James Krüss - Mein Urgroßvater und ich

  • Inhalt lt. amazon:
    Eine Hummerfischer-Sack voller Geschichten!
    Boys Urgroßvater ist der beste Geschichtenerzähler der Welt - und deshalb ist Boy überglücklich, dass er ihn besuchen kann. In der alten Hummerbude machen es sich die beiden dann auch gleich gemütlich und dichten und erzählen, was das Zeug hält. Dabei wird ein Satz über eine Maus so lang wie ein Rattenschwanz, ein Segelflicker mit zwei Worten zum König von Neapel, und Nirgendwo zu einem Königreich!


    Zum Autor:
    1926 auf der Insel Helgoland geboren, gehörte James Krüss zu den Großen unter den Jugendbuchschriftstellern; für sein Gesamtwerk wurde er 1968 mit dem Internationalen Jugendbuchpreis, der Hans-Christian Andersen-Medaille ausgezeichnet. (Quelle:amazon)
    Zu seinen bekannteren Büchern gehören Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen, Der Sängerkrieg der Heidehasen, Der Leuchtturm auf den Hummerklippen und eben Mein Urgroßvater und ich.


    Das Buch:
    Ich habe "Mein Urgroßvater und ich" als ca. 10jähriges Kind gelesen und war völlig hingerissen. Die Schilderung des Jungen Boy und seines Urgroßvaters, die zusammen in der Hummerbude sitzen und Verse drechseln und Geschichten erzählen, war völlig undramatisch und sehr ruhig, was ich sehr gern mochte und mich auch dazu brachte, Gedichte zu schreiben.


    Dabei hat das Buch selbst kaum Handlung. Es umfasst den Zeitraum von sieben Tagen, die Boy bei seinem Urgroßvater bzw. dessen Tochter, der "Obergroßmutter", verbringt, weil seine kleinen Schwestern an Masern erkrankt sind. Dabei wird der Tagesablauf jedes einzelnen Tages, angefangen vom Aufstehen bis zum Schlafengehen, geschildert. Boy und sein Urgroßvater gehen über die Straße in die Hummerbude (sozusagen seine Werkstatt, bestehend aus mehreren Räumen), unterhalten sich, der Urgroßvater erzählt eine Geschichte, jeder schreibt ein Gedicht, dass sie sich vorlesen, Boy trifft sich noch mit seinen Freunden, er und sein Urgroßvater besuchen die Untergroßmutter, es kommen der Obergroßvater nebst zwei Onkeln von ihrer Fahrt mit dem Motorboot zurück, und am Ende der Woche feiert der Urgroßvater seinen 85. Geburtstag. Und mehr passiert nicht (außer, dass sich die Obergroßmutter ein wenig seltsam verhält - doch dieses Geheimnis wird gelüftet).


    Um die Woche jedoch nicht völlig sinnlos zu verbringen, stellt der Urgroßvater gleich zu Beginn die Bedingung, dass alle Gedichten und Geschichten mit der Sprache zu tun haben müssen. Boy mault zwar, dass das zuviel von Deutschunterricht in der Schule hätte, macht dann aber mit. Und so erzählt der Urgroßvater z.B. eine Geschichte über einen ehemaligen Direktor des Hamburger Hafens: Er hat die Schiffe so einlaufen lassen, dass die Namen der Schiffe Sätze ergeben.
    Auch die Gedichte, die sie schreiben, haben ein besonderes Thema, wie hier ein (auszugsweises) kleines Beispiel zum Thema "ABC-Gedichte":


    Zitat von James Krüss

    ...
    Alma, Berta und Cäcilie,
    Dora, Emma, Florentin'
    Sind die Töchter der Familie
    Schinkelmann aus Neuruppin.

    Und so sind die Gedichte und Geschichten nicht nur lustig und einmalig gut geschrieben, sondern dazu noch lehrreich (mit einem gewissen Augenzwinkern).


