Umberto Eco - Das Foucaultsche Pendel

  • Geburah 44
    Hier treffen die Herren auf einen „Professor Camestres“ welcher von einem Buch spricht und schon wieder ist es „ Aleister Crowley“der erwähnt wird und sicher noch eine gewisse Rolle spielen wird in den Plänen der Herren.
    Auch wenn dieser „Professor Camestres „ unsanft „abserviert“ wird, den Herren war er in ihrem Vorhaben sehr dienlich, denn durch solche Personen gelangen sie ohne grosse Anstrengung an nützliche Informationen welche jederzeit verwertbar sind.

    Geburah 45
    Die Herren Lektoren schwärmen aus um passendes Material zu finden und dabei kommt ein ziemlich verwirrendes Sammelsurium an Schriften zusammen.

    Im Prinzip machen die Herren nichts anderes als anzuknüpfen, was schon in Hülle und Fülle vorhanden ist, an Magie, Mystik und „Unerklärlichem“, um eine eigene Reihe solcher Werke heraus zu geben.
    Zugleich bieten sie “Hand“ jenen Autoren welche noch keine Möglichkeit hatten, ihr eigenes Werk zu publizieren an. Somit können sie wirklich aus dem „Vollen“ schöpfen ohne sich selbst gross bemühen zu müssen.


    Geburah 45
    Ein Kapitel welches mich fast erschlägt mit all diesen pseudowissenschaftlichen Texten und es wundert mich überhaupt nicht dass Herr Agliè wieder eigebracht wird.


    Womit sich eine verblüffende Frage erhebt: Kannten die alten Ägypter die Elektrizität? Peter Kolosimo, Terra senza tempo, Mailand, Sugar, 1964,p. 111
    Wie immer stellt Herr Eco vor jedes Kapitel ein spezielles Zitat voran, welche ich gerne beachte.
    In „ Terra senza tempo „ sammelt der Autor Mythen und Sagen der Menschheit und der Erde. Genau von diesen Ideen sprechen die Herren in diesem Kapitel.
    Als Leser bin ich so was von erstaunt was allem an Kuriosem auf diesem Gebiet vorhanden ist, man kann sich nur wundern und Herr Eco musste gar nichts erfinden wie ich gerne aufzeigen werde.

    Zitat von Umberto Eco

    ... "Scheint, es gab ursprünglich einen Kontinent Mu, in der Gegend von Australien

    Kann man solches wie hier geschrieben, glauben, wer weiss? Interessant ist es auf jeden Fall. :wink:

    Zitat von Umberto Eco

    Columbus hatte die Absicht, den Tempel von Jerusalem zu rekonstruieren, denn er war ein Großmeister der Templer im Exil.

    Zitat von Las Casas

    dass Kolumbus einem ihm unbekannten Orden angehört habe und Hernando Colón weist in diesem Zusammenhang auf eine Abstammung vom heiligen Blut Jerusalems hin (del regal sangue di Gierusalme). Hatte der Entdecker Amerikas dem damals längst verbotenen Templerorden angehört? Kolumbus hatte in Portugal tatsächlich in den engeren Zirkel des portugiesischen Christusordens eingeheiratet, der offiziellen Nachfolgeorganisation des 1307 aufgelösten und seither verfolgten Templerordens;

    Herr Agliè wird hier klug eingebracht, wer Benjamin Franklin war, ist sicher bekannt und über La Fayette kann man nachlesen sollte er wie mir persönlich unbekannt sein.

    Zitat von Umberto Eco

    ...vermutlich des Grafen von Saint-Germain, eines Vertrauten von Benjamin Franklin und La Fayette,

    Weiter geht es mit brillanten Ausführungen :)

    Zitat von Umberto Eco

    „Wenn's darum geht“, sagte Diotallevi, „am besten gefällt mir diese Revue Fortischer Wissenschaften“ „Was sind denn Fortische Wissenschaften?“ „Die von einem gewissen Charles Hoy Fort,…

    Über diesen Herrn Hoy-Fort lassen sich mehrere Artikel im Netz nachlesen, in Wikipedia erfährt man sogar dass er in einigen Filmen Erwähnung findet.


