinlich nie beenden werde.
    Umso größer war die Überraschung, als ich mir selbst eingestehen musste, dass sich das alles doch wirklich spannend gestaltet. Das muss ein Autor erstmal schaffen!!


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    Ich erlaube mir mal an dieser Stelle direkt meinen persönlichen Vergleich zwischen diesem Buch und der Shades Of Grey Trilogie beizufügen:

    Es ist kein Geheimnis, dass ich wahrscheinlich zu den wenigen gehöre, die die Shades of Grey-Trilogie einfach lächerlich findet.


    Warum das so ist, werde ich hier mal ein wenig erklären.


    Wie üblich, fange ich bei meinen Rezensionen immer mit dem Schreibstil an, indem ich etwas auf ihn eingehe. Damit würde ich auch hier gerne beginnen.


    Der Schreibstil ist flüssig und sehr, sehr einfach gehalten. Das war es aber auch. Man fliegt quasi durch die gesamte Trilogie. Jemand, der genau das braucht, wird hier fündig und vollkommen zufrieden sein.


    Ana wirkt sympathisch ist aber in allem unerfahren und naiv und lernt erst durch Christian neue Welten kennen. Aber warum? Konnte sich die Autorin nicht zumindest ein bisschen was einfallen lassen?
    Ich kann verstehen, dass man es sich so einfach wie möglich macht, wenn man versucht sich an ein Thema wie BDSM heranzuwagen. Aber das war in meinen Augen dann doch etwas zu einfach.


    Der geheimnisvolle, extrem reiche, unantastbare Christian.
    Mag sein, dass genau diese Mischung auf viele Frauen sehr reizvoll wirkt. Mich hat aber in ganzem Verlauf gestört, dass man kein bisschen an ihn herankam, dass er nur sehr wenige bis gar keine Emotionen zeigt... Der perfekte DOM ist hier entstanden! Dennoch ein Protagonist, mit dem ich mich nicht anfreunden konnte. Es ist und bleibt unklar, wieso Christian eigentlich so ein Vermögen besitzt.
    Mir war von Beginn an klar, dass irgendwann ein Buch folgen wird, in dem die Autorin alles schön aus seiner Sicht schildert. Die Kasse soll schließlich weiterhin artig klingeln. (Ich entschuldige mich für diese Bemerkung, aber ich konnte sie mir gerade nicht verkneifen).


    Kaum trifft Ana auf Christian, spielt alles andere drum herum keine Rolle mehr. Der Augenmerk liegt nur noch darauf, dass Ana ihre Regeln befolgt, dass sie mit Geschenken überschüttet wird und wie sie sich in seinen vier Wänden bewegt und natürlich die gemeinsame Zeit mit Christian.


    Der Schreibstil erledigt den Rest. So einfach geschrieben, dass es schon langweilig erscheint und man bedenkenlos Seiten überspringen kann ohne auch nur ein bisschen was vom Inhalt verpasst zu haben.
    Genau das ist der Grund, weshalb diese Geschichte für mich einfach nicht gut ist.


    Viele - auch nicht unbedingt Vielleser - haben sich auf diese Trilogie geworfen, weil die Bezeichnung BDSM durch die Medien ging und man gehofft hat, etwas mehr davon zu erfahren.
    Doch das, was man hier bekommt, ist nichts anderes, als eine einfache Liebesgeschichte. Eine Liebesgeschichte, in der es in der gesamten Trilogie vielleicht 6, 7 mal ansatzweise in Richtung BDSM geht.


    xXxX


    Gib mir deine Seele


    Auch hier ist der Schreibstil sehr flüssig aber dennoch anspruchsvoll. Er strahlt eine gewisse "Ruhe" aus. (Ich hoffe, man versteht, was ich damit sagen will.)
    Man muss aufmerksam lesen, um den Zusammenhang nicht zu verlieren. Zudem wird man zum ständigen Weiterlesen animiert, da ganz viele kleine Spannungsbögen mit reingebracht wurden.


