Juliane Käppler - Die sieben Tode des Max Leif

  • Autorenporträt:


    Zitat

    Juliane Käppler, Jahrgang 1977, lebt gemeinsam mit ihrem Sohn in Mainz. Sie schreibt seit ihrer Kindheit und ist seit 2011 als freiberufliche Autorin für verschiedene Verlage und in unterschiedlichen Genres tätig. „Die sieben Tode des Max Leif“ ist ihr erster Roman im Knaur Verlag.


    Quelle: Klappentext


    Inhaltsangabe:


    Zitat

    Witzig, wehleidig, wunderbar!
    Max Leif ist ein Überflieger, immer auf der Überholspur, immer ganz vorn. Doch jetzt wird er ausgebremst, vom Tod höchstpersönlich. Der holt sich seinen besten Freund, und Max weiß einfach: Er ist der Nächste. Das plötzliche Fieber kann nur eine HIV-Infektion sein, der schmerzende Magen eine exotische Seuche und der Husten erst … Die Beteuerungen der Ärzte, die Beruhigungsversuche seiner Freunde, ja selbst die energischen Kommandos seiner russischen Putzfrau Jekaterina helfen nicht gegen die Macht von Max‘ Einbildung. In Erwartung seines baldigen Ablebens verkauft er sein Unternehmen und trifft hektisch weitere Vorkehrungen. Denn einfach so sterben ist nicht drin! Zuerst muss er einen Weg finden, die eine Sache zu regeln, die in keinem Testament erscheinen darf ...


    Quelle: Klappentext


    Meine Meinung:


    Krankheit per Mausklick


    Max Leif ist mit 41 Jahren ein sehr erfolgreicher Musikproduzent und Inhaber des Frankfurter Musiklabels LeifMusic. Als Millionär führt er ein Leben auf der Überholspur und ihn wirft so leicht nichts aus der Bahn – weder der Herzinfarkt, den er erleidet, noch der Seitensprung seiner Freundin – die er kurzerhand aus der Wohnung schmeißt. Erst als sein bester Freund Paul an einer Thrombose stirbt, gerät sein Leben aus den Fugen. Auf dem Rückflug aus dem Urlaub in Sansibar, der ursprünglich mit Paul zusammen geplant war, gerät das Flugzeug plötzlich in Turbulenzen und auf einmal gibt es den sorglosen, durch nichts zu erschütternden Max nicht mehr. An seine Stelle tritt ein ängstlicher, grüblerischer und vor allem überzeugter Hypochonder. Appetitlosigkeit, Fieber und Husten? Natürlich wurde Max im Urlaub von einer Tsetsefliege erwischt. Auch HIV, die Schlafkrankheit und ein Tumor im Kopf lassen ihn zu einem Dauergast bei Frau Dr. Bärbeißer werden. Diese erträgt Max‘ eigens ergoogelten Diagnosen mit stoischer Gelassenheit. Nichts und niemand kann ihn davon abbringen, dass sein letztes Stündlein bald geschlagen hat und so setzt Max sein Testament auf …


    Juliane Käppler hat mit Max einen so sympathischen Charakter geschaffen, dass man ihn einfach lieben muss. Neben Max gibt es noch einige andere Charaktere, die ebenso liebenswert sind – auch wenn es auf den ersten Blick ganz anders wirkt. Ich habe die ganze Zeit versucht mir vorzustellen, ob ich so ruhig geblieben wäre, wenn ich an Frau Dr. Bärbeißers Stelle gewesen wäre. So einen Patienten hätte ich zum Mond geschossen. Die etwas schroffe Art von ihr ist also nur allzu gut nachzuvollziehen.


    Dann ist da noch die russische Putzfrau Jekaterina Poljakow, die Max immer ganz deutlich mit ihrem russischen Akzent die Meinung sagt. Direkt, offen, aber immer besorgt liebenswert. Und was wäre so eine Geschichte ohne eine Herzensdame, die sich als mürrische, ewig schlecht gelaunte Barista namens Maja herausstellt?! Warum Max seinen Kaffee trotz der Unfreundlichkeit doch immer wieder beharrlich bei ihr bestellt, wird erst im Verlauf der Geschichte klar.