    Geburah 46

    Geburah 46
    Tja, um Seriösität geht es Garamond ganz sicher nicht, er ist aber ein guter Geschäftsmann, wenn er seiner Leserzielgruppe das serviert, was sie lesen wollen

    Das ist die Stärke dieses Romanas, indem Herr Eco aufzeigt wie wenig Seriosität hinter all diesem „Esoterik-Fimmel“ steckt, deswegen die weit ausschweifenden Berichte über die vielen vorhandenen Werke.


    Noch einige Anmerkungen zu diesem „Wirrwarr- Französisch“ in dem Herr Bramanti von dem französischen Herrn beschuldigt wird einen Artikel geschrieben zu haben in welcher er plumpe Ironien über gewisse Teufelsanbeter anbringt.
    Der „Franzose“ verteidigt sich und seine Ansichten sehr vehement, wobei ich nach dem gelesenen fast überzeugt bin hier dass sich hier Herr Eco einen Spass erlaubt hat, indem er unerklärliche Ereignisse anführt, Gegenstände welche durch die Luft fliegen. :-, Erinnert an Telekinese, denn dieses Argument fehlte bis dahin im Repertoire dieses Romans.

    Zitat von Umberto Eco

    "Ah oui! Er alors warum fliegen dann Nippsaken durch der Luft, ein von mein Alambiques trifft mich anKopf, mein Baphomet von Gips fällt auf Boden und kassiert sich, es war ein Souvenir von mein pauvrepère, und auf der Wand erscheinen des écritures en rouge, des ordures que je n'ose pas dire...

    Geburah 47

    Geburah 47
    Sehr schön, Agliè ist also Experte, voll eingeweiht und hat Zugriff auf alle möglichen Schätze.

    Zitat von Umberto Eco

    „Oh“, sagte Agliè, „nur eine winzige Bibliothek, wie Sie sehen, nicht mehr als zweihundert Bände, ich habe Besseres in meinen Familiensitz. Doch alle sind, bescheiden gesagt, von einer gewissen Rarität, natürlich nicht zufällig angeordnet, die Ordnung der verbalen Themen folgt jener der Bilder und der Objekte.“

    Hier sehe ich Herrn Eco vor mir, denn ich bin sicher er war sehr stolz auf seinen Besitz an Büchern und konnte es sich nicht „verkneifen“ diese hin und wieder zu erwähnen. Zugleich liebt er es Werke anzuführen welche dem Leser ansonsten verborgen bleiben würden, mit kleinen Hinweisen dass Herr Aglié der Graf von Saint-Germain sein sollte. Auf diese Entwicklung mit dem Herr Aglié freue ich mich besonders, denn er ist wirklich eine geheimnisvolle Gestalt.

    Zitat von Umberto Eco

    "Bitte, bitte, ziehen Sie's ruhig heraus", sagte Agliè, "das ist der Oedypus Aegyptiacus von Athanasius Kircher. Sie wissen, er war der erste nach Horapollon, der die Hierglyphen zu entziffern versuchte. Ein faszinierender Mann, ich wünschte, diese meine Sammlung gliche seiner Wunderkammer, die heute in alle Winde zerstreut ist - heisst es, denn wer nicht zu suchen versteht, wird nicht finden... Ein höchst liebenswerter Gesprächspartner

    Geburah 48

    (Zu Jean-Pierre Adam, der den Kiosk vermessen hat, habe ich nichts esoterisch-hermetisches gefunden. Er ist wohl ein zeitgenössischer, seriöser Ärchaologe und Architekt; wollte ihn Eco mit dieser Referenz nur aufziehen? Mochten und schätzten sich Eco und Adam, oder eher nicht?)

    Nebst Piazzi Smyth dessen Ideen Herr Eco in seinem wunderbaren Buch „Storia delle terre e dei luoghi leggendari - Die Geschichte der legendären Länder und Städte“ ausführlich, mit tollen Illustrationen genau so beschreibt wie von Herrn Agliè vorgetragen, wird ebenfalls Jean Pierre Adam erwähnt "ha fatto un esperimento su un chiosco dove si vendevando biglietti della lotteria vicino casa sua"


    Wie schon einige Male wird Lorenza Pellegrini angesprochen, mit
    …meine zarte Sophia
    Ich denke (oder hat das jemand schon erwähnt und ich übersah es?) es kann nur dieser Zusammenhang bestehen wobei ich mir über die Rolle welche sie hier spielt überhaupt nicht im Klaren bin.
    Der Aufwand der von den Herren betrieben wird ist gewaltig und wird von Herrn Eco genüsslich in die Länge gezogen, womit er mich als Leser auf jede erdenkliche Art und Weise durch all die verschlungenen Wege der Mystik führt. :wink:

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Ich denke (oder hat das jemand schon erwähnt und ich übersah es?) es kann nur dieser Zusammenhang bestehen wobei ich mir über die Rolle welche sie hier spielt überhaupt nicht im Klaren bin.

