Sonja Rüther (Hrsg.) - Aus dunklen Federn 2

  • Klappentext:
    Gänsehaut und Horrorfreuden: Erleben Sie zum zweiten Mal Schauergeschichten, feinsinnigen Splatter und finstere Fantasien Aus dunklen Federn.


    Ein Forschungstrupp kommt vom Wege ab.
    Ein Mann fährt zum Klassentreffen, doch sucht er dort keine alten Freunde.
    Ein freundliches Ehepaar will nicht länger die Schikanen ihres sadistischen Nachbarn hinnehmen. Sie alle ahnen nicht, welch grausame Folgen dies haben wird.


    Die Bestsellerautoren Markus Heitz und Kai Meyer, Thomas Finn, Boris Koch und viele andere öffnen die Türen der Realität und entfesseln in ihren Horrorgeschichten die ungeahnten Schrecken, die in der Dunkelheit lauern. Ein faszinierendes, abgründiges Lesevergnügen für alle, denen Rabenschwarz lieber ist als Feenrosa.


    Untermalt werden die Geschichten von den Titelbildern, die von den Autoren individuell selbst gestaltet wurden.


    Meine Meinung:
    Der erste Teil von "Aus dunklen Federn", der von Sonja Rüther 2014 herausgegeben worden ist, hat mich absolut vom Hocker gerissen und gehört zum besten, was der Horror-Kurzgeschichtenmarkt überhaupt hergibt. Ich war freudig überrascht, dass ein zweiter Teil angekündigt worden ist und umso mehr natürlich gespannt ob das Niveau gehalten werden kann. Diese Frage kann ich leider nicht mit einem klaren "Ja" beantworten. Auch diese Zusammenstellung ist wieder wunderbar gelungen und Sonja Rüther hat liebevoll viele tolle Geschichten von deutschsprachigen Autoren zusammengetragen incl. der Zugpferde Markus Heitz, Thomas Finn und dieses Mal neu dabei: Kai Meyer. Man kann fast alles als "gut" bis "sehr gut" bezeichnen, aber nicht als "überragend", so wie es mir beim Vorgänger oft auf der Zunge lag. Die letzten vier Geschichten, die als Bonusmaterial bezeichnet werden, waren dann leider etwas schwächer und ziehen den Gesamtschnitt runter. Ich würde auch nicht alles als reinen Horror bezeichnen, manches streift eher die Fantasy, aber ich will ja nicht kleinkariert werden. Das Buch ist toll gestaltet und jeder der Autoren durfte eine Zeichnung oder ein Bild anfertigen, das quasi seine Geschichte einleitet, was eine sehr schöne Idee ist auch auch gut gelungen ist und dem Buch Charakter verleit. Auch die einzelnen Autoren wurden am Ende noch mit relativ ausführlichen Biografien und einem Foto vorgestellt. Ein Problem war leider die enge Bindung des Buches. Man braucht schon beide Hände um das Buch offen zu halten und den Text in Richtung Mitte lesen zu können.


