Klappentext:
Gloucestershire zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Die junge Isabel de Rolland hat schon manchen Schicksalsschlag erlitten. Seit dem Tod ihrer Eltern lebt sich bei ihrem Onkel Godfrey in dessen beängstigend großem Herrenhaus de Rolland Park. Obwohl die Familie Isabel stets spüren lässt, dass sie nur geduldet ist, möchte Isabel in de Rolland Park bleiben, denn sie hat kein anderes Zuhause. Doch dann will Godfrey die ungeliebte Nichte mit einem Mann in Australien verheiraten, den sie noch nie gesehen hat. Und so begibt sich Isabel auf eine gefährliche Reise.
Als sie nach einer abenteuerlichen Fahrt auf einem Gefangenenschiff am Ende der Welt ankommt, ist sie zutiefst schockiert. Ihr zukünftiger Ehemann, der 23-jährige Marmaduke Gamble, liebt das lockere Leben und lehnt Gefühle und Bindungen ab. Kurz bevor Isabel zu verzweifeln droht, beginnt sich Marmaduke jedoch zu öffnen und entpuppt sich letztlich als sensibler junger Mann. In Isabel keimt eine große Hoffnung auf. Doch dann brauen sich erneut dunkle Wolken am Horizont zusammen…
Bewertung:
Die Autorin erzählt in einer kurzweiligen und flüssigen Schreibweise die Geschichte zweier Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch so vieles gemeinsam haben. Beide, Marmaduke und Isabel, lieben das Theater und die Literatur und können mit den Konventionen und dem Standesdünkel ihrer Zeit nur wenig anfangen. Außerdem leiden sie als Kinder, wenn auch auf ganz unterschiedliche Weise, unter den Machenschaften ihrer Familien, die aus Geldgier, Machtbesessenheit und Rachegelüsten zu allem im Stande sind. Geprägt von diesen Erlebnissen steht für das Brautpaar wider Willen fest, dass es die wahre Liebe nicht geben kann.
Auch wenn einiges vielleicht vorhersehbar erschien und zum Teil auch war, überrascht Nicholls doch immer wieder mit unerwarteten Enthüllungen. Dies gelingt ihr vor allem dadurch, dass sie abwechselnd aus der Sicht von Isabel, Marmaduke und Garnet (Marmadukes Vater) erzählt. So glaubt man im einen Moment, genau zu wissen, was in der Vergangenheit passiert ist, nach einem Perspektivwechsel ist man sich aber schon wieder nicht mehr so sicher. Auch die geheimnisvolle Vielschichtigkeit der drei Hauptpersonen trägt zum Spannungsaufbau bei, da sie ihre wahren Gefühle, Ängste und Pläne auch dem Leser nur sehr sparsam preisgeben.
Auf die Aborigines, die von den Engländern von ihren Ländereien vertrieben wurden, wird nur sehr oberflächlich eingegangen. Dies ist jedoch der Tatsache geschuldet, dass der Roman in erster Linie aus Sicht der Strafgefangenen und Auswanderer geschrieben ist und die Ureinwohner für diese zur damaligen Zeit tatsächlich nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben dürften.
Alle Protagonisten sind fiktive Personen, die jedoch mit bedeutenden Persönlichkeiten jener Zeit interagieren. Auf diese Weise schafft es Johanna Nicholls, dem Leser Ereignisse und Lebensumstände in der damaligen Britischen Strafkolonie New South Wales, dem heutigen Australien, näher zu bringen. Die historischen Tatsachen sind gut recherchiert und werden in einer Anmerkung am Ende des Buches nochmals genauer erklärt. So kann auch jemand, der sich mit der australischen Geschichte bisher nicht auseinander gesetzt hat, bei Interesse und Verständnisschwierigkeiten näheres nachlesen.
Einzig negativ war, dass manchmal geistige Sprünge gemacht wurden und man daher das Gefühl hatte, etwas Zeit verpasst zu haben. Der Eindruck kann aber auch dadurch entstanden sein, dass ich zum Teil spät abends noch gelesen habe, wenn die Konzentration doch schon etwas nachgelassen hat.
Fazit:
Ein gelungener Roman, der über Kindheitstraumata, Freundschaft und Familie erzählt und dabei einen guten Einblick in das Leben der damaligen Strafkolonie und den dortigen Klassenunterschieden gibt. Lediglich am Ende wird die Geschichte etwas abstrus.
Aber wer weiß, vielleicht gibt es zwischen Himmel und Erde tatsächlich mehr, als wir glauben ;)
Daher von mir 
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Verlag: Page & Turner