    Diese Verbindung zu Sophia ist ihr wohl von Herrn Aglie nahegelegt worden. Lorenza hat Erfolg mit ihren Spielereien bei Belbo und Riccardo. Bei Aglie wird sie allerdings eher
    von der Spielerin zum Spielball. Ihre Rolle ist mir auch unklar, aber sie ist auf jeden Fall wichtig als Verwirrung stiftendes Element.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Diese Verbindung zu Sophia ist ihr wohl von Herrn Aglie nahegelegt worden. Lorenza hat Erfolg mit ihren Spielereien bei Belbo und Riccardo. Bei Aglie wird sie allerdings eher
    von der Spielerin zum Spielball. Ihre Rolle ist mir auch unklar, aber sie ist auf jeden Fall wichtig als Verwirrung stiftendes Element.

    Wieso denkst du an Agliè -ich erinnere mich einfach an das Foto in der Wohnung und die Widmung.

    Zitat von Umberto Eco

    CHOCHMAH 5 Ich zog das Foto heran und las die Widmung: "Denn ich bin die Erste und die Letzte. Ich bin die Geehrte und die Gehasste. Ich bin die Heilige und die Hure. Sophia."

    Geburah 49
    Ein kurzes Kapitel in dem Belbo von seiner Kindheit erzählt. Kennt man die Lebensgeschichte Herrn Ecos, ist es unverkennbar dass er einen Teil seiner eigenen Geschichte hinein gepackt hat..

    Prägend waren dabei offenbar die Erfahrungen, die der 12- bis 13-jährige Eco in einem kleinen Bergdorf im südlichen Piemont machte, wo seine Familie 1943–1945 Schutz vor den Bombardierungen suchte und er im letzten Kriegsjahr Kämpfe zwischen Partisanen und Faschisten aus der Nähe miterlebte

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Wieso denkst du an Agliè -ich erinnere mich einfach an das Foto in der Wohnung und die Widmung.

    Oh je, da habe ich wohl etwas vorgegriffen.Es gibt später eine Szene in der die >Sophia< noch einmal erwähnt wird.

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  • Hallo ihr Lieben,


    ich habe spontan entschlossen für eine Zeit zu verreisen. (Ich muss einfach mal hier raus). Es geht nach Wales. Ich werde sowohl Laptop als auch Buch
    mitnehmen und versuchen dranzubleiben. Auf jeden Fall werden meine Beiträge nicht regelmäßig kommen.


    Bis bald dann
    lg taliesin :winken:


    .

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  • Zu Geburah 49
    Irgendwie finde ich diese Abschweifungen zu Belbos Kindheit etwas störend. Vielleicht kommt seinen Erlebnissen noch eine tiefere Bedeutung zu, aber bisher sind es für mich Unterbrechungen im Lesefluss.


    Geburah 50
    Lorenza und Belbo, das ist kompliziert. Wir sind also bei einer Ausstellung von Riccardo, einem Künstler der scheinbar seit Jahren langweilige Bilder produziert. Die künstlerische "Entwicklung" anhand seiner Titel ist amüsant beschrieben, und nun hat er eine tiefgreifende Entwicklung vollzogen: sein Farbenpalette wird voll ausgenutzt. Was wohl Ursache für seine letzte künstlerische Wandlung war? Jedenfalls diskutieren Belbo und Lorenzo über ihre gemeinsame Bekanntschaft zu Agliè, und hier also die Szene, in der Sophia nochmals erwähnt wird. Etwas wirre Geschichte und ich frage mich, ob Lorenza ernsthaft daran glaubt, oder zumindest an die Reinkarnation. Noch so ein Kapitel, welches mich ratlos zurück lässt. Immerhin verlässt Belbo mit der stark angetrunkenen Lorenza gemeinsam die Galerie, und sie lassen den scheinbar austauschbaren Riccardo zurück.


