Umberto Eco - Das Foucaultsche Pendel

  • Ich habe das englische Original noch auf dem SuB, nach dem Klappentext erscheint mir dieser Roman nicht übermäßig anstrengend(?).

    Den fand ich wunderbar und nicht sooo anstrengend.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Ist das so anstrengend zu lesen?

    Anstrengend nicht, aber man muss sich konzentrieren. Es lässt sich nicht so einfach runterlesen. Man würde auch viel verpassen, wenn man durchjagt.

    Den fand ich wunderbar

    Ich auch. Wie Du in den nächsten Tagen sicher lesen wirst, wenn ich im Thread dazu schreibe.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Jetzt reicht es wieder um dieses sehr anstrengende Buch weiter zu besprechen. Währenddessen bin ich bei TIFERETH 73 angelangt, werde jedoch einiges über die vorangehenden Kapitel vermerken was mir auffiel und über was ich mir Gedanken machte auch wenn diese uns nicht unbedingt dem „grossen Plan“ näher bringen.
    Wobei ich schon fast überzeugt bin dass dieser „Grosse Plan“ fast untergehen wird in der Fülle der Informationen welche Herr Eco in seinem Werk beschreibt.
    Denn mich fasziniert an diesem Roman fast mehr der Aufwand welcher der Autor betreiben hat mit all diesen vielen Anmerkungen welche man „googlen“ kann oder auch nicht, je wie gerne man sich damit befassen möchte.
    Die Kapitel bis zu Geburah 57 sind wie schon einmal erwähnt sehr stark von den Kindheitserinnerungen Herrn Ecos geprägt.
    Geburah 55
    Während in der Villa fleissig gearbeitet wird spricht Casaboun Belbo auf die „Trompete“ an. er reagiert sehr ungehalten, erklärt sich jedoch später ausführlich.

    Zitat von Umberto Eco

    Er hatte einen Anflug von Panik: „Woher wissen Sie... Ach ja, stimmt, ich hatte Ihnen von dem Traum mit der Trompete erzählt. Nein, Don Tico hat mir Trompete spielen beigebracht, aber in der Kapelle spielte ich das Baryton „ „ Was ist ein Baryton?“ „ Kindergeschichten. Jetzt arbeiten wir.“

    Was mich daran stört ist die falsche Übersetzung, übrigens schon von Marie Geburah 56 kurz bemerkt

    Das, was er über die Barytonspieler erzählt, wird bei uns übrigens den Hornisten zugeschrieben:

    denn im italienischen heisst es

    Zitat von Umberto Eco

    Ebbe un attimo di panico: „ Come fa… Ah, è vero, le avevo raccontato il sogno e la tromba. No, don Tico mi ha insegnato a suonare la tromba, ma in banda suonava il genis.”
    “Cos’è il genis?”
    “Vecchie storie di ragazzi. Adesso lavoriamo”

    Baryton und genis auch flicorno, deutsch Flügelhorn sind zwei komplett verschiedene Musikinstrumente
    In Geburah 56 erklärt Belbo denn auch
    Belbo musterte uns überlegen und dozierte: „Das Baryton ist eine Art kleine Tuba, ähnlich dem eher bekannten Tenorhorn in B.
    Ci squardo con superorietà e recito: "Genis nel gergo bandistico è una specie di tromboncino piccolo che in realtà si chiama flicorno contralto in mi bemolle.
    Soweit zu dem Musikinstrument, denn die Trompete welche mit Don Tico verbunden ist, ist für Belbo ein unvergessliches Erlebnis welches im weiteren Geschehen nochmals wichtig wird.
    Auch Don Tico ist nicht ein zufällig gewählter Name. Im italienischen wird er mit „Don Tico, un salesiano“ beschrieben.Denn die Salesianer waren für Umberto Eco sehr prägend in seinem Leben wie er in seiner Biografie schreibt. Bei ihnen lernte Theater spielen sowie als Musikinstrument die Flöte und ebenso, wie er in seinem Roman Belbo zuschreibt, das „genis“ er sagt „Waldhorn“ ein nicht besonders geliebtes Instrument.


    Geburah 57 bis 62
    Ich bin froh dass sich die unsägliche Lorenza verabschiedet, denn diese Art der „femme fatale“ und diese „erotische Masche“ welche provozierend ist, wirken oftmals sehr lästig und ich weiss gar nicht wie wichtig sie wirklich für die Geschichte ist.
    Viel interessanter sind die „hängenden Gärten“ eine Geschichte in der Geschichte wobei sich der Autor von den Hängenden Gärten der Semiramis, auch die Hängenden Gärten von Babylon“ inspirieren lies. Welche er übrigens auch in seinem Buch „Die Geschichte der legendären Länder und Städte“ beschreibt.


    Das brachte mich ich wirklich zum lachen, stellen wir uns dies doch in Farbe vor :lol:

    Casaubon auf Aglies Party. Hat er etwas eingenommen?

    Würde Musik spielen während Casaubon durch die Gärten wandert und seine weiteren Erlenbisse könnte diese nur psychedelisch sein und er befindet sich in einer Art Trance. :lol:
    Wer sich die Mühe gemacht hat und "Die sieben Tage der Chymischen Hochzeit des Christian Rosenkreuz" einmal las, wird hier viele phantastische Elemente wiederfinden.
    Ebenso wird in diesen Kapiteln mit vielen Bemerkungen auf Interessantes hingewiesen wie in Geburah 61 auf das „Wunder von San Gennaro“ und man kann bemerkenswerte Persönlichkeiten kennen lernen. „Jean d'Espagnet
    Geburah 63
    Das Casaubon etwas beunruhig ja man darf sicher sagen auch verwirrt ob all den Eindrücken nach Piemont zurückkehrt ist keinesfalls verwunderlich ich als Leser bin es nämlich ebenso.
    Seine Freundin scheint die einzig rationale Person zu sein welche mit ihren klaren Gedanken Casaubon hilft nicht ganz den Boden unter den Füssen zu verlieren.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • @serjena, ich bin froh, von dir hier zu lesen. Ich dachte schon, ich müsste für den Rest der Leserunde Selbstgespräche führen.
    Daher habe ich in den letzten Tagen nichts mehr geschrieben. Allerdings auch nichts mehr gelesen. Aber nach wie vor möchte ich durchhalten.