    Zu den einzelnen Geschichten:
    "Der Groll" von Christian von Aster: Eins der Highlights gleich zu Beginn und eine der Geschichten, die auf dem Niveau des ersten Teils ist. Eine Familie zieht aufs Land, wo alles zunächst wunderbar ist. Nur ihr Nachbar, ein alter, verbitterter, böser Mann macht ihnen das Leben zur Hölle. Als niemand etwas gegen ihn unternehmen will, beschließt die Familie, sich auf eine alte Sage einzulassen und dem Alten den "Groll" auf den Leib zu hetzen. Humorvoll und böse! 5 :bewertung1von5:
    "Photosynthese" von Nicole Zöllner: Auch die zweite Geschichte hat die Höchstwertung verdient. Ein neuer Lehrer, der sich höchst seltsam benimmt, kommt an die Schule. Er hat angeblich einen Gendefekt, muss immer Zucker zu sich nehmen, schleppt Grünpflanzen mit sich herum und ist besessen von der Photosynthese. Auf drei Mädchen scheint der Fiesling es besonders abgesehen zu haben. Auch hier ist wieder eine Menge Humor vorhanden, dazu B-Movie-Flair, der an Trashfilme aus den 80ern erinnert. 5 :bewertung1von5:
    "Meister Calamitas' erstaunliche Kuriositäten" von Thomas Finn: Mehr Fantasy als Horror, angesiedelt in einer deutschen Stadt, zeitlich irgendwo im Mittelalter. Ein Junge muss bei einem gefürchteten Zauberer einbrachen um seine Schwester zu retten. Dieser erwischt ihn und verkleinert ihn auf Fingergröße. Ein Spießrutenlauf durch das nun natürlich übernatürlich große Haus beginnt. Actionreich und mit dem typischen Schreibstil von Thomas Finn. Gut! 3,5 :bewertung1von5:
    "Der flüssige Bob" von Vincent Voss: Ein Journalist besucht einen alten Mann, der seit einer Expedition, die er als einziger überlebt hat, nicht mehr gesprochen hat und nun sein Schweigen bricht. Eine zwar nicht ganz neue, aber tolle Idee, die jedoch nicht ganz zufriedenstellend umgesetzt wurde. Ein zwar zutreffender, aber irgendwie doch blöder Titel. Hier wurde etwas Potenzial verschenkt. 3,5 :bewertung1von5:
    "Gesprächsfetzen" von Markus Heitz: Eine skurrile Idee und ein typischer Heitz! Ein junger Mann schnappt zufällig ein Gespräch in einer öffentlichen Telefonzelle auf. Eine Frauenstimme, die ihn sofort in ihren Bann zieht, bittet ihn um Hilfe und er soll nun einige auf den ersten Blick leichte Aufgaben erledigen, die ihm aber sehr erschwert werden. Ein Feuerwerk voller Ideen, gepresst in eine 60seitige Geschichte. Auch eher Fantasy, aber sehr gelungen. 4 :bewertung1von5:
    "Im Haus des toten Clowns" von Boris Koch: Ein Mann kehrt zu einem Klassentreffen an seinen Heimatort zurück. Sein eigentlicher Besuchsgrund ist aber, einen bösen magischen Gegenstand aufzuspüren. Interessante Idee, am Ende etwas seltsam. Eher Durchschnitt. 3 :bewertung1von5:
    "Mein anderes Ich" von Stefan Cernohuby: Ein Autor berichtet davon wie sich sein Pseudonym langsam verselbstständigt hat. Toll geschrieben und gruselig. Das wäre von der Länge her sogar ausbaufähig gewesen. 4,5 :bewertung1von5:
    "Elefantenfriedhof" von Sonja Rüther: Eine leicht kryptische Geschichte über eine Zukunft, in der alte Menschen "entsorgt" werden. Sehr ernsthaft und lässt einen mit einem sehr unguten Gefühl zurück. 4 :bewertung1von5:
    "Chupa" von Thomas Lisowsky: Eine der besten Geschichten dieser Zusammenstellung. Obwohl man sie als Horror bezeichnen kann, ist sie doch ganz anders geschrieben, fast wie eine Erzählung für Kinder. Sie handelt davon wie ein sich allein fühlendes Mädchen unter ihrem Bett ein seltsames Wesen entdeckt und sich mit diesem anfreundet. "Chupa" hat mich definitiv länger beschäftigt. 5 :bewertung1von5:
    "Schau hin!" von Kai Meyer: Kurz und knapp! Atmosphärisch! Gruselig! Gelungen! 4 :bewertung1von5:
    "Die Welt am Abend" von Hanka Jobke: Treffender Titel! Eine düstere Geschichte in einer Welt, die kurz vor dem Zusammenbruch steht. Eine unsympathische Protagonistin stört leider etwas die an und für sich interessante Erzählung. 3,5 :bewertung1von5:
    "Der Schrei" von Thomas Finn: Erzählt aus der Sicht einer Banshee, die mit ihren Fähigkeiten, mit ihren Schreien den Tod anzukündigen, missbraucht wird. Eher langweilig und halbgar. 2,5 :bewertung1von5:
    "Die Hexe und der Folterknecht" von Boris Koch: Kurzes, humorvolles, aber auch verzichtbares Zwischenspiel. 3 :bewertung1von5:
    "Frühlingserwachen" von Vincent Voss: Nichts für Arachnophobiker ist diese auf mehreren Zeitebenen spielende Geschichte. Einige Gänsehautszenen, aber auch mit Längen. 3,5 :bewertung1von5:
    "Peter" von Sonja Rüther: Etwas komisch, etwas tragisch ist diese Geschichte über das seltsame Ableben eines einsamen Menschen. Leider nochmals Durchschnitt zum Ende. 3 :bewertung1von5:


