Joe Hill - The Fireman

  • Eigenzitat aus amazon.de:


    Eine seltsame Pilzerkrankung breitet sich in der Welt aus, die die Menschen zu spontaner Selbstentzündung bringen kann. Da die dabei entstehenden Feuer sich nicht auf das jeweilige Opfer beschränken und außerdem auch oft noch andere Infizierte in der Nähe "animieren" haben die Gesunden bald überaus große Ängste vor den Kranken - und das bekommt die Hilfskrankenschwester Harper Grayson, geb. Willows - erst im Beruf auf Distanz und nach der Ansteckung auh am eigenen Leib - zu spüren. Dass sie dabei auch noch schwanger ist, macht die Sache nicht unbedingt einfacher. Sie kommt deswegen in einen Konflikt mit ihrem Ehemann, der vor einiger Zeit die Idee aufgebracht hatte, dass sie im Falle der Erkrankung in romantischer Form gemeinsam Selbstmord begehen würden, statt angstvoll auf die Selbstentzündung zu warten, aber Harper hat sich für das Baby umentschieden, was zu enormen häuslichen Konflikten führt.


    Danach entwickelt sich die Geschichte weiter im Sinne eines typischen Endzeitromans, wie man dies auch schon aus der Feder von Stephen King kennt – allerdings mit deutlich weniger christlicher Prägung. Hier geht es nicht um besondere religiöse Erfahrungen, sondern um menschliche Ängste, um ihre Findigkeit und auch ihre Grausamkeit, wenn sie sich bemühen in sehr schwierigen Situationen das Richtige zu tun – und Opfer zu bringen. Sich selbst, aber auch andere. Zum größeren Nutzen aller.


    Joe Hill wandelt hier zwar ein wenig auf den Spuren seines Vaters – der ja irgendwie schon überall gewesen ist – doch er geht trotzdem seinen eigenen Weg, wobei er sich bewusst anderer literari-scher Vorbilder bedient, wie etwa „Hunger Games“, „Mary Poppins“, „The Street“, „Lord of the Flies“ und natürlich – allein schon durch den Titel – „Fahrenheit 451“ um nur die auffälligsten Beispiele zu nennen. Das nebenher ein Boot auch noch „Maggie Atwood“ heißt ist da schon beinahe zu vernachlässigen.


    Sehr unterhaltsam und durch die vielen literarischen und kulturellen Anspielungen – wie etwa auch Spielbergs „Duel“ eine unterhaltsame und intellektuell sehr befriedigende Leseerfahrung. :thumleft::study:

  • Man sagt das der Apfel nicht weit vom Stamm falle. In diesem Fall ist es wohl eher der König, welcher nicht weit vom Thron fällt.


    Bevor ich eine Besprechung beginne zu tippen, recherchiere ich immer ob sich nicht ein wenig interessantes Backgroundmaterial über Autor oder Story finden lässt. In diesem Fall ist es meiner längeren Leseabstinenz geschuldet das mir der Name „Joe Hill“ so vollkommen gar nichts sagte.
    Aufmerksam auf sein Buch „The Fireman“ wurde ich durch die Pilotepisode eines amerikanischen Hörspielpodcasts namens „Point Mystic“ in der Podcaster Christopher Reynaga die Geschichte als Fingerübung für den eigentlichen Podcast verarbeitet. Mein Interesse war geweckt und so fragte ich bei Chris nach, welcher mich auf das Buch an sich verwies.


    Zurück zu „Joe Hill“, welcher mit richtigem Namen Joseph Hillstrom King heißt und einer der Söhn der Schriftsteller Stephen und Tabitha King ist. Somit liegt es also relativ nahe, das der Offspring ebenfalls den Beruf des Autors ergreift.


    Positiv war hier jedoch der Aspekt, dass ich von alledem keinerlei Ahnung hatte (denn ich lese auch keine Klappentexte und „Über den Autor“), während ich das Buch las und somit auch keine Vergleiche mit Papa King ziehen musste. Auch im Nachhinein möchte ich dies vermeiden, denn Sohnemann hat seinen eigenen Stil und mit jemandem wie dem Allvater der modernen Horrorliteratur verglichen zu werden, ist mehr als unbefriedigend.


    So viel Geschwafel zur Recherche…


    Postapokalypse wird zumeist mit Monstern, Vampiren, Zombies oder ähnlichem Viehzeugs verbunden und viele der zeitgenössischen Endzeit-Autoren bedienen sich an diesem Horrorrepertoire auch ausführlich. So kommt es gelegentlich vor, dass selbst hartgesottenen Fans der Postapokalypse – zu denen ich mich zähle - die immer wiederkehrenden Gegenspieler der noch existierenden Menschheit auf die Nerven gehen und man sich nach ein wenig innovativem Wind sehnt.


    Wenn man nun den Rückentext von „Fireman“ liest, so scheint dieser Backstein von einem Buch nicht wirklich in die dystopische Ecke zu passen, sondern eher in die Welt der Sagen und Mythen. Diese Gedanken verflüchtigten sich beim Lesen sehr schnell bei mir denn Hill schreckt vor keiner Maßnahme zurück um die Welt von „Fireman“ als ausweglos und nicht mehr wirklich lebenswert darzustellen.


    Die Menschheit wird vom Dragonscale-Virus gegeißelt. Dieser Virus beschert den Infizierten zuerst eine Art Tätowierung auf der Haut um sie dann später spontan in Flammen aufgehen zu lassen. Heilung gibt es nicht, doch es ist die Rede von einem Menschen, der in der Lage ist den Virus zu kontrollieren. Besagter Mensch ist der „Fireman“.


    Die Hauptakteurin Harper Grayson lebt in dieser Welt und hat sich eigentlich schon von einer weiteren Zukunft verabschiedet, bis das sie schwanger wird und das ungeborenen Leben in ihr einen größeren Stellenwert einnimmt als ein geplanter Selbstmord. Hapers Ehemann ist von dieser Wendung der Dinge alles andere als erfreut und dreht durch.


    Und in diesem Moment tritt der „Fireman“ in Harpers Leben, rettet sie aus ihrem bisherigen Chaos und bringt sie in ein Camp in dem es ebenfalls andere Menschen gibt, die so sind wie der Fireman – also in der Lage dem Dragonscale-Virus habhaft zu werden.


    Wer allerdings jetzt davon ausgeht, dass sich die Geschichte nun in bekannten Bahnen entwickeln wird, der wird positiv enttäuscht. Joe Hill riss immer dann, wenn ich dachte zu wissen was als nächsten kommen würde, das Ruder herum und bewegt die Handlung in eine andere als die vermutete Richtung.


    Sicherlich erfindet er hier das Genre nicht neu, doch mit seiner Art des stets kurzen Spiels und nur oberflächlichem Anreißen des bisher Bekannten und gerade mit dessen Vermeidung im Großteil des Buches, verstand er es recht gut mich relativ schnell durch die 800 Seiten des Backsteins (denn anders ist der Umfang nicht zu bezeichnen) zu führen.


    Man braucht weder Geduld am Anfang um in die Story hinein zu kommen oder gar Ausdauer um an ihr dran zu bleiben, denn Hill versteht sich auf Spannungsaufbau und das Halten des Bogens besser als Papa King – zumindest erschien es mir subjektiv so. Da war er dann also doch noch, der Vergleich.


    „Fireman“ ist nichts für reinrassige Fans von Zombies, welche sich nicht einfach mit einer reinen Seuche zufriedengeben können. Wer jedoch mal etwas anders als wandelnde Leichen sucht, der wird hier fündig und gut bedien