    Ich bin bei Tifereth 68, und ab morgen werde ich wieder weiterlesen.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich schaue ja ab und an bei Euch rein und muss sagen: ich bewundere Euer Durchhaltevermögen. :pray: Ich hätte das Buch schon längst in die Ecke gepfeffert . :uups:

  • TIFERETH 64
    Ein schönes nicht zu kompliziertes Kapitel. Casaubon erinnert sich an ein gutes Jahr (erinnern wir uns, das was wir aktuell lesen ist Vergangenheit) er freut sich Vater zu werden, das Buch „der Metalle“ scheint ein Erfolg zu sein und nun befinden sich die Herren in der Phase wo der „grosse Plan“ erfunden wird.
    Schon wie ich das Wort „erfinden“ lese kann ich mir denken was nun folgen wird. Hier beginnt der „Krimi“ des Romans und dieser dürfte spannend werden, denn nun werden alle Elemente welche die Herren, vor allem Casaubon zusammen getragen haben und wir als Leser „mühselig im Internet recherchiert“, verbunden.
    Signor Garamond (wer ist eigentlich dieser Garamond?, Wikipedia sei Dank, denn hier wird auch das vorliegende Buch erwähnt, eine absolut unscheinbare Person) im Gegensatz zu diesem Herrn Garamond, der Casaubon vorantreibt mit immer phantasievolleren „Bildern“ welcher er vor dessen Augen auferstehen lässt um ein ganz spezielles Buch „Der Wissenschaften“ zu kreieren.

    Zitat von Umberto Eco

    Also machte ich mich mit Feuereifer an die Entdeckung der Miniaturen des Liber Solis von Trismosin, des Liber Mutus, des Pseudo-Lullus.

    Casaubon bewegt sich sehr unbefangen unter den Diaboliker, ohne sich grosse Gedanken um die Gefährlichkeit dessen was passieren könnte, zu machen.
    Belbo scheint ein Gefangener seiner selbst zu sein, wenn man sein File: Traum liest. Wieder sind es die verpassten Gelegenheiten, welche in nicht in Ruhe lassen, sein Unvermögen die Vergangenheit hinter sich zu lassen, sich den Gegebenheiten nicht zu stellen. Diotallevi ist die Gelassenheit in der Person, bewegt sich ruhig und unauffällig und scheint, ohne die Geduld zu verlieren abzuwarten was weiter passiert


    TIFERETH 65
    Ein herrliches Kapitel welches aufzeigt was mit einem PC mit entsprechendem Programm möglich ist. Damit kann eine ganze Menschheitgeschichte neu geschrieben werden, und es fällt nicht schwer sich vorzustellen wie durch geschickte Manipulation dies passieren könnte. Zugleich ein kluges Kapitel denn hier weisst der Autor geschickt auf die Gefährlichkeit dieser „Maschinen“ hin, und dies zu einer Zeit in welchem der Computer für den „Normalverbraucher“ noch in den Kinderschuhen steckte.
    Zum Thema Umberto Eco und PC weise ich gerne auf diese Seite hin : Als Umberto Eco über Mac- und PC-Käufer lästerte.


    TIFERETH 66
    Vorangestellt ist ein Zitat aus dem Buch "Der Heilige Gral und seine Erben" , welches sich ungewöhnlich liest und wenn man das Internet zu Rate zieht auch weiss warum.
    Dieses Kapitel gehört zu denen welche mich am meisten amüsierten. Es zeigt, wie mit Phantasie ein Auto zu einem unglaublich wertvollen Opus gestaltet werden kann.

    Zitat von Umberto Eco

    Wie, wenn das Automobil nur als eine Metapher der Schöpfung existierte? Freilich darf man sich nicht auf das Äußere beschränken oder auf das Trugbild des Armaturenbretts, man muss auch sehen können, was nur der Artifex sieht, nämlich das, was sich darunter verbirgt.

    Nur schon diese Aussage ist köstlich zu lesen, und ich denke jedem ernsthaften Kabbalisten treibt dies die Tränen in die Augen.

    Zitat von Umberto Eco

    Das Automobil ist der Sefiroth-Baum.

    Was folgt ist klingt so haarsträubend dass man einfach lachen muss.

    Zitat von Umberto Eco

    „Nicht ich sage das, es selber sagt es. Erstens ist die Motorwelle, die ja nicht zufällig in so vielen Sprachen arbor heißt (arbre moteur, albero motore etc.), wie das Wort sagt, eben ein Baum. Gut, jetzt nehmen Sie den Motor als Kopf, die zwei Vorderräder, die Kupplung, das Getriebe, zwei Gelenke, das Differential und die zwei Hinterräder. Zehn Gliederungen, wie die Sefiroth.“

    Jetzt kann ich auch verstehen wieso so viele Männer jeweils am Wochenende ihr Auto hingebungsvoll und mit „Andacht“ pflegen. :wink:

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • TIFERETH 67

    Zitat von Umberto Eco

    Nach den Phantastereien über den „Motorbaum“ war ich bereit, in allem und jedem, was mir in die Finger kam, Enthüllungen zu erblicken.

    Dieser Satz von Casaubon sagt eigentlich schon fast alles, mit einer grossen Portion Kreativität lässt sich alles nach Gutdünken deuten.
    Dazu passt das Casaubon mit Freunden aus Brasilien nach einem Kongress Tomar besucht, eine von den Templern gegründete Anlage welche ihn in ihren Bann zieht und beflügelt die Geschichte voranzutreiben.
    Auch wenn man sich nicht mit Templern usw. beschäftigt, der „Convento de Cristo“ in Tomar welche eine wunderschöne Stadt ist, ist, wenn man die Gelegenheit hat, einen Besuch wert.
    Somit wird das Dokument welches der „verschwundene“ Oberst Ardenti hinterlassen hat von den drei Herren wieder zu Rate gezogen und das Gerüst, auch wenn noch etwas wankend, beginnt sich zu formieren für den „grossen Plan“.
    Und schon wird passend gemacht was nicht ganz schlüssig ist, mit Hilfe von Gelesenem.