    Geburah 51
    Das ist mal wieder eine Episode nach meinem Geschmack: Casaubon reist ins Deutsche Technikmuseum nach München und trifft dort in einem unterirdischen Gang zufällig auf Signor Salon, einen ehemaligen Nachbarn. Das anschliessende Gespräch ist ziemlich mysteriös, weil der Tierpräparator seltsame Anspielungen macht, unter anderem fragt er nach dem Oberst, der bei Garamond damals über den Schatz der Templerorden erzählt hat. Schon ein sehr merkwürdiger Zufall dieses Treffen, und ich käme mir doch allmählich etwas verfolgt und ausspioniert vor. Wenn man ständig auf solche Leute trifft, die dann etwas von Agarttha und Saint-Yves d'Alveydre erzählen, glaubt man doch zwangsweise an konspirative Gruppierungen um Einen herum?!


    Schönen Gruss nach Wales @taliesin! - Viel Spass

  • Geburah 52
    Zurück in Mailand rätseln die drei Freunde, wie Signor Salon und der verschwundene Ardenti in Verbindung stehen könnten - ohne Ergebnis freilich. Dafür lernen wir von Agliè, der in seiner Erzählung wieder in der ersten Person spricht als hätte er die Geschichte damals hautnah miterlebt, ein paar Informationen zu Agarttha und Saint-Yves d'Alveydre. Im Prinzip eine weitere Verschwörungstheorie: Agarttha ist ein mythologischer Ort, der von den Templern als Rückzugsort benutzt wurde, und von wo aus man unterirdische Wege in alle Weltgegenden hat, und man die dort herrschenden Könige überwacht oder gar steuert. Ach ja, und die Weisen von Agarttha können nahezu alles: alle Sprachen sprechen, fliegen, Blitze lenken, ebenso die Flüsse und nebenbei erschaffen sie durch Selektion neue Tierarten.
    Agliè lässt es meines Erachtens etwas offen, ob er daran selbst glaubt. Man dürfe das Ganze freilich nicht wörtlich nehmen, aber es muss eine Vernunft walten, eine kollektive Rolle, ein Plan, ein vereinigendes Irgendwas, welches mit den grossen Priester- und Ritterorden in Kontakt war. Soso, dann bin ich mal gespannt, ob das Foucaultsche Pendel irgendwann auf diesen geheimnisvollen hinweist...

  • Geburah 49


    Warum schiebt Eco ein Kapitel über Belbos Vergangenheit ein? Sie stört den Erzählfluss und hat keinen Einfluss auf den Inhalt. Vermutlich bereitet der Autor wieder eine seiner Nebenhandlungen vor. Aber immerhin ein Kapitel, in dem man nicht in jedem zweite Abschnitt irgendwas googeln muss.


    Geburah 50
    (war eigentlich schuld, dass ich das Buch ein paar Tage beiseite gelegt habe. Ich lese ein Kapitel pro Tag, und die meisten sind in erträglicher Länge, doch auf einmal neun Seiten? Nein, erst mal keine Lust auf einen Ziegelstein für meinen Kopf, wo ich mir doch 20 nette Bücher für die Sommerpause meiner Bücherei mitgebracht habe. :-, Aber gestern morgen habe ich dir Kurve wieder bekommen...)


    ... und wenn ich gewusst hätte, dass in diesem Kapitel endlich etwas Interessantes passiert, hätte ich schon früher weiter gelesen. :lol:


    Was ich interessant finde, ist natürlich das Drumherum. Lorenzas beschwipstes Verhalten, Belbos Eifersucht, Casaubons ironische Art, den Maler Riccardo zu beschreiben. Das Gerede von Sophia muss ich als esoterisches Geschwurbel abhaken - oder sollte Lorenza, die eigentlich zu klug für sowas ist, Aglies Gerede tatsächlich ernst nehmen?
    Belbi nimmt es nur insofern ernst, als es seine Eifersucht befeuert. Er hätte besser daran getan zu gehen und Lorenza. die offensichtlich an diesem Abend ausreizen will, wie weit sie gehen kann und die ein wenig auf Krawall gebürstet scheint, allein auf der Party gelassen.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Hallo an Alle,
    bitte entschuldigt, dass ich so sang- und klanglos verschwunden bin, aber manchmal nimmt das Leben ausserhalb der Buchseiten überhand :wink: Zum Lesen kam ich wochenlang überhaupt nicht und danach war es eher weniger anstrengende bzw. kurze Kost. Jetzt versuche ich meinen Rückstand in puncto Bücherforen usw. aufzuarbeiten und sehe hier mit Freude und schlechtem Gewissen :uups: wie weit ihr schon seid. Noch habe ich vermutlich nicht die Muse, mich auf's Neue auf das Buch zu stürzen, aber in diesem Jahr wird es auf jeden Fall noch was. Vielleicht klappt es ja noch zum Endspurt :)
    In jedem Fall wünsche ich Euch noch viel Lesevergnügen und schreibt recht schön :wink: Dann habe ich was zum Nachlesen.

