Geburah 36
Erlaubt mir einstweilen, meinem gegenwärtigen oder künftigen Leser einen Rat zu geben, so er tatsächlich Melancholiker ist: er sollte die Symptome oder Prognosen im folgenden Teil lieber nicht lesen, damit er sich nicht beunruhigt und am Ende mehr Schaden als Nutzen daraus zieht, indem er das Gelesene auf sich selber bezieht, wie es die meisten Melancholiker tun.
Robert Burton, Anatomy of Melancholy, Oxford 1621, Einführung
Ich muss mit der Einführung beginnen, denn obwohl ich dieses Kapitel zweimal gelesen habe bin ich in tiefste Melancholie verfallen. Meine Güte Herr Eco was fällt ihnen ein mir einen solchen „Mist“ (Entschuldigung) vor die Nase zu setzen, keinen blassen Schimmer was ich davon zu halten habe. Ich kann mir gut vorstellen dass es einige Leser gab (in Zukunft geben wird) welche ihnen treu bis hierhin gefolgt sind, und versucht haben diesen Roman zu verstehen, jedoch nach diesem Kapitel „ am Boden zerstört“ sich sagten „Aus Ende Schluss“ und das Werk in die dunkelste Ecke der Bibliothek verbannten.
Das folgende ist ein Versuch dieses Kapitel/File zu verstehen, es werden jedoch viele Fragen zurück bleiben.
Der Herr Doktor Wagner ist präsent mit einem File.
Zitat von Umberto EcoDer diabolische Doktor Wagner Sechsundzwanzigste Folge
Ein Hinweis auf Richard Wagner von dem geschrieben wird „ war „diabolisch, arrogant, rücksichtslos - aber auch weichherzig, fair, verletzlich“?
Belbo scheint durch eine unpassende Äusserung Doktor Wagner verärgert zu haben? Dieser jedoch…liess sich nichts anmerken ,
Zitat von Umberto EcoIm Gegenteil, er antwortete, als wollte er mich verfuhren.Wie Charlus mit Jupien, Biene und Blüte.
Die Anspielung auf „Wie Charlus mit Jupien, Biene und Blüte.“ ist entlehnt aus „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit Band 4 Sodom und Gomorrah“ von Marcel Proust wobei man in Kapitel eins erfährt was für eine Bewandtnis es damit hat.
(Im Internet habe ich diesbezüglich nichts in Deutsch gefunden)
Belbo vergleicht Doktor Wagner mit dem Marquis de Lantenac in Victor Hugos Dreiundneunzig.
Wer es gerne ausführlich nachlesen möchte hier, übrigens mit interessanten Abbildungen
Mir scheint Belbo hat sich etwas verrannt, sich blenden lassen, von einem Doktor aus Wien, praktizierend in Paris, ein Mann von Welt, eine Berühmtheit in gewissen Kreisen, welcher Seminare und Vorträge in Mailand geruht zu halten, geschmeichelt gefühlt wie dieser ihm die Freundschaft anbot.
Bei einem Abendessen man spricht über Beziehungen - Doktor Wagner mischt sich ein - spricht über Scheidung – deren Folgen – nicht nur für die Beteiligten – auch Andere. Belbo fühlt sich angesprochen – reagiert entsprechend. Doktor Wagner relativiert das Gesagte. Belbo ist tief verletzt – es war die Wahrheit welche er geäussert hat.
Hat sich der Herr Doktor Wagner mehr erwartet von der Freundschaft mit Belbo?
Das scheint mir etwas eigenartig, denn eigentlich kennt er doch Belbo gut.
Wieso erwähnt Belbo ausgerechnet in diesem File Bars, Bekanntschaften, Liaisons ohne tiefere Bedeutung?
Muss ich mir darüber Gedanken machen?
Sandra?
Cäcilia die Freundin des Saxophonspielers?
Dann ruft Belbo an, wer ist Sie? Spricht er vielleicht von Lorenza Pellegrini
Wer ist der Andere? Ist der Andere wichtig, oder nur eine Nebenfigur?
Man könnte tatsächlich denken er spricht von Lorenza Pellegrini
Denn wie es scheint ist Belbo mit ihr liiert, jedoch ist sie noch gebunden.
Zurück blickend auf den letzten Abschnitt in Kapitel 35 kann es nur so sein.
(Freie Interpretation meinerseits)
Schlussendlich weiss ich nun weder was der Herr Doktor Wagner in dieser Geschichte zu suchen hat, noch wird er eine Rolle spielen in den weiteren Geschehnissen, oder hat sich Herr Eco hier einen Scherz erlaubt, um den Leser aus dem Konzept zu bringen.
Aber auch die erwähnten Frauen lassen mich ratlos zurück.
Ich hoffe auf eure Hilfe @Marie, @Nungesser, @taliesin