    Zitat von Umberto Eco

    Was Assoziationsketten betraf, war ich inzwischen unschlagbar geworden. Mir genügte ein beliebiger Ausgangspunkt, und schon legte ich los. Schottland, Highlands, druidische Riten, Johannisnacht, Goldener Zweig... Das war eine Spur, wenn auch nur eine sehr schmale: über Johannisfeuerhatte ich etwas in Frazers Goldenem Zweig gelesen.

    TIFERETH 68
    Die Ausführungen von Casaubon wirken auf die andern Herren so einleuchtend dass sie diesen nur zustimmen können. Es geht nun darum schlagend zu „beweisen“ wie die Geschichte der Templer sich in ihr Vorhaben einfügt.
    Somit wird die „Reise“ von ihnen modifiziert und führt nun über Portugal, England, Frankreich bis hin nach Deutschland nach Marienburg den Hauptsitz der Deutschordensritter. Zugleich kommen weitere, verschiedene „Sekten “ ins Spiel, von den Popelicans (eigentlich Paulizianer), Archontikern, Messalianer, wobei die Templer immer das Bindeglied dieser bilden, bis Casaubon die Geschichte nach Jerusalem führt.

    Zitat von Umberto Eco

    „Ist das nicht alles ein bisschen konfus?“ fragte Belbo

    Auch auf diesen Einwurf von Belbo der den Ausführungen von Casaubon lauscht hat dieser die passende Antwort bereit. Das zeigt auf wie ausgeklügelt die Geschichte massgeschneidert wird.
    Somit kann es nicht ausbleiben dass die Rosenkreuzer (wir erinnern uns Christian Rosenkreutz) und ganz sicher nochmals die Chymische Hochzeit, welche unglaublich viel Mystik beinhaltet, wieder zu Rate gezogen wird.


    Brillant der Schlusssatz des Kapitels. :applause:

    Zitat von Umberto Eco

    „Aber Sie sagten doch, die wären falsch“, sagte Belbo. „Na und? Auch wir machen hier eine Fälschung.“
    „Stimmt«, sagte er. »Das hatte ich ganz vergessen.“

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Bis Tifereth 70


    Irgendwie war die ganze Google-Arbeit für die Katz. Inzwischen fällt man ständig über Namen und / oder Zusammenhänge, die man kennen müsste, und über die man sogar schon entsprechende Artikel gesucht und gelesen hat. Hängen geblieben ist nicht viel. Mitunter leuchtet mir auf: Ah! davon habe ich in irgendeinem Kapitel zuvor schon etwas gelesen, aber in meinem Kopf stellen sich nur einige grobe Verbindungen her. Also lese ich konsequent drüber weg, aber irgendwelche Hintergrundrecherchen stelle ich nicht mehr an. Das ist mir einfach zu mühsam für ein Buch, mit dem ich nach 4 Monaten (!!! ich habe gerade auf der ersten Seite des Threads gelesen, dass wir bis Juli fertig sein wollten!!!) noch immer nicht durch bin. Und das mir im Übrigen auch gar nicht so gut gefällt.


    Langsam glaube ich, dass Eco eigentlich nur die Absurdität von Verschwörungstheorien beweisen wollte. Sonst nix. Er hat halt ein bisschen weit ausgeholt. :lol:


    Dieses "gegen-den-Strich-lesen", was Casaubon mit den Rosenkreutzer-Manifesten macht, mag ich sehr gern: Lesen mit anderen Augen mit einem anderen Schwerpunkt, eine kreative Form des Lesens, die Gedanken, Einsichten und Ideen zutage fördert, die man bei ordentlich-normalem Lesen nicht bekommt.


    Die merkwürdige Kette der Rosenkreutzer-Treffen wurde schon in einem früheren Kapitel behandelt. So richtig bekomme ich es nicht mehr zusammen. Ich vermute, dass der Große Plan dahin geht, ein weiteres Treffen zu initiieren. Oder eine Publikation unters Volk zu bringen, die die verschwörerischen Ratten aus ihren Löchern jagt. Oder so ?(:-k

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • TIFERETH 69
    Dieses kurze Kapitel das praktisch nur aus einem File von Belbo besteht, zeigt einzig und allein dessen auf was er ist „ein Verlorener“in seiner eigenen Welt, wobei er meiner Meinung schon nicht mehr zwischen Realität und „Traum“ oder Fiktion unterscheidet.
    TIFERETH 70

    Langsam glaube ich, dass Eco eigentlich nur die Absurdität von Verschwörungstheorien beweisen wollte. Sonst nix. Er hat halt ein bisschen weit ausgeholt.

    Wobei Herr Eco uns ganz schön erwischt hat und wir fleissig recherchiert haben. Allerdings haben diese Recherchen dazu geführt aufzuzeigen wie hartnäckig bis ins 21. Jahrhundert sich solche Verschwörungen halten können, man muss nur einmal den riesigen Markt dieser Bücher betrachten. Darum floriert auch dieses „Mummenschanz-Esoterik usw. Geschäft so gut, es scheint ein Bedürfnis der Menschen zu sein sich mit solchen Themen beschäftigen zu können.

    Die merkwürdige Kette der Rosenkreutzer-Treffen wurde schon in einem früheren Kapitel behandelt. So richtig bekomme ich es nicht mehr zusammen. Ich vermute, dass der Große Plan dahin geht, ein weiteres Treffen zu initiieren. Oder eine Publikation unters Volk zu bringen, die die verschwörerischen Ratten aus ihren Löchern jagt. Oder so

    Schon ein wenig schwierig nach dieser Fülle an Informationen. Die Geschichte begann mit dem Oberst- welche den verstümmelten Geheimplan – interpretierte – das die im verborgenen immer noch vorhandenen Tempelritter den Vorsatz hegten oder immer noch hegen die Weltherrschaft zu erringen-wobei sie sich zugleich an dem an ihnen begangenen Unrecht rächen wollten/ wollen. jedoch dass irgendetwas „schief“ gelaufen ist. Genau dieses „Geheimnis“ möchten nun die drei Herren auf ihre eigene Art und Weise entschlüsseln, neu interpretieren, immer unter der Voraussetzung dass es nur ein grosser Spass ist den sich da leisten, indem sie „Pseudowissenschaftliche „Recherchen betreiben.