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • ... und wenn ich gewusst hätte, dass in diesem Kapitel endlich etwas Interessantes passiert, hätte ich schon früher weiter gelesen.

    Dann lies mal schnell weiter, die nächsten drei Kapitel sind wieder knapp und interessant! Aber mir geht es wie Dir: so richtig fesselnd finde ich den Roman nicht. Manchmal kommen interessante Kapitel, aber dann doch häufig Handlungsstränge, die mich eher langweilen. Da sind kurze Kapitel jeden Tag doch sehr willkommen, ähnlich wie bei einem Adventskalender hat man mal mehr und mal weniger Lust auf das was drin ist.


    @Xirxe wir sind jetzt knapp bei der Hälfte. Wenn Du diesen Thread liest und wieder Lust auf den Roman bekommen solltest, dann wäre eine Aufholjagd noch machbar. Wir würden uns über Wiedereinsteiger freuen!


    Geburah 53
    Wie durch Zufall treffen wir Kommissar De Angelis wieder. Soso, der Polizist interessiert sich in seiner Freizeit also für Bücher über Agarttha, Templer, etc. Interessanterweise ist er Casaubon einen Schritt voraus: er hat das gesuchte Buch von Alexandre Saint-Yves d'Alveydre bereits gelesen und soeben retourniert. Verdächtig findet Casaubon, dass De Angelis ihn sofort erkennt, so als hätte er ihn in den letzten Jahren beschattet?! Ein leichter Verfolgswahn, aber nach so vielen Zufällen, verschwörerischer Literatur und den Bekanntschaften untereinander, auch verständlich. Es ist ja schon ein merkwürdiger Zufall, dass auch der Kommissar sich für das Thema interessiert, ich kenne niemandem in meinem näheren Umfeld, der dafür empfänglich wäre. Aber bewegt man sich einmal in dem Milieu, dann sieht man vielleicht nichts anderes mehr? Bei einem gemeinsamen Kaffee wird gefachsimpelt, und ausser dass De Angelis erstaunlich viel über Casaubon, Garamond und Manuzio, etc weiss, lernen wir etwas mehr über geheime Weltregierungen. Die Verweise auf Agarttha, Templer, Dimitri Navachine, La Cagoule, etc finde ich noch verwirrender als bisher. Ich fühle mich, als hätte ich im Schulunterricht nicht aufgepasst, und jetzt wird alles bisher Gelernte zu einem Bild zusammengesetzt. Für mich nichts erkennbar, für De Angelis und Casaubon auch noch nicht, aber sicherlich haben wir hier ein wichtigen Baustein für den Grossen Plan.

  • Halbzeit

    :bounce: Zeit für ein Zwischenresümee?


    Ich frage mich, für wen Eco das Buch geschrieben hat? Diejenigen, die sich hier in der Leserunde versammelt haben, sind normalerweise keine, die vor "schwierigen" oder wie es heute heißt: anspruchsvollen Büchern zurückschrecken. Dennoch kämpfen wir alle mehr oder weniger. Eine richtige Leselust, bei der ich mich abends schon freue, das Buch am nächsten Morgen aufzuklappen, stellt sich bei mir immer noch nicht ein. Ob sie in der zweiten Hälfte kommt, bezweifle ich.
    Ohne Google wären wir aufgeschmissen, haben wir ja schon ein paar Mal festgestellt. Doch als das Buch veröffentlicht wurde, gab es Google noch nicht. Man musste also ein überdurchschnittlich gebildeter Universalgelehrter sein, um alles zu verstehen.
    Ich kann mich auch gegen den Eindruck nicht wehren, dass einige Feuilleton-Rezensenten das Buch nur aus dem Grund lobten, weil sie sich selbst nicht als ungebildet darstellen wollten. Oder bei den Kollegen mit Intellektualität punkten wollten.