    Ich bin ursprünglich davon ausgegangen, dass es sich hier um einen humorvollen Roman handelt. Das ist er auch, hat aber noch wesentlich mehr zu bieten, denn er macht nachdenklich und zeigt auf, was wirklich wichtig ist im Leben. Der Schreibstil ist flüssig und die immer wieder neuen Krankheiten von Max lassen den Leser zwar schmunzeln, driften aber niemals ins Lächerliche ab. Die Autorin hat mich mit ihrem Roman auf ganzer Linie überzeugt. Ich vergebe fünf Sterne.


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    "Wirklich reich ist, wer mehr Träume in seiner Seele hat, als die Realität zerstören kann!"


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  • Max Leif ist ein wohlhabender und erfolgreicher Musikproduzent. Als er erst einen Herzinfarkt erleidet und dann Paul, sein bester Freund seit Kindertagen, überraschend stirbt, gerät sein Leben in eine Krise, er diagnostiziert bei sich, dank Dr. Google, eine tödliche Krankheit nach der anderen, verkauft seine Firma und stellt eine Beerdigungs-Playlist zusammen (die regelmäßig der neuesten Krankheit angepasst wird).


    Ich brauchte einige Seiten, um mich einzulesen, doch die Autorin macht es einem relativ einfach, denn das Ganze lässt sich gut und sehr zügig lesen. Es war wohl eher so, dass ich ein Problem mit Max hatte, mit dem ich zunächst nicht so recht warm wurde, für mich stellte er sich als „Jammerlappen“ dar, als jemand ohne Selbstwertgefühl und Courage, und ich konnte mir nicht so recht vorstellen, dass er einmal anders gewesen sein sollte. Erst etwa zur Mitte der Geschichte wurde er mir mehr und mehr sympathisch und ich konnte mich mehr auf die Geschichte an sich konzentrieren.


    Neben Max gibt es relativ wenige weitere Charaktere, die mir größtenteils gut gefallen haben. Jekaterina Poljakow, Max' russische Putzfrau, hat das Herz am rechten Fleck und spricht viele Wahrheiten aus. Sie rückt Max öfter den Kopf gerade und ist ein unverzichtbarer Bestandteil seines Lebens.
    Claudia, Max' Ex, von Jekaterina treffend „zeternde Hyäne“ genannt, versucht immer wieder erneut Einlass in Max' Leben zu bekommen. Warum, wird mir nicht ganz klar. Sie dürfte die unsympathischste Person im ganzen Roman sein.
    Sehr gut gefällt mir Dr. Ingrid Bärbeißer, Max' neue Hausärztin, die ihm, ähnlich wie Jekaterina, den Kopf immer wieder gerade rückt, ihn aber dennoch ernst genug nimmt.
    Probleme hatte ich mit Max' Eltern, die ihm auch nach Jahren immer wieder die selben Vorwürfe machen, die aber zur richtigen Zeit dann doch das Richtige tun.
    Maja, Max' Lieblingsbarista in seinem Stammcafé, ist unfreundlich, macht aber den besten Expresso der Welt – und ist für manche Überraschung gut.
    Zwei Männer gibt es in Max' Leben, Flo, seinen Marketingleiter und Klaus Kuhn, Urlaubsbekanntschaft und letztlich unerwartet nützlich.
    Und dann ist da natürlich noch Paul, der zwar nicht mehr lebt, aber dennoch großen Einfluss auf Max hat, und das nicht nur, weil er ihm seinen Dobermann Hannibal (dessen Lautstärke in DeziBell gemessen wird) hinterlassen hat.


    Max muss sich mit sich und seiner Sterblichkeit auseinander setzen und das inspiriert ihn dazu, in seinem Leben aufzuräumen, zu erkennen, was wichtig ist. Auch der Leser wird zum Nachdenken kommen, zwar wahrscheinlich keine so gravierenden Veränderungen wie Max einleiten, aber vielleicht doch die eine oder andere Erkenntnis gewinnen.


    Erzählt wird mit viel Humor und zwar von Max selbst, so ist man nahe dran, sieht das Ganze aus Max Augen, doch es gleitet selten ins Tragische ab. Der Roman ist eingeteilt in Monate, so dass man Max' Entwicklung und seine Erlebnisse über ein gutes halbes Jahr verfolgen kann, ich finde gut, dass man auf diese Art eine Zeiteinteilung erhält, zumal Max in jedem Monat eine neue Krankheit an sich entdeckt. Besonderen Schwung in das Geschehen bringt Max' Geheimnis, das schon früh angedeutet wird und den Leser zum Rätseln bringt. Die Auflösung hat mich überrascht, ist aber vollkommen nachvollziehbar und wirft einen neuen Blick auf Max.