    Die Rosenkreuzerr sind ein wichtiges Element in den Geschehnissen, da sie nicht verfolgt wurden, somit das Geheimnis der Templer über die Jahrhunderte weiter tragen konnten. Zusätzlich sind sehr viele Schriften über und von diesem Orden vorhanden, gespickt mit "Mysterien" :-,



    Wobei das Anstreben die Weltherrschaft nicht ausschliesslich das Ziel der Templern (wird ihnen gemäss diesem Roman ja zugeschrieben) war sondern schon in der Antike propagiert wurde.
    Nun indem Casaubon sich intensiv mit den Schriften der Rosenkreuzer beschäftigt wobei ihm klar ist dass sich diese in sich selbst widersprechen, gelingt es ihm so viel daraus zu lesen wie nötig für den weiteren Aufbau ihres „grossen Planes“ Genau in dem Sinn von „ich lese und merke mir nur das, was für mich brauchbar ist“


    Hier muss ich einfach Herrn Eco meine Bewunderung aussprechen. Ich kann dank Internet mich durch diese Manifeste Fama und derConfessio, durchklicken und das was mich interessiert nachlesen, er musste, eine Vermutung von mir, alle diese Schriften zu Hand haben und diese lesen Denn sie sind ein Sammelsurium von Magie, Kabbala, Medizin, Philosophie, Theologie, Mathematik und Physik usw.
    Diese Schriften sind nun dank der Kombinationsgabe von Casaubon genau das was es braucht um den „grossen Plan“ stimmig zu verwirklichen. Nun das vorhandene Material in den richtigen Kontext setzten und schon klappt es.


    TIFERETH 71
    Man braucht schon mehr als nur wie ein Quäntchen Phantasie um in diesem Kapitel die Schlussfolgerungen der Herren nachvollziehen zu können.
    Es wird auch hier vieles wie @Marie schon im Kapitel 70 erwähnt, wiederholt,
    Zudem ist folgender Absatz für mich absoluter Humbug und ich versuche schon gar nicht dies interpretieren zu wollen, werde ihn einfach akzeptieren wie er da steht.

    Zitat von Umberto Eco

    Er wollte die Wahrheit. Und schaltete Abulafia ein. Und fragte ihn probehalber nach einer Kombination zweier blind herausgegriffener Daten. Und das Output war: Minnie ist die Verlobte von Mickymaus. 30 Tage hat November, mit April, Juni und September „Wie ist das zu interpretieren?“ fragte Belbo. „Minnie vereinbart ein Rendezvous mit Mickymaus, aber versehentlich gibt sie den einunddreißigsten September an, und Micky ...“

    Amüsant wenn man liest wie schon sehr viel früher, Geschichte einfach nach Gutdünken umgeschrieben wurde, wobei die Erzählung von Francis Bacon als eine Utopie gilt.

    Zitat von Umberto Eco

    „Nicht direkt, aber nach seinem Tod hat ein gewisser John Heydon das Neue Atlantis umgeschrieben unter dem Titel The Holy Land,
    und da hat er die Rosenkreuzer reingetan. Aber für unsere Zwecke genügt es auch so. Bacon nennt sie aus evidenten Gründen der Diskretion nicht offen beim Namen, aber es ist, als ob er's täte.“ „
    Und wer's nicht glaubt, den hole die Pest.“

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Tifereth 71


    Manchmal wird die Literatur von der Realität mit Spitzengeschwindigkeit überholt. Heute habe ich mit jemandem gesprochen, der an die Vergiftung durch Chemtrails glaubt. Da habe ich mich zum ersten Mal so richtig gefreut, dass Eco mir gezeigt hat, wie Verschwörungstheorien entstehen können. -- Auch wenn ich das "Pendel" natürlich nicht zur Beweisführung heranziehen konnte. :lol:


    Die Sache mit Mickey Mouse: Ich blicke nicht durch (= meine an häufigsten gebrauchte Formulierung bei der Bewältigung des Buchs :-, ), wie Abulafia zu diesem merkwürdigen, mit nichts in Zusammenhang stehenden Axiom kommt. Dann mach ich es wie @serjena und lasse es einfach stehen. Trotzdem würde es mich interessieren, denn zum ersten Mal bietet Eco hier eine Sache an, der man nicht auf den Grund gehen kann. Auch nicht auf den bekannten verschwurbelten Wegen.


    Was Geschichtsklitterung angeht: Wenn es so einfach ist, aus ein paar willkürlich ausgewählten Sätzen eine Theorie über unbeweisbare Zusammenhänge aufzustellen, ist es dann nicht ähnlich einfach, Vorgänge aus der Historie auf eine Weise zu verändern, aus Schriften Details auszuwählen und sie nach Gusto in einen Zusammenhang zu stellen, der zur einer persönlichen Sicht auf die Dinge passt? Geht es Eco vielleicht eher darum? Dann hätten wir seine Absicht bisher missdeutet. ?(:-k

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Jetzt bringst du mich doch tatsächlich nochmals in arge Bedrängnis mit deinem fragenden Artikel. Dabei wollte ich mich „leichtfüssig“ durch den letzten Teil des Romans bewegen ohne allzu grosse weitere Recherchen und nun dies... :roll:

    Die Sache mit Mickey Mouse: Ich blicke nicht durch (= meine an häufigsten gebrauchte Formulierung bei der Bewältigung des Buchs ), wie Abulafia zu diesem merkwürdigen, mit nichts in Zusammenhang stehenden Axiom kommt. ...Trotzdem würde es mich interessieren, denn zum ersten Mal bietet Eco hier eine Sache an, der man nicht auf den Grund gehen kann. Auch nicht auf den bekannten verschwurbelten Wegen.

    Wenn man das Output genau in dieser Form „Minnie ist die Verlobte von Mickymaus. 30 Tage hat November, mit April, Juni und September „ eingibt auf seinem PC, kann man eine kurze Interpretation nachlesen. Jedoch wird es auch im Verlaufe der Geschichte etwas klarer.