    Außerdem noch zu erwähnen sind die wunderbaren Illustrationen (sogar im Ebook :applause: ).


    Insgesamt ein ganz besonderes Kinderbuch, das man auch als Erwachsene noch mit Genuss lesen kann! Zu Recht wurde es 1960 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Auch wenn es bereits 1959 erschienen ist, hat es nichts von seiner Frische und Aktualität verloren. Von mir hat es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: erhalten.

    Lesen ist wie Reisen, ohne dass man dabei einen Zug oder ein Schiff besteigen müsste. Es eröffnet neue, unbekannte Welten. Es bedeutet, ein Leben zu führen, in das man nicht hineingeboren wurde, und alles mit den Augen eines anderen zu sehen. Es bedeutet, zu lernen, ohne mit den Konsequenzen der eigenen Fehler leben zu müssen.

    Madeline Martin, Der Buchladen von Primrose Hall

  • 1926 auf der Insel Helgoland geboren

    gestorben am 2.8.1997 auf Gran Canaria.

    Ich habe "Mein Urgroßvater und ich" als ca. 10jähriges Kind gelesen und war völlig hingerissen.

    Ich auch! Vielen Dank für Deine Rezension. Es hat mir den Sonntag schon am Morgen versüßt, dass dieses wunderbare Buch vorgestellt wurde. Kein Buch meiner Kindheit habe ich so geliebt und so oft gelesen wie dieses, und ja, ich habe ebenso wie Du angefangen, Gedichte zu schreiben. Nach dem Motto: Hauptsache, es reimt sich. :lol: Aber zu einer Karriere als Lyrikerin hat es nicht gereicht. :cry:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • @Castor Danke für deine Rezension. Seit das Buch @Marie irgendwann mal hier im BT erwähnt hatte, liegt es schon auf meiner Wunschliste bereit für meinen Sohn, wenn er alt genug dafür ist. So ab 10 Jahren wäre dann das geeignete Alter oder vielleicht schon ein Jahr früher?

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Vielen Dank für Deine Rezension

    Gerne :) .

    So ab 10 Jahren wäre dann das geeignete Alter oder vielleicht schon ein Jahr früher?

    Die Altersangabe "ab 10 Jahren" stammt von amazon und hatte mich, ehrlich gesagt, auch irritiert. Ich denke, man kann es durchaus früher lesen. Es kommen ja keine "schlimmen" Themen vor. Ja, es geht um Sprache, aber das ist für Kinder so toll, wenn sie so etwas spielerisch vermittelt bekommen (ich habe, als ich es damals gelesen habe, erstmal Wörterbücher gewälzt). Ein "Tag" ist unterteilt in mehrere Abschnitte, in diesen sind eine Kurzgeschichte eingebettet und mindestens zwei Gedichte (gut bei vielleicht kurzen Aufmerksamkeitsspannen :wink: ). Gerade die Gedichte eignen sich auch super dazu, von Kindern selbst gelesen zu werden - nicht nur die ABC-Gedichte, sondern auch "Ich-du-er-sie-es-Gedichte", und die weiteren.
    Auch sehr schön, wie so ganz nebenbei Lebensweisheiten vermittelt werden (ein paar habe ich gestern Abend noch im Zitate-Thread gepostet).
    Übrigens fand ich es auch wunderbar beschrieben, wie der Urgroßvater mit Boy umgeht: er behandelt ihn nicht von oben herab "Du bist nur ein Kind", sondern auf Augenhöhe, als gleichberechtigter Dichterfreund, als Kumpanen und Komplizen.

    Lesen ist wie Reisen, ohne dass man dabei einen Zug oder ein Schiff besteigen müsste. Es eröffnet neue, unbekannte Welten. Es bedeutet, ein Leben zu führen, in das man nicht hineingeboren wurde, und alles mit den Augen eines anderen zu sehen. Es bedeutet, zu lernen, ohne mit den Konsequenzen der eigenen Fehler leben zu müssen.