    Pauline wirkt sehr sympathisch, in manchen Situationen ein wenig naiv und trotzdem möchte man durchgehend wissen, wie es mit ihr weitergeht.
    Im Verlauf nimmt die Naivität der Protagonistin ab und ein Selbstbewusstsein sowie Zielstrebigkeit wachsen heran. Man verfolgt, wie Pauline eine richtige Entwicklung durchmacht.


    So wie Christian ist auch Constantin ein sehr reicher, charmanter und nach Außen hin eine unantastbare Figur. Doch man merkt schnell, dass er Pauline für mehr als nur für das Bett haben möchte. Dass er sich um sie sorgt, bemüht und das Beste für sie will. DAS verkörpert in meinen Augen einen tollen Mann. Zudem weiß der Leser auch ganz genau, womit Constantin sein wohlhabendes Leben finanziert, denn immer wieder müssen Pauline und Constantin sich über mehrere Tage hinweg trennen, weil er sich um seinen Job kümmern muss.


    Bei "Gib mir deine Seele" treffen auch Pauline und Constantin sehr schnell aufeinander. Nicht nur ihr Miteinander ist sehr schön und angenehm beschrieben, sondern auch der Aufstieg auf der Karriereleiter kommt nicht zu kurz, weil die Autorin vor allem darauf durchgehend ein Auge hat und darauf achtet, dass dieser sich stetig weiterentwickelt.


    Das BDSM spielt sich in diesem Roman nicht nur in den eigenen vier Wänden ab, nein, Constantin besucht mit Pauline richtige BDSM-Clubs, was dem ganzen nochmal eine Besonderheit gibt. Alles ist in diesem Buch einfach richtig toll recherchiert und ausgearbeitet. Dabei ist dieses Buch mit über 800 Seiten fast schon ein Schinken :) Aber wozu eine Trilogie daraus machen, wenn man in einem Stück so ein kleines Meisterwerk entstehen lassen kann!!

  • Ach, so wenige teilen deine Meinung gar nicht. Auch ich finde, dass mit entsprechenden Streichungen von den 1800 Seiten bei SoG auf lediglich ein Drittel vielleicht ein gutes Buch daraus hätte werden können. Und dass die Autorin von SoG lediglich ihre Vorstellung von BDSM vermittelt hat und nicht wirklich Recherche betrieben, sieht man den Büchern ebenfalls deutlich an - zumindest wenn man sich damit aus dem einen oder anderen Grund mal befasst hat.


    Wie sieht es denn mit der Handlung insgesamt in "Gib mir deine Seele" aus? Mir fehlt bei vielen Büchern oft eine Beschreibung des Drumherum und eine entsprechende Handlung. Bei SoG ist es ja eher ein immer wiederkehrendes "Er will bestimmen" und "Sie will nicht, tut es dann aber doch" - von den psychotischen Zügen der beiden mal ganz abgesehen :wink:

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Dann bin ich ja beruhigt!
    Ich wurde anfangs - als ich meine Meinung mal mitgeteilt habe - fast schon gesteinigt :D
    Bei "Gib mir deine Seele" ist es von Beginn an direkt eine Geschichte mit viel Handlung. Auch der Operngesang kommt wirklich nicht zu kurz. Aber damit kann man sich anfreunden, bzw. sich abfinden, weil es wie in der Rezension schon gesagt, wirklich toll geschrieben ist.


    Es ist zudem auch sehr schnell zu erkennen, dass es eine schöne, anspruchsvolle Liebesgeschichte ist. Vollkommen anders als SoG wo viele dachten, dass es nur ums BDSM geht, am Ende dann aber enttäuscht waren, dass kaum was davon vorhanden war.


    Bei Gib mir deine Seele wird man damit auch nicht erschlagen... aber ich würde sagen, dass alles ein wirklich tolles Gesamtbild ergibt.