    Was Geschichtsklitterung angeht: Wenn es so einfach ist, aus ein paar willkürlich ausgewählten Sätzen eine Theorie über unbeweisbare Zusammenhänge aufzustellen, ist es dann nicht ähnlich einfach, Vorgänge aus der Historie auf eine Weise zu verändern, aus Schriften Details auszuwählen und sie nach Gusto in einen Zusammenhang zu stellen, der zur einer persönlichen Sicht auf die Dinge passt?

    Nehmen wir uns als Beispiel "Wenn Algorithmen Dichter" werden, wobei beschrieben wird wie Computer gefüttert mit den entsprechenden Algorithmen ganze Romane schreiben können, kurz innehalten und nachdenken – die Möglichkeit ganze historisch Vorgänge verändern sollte demnach gar nicht schwierig sein.

    Geht es Eco vielleicht eher darum? Dann hätten wir seine Absicht bisher missdeut

    Dazu kann ich dir nur empfehlen, lies einmal die Biografie von Umberto Eco, der Roman hat viel mit der damaligen Zeit in Italien zu tun. Dazu kurz einige Texte welche ich aus dem Buch kopiert habe
    Quelle: Michael Nerlich Umberto Eco Die Biografie

    Zitat von Michael Nerlich Umberto Eco Biografie

    Ich habe einen Brief bekommen, schreibt Eco in der Bustina Wie man Malteserritter wird aus dem Jahr 1986: Absender ist laut Briefkopf der Ordre Souverain Militaire de Saint-Jean de Jérusalem – Chevaliersde Malte – Prieuré OEcuménique de la Trinité de Villedieu – QuartierGénéral de la Vallette – Prieuré de Québec, und er bietet mir an, einMalteserritter zu werden. Dass es sich um ein höchst aktuelles Thema handelt, beweist nicht nur der P2-Skandal mit seinen Verflechtungen in Freimaurerei und Malteser-Folklore, und Eco legt offen, welche psychologischen Mechanismen bei Parvenus der High Society am Werkesind, die sich – aus Macht- und Geldgier und Protzsucht – in Machenschaften der Parallelwelt verstricken.

    Umberto Eco distanziert sich nachdem er sich informiert hatte.

    Zitat von Michael Nerlich Umberto Eco Biografie

    Weiser geworden, resümiert er, nach dieser impliziten Empfehlung, sich erst sachkundig zu machen und nachzudenken, bevor man Entscheidungen
    trifft: Ich habe das Buch wieder ins Regal gestellt. Es enthält vielleicht ebenfalls falsche Informationen. Aber ich habe begriffen, dass man zu irgendeinem Verein gehören muss, um sich nicht als fünftes Rad am Wagen vorzukommen. Die Freimaurerloge P2 ist aufgelöst, dem Opus Dei fehlt es an Exklusivität, und am Ende ist man in jedermanns Mund. So fiel meine Wahl auf die Italienische Blockflötengesellschaft. Die Einzige, Wahre, Alte und [allgemein Akzeptierte].


    Das alles mag sich harmlos anhören, ist es aber nicht in einem Staat, der wegen eben dieser, vom Streben nach Macht und Kapital inspirierten Pseudo-Kultur von Geheimgesellschaften gerade bis in die Grundfesten erschüttert wurde, ganz davon abgesehen, dass Ecos Text die Mitglieder dieser Gesellschaften auch noch als kulturelle Kretins an den Pranger stellt und dem normalen Staatsbürger signalisiert, dass er sich von diesen Figuren nichts vormachen lassen soll und dass selbstdas Mitglied eines Kleingartenvereins genug Verstand besitzt, um solchen Schwindel zu durchschauen.

    Somit schreibt der Autor, wobei man die politische Situation des damaligen Italien nachlesen müsste, wobei die Freimaurerloge P2 eine wesentliche Rolle spielte.

    Zitat von Michael Nerlich Umberto Eco Biografie

    …eine Diagnose des politischen, mentalen und kulturellen Zustands Italiens, vorgenommen an einem Ausschnitt aus dem intellektuellen Leben im Mailand der Zeit nach 1968, der bis auf den Tag genau historisch bestimmt ist: der Roman endet in der Nacht vom 25. zum 26. Juni 1984

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Dabei wollte ich mich „leichtfüssig“ durch den letzten Teil des Romans bewegen ohne allzu grosse weitere Recherchen und nun dies

    Hey @serjena, bloß weil ich zu faul zum Googeln bin, musst Du doch nicht. Lass es doch einfach so stehen, wenn ich dumm dastehe. Außerdem rede ich manchmal so vor mich hin, vor allem bei diesem Buch. Dieses vor-mich-hinplappern ist eine Art nicht-intellektueller Antwort auf das, was Eco mir abverlangt.



    Tifereth 72


    Es geht weiter mit dem Großen Plan. Was haben die Drei eigentlich vor? Worauf soll der Große Plan hinauslaufen? Auf den Beweis, dass man alles fälschen kann, was man will, Hauptsache, man stellt sich geschickt an? Oder die Entlarvung und Bloßstellung all derjenigen, mit deren Theorien und Hypothesen der Verlag sein Geld macht?


    John Dee scheint heute noch en vogue zu sein. Ich gebe zu: Zwar hatte ich seinen Namen schon irgendwann einmal gehört, aber erst jetzt weiß ich, wer er war.


    Kleine Spitzen gegen die Deutschen sind mir schon ein paar Mal aufgefallen, so auch hier "Die Deutschen, die lassen wir lieber den Weg der Tradition beschreiten. So können wir mindestens zwei Jahrhunderte Philosophiegeschichte erklären - angelsächsischer Empirismus gegen romantischen Idealismus ..."