    Einige Passagen gefielen mir gut, meist die süffisanten Stellen, für die man Google nicht braucht, und die nichts anderes erzählen als Bösartigkeiten oder ironische Betrachtungen des Handelns der Figuren.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Zeit für ein Zwischenresümee?

    Gerne!

    Eine richtige Leselust, bei der ich mich abends schon freue, das Buch am nächsten Morgen aufzuklappen, stellt sich bei mir immer noch nicht ein. Ob sie in der zweiten Hälfte kommt, bezweifle ich.

    Bei mir auch nicht. Ein paar Passagen sind gut, aber häufig durch Kapitel unterbrochen, die dann eher wieder langatmig sind, und scheinbar kaum Bezug zum Fortschritt der Handlung haben. Zudem sind mir nahezu alle Verschwörungstheorien in dem Roman völlig fremd, und mich da richtig reinarbeiten möchte ich auch nicht. Ich finde es mühsam, uninteressant und weitestgehend sinnfrei.

    Ohne Google wären wir aufgeschmissen, haben wir ja schon ein paar Mal festgestellt. Doch als das Buch veröffentlicht wurde, gab es Google noch nicht. Man musste also ein überdurchschnittlich gebildeter Universalgelehrter sein, um alles zu verstehen.

    Ich hatte das Buch vor rund zwanzig Jahren schon mal begonnen und dann abgebrochen. Ohne Google und Euch hätte ich es wohl wieder (dann endgültig) in die Ecke geschmissen.

    Ich kann mich auch gegen den Eindruck nicht wehren, dass einige Feuilleton-Rezensenten das Buch nur aus dem Grund lobten, weil sie sich selbst nicht als ungebildet darstellen wollten.

    Ja, davon bin ich überzeugt. Nicht nur bei diesem Buch frage ich mich manchmal, ob der Rezensent das Werk überhaupt zu Ende gelesen hat (bzw nur überflogen), und verstanden hat. Aber bei diesem Roman (und dem Lob vor zig Jahren) muss man wirklich ein Experte oder Universalgenie sein, wenn man wirklich alles verstehen will. Den Anspruch habe ich ja gar nicht. Ich lese, nehme vieles zur Kenntnis und würde mich über einen ununterbrochenen Spannungsaufbau freuen. Ich gebe aber die Hoffnung nicht auf, dass die 2. Hälfte besser wird.

  • Ich habe nun bis Geburah 54 gelesen. Leider kann ich nichts Wissenswertes zu diesen Kapiteln beitragen denn vieles von dem „Geschwätz“ wiederholt sich, auch wie der Kommissar De Angelis der sich auf eine eigenartige Weise ebenfalls für diese Thematik interessiert auftaucht, erfährt man nichts Neues.



    Manchmal erschöpft mich das lesen dieses Roman komplett denn ich erwarte einfach endlich ein „Feuerwerk“ welches mir den „grossen Plan“ in seiner Ganzheit präsentiert, denn die Vorbereitungen und das sind diese 54 Kapitel wohl, dürften wohl endlich abgeschlossen sein.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Zu Geburah 54
    Ein ganz kurzes Kapitelchen. Mich überrascht hier lediglich, dass auch Garamond auf Agliè "hereinfällt". Er ist von dem intellektuellen Alleinunterhalter total fasziniert und gewährt ihm zudem Einblick in das Autorenverzeichnis von Manuzio. Vielleicht findet er darin ja ein paar bekannte Namen oder neue Hinweise zum "grossen Ganzen"...
    Ach ja: Agliè lädt die ganze Schar zu einem Hexensabbat, oder irgendeinen Ritus ein, und Belbo nutzt die Gelegenheit und zeigt seinen Freunden einen Tag vorher seinen Heimatort. Garamond fragt Casaubon, was denn zwischen Belbo und Lorenzo läuft, und als Casaubon diplomatisch meint, sie seien nur gute Freunde, antwortet Garamond: "Bravo, so antwortet ein Gentlemen" Das erwähne ich hier nur, weil mir auch mal ein Verweis zu Eingangszitat jedes Kapitels auffällt: "The Prince of darkness is a gentleman" von Shakespeare. Allerdings ist hier weniger Casaubon der "Prinz der Dunkelheit", sondern eher der aalglatte, überall beliebte Agliè.
    Ich befürchte, im nächsten Kapitel gibt es wieder einen abschweifenden Bericht über Belbos Jugend...