    Fazit: Wieder eine tolle Zusammenstellung von Horrorkurzgeschichten. Manchmal böse, manchmal humorvoll, aber fast immer unterhaltend, auch wenn sie an die Geschichten aus dem überragenden ersten Teil nicht heranreichen.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Als die obige Rezi eingestellt wurde hatte ich gerade die zweite der Geschichten in Arbeit und freute mich auf die weiteren. Auch mein Eindruck dieser Sammlung ist ziemlich positiv, wobei mir einige Geschichten (z.B. "Der flüssige Bon", "Die Welt am Abend", "Der Schrei" und "Die Hexe und der Folterknecht" allerdings ein wenig besser gefallen haben, als meinem Vorrezensenten, weswegen ich der Sammlung viereinhalb Sterne gönnen würde. 8)

  • Aus dem Bereich Horror lese ich zurzeit definitiv zu wenig, deshalb hat mich gerade diese Sammlung von Kurzgeschichten neugierig gemacht, um mir das Genre wieder ein bisschen schmackhaft zu machen.


    In dem Buch erwarten euch 16 Geschichten von verschiedenen Autoren, von der die kürzeste gerade mal eine Seite lang ist, ein kleiner Teaser am Anfang, der auf das kommende Grauen einstimmt.
    Ich muss allerdings gestehen, dass ich mich bei keiner Erzählung wirklich gegruselt habe. Sie alle haben was besonderes und vor allem die unterschiedlichen Ideen sind wirklich klasse und geben eine breit gefächerte Sammlung ab, bei der jeder auf seine Kosten kommt; das richtige "Grauen" hab ich aber vermisst.


    Dafür sind die Geschichten sehr vielfältig. Bei "Der Groll" geht es z. B. um einen uralten Aberglauben, den man mit Vorsicht genießen sollte. "Der flüssige Bob" führt uns zu einer Expedition, deren Wege auf albtraumhafte Pfade führen und "Die Hexe und der Folterknecht" war mit Humor zu genießen. Eine amüsante Idee verbirgt sich auch hinter "Meister Calamitas´ erstaunliche Kuriositäten", bei "Das andere Ich" geht es allerdings schon etwas brutaler zu. Der "Elefantenfriedhof" ist ein ziemlich makaberes Spiel mit dem Tod, genauso wie "Peter", der uns zur Einsamkeit in unserer Gesellschaft führt - diese Geschichte war mein persönliches Highlight.


    Sonja Rüthers hat hier eine gute Mischung zusammengestellt, aber wie es bei Anthologien so ist, haben mir nicht alle Geschichten gleich gut gefallen. Sei es durch die Idee oder die Umsetzung, aber es waren auch eindrucksvolle Geschichten dabei, die mich mit ihrer Atmosphäre und den Überraschungen mitgerissen haben.


    Ich lese sehr selten Kurzgeschichten und vielleicht ist es mir deshalb nicht so leicht gefallen, mich auf diese Momentaufnahmen einzulassen. Auch wenn das Horrorelement jeder Story zugrunde liegt, hab ich doch ein bisschen das Gänsehautfeeling vermisst.


    Fazit 3.5 Sterne


    Eine bunt gemischte Auswahl von Horrorgeschichten, die genau wie die Autoren sehr unterschiedlich sind und mit viel Liebe zu diesem Genre ausgesucht wurden.


    © Aleshanee
    Weltenwanderer