    Und dann wieder das, was ich schon beim letzten Kapitel vermutet habe: "Wir sind dabei, schrittweise die Geschichte der Welt zu rekonstruieren", sagte Diotallevi. "Wir sind dabei, das Buch neu zu schreiben. ..."
    Immer wieder findet einer der drei, vorzugsweise Casaubon, irgendein Puzzlestück in den alten Werken, das solange gedehnt, beschnitten und auf Form gepresst wird, bis es in die Lücke passt, die von den dreien dafür vorgesehen wird. So würde ich auch mal gern arbeiten ... :)


    Für Tifereth 73 brauche ich ein paar Tage. Es hat 15 Seiten, und die teile ich mir auf mehrere Tage. (Das war bisher an dem Buch ganz angenehm: Die Kapitel sind relativ kurz, und man kommt jeden Tag ein Stückchen weiter.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Tifereth 73


    Das Kapitel besteht zum größten Teil aus Belbos Abulafia-Texten, in denen er eine persönliche, von den beiden Freunden unabhängige Geschichte der Geschichte entwickelt.
    Verstehe ich es richtig, dass es um diesen Mann namens geht, der von John Dee unter seine Fittiche genommen wird und zum Geisterschreiber eines gewissen William wird, den man heute unter dem Namen "Shakespeare" kennt? (Noch 1996 ist ein Buch mit dem Titel "Who wrote Shakespeare?" von John Michell veröffentlicht worden.)
    Belbo macht vor, wie eine Verknotung der realen Historie mit unbeweisbaren Thesen von einer mehr oder weniger realen Möglichkeit zur Realität werden kann. Beweise finden sich immer, man muss nur sorgfältig suchen und lesen und alles, was nicht in die Theorie passt, unter den Tisch fallen lassen.
    Aber als Spiel mit dem Möglichkeiten eine interessante Variante, die Belbo auftischt.


    In diese Geschichte baut Belbo das verpasste Treffen ein, und übernimmt die Theorie der Kalenderreform des vergangenen Kapitel als selbstverständliche Voraussetzung. Dann wirds bunt: Francis Bacon (dem auch schon die Urheberschaft an Shakespeares Werken nachgesagt wurde) tritt auf, Gustav Meyrinks (1868-1932) Golem Athanasius Pelrath erscheint, ein Popsong aus einem Musical von 1933 (Smoke gets in your eyes), Caligari (s. Motive des Films von 1920), immer wieder Zitate aus Shakespeares Sonetten und, als Gipfel der Dreistigkeit "Licht, mehr Licht" - Goethes angeblich letzte Worte werden dem sterbenden John Dee in den Mund gelegt. Dazu verlangt dieser einen Zahnstocher - bei Goethe könnte es ein Nachttopf gewesen sein. (<-- wenn ich das jetzt hier und heute behaupte, mit dem alten Artikel mehr oder weniger beweise und noch ein paar Texte verdrehe, erschaffe ich im Prinzip dasselbe wie Belbo :lol: .)
    Und dann, im Schlussabschnitt noch ein Zitat von James Joyce aus "Finnegans Wake".


    Wieder die kleinen Spitzen, die amüsieren "... entschwand in die Nacht, obskure Mitlaute ohne jeden Vokal vor sich hinmurmelnd." Geht natürlich nicht, betrifft nur die Schriftsprache.


    Eigentlich müsste man bei diesem Buch so vorgehen: 1. lesen, 2. googeln, 3. nochmal lesen - jetzt mit Hintergrundwissen. ](*,)

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Eigentlich müsste man bei diesem Buch so vorgehen: 1. lesen, 2. googeln, 3. nochmal lesen - jetzt mit Hintergrundwissen

    Das stimmt, denn oftmals ist nach dem lesen eines Kapitels mein Kopf völlig überlastet, vieles verwirrend, und manchmal habe ich das Gefühl irgendetwas überlesen zu haben.

    Es geht weiter mit dem Großen Plan. Was haben die Drei eigentlich vor?

    Diese Frage stellt sich doch tatsächlich.
    Sind diese drei Herren so vermessen, selbst „Allmächtiger“ spielen zu wollen. :?: Denn sie weisen immer wieder darauf hin dass durch den Bruch der Gefässe kam, welches gemäss Kabbala die göttlich Ordnung „durcheinander“ brachte. Und, wollten denn nun die Templer oder einen ihnen nahestehenden Orden diese wiederherstellen :-k Und vor allem das Wie :?: Wie muss man sich das vorstellen, blicke ich grad nicht durch. Oder ist es die Macht welche man erhält, gemäss der Vorstellung Mystiker, wenn man den Heiligen Gral besitzt. Somit müsste dieser im Verlauf der Geschichte nochmals Beachtung finden…
    Tifereth 72

    Zitat von Umberto Eco

    "Tja, wenn man das wüsste, sagte Diotallevi. "Aber ich würde nicht außer acht lassen, daß es genau die Zeit ist, in der die lurianische Kabbala sich verbreitet und man anfängt, vom Bruch der Gefäße zu sprechen...

    Zitat von Umberto Eco

    „Wir sind dabei, schrittweise die Geschichte der Welt zu rekonstruieren«, sagte Diotallevi. „Wir sind dabei, das Buch neu zu schreiben. Das gefällt mir, das gefällt mir!“

    Eigentlich ein unsinnige Unterfangen, jedoch daraus liest sich wie tief die Herren schon im Gewirr der Mysterien bewegen ohne sich dessen bewusst zu sein.
    Tifereth 73
    Zuerst einen Satz aus Kapitel 74

    Zitat von Umberto Eco

    Entspannt erzählte uns Belbo, was er sich ausgedacht hatte, ohne uns seine Seiten vorzulegen und ohne alle privaten Bezüge.

    Belbo sagt zwar er hätte sich dies ausgedacht, jedoch, er ist selbst in die Rolle von "Talbot" geschlüpft. :-k Er erkennt, auch wenn nur ganz kurz dass er sich durch die Täuschung welche er sich zusammen „spinnt“, mit Hilfe von Casaubon und Diatollevi, ernsthaft in Schwierigkeiten bringt,

    Zitat von Umberto Eco

    Lange Zeit habe ich vergessen, dass ich Talbot bin. Spätestens seit ich beschlossen hatte, mich Kelley zu nennen.

    Lesen wir folgende Sätze kann es nur so sein, dass sich vor allem Belbo immer stärker in ein Gewirr des Übersinnlichen verwickelt aus denen er sich nicht mehr befreien kann.

    Zitat von Umberto Eco

    Nach Moskau, nach Moskau, murmelte ich verstört.

    Nach Tschechows Drama „Die drei Schwestern“ ein Stück der unerfüllten Hoffnungen und wenn man Belbos Leben in diesem Roman, vor allem auch durch seine File liest, ist es sein eigenes.