  • Meine lieben Mitleser dieses nicht immer einfachen Romanes, ich bin für zwei Wochen in Rodi Gargano in einer Ferienanlage mit meinem Vierbeiner (extra für Tiere angelegt) Jedoch, man glaubt es kaum man hat nur in der Bar Internet Deshalb werde ich auf den Herrn Eco verzichten, denn ich kann doch nicht stundenlang in der Bar sitzen um meine Eindrücke zu vermitteln. :D

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Geburah 57 und 58


    Zuerst einmal Danke @Nungesser für die tapferen Zusammenfassungen der letzten, furchtbar zäh dahinfließenden Kapitel. Es passiert praktisch nichts, das
    besonders erwähnenswert wäre und auch der Schreibstil Ecos reißt nicht gerade vom Hocker. Eurem Fazit zur Hälfte des Romans kann ich nur zustimmen.
    Die ersten 200 Seiten kann man ja noch als zumindest teilweise lehrreich bezeichnen und man hat das Gefühl, dass sich eine kräftige Satire auf Esoterik,
    Okkultismus und Weltverschwörungstheorien entwickelt, aber die nächsten knapp 200 Seiten sind dann doch sehr enttäuschend. Herr Eco erzählt uns dauernd
    etwas vom Großen Plan, aber es kommen nur Spielereien, Abschweifungen vom Thema die wohl nur Eco selbst Spass betreitet haben. Wie @Marie schon
    schrieb, kommt keinerlei Lesefreude auf und der Handlungsverlauf ist zäh und unbefriedigend.


    Eigentlich war ich kurz davor den Roman in die Ecke zu pfeffern, denn auch die Kapitel Geburah 55 und 56 bringen nichts Nennenswertes hervor.
    Ich will nicht sagen, dass Kapitel 57 und 58 die große Wende darstellen, aber zumindest zeigt Eco hier, dass er durchaus fähig ist atmosphärisch gelungene
    Beschreibungen zu verfassen und es kommt, man glaubt es kaum, auch so etwas wie Spannung auf.........


    Aglie lädt also zu einem okkulten Ritual ein. Die ganze Gruppe, exklusive der immer noch ihre Spielchen treibenden Lorenza, die mehr oder weniger überstürzt
    abreist, geht nun los und der Weg durch die hängenden Gärten, die einem kleinen Schloss vorgelagert sind, wird von Eco wirklich wunderbar beschrieben.
    Casaubon erinnert sich nur vage an den Abend im Schloss und vergleicht das Gefühl und die Erfahrung mit dem Abend im Periskop. Eine ebenfalls sehr schöne
    Beschreibung..........



    Siehst du, sagte ich mir, jetzt bist du hier, in einer unnatürlichen Situation, ein bißchen betäubt vom leichten Modergeruch alten Holzes, ein bißchen
    argwöhnend, du befändest dich in einem Grab oder einem Bauch eines Gefäßes, in dem sich eine Verwandlung vollzieht. Würdest du nur den Kopf
    hinausstrecken, du würdest da draußen gegenstände, die dir vorhin noch reglos erschienen, im Halbdunkel sich bewegen sehen wie eleusinische
    Schatten zwischen den Dämpfen eines Zaubergebräus.
    So ähnlich war es auch an jenem Abend im Schloss gewesen: Die Lichter, die Überraschungen während des Aufstiegs, die Worte, die ich hörte, und
    später gewiss auch die Weihrauchdünste alles tat sich zusammen, um mich glauben zu machen, ich wäre in einem Traum, aber auf seltsame Weise,
    so wie man dem Erwachen nahe ist, wenn man träumt, dass man träumt.


    Nun gehen sie also von Terrasse zu Terrasse und überall sind neue Überraschungen, seltsam verkleidete Menschen scharen sich mehr und mehr und dann betreten sie
    das Schloss in dem das Ritual stattfinden wird. Am Buffet trinkt Casaubon von einem weinartigen Getränk welches meiner Meinung nach, im Licht der folgenden Ereignisse,
    wohl noch mehr enthielt als nur Wein...............