    Sehr gut hat mir das Cover gefallen, alleine die Farbe ist toll, aber auch das Motiv ist sehr passend, ein Eyecatcher, der sich im Regal besonders gut macht …


    Nach einer Anlaufschwierigkeit hat mir der Roman gut gefallen und ich empfehle ihn gerne weiter. Wie ich gerade festgestellt hat, wird in 2017 eine Fortsetzung veröffentlicht. In meinen Augen wäre das nicht nötig gewesen, „Die sieben Tode des Max Leif“ ist in sich abgeschlossen und schreit nicht unbedingt nach einer Fortsetzung, meiner Meinung nach sollte der Roman für sich stehen bleiben, so weiß ich noch nicht, ob ich die Fortsetzung lesen werde.

  • Der 41-jährige Musikproduzent Max Leif hat (eigentlich) alles, was man sich wünscht. Er ist erfolgreich, hat sich in der Musikbranche einen Namen gemacht und könnte sich jeden Wunsch erfüllen. Doch der Tod seines besten Freundes bremst ihn aus. Man könnte es aber auch so sehen, dass für ihn nun andere Dinge wichtig werden. Welche, auf die man als Mensch wirklich den Fokus legen sollte, und andere wiederum, die das Dasein zu einem Höllentrip machen. Max entwickelt ein regelrechtes Faible für das Entdecken von Krankheiten. Wenn ihn nicht die Tsetsefliege mit ihrem Rüssel attackiert hat, muss es eben HIV oder ein Gehirntumor sein. Er steigert sich von einem Leiden ins nächste, und dabei scheint ihm keiner so recht helfen zu können. Denn neben dem Hypochonder treten weitere Figuren auf, die bildhaft gezeichnet sind. Da sind u. a. Jekaterina Poljakow, seine Putzfrau, die um keinen Spruch verlegen ist oder Maja, die unnahbare Barista, bei der er sich den täglichen Koffeinschub abholt, und Dr. Ingrid Bärbeißer (der Name passt sehr gut), die ihn als Ärztin betreut, ist selbst dem Wahnsinn nahe, wenn er zu ihr in die Sprechstunde kommt. Jeder einzelne Charakter dreht sich um Max und hat doch eine eigene Geschichte zu erzählen.


    "Die sieben Tode des Max Leif" ist ein Roman, der mit viel Herzblut geschrieben ist. Man kann schmunzeln, lauthals lachen (besonders über Max' Gedanken und über die Dialoge mit der Putzfrau), aber man wird auch nachdenklich, schluckt ein paar Mal heftig, weil es nicht nur humorvoll zugeht, sondern die Geschichte auch berührende, tief eingreifende und zum Teil erschütternde Momente beinhaltet. Eben eine gelungene Tragikomödie, in der Max Leif die Hauptrolle spielt. Aber die Geschichte zieht einen nicht hinunter, weil sich die Ereignisse die Waage halten, denn wo Schatten ist, muss auch Licht sein.


    Max ist nicht immer ein Sympathieträger, man verzeiht ihm so manches als Leser, aber doch nicht alles, und einmal mehr fragt man sich nach der Beendigung des Buches, was der Sinn des Lebens ist. Was wirklich zählt, wie man damit umgeht, wenn man Fehler gemacht hat, wieso man sich oft um Nichtigkeiten so sorgt, und das Wesentliche aus den Augen verliert.
    Wie man am überaus gelungenen Cover sieht, regnet es unter dem Schirm des Hypochonders. Wer hatte nicht schon einmal das Gefühl, dass es nur regnet, damit man allein nass wird? Wobei man sagen muss, dass es bei Max eher ein Platzregen sein dürfte, der ihn in seinen verschiedenen Krankheitsphasen trifft. Und ein Geheimnis umgibt ihn auch noch wie eine Aura des Bösen.


    Das Buch vereinigt alle Facetten, alle möglichen Gefühlswallungen, die man auch als Leser Seite für Seite miterlebt. Juliane Käppler hat sich auf neues Terrain gewagt und auch mit dieser Erzählung voll ins Schwarze getroffen.


    Amüsant, tragisch-komisch, liebenswert, mit leisen und lauten Zwischentönen. Max Leif wie er lebt und (doch nicht?) stirbt.


    5 Sterne.