    Zitat von Umberto Eco

    Ich hätte der Trompeter sein müssen, Cecilia wusste es, und ein weiteres Mal ward mir der Preis vorenthalten, das Ziel.

    Erinnern wir uns der Geschichte der Trompete und Cecilia in Kapitel 56
    Tifereth 74
    Wie die Entwicklung des „grossen Plans“ vorangetrieben wird,darf man sicherlich als „meisterhaft“ betiteln.

    Zitat von Umberto Eco

    „Meine Herren«, begrüßte ich am nächsten Morgen einigermaßen feierlich meine Komplizen, „wir können gar keine Zusammenhänge erfinden. Es gibt sie.

    Zitat von Umberto Eco

    „Das Pendel beiseitelassen? „fragte Belbo. „Haben Sie nie einen Blick auf die Hieroglyphische Monade von John Dee geworfen

    Es sind immer wieder diese kurzen Sätze welche in die Gespräche eingeworfen werden, welche wenn auch "um einige Ecken" zum gewünschten Ziel hinführen. Es ist ähnlich wie wenn man als Zuschauer im Saal sitzt und dem Magier gebannt zuschaut während man von diesem durch viel "Brimmborium" abgelenkt wird und somit wir nur noch klatschen können ob des gelungenen Zaubers.

    Zitat von Umberto Eco

    Postel lernt Hebräisch und versucht zu beweisen, dass es die gemeinsame Matrix aller Sprachen sei, er übersetzt den Sohar und den Bahir, er nimmt Kontakt zu den Kabbalisten auf, lanciert ein Projekt für den Weltfrieden ähnlich dem der Rosenkreuzer…

    Hier wird wohl ein wenig „getrickst“, und hochgegriffen von Weltfrieden gesprochen, während sich jedoch Postel seine Vision einer französischen Weltherrschaft mit einem in Frankreich gewählten Papst… vorstellt, was sicher nicht ohne Blutvergiessen erreicht hätte werden können.
    Was diese sogenannten „Universalgelehrten“ erklärten, liest sich heute mehr wie abwegig, wurde jedoch sicher in der Zeit in welcher die Menschen noch nicht besonders aufgeklärt waren als das „wahre Wort“ angenommen.

    Zitat von Umberto Eco

    Nun erklärt aber Postel, hört, hört, dass der König von Frankreich in seiner Eigenschaft als direkter Nachfahre des ältesten Sohnes von Noah…

    Das wäre demnach Sem welcher als ältester Sohn von Noah gilt, wobei gemäss der Völkertafel er Genesis alle heutigen Völker der Menschheit hervorgegangen sein sollen. Das möchte ich einfach so stehen lassen... :roll:
    Das gilt sicher auch für Gassendi welcher allerdings für die drei Herren genau die passenden Artikel geschrieben hat.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Tifereth 75
    Ist eine Aufzählung über die Jahrhunderte der Ereignisse in welcher die verschiedenen Logen gegründet wurden.
    Wieder begegnet man schon bekannten Persönlichkeiten wie dem von Claude-Louis Germain, wobei wieder auf dessen „Unsterblichkeit“ oder wie man es denn auch nennen möchte hingewiesen wird- geboren 1707 und 1936 ist er immer noch aktiv.
    Natürlich dürfen andere bekannte Personen der Geschichte nicht fehlen, welche sich „anscheinend“ initiieren liessen, damit konnte ein Bogen durch ganz Europa gespannt werden.


    Tifereth 76
    Nun muss nur noch Signore Agliè eingespannt werden damit er all diese Geheimbünde richtig deuten kann und in den richtigen Kontext bringt. Agliè beginnt mit den Dombauhütten wobei ich auf „Wiki Steinmetz –Bruderschaften“ zurückgreifen musste, denn die Ausführungen des Signore klingen etwas arg nach eigenem Gutdünken „zusammengeschustert“.
    Dieser Satz „Agliè geizte nicht mit Freimaurerklatsch“, entspricht dem was ich zu lesen bekomme in jeder Hinsicht.
    Man mag es drehen und wenden wie man möchte „das Geheimnis“ bleibt ein solches und all die vielen Logen mit ihren Mitgliedern mögen diese auch noch so ehrenhaftes im Sinne habe, können nicht darüber täuschen dass viel Humbug dahinter steckt.
    Auch wenn erwähnt wird das Benjamin Franklin in die Loge Neuf Soeurs eingetreten ist, ebenso wie Voltaire, es sind zu viele Nebensächlichkeiten welche aufgeführt werden, welche in keiner Weise zu einem nützlichen Ziel hinführen damit ich als Leser endlich mit „Klarheit“ sagen kann „ich verstehe“.
    Natürlich kann ich nun noch die verschiedenen Namen „googeln“ lesen, wie Casanova nebst seinen Amourösen Abenteuern :-, sein Leben gestaltete, wer denn dieser Baron Hund war und die weiteren dubiosen Okkultisten und Esoteriker welche ebenso die Geschichte bevölkern. Alles klingt den mehr je wie denn sehr dubios.
    ...die eine Sekte nach der anderen gründeten.
    Dieser Satz gefällt mir besonders, denn ja, es sind Sekten welche alle einem Hirngespinst nachrennen.
    In diesen Kreisen bewegt sich also Signore Agliè welcher selbst bemerkt … „Männer wie ich, die daran interessiert sind, die Fäden einer verlorenen Überlieferung wieder zusammenzuknüpfen, stehen verwirrt vor einem Ereignis ….
    Na ja bin doch froh dass nicht nur ich als Leser verwirrt bin. :wink:
    Und ob all diesen Erklärungen schwebt die Gewissheit? dass die Templer lieber starben als das Geheimnis preiszugeben. Jedoch wie man lesen kann werden die drei Herren mir das Geheimnis zur gegebenen Zeit in wirklich ausführlicher Form präsentieren.
    „Quid est veritas?“ :-,

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • @Marie mal kurz anfragen, wie steht es mit dem Lesen? ich persönlich kann mich erst nächste Woche wieder intensiv mit diesem Roman beschäftigen da ich nochmal Feriengäste bewirten darf :wink: welche das herrliche Wetter bei uns geniessen möchten. :)

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • @serjena, mir gehts ähnlich. Ich habe bis Tifereth 75 oder 76 weiter gelesen, aber ich organisiere in dieser Woche ein Konzert und bin dadurch ständig auf Tour, also ruht der Eco bis Anfang nächster Woche.