    Das ganze Ritual ist sehr intensiv und faszinierend beschrieben, auch wenn es sich gegen Ende von Geburah 58 mehr zu einem Mummenschanz entwickelt. Ich frage mich
    allerdings, ob Lorenza nun beim Ritual anwesend war, oder das Ganze nur eine Halluzination, und/oder ein Wunschdenken von Casaubon war.


    Diese beiden Kapitel waren ja schon fast eine Erlösung, weil es endlich mal wieder Spass gemacht hat die Geschichte zu lesen. Ich kann nur hoffen, dass es so weiter geht,
    denn im Vergleich zum bisherigen Verlauf war das ja schon fast ein kleines Feuerwerk.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Geburah 53

    Die Verweise auf Agarttha, Templer, Dimitri Navachine, La Cagoule, etc finde ich noch verwirrender als bisher. Ich fühle mich, als hätte ich im Schulunterricht nicht aufgepasst,

    Nach dem dritten Anlauf habe ich mich durch dieses Kapitel hindurch gefressen. Ganz kapiert habe ich es nicht, und es geht mir wie @Nungesser: Ich habe das Gefühl, dass ich es hätte kapieren müssen, weil einige Verweise auf frühere Erkenntnisse / Personen / Handlungen vorhanden sind, doch mehr als Gebrumm im Hirn haben diese 10 Seiten nicht ausgelöst.
    Eigentlich bin ich nur auf eines gespannt: Wie fühle ich mich, wenn ich durchgehalten habe und das Buch zu Ende ist? Bin ich dann stolz, es geschafft zu haben? Oder muss ich mich eine Idiotin nennen, so viel Zeit mit einem Buch verbracht zu haben, das mir bisher eigentlich nicht gefällt?


    (Was ist das bloß für ein dämlicher Ehrgeiz, der mich antreibt? Normalerweise breche ich relativ schnell Bücher ab, die mir nicht gefallen, aber hier halte ich durch. :-k )



    edit: IHR seid es schuld. Inzwischen sind nur noch vier Leute übrig geblieben. Und es ist weniger mein dämlicher Ehrgeiz als mein dämliches Pflichtgefühl. So ähnlich wie "mitgehangen - mitgefangen". :loool:

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  • edit: IHR seid es schuld. Inzwischen sind nur noch vier Leute übrig geblieben. Und es ist weniger mein dämlicher Ehrgeiz als mein dämliches Pflichtgefühl. So ähnlich wie "mitgehangen - mitgefangen"

    Schön gesagt und bei mir liegt die Sache ähnlich. Ab Geburah 57 wird es etwas interessanter, aber ich bin mir nicht sicher, ob das die bisherige Quälerei noch
    retten kann. Ich denke, ich werde dem Roman noch etwas Zeit (und Seiten) lassen, aber sehr lange reicht meine Geduld nicht mehr.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


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  • Ich kann Euch nur zustimmen. Fesselnd finde ich die ganze Geschichte überhaupt nicht. Ich bemühe mich brav mein tägliches Kapitelchen weiter zu lesen, weil ich das Buch vor Jahren schon mal abgebrochen habe, und doch verstehen möchte, weshalb es von Einigen so hoch gelobt wurde ("Der Name der Rose" fand ich die ersten 200 Seiten auch zäh, aber gegen Ende hervorragend - die Hoffnung stirbt zuletzt, dass es hier vielleicht ähnlich ist). Und zudem ist geteiltes Leid doch halbes Leid. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ohne die MLR so weit gekommen wäre. Aber realistisch betrachtet sollten wir uns überlegen abzubrechen, wenn es niemandem wirklich zusagt? Ich habe mittlerweile Kapitel 58 gelesen, und naja. Kleinere Passagen oder Beschreibungen waren ganz amüsant. Beispielsweise möchte Garamond das kleine Vakuumexperiment in der Geschichte der Metalle erwähnt finden, notfalls muss man etwas Phantasie walten lassen, und auch Wasser zu den Metallen zählen :scratch: . Aber ansonsten abstruser Kram: der angelegte Garten kann den Lauf der Gestirne beeinflussen, die Beschreibung der Chymischen Hochzeit (wenn ich das Spektakel richtig verstanden habe), und zuvor weitere Kindheitserinnerungen Belbos (wie befürchtet). Ich lese heute noch etwas weiter, die Lesezeit am Wochenende widme ich aber meinem Zweitbuch, auf das ich mich sehr freue (Schau heimwärts Engel!).