Deutschsprachige Autoren mit schönem Ausdruck und Schreibstil

Siegfried Lenz!
Einerseits schreibt er eine einfache, klare Sprache, andererseits hat er Geschichten zu erzählen. Ich würde mit seinen Erzählungen beginnen ehe ich mich mit seinen Wälzern wie "Deutschstunde" oder "Das Vorbild" beschäftige.

Zitat von Nadldie

Welche deutschsprachigen Autoren haben Euch durch ihren schönen Stil bzw. geschliffenen Ausdruck besonders beeindruckt?

Ich habe es mehr mit englischer als mit deutscher Literatur, aber Thomas Mann, bzw. seine Buddenbrooks sind mir stilistisch sehr angenehm aufgefallen.

Gottfried Benn ist ja nun eher Lyriker als Prosa-Schriftsteller, aber wenn es um "deutsche Sprache und ihre möglichst eindrucksvolle Verwendung" geht, ist er meine Nummer 1.
"Gehirne" ist inhaltlich...seltsam, aber aus sprachlicher Sicht finde ich es sehr lesenswert.

Ach, und um den zweiten Teil deiner Frage zu beantworten:

In einem Buch, das ich gerade lese, wurde aus Benns Gedicht Fragmente zitiert - ein paar Zeilen, die ich immer sehr eindrucksvoll fand:
"Ausdruckskrisen und Anfälle der Erotik:
das ist der Mensch von heute,
das Innere ein Vakuum"

Mutter ist mein Lieblingsgedicht von ihm.

Ich mag Robert Musils Sprache, wenn ich am Mann ohne Eigenschaften auch bisher gescheitert bin.

Ganz andere Baustelle: Wolfgang Borchert. Die scheinbare, sehr sorgsam ausformulierte Schlichtheit seiner Sprache bewegt mich jedes Mal.

Wir brauchen die, die ja und nein sagen: laut und deutlich und dreifach und ohne Konjunktion.

Juli Zeh macht immer von allem ein bisschen zu viel, aber gerade deswegen finde ich sie irgendwie faszinierend.

Mir fällt da direkt Herta Müller ein, die mich mit ihrem wohl bekanntesten Buch "Atemschaukel" sprachlich als auch inhaltlich sehr berührt hat. Sie ist wahrlich eine Wortakrobatin. Sie spielt mit den Wörtern, kreiert neue, wandelt sie und setzt sie neu ein. Es ist faszinierend und beeindruckend.
Das Buch erzählt die Geschichte eines Mannes in einem Arbeitslager. Herta Müller konnte in diesem Werk die Erfahrungen ihrer Mutter, die fünf Jahre in einem Arbeitslager verbringen musste, verarbeiten. Dadurch war auch ihre Erziehung geprägt. Mit der Hilfe des Freundes Oskar Pastior, der ebenfalls ein Deportierter war, konnte sie das Erlebte ganz nah heranholen. Diese Zusammenarbeit verdankt es wohl auch, dass dieses Werk so authentisch und auch sprachlich exzellent ausgearbeitet ist.

Der Satz "1 Schaufelhub = 1 Gramm Brot." begegnet einem in der "Atemschaukel" immer wieder. Wenn man sich wirklich vor Augen führt, was das bedeutet ... ich musste das Buch jedenfalls des Öfteren beiseite legen. Man kann es nicht schnell lesen, sonder muss auch mal über die Worte nachdenken. Sätze ein paar mal lesen. Ebenso Absätze. Damit sie wirken können. Ganz zu schweigen davon, dass einen die Geschichte inhaltlich sehr berührt und bedrückt.

Zitat von Herta Müller

„Ich muss dem Hunger heute noch zeigen, dass ich ihm entkommen bin. Ich esse buchstäblich das Leben selbst, seit ich nicht mehr hungern muss. Ich bin eingesperrt in den Geschmack des Essens, wenn ich esse. Ich esse seit meiner Heimkehr aus dem Lager, seit sechzig Jahren, gegen das Verhungern.“

Da kann ich dir meine Lieblingsautorin Lilly Lindner empfehlen. Sie hat 3 Romane, 2 Biografien und 1 Jugendbuch geschrieben, und ihre Sprache und ihre Formulierungen sind einmalig. Lies einfach mal bei "Blick ins Buch" bei Amazon in eines der Bücher rein, dann weißt du, ob das was für dich ist.

Ich bin auch ein großer Bewunderer Fitzgeralds.
Ich liebe aber auch Rilke und seine Sprache sehr. Insbesondere - wie auch bei Fitzgerald - finde ich die Erzählunen ganz wundervoll. Vielleicht ist er ebenfalls etwas für ich?

Nicht unbedingt mein Lieblingsschriftsteller, aber seine Formulierungen und Rhetorik machen diesen vielseitigen Aphoristiker und Nobelpreisträger (Die Blendung) auf jeden Fall erwähnenswert. Neben seiner vierbändigen Autobiographie und seinem Roman, kann ich im Hinblick auf sprachliche Virtuosität und Vielseitigkeit auch Elias Canettis "Charakterkatalog" empfehlen.

Zitat von Nungesser

Nicht unbedingt mein Lieblingsschriftsteller, aber seine Formulierungen und Rhetorik machen diesen vielseitigen Aphoristiker und Nobelpreisträger (Die Blendung) auf jeden Fall erwähnenswert.

Ich erinnere mich noch immer an mein Leseerlebnis mit "Die Blendung". Was für eine Tortur und gleichzeitig ein Buch das mich immer noch mit am meisten beeindruckt hatte.

Mir fiel noch Fontane ein. Ich mag seine Art zu erzählen und "Effi Briest" gehört für mich zu meinen persönlichen Lieblingen. Es war aber keine Liebe auf den ersten Blick Sondern eine Liebe auf den berühmten zweiten Blick, aber dafür sehr innig!

Zu meinen absoluten Lieblingen der Gegenwartsliteratur gehört auch Wolf Wondratschek. Inbesondere seine Lyrik-Bände finde ich ganz groß (natürlich nicht durchweg alles und jeder einzelne Satz, aber der Großteil spricht mich sehr an).

Ein sehr sprachbewusster Autor.

Auch dieser österreichische Autor schreibt Sätze von großer Schönheit!

Ein mit Sprache spielender Autor. In vielen seiner Erzählungen und Mini-Geschichten scheint mir Reinhard Lettau absurd-entlarvende Beobachtungen in so wenigen, wohl gesetzten Worten wie möglich ausdrücken zu wollen. In diesem Band ist sein erzählerisches Gesamtwerk versammelt.