Amiira Ann -Sonnenaufgang im Todestal

  • Das Pseudonym Amiira Ann steht für eine deutsche Autorin, die um die Zeit der Jahrtausendwende als ausgebildete Krankenschwester mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen ausgewandert ist, um sieben Jahren für eine Hilfsorganisation in einem arabischen Land in der Entwicklungshilfe tätig zu sein. Der Roman ist autobiografischer Natur und beschreibt das Leben und Wirken der Familie in dem sehr armen, streng islamischen Jemen und die Konfrontation mit einer fremden Kultur und Lebensweise. Dennoch wirkt das Buch in seiner besonderen Art und Weise auch wie ein sehr guter Abenteuerroman, den man allerdings nicht mit verklärten Augen zur Hand nehmen sollte.


    Die Autorin schreibt in sehr offener und ehrlicher Weise, aber auch sensibel und gefühlvoll über das dort erlebte. Der Schreibstil liest sich flüssig, ist sehr bildhaft und farbenfroh. Die Landschaftsbeschreibungen sind so präzise dargestellt, dass man sich alles wunderbar vorstellen kann. Der Leser wird an die Seite der Familie gezogen, wobei er in Gedanken die Geschehnisse hautnah miterlebt, auch wenn diese schon in der Vergangenheit liegen, obschon sie sicherlich auch in der Gegenwart Bestand hätten. Gerade dieser tiefe Einblick in ein so ganz anderes Leben fasziniert und wird doch nicht beschönigt, sondern ehrlich und schonungslos offengelegt.


    Obwohl als Christen in einem streng muslimisch geprägten Land, fühlt sich die Familie dort sicher und aufgehoben. Einzig der Wunsch zu helfen und zu unterstützen bestimmt ihren Alltag. Dabei haben sie auch jede Menge alltägliche Dinge zu bewältigen, die in dieser Umgebung eine echte Herausforderung darstellen. Sei es die etwas ruhigere Mentalität, die Dinge anzupacken, die jede Menge Geduld erfordert. Seien es die medizinische, hygienische und ganzheitliche gesundheitliche Versorgung ebenso wie Krieg und Zerstörung oder mangelhafte Schulbildung, all dies gehört zu den täglichen Sorgen, denen sich die Familie stellen muss. Dazu kommt der Stellenwert der Frau in der islamischen Gesellschaft, der so ganz anders ist, als in unserer westlichen Welt und von der Familie sowohl Verständnis als auch Toleranz fordert, diesen Lebensstil zu akzeptieren. Diskriminierung und Gewalt sind an der Tagesordnung, Verstoßung oder Verbannung, Bestrafung, all dies Dinge, die in unserem Leben keinen Platz haben. Aber es gibt auch diese Lichtblicke wie die besondere Gastfreundschaft, der Zauber der Natur, die Hilfsbereitschaft der Menschen untereinander und den Zusammenhalt, der den Reiz des Unbekannten ausmacht und für vieles entschädigt. Auch viele kleine schöne Erlebnisse werden von der Autorin liebevoll in den Roman eingeflochten und zeigen damit deutlich, dass die Familie ob aller Widrigkeiten dort angekommen ist und sich heimisch fühlt bis Ereignisse ihre Schatten werfen und die Familie vor Entscheidungen steht, die nicht vorherzusehen waren.


    Besonders ist auch der christliche Aspekt in dem Buch zu erwähnen. Die Autorin schöpft durch ihren Glauben immer wieder Hoffnung, Stärke, Mut und Zuversicht, um sich allem entgegen zu stellen. Sie findet Kraft im Gebet und weiß für sich und ihre Familie, dass sie nie allein sind und ihre Schritte gelenkt werden, sie ihr Schicksal in Form ihres Lebens so annehmen müssen, wie es ihnen präsentiert wird. Der Verlust eines Kindes, die schwere Erkrankung des Sohnes und der Hausbrand sind nur einige der vielen Unwägbarkeiten, die die Familie zu bewältigen hatte. Und doch haben sie nie den Mut verloren, weiterzumachen im Glauben an eine höhere Macht, die die Hand über sie hält.


    „Sonnenaufgang im Todestal“ ist ein schonungslose und emotionale Biografie über die Liebe zu den Menschen, über den Wunsch zu helfen, über das Lernen und die Akzeptanz von Andersartigkeit. Ein wunderbares und eindringliches Buch, das tief berührt und bewegt, nachdenklich macht und noch lange im Kopf herumgeistert, um irgendwann wieder zur Hand genommen zu werden. Absolute Leseempfehlung!!!


    Spannende und berührende :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


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    Albert Einstein


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