    Dann lasst uns beide unsere Arbeit genießen und das schöne Wetter und die netten Leute und die lesenswerteren Bücher und ... und ... und ... :D
    Eco wartet auf uns, keine Frage. Ob er jetzt zwei Tage oder eine Woche wartet, ist ihm, glaube ich, herzlich egal. :)

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Mit Tifereth 77 bis 80 werde ich mich nun langsam wieder dem Roman von Herrn Eco annähern und versuchen diesen zu Ende zu lesen.
    77
    Casaubon beschäftigt sich sehr mit dem Vater werden, es ist ihm eine grosse Freude Lia zu unterstützen wo er kann.
    Wie alle werdenden Eltern beschäftigen sie sich mit dem was sein wird mit dem noch Ungeborenen, wobei es in diesem Fall nicht ausbleiben kann dass die Phantasie von Casaubon einige sehr ungewöhnliche Ideen aufkeimen lässt.
    78
    Wie es der Zufall so will trifft Casaubon auf den Tierpräparator Signor Salon und lässt sich in dessen „Reich“ einladen. Eine Wohnung gefüllt mit ausgestopften Tieren aller Art, wobei hier in diesem „Kabinett des Todes“ das wirklich interessante das Buch von Athanasius Kircher welcher Signor Salon präsentiert, ist und wie könnte es anders sein sowohl mit den Rosenkreuzern und den Templer in Verbindung gebracht wird, welche sich noch in Agarttha, im Untergrund anzutreffen sind.
    Und nun musste ich einfach laut lachen :lol: bei dieser Aussage des guten Signor Salon.

    Zitat von Umberto Eco

    „Ja, sie sind immer noch dort“, bestätigte Salon. »Nicht in Agarttha, aber in anderen Untergründen. Vielleicht direkt hier unter uns. Inzwischen hat auch Mailand seine Untergrundbahn. Wer hat sie gewollt? Wer hat ihren Bau geleitet?“ „Nun, ich denke doch spezialisierte Ingenieure?“ „Ja ja, halten Sie sich nur weiter die Augen zu. Und derweilen publizieren Sie in Ihrem Verlagshaus Bücher von wer weiss was für Leuten. Wie viele Juden haben Sie unter Ihren Autoren?“

    Wobei er gekonnt auf seine Freundschaft mit Juden hinweist.
    79
    Signor Salon erzählt von seinem Geburtsort und natürlich hat auch er geheime Dokumente dank seinen jüdischen Freunden. Ja es gibt eben auch einen Geheimbund von Juden, denn jetzt muss der Gral (ich wusste es doch) in die Geschichte eingebunden werden.
    Die Ausführungen von Signor Salon kann man nur als Phantastik bezeichnen denn den Menhiren kann man vieles andichten klingt immer gut, aber glaubwürdig?
    Am Schluss seiner Erzählung lässt er noch kurz „eine Bombe platzen“ indem er Ochrana erwähnt was den guten Casaubon wiederum ins Grübeln bringt.
    80
    Nachdem sich Casaubon hastig verabschiedet hat muss er sich beeilen um in die Klinik zu gelangen wo er seinen Sohn Giulio in Empfang nehmen darf.
    Ein ganz kurzes Kapitel frei von jeglichen Geheimbünden, Mystikern und was sonst noch diesen Roman bevölkert. :wink:

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Um wieder ins Buch zu kommen, habe ich heute Tifereth 75 kurz überflogen; die ganze Liste mit Logen, Verschwörern, Geheimbünden samt ihren Protagonisten. Im Kopf behalten geht sowieso nicht. Wen ich nicht kenne, den kenne ich halt nicht. Andernfalls hätte ich den Tag bei Google verbringen müssen.
    Am Ende des Kapitels wird ganz kurz das erwähnt, was der zündende Funke für den Großen Plan wird: Die "Tres" - die erfundene Sekte.


    Tifereth 76
    habe ich dann zum Einstieg nochmal gelesen. War Tifereth 75 das Skelett aller "historisch verbürgten" Geheimbünde, so gibt Agliè das Fleisch dazu, stellt geschichtliche Personen vor - ob sie tatsächlich alle mit Bünden in Zusammenhang stehen, sei dahingestellt - und verknüpft Ereignisse miteinander.
    Die Falle, in die die Belbi, Diotallevi und Casaubon Agliè locken wollten, funktioniert: "Tres" bringt ihn so außer Fassung, dass er geht. Man sieht ihn vor sich, wie er wegrennt und nach Quellen sucht, die ihm offenbaren, wer Tres ist.
    Derweil die glorreichen Drei feixen können: "Aber geben Sie zu, dass wir dabei sind, eine immanente Rationalität der Geschichte wiederzufinden." :totlach: Ausgerechnet Rationalität :roll: - hatte das nicht immer was mit Ratio = Vernunft, Verstand zu tun? Muss ironisch sein.

    Quid est veritas?“

    "Wir"

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Tifereth 77


    Mein bisheriges Lieblingskapitel: Tut das gut, mit keinen Theorien zu kämpfen, nicht nach Namen zu suchen, die irgendwo vor xxx Seiten schon mal genannt wurden, keine historischen Fakten zu googeln, sondern einfach nur das Problem "Schwangerschaft" zu betrachten. Es erdet Casaubon. Seine Freundin Lia wächst mir mit jedem ihrer Auftritte enger ans Herz. Eine Frau, die mit beiden Beinen auf der Erde steht, intelligent-ironisch und fähig, ihrem Freund ihre Grenzen zu zeigen.


    Kurz kann Casaubon sich darauf einlassen, dass das Kind in Lias Bauch die tatsächliche Wirklichkeit ist, und dass keine Erkenntnis, kein Stein der Weisen und kein Geheimnis der Welt es mit der Schöpfung und Geburt eines Menschen aufnehmen kann.


    Doch nichts währt ewig. "Es hätte genügt, wenn ich bis hierher und nicht weiter gegangen wäre." Leider ist das Vorhaben, den Großen Plan in die Tat umzusetzen, verführerischer als das Vaterwerden.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)