    Madeline Martin, Der Buchladen von Primrose Hall

  • Die Altersangabe "ab 10 Jahren" stammt von amazon und hatte mich, ehrlich gesagt, auch irritiert

    Mich auch, bei diesen Buch steht ab 5 Jahre und das passt auf jeden Fall, meine Kinder haben es geliebt und mein Enkel auch. Und Marmelade, Schokolade, kann die ganze Familie noch immer auswendig aufsagen. :lol: Und das Schaukelpferd und die Weihnachtsmaus und und und

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Und Marmelade, Schokolade, kann die ganze Familie noch immer auswendig aufsagen.

    :totlach: - bei mir muss sich aus dem Urgroßvater wohl auch was ins Unterbewusstsein eingegraben haben - die Zeilen


    Zitat von James Krüss

    Wilhelm von Oranien
    kämpfte gegen Spanien

    kamen mir gestern auch irgendwie bekannt vor :) .

    Lesen ist wie Reisen, ohne dass man dabei einen Zug oder ein Schiff besteigen müsste. Es eröffnet neue, unbekannte Welten. Es bedeutet, ein Leben zu führen, in das man nicht hineingeboren wurde, und alles mit den Augen eines anderen zu sehen. Es bedeutet, zu lernen, ohne mit den Konsequenzen der eigenen Fehler leben zu müssen.

    Madeline Martin, Der Buchladen von Primrose Hall

  • und ja, ich habe ebenso wie Du angefangen, Gedichte zu schreiben.

    Haben wir das nicht alle nach dem Lesen dieses Buchs? Leider sind wir auch alle kollektiv gescheitert und müssen uns nun darauf beschränken, in diesem Forum über Literatur zu schreiben, anstatt sie selber zu produzieren. :(

    bei mir muss sich aus dem Urgroßvater wohl auch was ins Unterbewusstsein eingegraben haben

    Die Zeilen aus dem Gedicht über die kluge Frau Januzis, die sich einen Schuhabsatz abgebrochen hat und nun auf der Suche nach einem Schuster durch eine griechische Stadt irrt, gehen mir bis heute nicht aus dem Kopf:


    "Sie ging auf einem Absatz nur,
    die arme Frau Januzis.
    Es wurde langsam sieben Uhr.
    Sie fragte „Puh Papuzis?“
    Sie fragte, wo ein Schuster wär
    Zur Rechten oder Linken.
    Sie musste weiter kreuz und quer
    Die kleine Stadt durchhinken".


    Auch von mir Danke für diese Rezension, Castor. Mit James Krüss hat meine Lesekarriere und auch die meiner Kinder begonnen. Eins meiner ersten Bilderbücher war "Drei mal drei an einem Tag" von ihm und überhaupt das allererste Bilderbuch, das ich meinen Kindern vorgelesen habe, war das schöne Pixibuch "Wenn der Tag zu Ende geht" (...müssen Kinder schlafen. Wo im Haus ihr Bettchen steht, ist ein sichrer Hafen.)

    :study: Willa Cather - Meine Antonia

    :study: Wolfgang Herrndorf - Tschick

    :study: Reiner Stach - Kafka. Die Jahre der Entscheidungen

    :study: James Wood - Die Kunst des Erzählens















  • So ab 10 Jahren wäre dann das geeignete Alter oder vielleicht schon ein Jahr früher?

    Ich habe das Buch zum 7. Geburtstag bekommen, wie die Widmung meiner Eltern beweist. Meinem 4-jährigen Enkel habe ich schon daraus vorgelesen, aber nur die Gedichte, weil er den Rhythmus von Reimen mag. Für den Gesamtzusammenhang ist er sicher noch zu jung.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Danke an alle! Das hilft schon mal enorm weiter. Ich mochte ihm nämlich das Buch nicht zu früh schenken. Damit stünde dem Kauf nichts mehr im Wege :dance:

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